Eine Bericht von
Stefan Thiele
Noch einmal
herzlichen Dank für die gute Organisation durch dich und deine „Helfer“.
„Das habt ihr/Du sehr sehr gut gemacht!
Ehrlich gesagt bin ich mit anderen Erwartungen an die Radfahrt gegangen,
als die, die ich gemacht habe.
Erschrocken war ich von der Straßenverhältnissen auf den ersten, ca. 70
Kilometern. So viele Plattfüße (nicht in den Radschuhen) habe ich nicht
erwartet.
Das Verlieren von einer meiner Radflaschen (von vier ‘n) und meiner CO2
Patronen kann ich gut verschmerzen! Ich habe einfach Glück gehabt!
Andere aus meiner Gruppe hatten da weniger Glück!
Den Empfang durch Sportbegeisterte im Ziel, aus meiner Sicht, den habe
ich mir auch anders vorgestellt.
Wenn Mann/Frau nicht auf den Tacho geguckt hätte, hätte man durchfahren
können. Das Ziel war auf einmal da!
Keine Musik, kein Sprecher, …….. Das habe ich anders erwartet, aber
vielleicht habe ich auch zu viel erwartet!
Trotz Allem hat es sehr viel Spaß gemacht!
Nach einer Nettofahrzeit von 9h 21min., bin ich mit meiner Leistung
zufrieden und glücklich die Fahrt ohne Sturz, nur mit einem Plattfuß,
beendet zu haben.
Ich ziehe meinen Hut vor jedem Sportler der sich der Herausforderung
stellt die knapp 295 Kilometer und 1900 Höhenmeter in „Angriff“ zu
nehmen.
Die „Führung“ durch die Motorradfahrer und die Beschilderung waren sehr
gut!
Die Helfer bei der Startunterlagenausgabe waren sehr nett!
Als Verbesserungsvorschläge möchte ich machen, um den Fahrraddiebstahl
einzugrenzen, sollte man eventuell bei dem Hotel mal fragen, ob nicht
ein Raum zur Verfügung gestellt werden könnte indem die Räder, unter
Bewachung, abgestellt werden können.
Bei dem Veranstalter würde ich anregen, so kenne ich es von
Marathonveranstaltungen, hinten auf den Startnummer Felder aufzudrucken,
wer soll im Notfall benachrichtigt werden, z.B. die Frau
(Telefonnummer), oder ob der Teilnehmer eventuell Medikament nimmt.
Im Falle eines Sturzes, bei Bewusstlosigkeit, finde ich solche Angeben
eine nützliche Sache.
Vielen Dank nochmal an Dich Günther und dein Team.
Viele Grüße
Stefan Thiele - 2017
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Eine Meinung von
Harry Weiss
Hallo Günther,
ich möchte mich nochmal ganz herzlich für
deinen Einsatz und deine perfekte Organisation bedanken.
Es war einfach super! Tolle Veranstaltung, aufregendes Erlebnis,
bleibende Eindrücke
und perfekt durchgeplant! Ich bin total begeistert, weiter so.
Einfach ein Riesen Spaß - das hat bleibenden Eindruck hinterlassen!
Ich schicke in Kürze auch ein paar wenige
Bilder die ich gemacht habe.
Hoffe es hatten alle eine gute und unbeschwerliche Rückfahrt.
VG Harry Weiss, Kürten -2017
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Mailand - Sanremo
2014 vom 08.06.14, geschrieben von Ulrich Zimmermann
Streckenführung: Mailand - Novi Ligure - Turchino Pass - Genua - Alasso
- SanRemo
Höhenmeter: 2000 hm - Technische Schwierigkeit: mittel
Am Pfingstsonntag stand die 44. Radfernfahrt Mailand - Sanremo auf
meinem Programm. Nach dem sehr guten Ergebnis vom Vorjahr in unter 9
Stunden für die fast 300 km lange Tour hatte ich mir überlegt, ob es
möglich sei, dies nochmal zu erreichen. Daher war ich statt mit dem
Scott Speedster mit dem Scott Plasma (etwas leichter und
aerodynamischer) gefahren.
Wegen der Feiertage ging es eine Stunde früher von Frankfurt mit dem Bus
los. Die Ankunft in Mailand erfolgte kurz nach 17:00 Uhr. Diesmal gab es
die Startunterlagen nicht direkt im Hotel, sondern in einem Altenheim
etwa 3 km entfernt. Da die Einzelausgabe der Startunterlagen zu lange
gedauert hätte, ging es dann doch für die ganze Gruppe zusammen über die
Bühne.
Da es sich bei der Veranstaltung nicht um ein Rennen, sondern um eine
Radtouristik mit Zeitmessung handelt, finde ich die Anforderungen, die
an die Teilnehmer dieses mal gestellt wurden, für stark überzogen.
Erforderlich waren:
1. ein sportärztliches Attest und Gesundheitserkärung
2. ein Haftungsausschluss mit einer Kopie der
Privathaftpflichtversicherung
3. eine Kopie des Personalausweises oder Reisepasses
4. eine ausgefüllte Tageslizenz mit fünf Unterschriften und
5. eine Bestätigung nicht gegen Dopingvorschriften verstoßen zu haben
und dies auch nicht zukünftig zu machen (in englischer Sprache)
Gestartet wurde am Sonntag erstmals in vier verschieden Startblöcken a
200 Teilnehmern. Weil es im Vorjahr wegen des großen Feldes zu schweren
Unfällen gekommen war, hatte man sich dazu entschieden. Die
Startblockvergabe erfolgte nach Eingang der Anmeldung. Unsere Gruppe war
im vierten Startblock dabei. Vorgesehen waren als Startzeiten: 7:00 Uhr,
7:10 Uhr, 7:20 Uhr und 7:30 Uhr. Die Startzeiten wurden nicht genau
eingehalten, so dass wir schon um 7:20 losfahren konnten. Wegen der
persönlichen Zeitmessung an Start und Ziel war das unbedeutend.
Von meinen acht bisherigen Teilnahmen war ich ein sehr hohes Tempo am
Anfang gewohnt. Bei Geschwindigkeit von weit über 40 km/h war es bisher
nicht immer einfach an der Gruppe dranzubleiben oder Löcher zuzufahren.
Diesmal war es anders, das Tempo schwankte anfangs zwischen 32 und 38
km/h. Das verleitete mich dazu, an der Spitze zu fahren. Nachdem ich
gemerkt hatte, dass dies zu keinem schnelleren Tempo führte, habe ich es
beendet.
Bisher war für das Spitzenfeld die Strecke durch Streckenposten und
Motorradmarshalls gesichert, diesmal musste trotz Motorradbegleitung vor
einer roten Ampel gehalten werden, wahrscheinlich weil die Absperrung
nur für den ersten Startblock aufrecht erhalten werden konnte.
Bis Kilometer 113 konnte ich problemlos mit den Schnellsten in meinem
Startblock mithalten. Dann merkte ich in der Kurve, dass der Luftdruck
im Hinterrades allmählich nachließ. Die Sonne schien den ganzen Tag und
ich war froh, ein schattiges und befestigtes Plätzchen gefunden zu
haben, um den Schlauch zu wechseln. Ein paar aus meiner Gruppe kamen
vorbeigefahren und fragten, ob ich Hilfe bräuchte, was ich verneinte.
Die Kontrolle des Reifens ergab keine fühlbare Ursache. Spätestens jetzt
war eine gute Zeit außer Reichweite, zumal ich vorher eine von vier
gefüllten Trinkflaschen wegen Straßenschäden verloren hatte und ein
zusätzlicher Stopp erforderlich wurde.
Danach ging es für mich alleine weiter. Den ersten von drei
Verpflegungspunkten ließ ich noch aus. Bald danach erreichte ich den
Turchino-Pass (mit 530 m der Höhepunkt der Tour bei etwa ½ Strecke). Der
Luftdruck auf dem Hinterreifen schien mir hier hinten etwas geringer als
vorne. Daher entschloss ich mich, die Abfahrten vorsichtig anzugehen.
Ab Genua ging es fast durchgehend am Mittelmeer entlang. Wegen des guten
Wetters und des Feiertags waren die Straßen in den Ortschaften starkt
von PKWs und Motorrädern frequentiert. Auch dadurch wurde das
Vorankommen verlangsamt.
Wegen des letzten Startblocks kamen leider keine Gruppen von hinten, so
dass ich den größten Teil der Strecke alleine fahren musste. Wegen der
hohen Temperaturen (26 – 34°) habe ich die letzten beiden
Verplegungsstellen zum Auffüllen der Trinkflaschen genutzt.
Nach etwa 270 km kam der vorletzte Anstieg (Cipressa: etwas über 200 hm
mit 4 – 7% Steigung). Trotz der Hitze kam ich hier noch gut klar. Vor
dem letzen Anstieg (Poggio 130 hm mit 4 – 6 % Steigung) war ich ziemlich
erschöpft und erwägte diesen Anstieg auszulassen. Dass ich noch ein Gel
bei mir hatte, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Mit letzter
Kraft erreichte ich den „Pass“ danach ging es nur noch bergab zum Ziel
in Sanremo. Die beiden letzten Anstiege hätte ich auch auslassen können,
da im Gegensatz zu den Vorjahren dort keine Zwischenzeiten gemessen
wurden. ;)
Die Gruppe Kulessa stellte auch diesmal die größte Mannschaft, was mit
einem Pokal sowie sechs Flaschen Olivenöl und drei Laufradsätzen
honoriert wurde. Die Sachpreise wurde später auf der Rückfahrt im Bus
verlost. Ich hatte das Glück, einen der Laufradsätze zu gewinnen. Da
nach acht Jahren die Hinterradfelge durchgebremst war, erfreute mich
dieses Los sehr.
Fazit: Bei den äußeren Bedingungen (hohe Temperatur und viel Verkehr)
und einer Panne ist auch mit dem schnellen Rad nicht mehr möglich.
Nächstes Jahr findet die Radfernfahrt wahrscheinlich Ende April statt,
da ein Start zwischen Anfang Mai und Ende Oktober wegen der Expo in
Mailand nicht genehmigt wird. Dann darf wieder das Rennrad ran. Eine
Zeit von unter 10,00 Stunden sollte dann möglich sein
Über eine Teilnahme weiterer Mitfahrer im nächsten Jahr würde ich mich
freuen. Günther will die Organisation auch im nächsten Jahr wieder
übernehmen. Vielen Dank dafür.
300,85 km, 10:03 Std. (Nettofahrzeit), 57 km/h max.
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Ein Bericht von Robert Hermanowski - 2014
Mal gleich am Anfang: eigentlich bin ich
nur wegen Günther Kulessa mitgefahren. Die Empfehlung kam von Koni,
Frankfurter Urgestein der Radmarathoninfizierten. Und der sagte zur mir:
"Klasse organisiert von Günther, klasse Stimmung, das musst Du machen".
Also hab ich es gemacht und kann sagen: er hat Recht gehabt. Vielen Dank
an Günther!
Nun kann ich mal eine eher seltene
Beschreibung abgeben, was denn hinten im Feld so passiert, denn ich
gehöre eher zur langsamen Truppe. Allein meinem Rad ist schon anzusehen,
dass Rekorde nicht mein Ding sind: ein 10 Jahre altes Alurad, ein
drittes Ritzel vorne (jaja, ein Rettungsring. Aber ich habe es noch nie
den Berg hochschieben müssen und bin schon an einigen Fußgängern mit
Carbonrad vorbeigefahren), ein Triathlonlenker für aufrechtere Haltung,
ein Gelsattel. Also 7.30, es geht los. Noch schnell ein Cappuccino am
Start, damit ich auf Touren komme. Wusch, schon ist das Feld weg, aber
das ist ja nichts Neues für mich, gleich von 0 auf 40 km/h, dafür reicht
ein Kaffee allein nicht. Also mein Tempo fahren, vielleicht finde ich ja
Gleichgesinnte. Fand ich aber nicht. Die eine Truppe war sogar mir zu
langsam, so dass ich daran zweifele, ob die noch im Hellen angekommen
ist, denn die Erfahrung zeigt: nach mir wird es eng. Die andere Truppe
fuhr zwar in meinem Tempo, aber war es wohl nicht gewohnt, in Formation
zu fahren, so dass sturzbedingt immer wieder leichte Carbonräder durch
die Luft flogen, war mir zu gefährlich. Da kein großer Gegenwind war bin
ich dann doch die meiste Zeit alleine gefahren, immer im selben "Tempo",
wie ein Duracellhäschen. Nach ca. 200 km mit über 30 Grad wurde klar,
dass meine Taktik richtig war, denn einige Schnellstarter mussten sich
der Hitze ergeben: ein extrem teures Pinarello mit einem kotzenden
Fahrer ist kein würdiger Anblick. Tja, wir da hinten sind langsam, aber
das mit Würde. Die Fahrt am Meer bekommt fast Ausflugscharakter, blaues
Meer, Sonne, dicht bevölkerte Strände. Vereinzelt Plaudereien mit
Gleichgesinnten. Ein Italiener mit einem älteren Olmo, der vor 15 Jahren
schon mal mit diesem Rad dabei war. Ich frage ihn, ob er bei Frauen auch
so beständig ist, was er bejaht: damals Freundin, jetzt Ehefrau. Tja,
wir da hinten sind eher die konstanten Typen. Kurz vor San Remo ein
Schild: noch 5 Kilometer. Da ich keinen Tacho habe, der mich nur
frustriert, denke ich: geschafft? Denkste! Ein freundlicher
Streckenposten schreckt auf wie er mich sieht, ist wohl schon länger
keiner mehr vorbeigefahren, und lenkt mich in die Berge. Nun gut denke
ich mir, werden sich dabei was gedacht haben. Hab ja meinen Rettungsring
dabei, mit dem ich den Berg hochzockele. Und sieh da, ich überhole noch
zwei Fahrer, von denen ich später im Hotel erfahre, dass die sich gar
nicht kannten. Der vordere Fahrer hat viel Erfahrung und seinen
Mitfahrer seit 100 km geschleppt, sonst hätte der längst aufgegeben, er
sah wirklich nicht mehr ganz taufrisch aus. Tja, bei uns da hinten gibt
es noch so was wie Solidarität, wo findet man das sonst. Es stellte sich
heraus, dass dieser Berg keine Abkürzung sondern eine Schikane war, aber
ist ok, bin ja nicht zum Spaß hier. Endlich geht es bergab, Richtung San
Remo, und dann die freudige Überraschung: die Zeitmatte liegt noch da,
ich bin in der Wertung. Rekorde müssen es ja nicht sein, aber ganz ohne
Ehrgeiz bin ich natürlich auch nicht. 300 km, 12:54, ich bin glücklich,
denn eigentlich war mein Ziel nur, im Hellen anzukommen. Nun ist es noch
taghell und ich bin in der Wertung, was will man mehr. Stefan spendiert
mir 1,5 Liter Wasser, Mannomann kann kaltes Wasser lecker sein, wenn man
den ganzen Nachmittag nur warme Cola getrunken hat.
Fazit: hat total Spaß gemacht, sehr zu
empfehlen!
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Mailand - San Remo 2014
Ein Bericht von Christoph Wiehenkamp
Erlebnisbericht......
Freitagabend.....20 Uhr ab ins Bett,
vorschlafen, klappte aber nicht richtig..... gegen Mitternacht dann
alles verpackt inkl. Frau und ab ging es in Richtung Frankfurt (HR
3).........3,30 Uhr vor Ort geschmeidig angekommen.....gute Stunde auf
Bus und Orgachef Günther gewartet.........fachmännisch wurden unsere
Radhardware und Koffer auf Bus und Hänger verteilt und los ging es gen
Süden......Mailand rief ja......unterwegs auf der Strecke diverse
Radsportverückte noch eingeladen und gegen 17 Uhr dann entspannt am
Hotel in Milano angekommen.....man darf sagen, dass wir hinten im Bus
eine lockere Gesprächsrunde hatten und alles sehr kurzweilig
war.....Expertengespräche halt.....plus meine Frau die gar keine Ahnung
vom Radsport und Touren hat, aber immer ne Meinung zum Thema.....dann
vor Ort noch das letzte Zettelchen gegen die Mafia unterschrieben und
schon waren wir bei sehr lauter Musik auf dem örtlichen Dorfplatz,
komplett angemeldet.....nen flottes Foto für den Veranstalter und ab
ging es ins Hotel......hier unser Zimmer bezogen und mal die eingebaute
Dusche ausprobiert...... danach zu einer leckeren reichhaltigen
Pastaparty mit anschließenden Absacker Bier im Garten und so gegen 10
Uhr ins Bett........endlich schlafen.......6 Uhr Wecken bei mir und ab
zum leckeren Frühstück......hier waren die meisten Kollegen schon durch
und so waren Anke und ich ziemlich alleine und konnten in Ruhe den
langen Tag beginnen.............
Start wie üblich in Gruppen.......kennt
man ja von den RTF`s ....gegen
7,30 Uhr unser Startschuss und ab ging es
bei mir mit einem 35er Schnitt gen Süden.....unterwegs dann der übliche
Sturz durch Unachtsamkeit eines Radsportlers, aber Glück gehabt und dran
vorbei gekommen........nach ca.135 km endlich eine Labestation.......war
genug für alle was dabei und weiter ging es......nach der Passhöhe dann
einen geniale Abfahrt gen Genua und weiter auf der Küstenstraße mit viel
Meerblick nach Sanremo......hier im Ziel gleich nen lecker Bier gestemmt
und gut war es.....Finisherphoto und hoch per Rad zum
Hotel......natürlich wie üblich verfahren und 2x den letzten Berg
erklommen, was soll es, so hatte ich am Ende 302 km auf dem Tacho
stehen.....hier dann die Badewanne voll laufen lassen und ein wenig
entspannt...... kleines Abendessen, es ging bei der Hitze nichts Festes
mehr in mich hinein, aber wieder in ner großen Runde ein leckeres Becks
als Tagesabschluß genossen.....plus vielen
Expertengesprächen....klasse....morgens dann flott Rad für den Transport
hergerichtet und das letzte Frühstück eingenommen....und ab ging es gen
Heimat...auch wieder hinten im Bus mit vielen Fachgesprächen, wobei die
zwei Mädels hinten ihre eigenen Fachgespräche führten, da muss man sich
dann raushalten.....gegen 5 Uhr Dienstagmorgen in das eigenen Bett
gefallen und den Dienstag als Urlaubstag auf der eigenen Holzterrasse
bei Weizenbier und Beine hochlegen genossen....
Fazit (mit Noten)
Wetter (5)...viel zu heiss für mich
Norddeutschen (+37°), darum mit Krämpfen ins Ziel und unterwegs für mich
untypisch zweimal Nasen bluten, nicht so schön, könnte ja Flecken auf
dem Trikot geben.....
Verpflegung unterwegs (4)......zu wenig
Verpflegungsstationen auf dem ersten Streckenabschnitt, gerade bei dem
extremen Wetter....am Ende bin ich dann in einen Supermarkt und habe mir
ne eiskalte Cola rein gezogen.....herrlich..........
Streckenprofil
(3)......durchschnittlich.....die letzten zwei Anstiege in der Hitze,
die hatten noch mal was.....
Straßenbelage
(4-).....unterdurchschnittlich........
Verkehr (6).....für mich ne
Katastrophe......viel zu Laut und chaotisch....
Hotel Milano (3).....Essen (2), vor allen
Dingen die Pastaparty.....
Hotel Sanremo (1)....wir hatten die
Hochzeitsuite und man konnte das Meer sehen......Essen (3)......
Bus, Hänger und Fahrer
(1+).....Extraklasse.......
Orgachef Günter (1+)......Mensch hast du
dir viel Arbeit gemacht.....
Verlosung (1)....weil prima Preise.....
Ps:
Fahre gewiss noch mal runter an das
Mittelmeer zum Radfahren, aber nicht mehr diese Tour, da ist mein Haken
dran....ist so ein Motto von mir.......Dankeschön an alle die dies
lesen, war ein tolles Pfingstwochenende für Tupperanke und mich, man
sieht sich vielleicht ja mal wieder......................Fotos sind auch
Klasse......ein Teil kommt als Photocollage an die Wand bei mir zu
Hause.......
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Bericht eines „Kofferträgers“
Milano-Sanremo 2013 mit Günther Kulessa
Je öfter man mit Günther Kulessa den Rad-Klassiker Mailand-Sanremo
fährt, desto routinierter und entspannter agiert man - auch im Vorfeld,
z.B. beim Packen,Rad vorbereiten und so weiter.
Schon am Start-Parkplatz in Frankfurt
viele bekannte Gesichter und das eine oder andere noch nicht gesehene
Superneuschönneidischwerd-Rad. Endlich hat man seine „Herde“ wieder
gefunden und macht sich zusammen auf den Weg „ins große Tal“ und zu den
„zähen Bergen“.
Der gute Hirte Günther und sein treuer Begleiter Busfahrer Andy, unser
Italien-Spezialist haben die Unterwegs-Verpflegung, diverse Getränke und
Snacks, am Tag zuvor geladen und nach dem behutsamen Fixieren der Räder
im Spezial-Busanhänger ging es sofort los.
Erstaunlich, wie genau der Zeitplan erstellt und fast auf die Minute
eingehalten wurde – auch noch nach 1800 km.
Klasse Management...sollten sich beim Airport Berlin anwerben lassen!
Die Fahrt war lang, dunkel und dösig...um ca.17:00 Uhr war man, wie
geplant angekommen.
In Milano – dem Hotel, vor dessen Pforten der Start der Tour statt
finden wird. Bequemer geht es definitiv nicht!
Unverschwitzt und mit perfektem Outfit tritt man aus dem Hotel und geht
direkt in den Startblock gegenüber. Höchstens muss mal die Feuertreppe
zu Fuß genommen werden, da der Aufzug um die Startzeit meist blockiert
ist.
Als außenstehender Begleiter und Nichtfahrer, konnte ich dann die
Insider-Tricks beobachten;
man stellt sich gegenüber der Startmenge auf und reiht sich n a c h dem
Startschuss gemütlich und lässig, von der Seite kommend vorne ein. Kann
man auch noch auf vielen, weiteren Metern der Startgeraden praktizieren.
Wer's braucht!
In Deutschland ginge eine solche „Lässigkeit“ ganz und gar nicht...
man würde beschimpft, gelyncht oder schlimmer!
Hier nimmt niemand Anstoß – im Gegenteil;
es wird gegrüßt, Platz gemacht und viel „Forza“ gewünscht...
Forza bedeutet so viel wie Kraft/Stärke und hat Nichts mit irgendwelchen
Winden zu tun.
Überhaupt kann man sagen, dass das Fahrverhalten der hiesigen Autofahrer
die gleiche Toleranz und Radbegeisterung Italiens wiederspiegelt.
Nach dem Motto:“ Der Deutsche fährt, wo es erlaubt und der Italiener, wo
Platz ist!“
In Deutschland wird ein Radfahrer auch gerne mal maßregelnd vom Rad
geholt oder vorsorglich in den Graben gedrängt; auf keinen Fall wird man
wegen dem radelnden Hindernisdepp über eine durchgezogene Linie fahren!
In Italien, wenigstens zwischen Milano und Sanremo, nehmen auch die
Polizisten, sofern es irgend geht, positiven Anteil an dem dynamischen,
schnellen Jedermann-Event und versuchen die Radler sicher über rote
Kreuzungen zu leiten. Begleit-Vespas des Hauptfeldes drängen den
Gegenverkehr von der Ideallinie und machen den Weg frei!
Grandioso!!!
Ebenso an den Verpflegungsstellen freundliche, begeisterte Helfer und
Helferinnen...
also wieder das Italien-Wohlfühlprogramm gebucht, wenn da nicht...
300 km und 1 größerer und 5 kleinere Anstiege vor einem liegen würden.
Das Wetter und der Wind spielten diesmal ziemlich gut mit und die
Meisten kommen mehr oder weniger trocken, auf jeden Fall wohlbehalten
ins Ziel - Arrivo!
Ich stand im Zielbereich und versuchte von
möglichst allen Teilnehmern Fotos zu machen;
Scusi!
Es ist mir nicht gelungen und hat mehrere schlechte Gründe:
- die neue teure Technik (noch) nicht im Griff
- die Kulessa-Fahrer konnten nur erkannt werden, wenn sie im Team-Outfit
fuhren
(an dieser Stelle möchte ich bemerken, dass Mannschafts-Trikots in einer
Gruppenaufstellung sehr beeindruckend, professionell und psychologisch
gefährlich wirkten.)
- die Sonne ließ nach und ich gab ab ca 17:00 Uhr das Fotografieren im
Platzregen auf. Meine Haut schien im Gegensatz zu der Haut der Radfahrer
nicht wasserdicht zu sein! Im Ziel herrschte babylonisches Sprachgewirr;
emotionales Italienisch begleitet von hochtheatralischer Gestik(ein
Augen-und Ohrenschmaus), Niederländisch, Norwegisch, englisch,
schottisch,schweizerisch, hessisch, schwäbisch, bayrisch und fränkisch!
Rechts hinter den Zielmatten, im Sporteventhaus Palafiori Corso
Garibaldi, bekam man Pasta, Dolce, Cappuchino, Vino, Aqua und Zuspruch.
Hier fanden auch ab ca. 18:00 Uhr die Siegerehrungen statt. Das Team um
Günter Kulessa erhielt den 1.Platz der Teamwertung und neben einem
wunderschönen Pokal und Blumenbukett gab es dafür jeweils drei Reifen,
Luftpumpen und Helme...Klasse!
Diese Preise wurden auf der Rückfahrt von Capitano Günther uneigennützig
unter den Teilnehmern verlost.
Auf einem idyllischen Rastplatz entdeckte er das ideale Plätzchen um die
Tombola abzuhalten; mit hübsch gestalteter Blümchenschale, sehr lauschig
gelegen an einer netten Tanke.
Glücksfee Elisabeth zog die Startnummern der glücklichen Gewinner.
Erwähnenswert ist, dass Elisabeth quasi zur Grundausstattung dieser Tour
gehört. Sie hatte(u.a.) die 25te oder mehr Milano-Sanremo-Tour
erfolgreich hinter sich gebracht hat; und zwar mit einem gefühlt
„antiken“ Rad, mit Satteltasche und Maskottchen.
Eine sehr sympatische Anti-Ausstattung - angesichts geballter
Spitzentechnik. Absolut subjektiv gemeint und nicht repräsentativ für
meine Renn-Begleitung Konrad Hötschl. Günther zauberte zum Anstoßen noch
ein Sektchen aus dem Bus und die Gemeinschaft stieß glücklich auf die
unfallfreie, erfolgreiche Teilnahme an.
Salute!
In eigener Sache eine kleine Berichtigung...es erschien mir wichtig den
gleichen Busplatz wie auf der Hinfahrt zu bekommen...ich stelle fest, es
wäre nicht wichtig gewesen.
Dazu gelernt.
Vielen herzlichen Dank an Günther, dass er mit soviel Herzblut in der
Freizeit einen so tollen Job macht und dieses Rad-Event liebevoll und
professionell organisiert.
Herzliche Grüße an den souveränen und sicheren Busfahrer Andreas und
seine Frau Kathlen und an alle Team-Kollegen und Kolleginnen.
Über einen radfreien Tag in Sanremo oder 30 km weiter in Monaco könnte
man mal nachdenken.
Bis zum nächsten Jahr...gleicher Ort – andere Zeit.
Ute Pfeffer
(wer Schreibfehler findet darf sie behalten)
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Mailand
- San Remo 2013
Ein Bericht von Uwe
Trick
Dann will ich auch mal berichten. Nach
2011 noch mal ein Start bei dem Italienischen Klassiker. Da es aber sehr
viele Wiederholungstäter gibt, ist das nichts Besonderes. Als
Einzelfahrer das alles organisieren wäre wohl mehr als aufwendig, mit
Günther geht es super entspannt.
Samstag Anreise in Mailand. Hotel ohne
Flair, aber 4 *** und direkt am Start. Könnt fast nicht besser sein.
Feuertreppe ist auch gleich da, somit braucht man sich am Morgen nicht
am Aufzug anstellen. Alles gut zu wissen und wichtig.
Meine Voraussetzungen waren nicht so gut:
Vorbereitung eher schwach, weniger km als vor 2 Jahren und nur einmal
mehr als 100 km gefahren. Mein Ziel, schneller zu sein wird schwierig
mit knapp so 2000 km Vorbereitung. Aber manchmal kommt es anders als man
denkt. Ich kenne die Strecke und bekomme meinen Plan ziemlich perfekt
umgesetzt.
1. Früh an den Start. Um 06.10 stand ich
so in der 3. Reihe vorne, umgeben von Italienern und Holländern mit
Material, dass man neidisch werden könnte. Mit stärker konturierten
Waden und weniger Gewicht. Egal. Ich steh halt auch da. Als es los geht,
bin ich gleich ziemlich weiter hinten, da sich einige von der Seite rein
drängen. Aber am 1. Kreisel, der komplett zu umfahren ist, kürzt vor mir
ein Italiener innen ab. Also dem nach und schon wieder vorne dabei…
2. Vorgabe: Mitschwimmen, dabei bleiben.
Nicht jede Spitze voll mitgehen. Langsam Plätze verlieren ist ok. Aber
das Plätze verlieren geht schneller als einem lieb ist und trotz vollem
Einsatz rutsche ich immer weiter nach hinten, einfach weil ich die
Spitzen beim Antreten gar nicht voll mitgehen kann. Da fehlt einfach
Power. Man merkt, dass viele Rennen fahren. Die fahren durch Lücken, die
für mich nicht da sind. Wieder andere sind dabei, die können keine Spur
halten, was bei so einem riesen Feld immer wieder zu Geschrei - Bremsen
- dann wieder Antreten führt. Bei jedem Kreisel oder Hindernis aufs
Neue.
Irgendwann bin ich doch recht weit hinten,
komme aber durch glückliche Fügungen immer wieder vor. Einmal dient auch
ein Gehweg dazu. Das Feld steht fast und ich rase einem auf dem Gehweg
hinterher ums Eck und bin plötzlich wieder gut platziert. Prima.
Manchmal leuchtet unterwegs ein rotes oder
schwarzes Kulessa Trikot aus vergangenen Tagen, man klopft sich auf die
Schultern, freut sich und hat wieder zusätzliche Motivation. Die ist
nötig, denn außer high-speed hat der erste Teil bis zum Turchino
wirklich fast nichts zu bieten. Es gibt noch die ständigen Gefahr, sich
auf dem Asphalt lang zu machen. Leider gab es auch mehrere Stellen, wo
einzelne rum lagen. Also höchste Konzentration und wie sagt Günther
immer: Lieber mal einen Tritt auslassen. Ansonsten wirkt alles, Straßen,
Ortschaften und Landschaft, irgendwie heruntergekommen. Nichts, warum
man hier sein müsste. Erst als es den Turchino hoch geht, wird die
Landschaft schöner. Am Fuß des Turchino war ich bei 38,9 km/h im
Schnitt. Trotz vielem Bremsen unterwegs. Der Hammer.
3. Vorgabe. Anhalten an der Verpflegung
und langsam den Turchino. Schnell Getränke auffüllen, eine Hand voll
Trockenfrüchte ins Trikot, Waffel in die Hand und weiter. Standzeit an
den 3 Laben zusammen ca. 5 Minuten. Den Turchino „gemütlich“ hochfahren.
Erholen. Lieber von allen überholen lassen. So bin ich ihn auch (fast)
gefahren. Irgendwann dann noch mit einer Gruppe mit. Oben rüber, 2 Autos
und Radler überholt und dann die Straße alleine gehabt. Der Traum. Guter
Belag, Kurve auf Kurve. Herrlich. Unten das Meer. Jetzt geht es richtig
los und Jetzt wird es auch richtig schön.
4. Immer fahren, zur Not allein, mein
bestmögliches Tempo, ohne zu überdrehen. Auch zu Beginn gibt es 2 schöne
Hügel, die das Profil nicht ausweist. Schnell, nicht am Anschlag fahren.
Irgendwie habe ich trotzdem immer Gruppen gehabt, wenn auch mit
wechselnder Besetzung. Es macht Spaß, an der Küste entlang zu ballern.
Links Autos, rechts Autos, in der Mitte durch. An vielen Kreuzungen
stehen Polizisten, wo keine stehen, fahren wir trotzdem. Ich kann mich
nicht erinnern, auf der ganzen Küstenstraße an einer roten Ampel
angehalten zu haben. Bei größeren Gruppen ist es entspannend, weit vorne
zu fahren, um Überblick zu haben und besser reagieren zu können. Wer
hinten fährt muss bremsen und mehr investieren. Immer hoch konzentriert
und bremsbereit. Auch hier mal einen Radfahrer auf dem Asphalt bzw.
schon auf einer Bahre liegen sehen. Man hält einen Tritt inne, aber
trotzdem rast alles weiter.
Es kommen die kleinen Capos: Mele, Cervo
und Berta. Ich brauche was zu trinken, muss bei der Capo Cervo an der
Verpflegung anhalten. Mist. Alles fährt weiter. Auch wenn es richtig
schnell geht, ist die Gruppe weg. Keine Chance. Aber ich sammle wieder
andere auf, von hinten kommen welche, es ist immer bald wieder ein
Grüppchen zusammen.
5. Cipressa + Poggio: Raushauen, was noch
geht. Zu meiner Überraschung geht es mir richtig gut. Die Steigungen
sind angenehm fahrbar. Obwohl es mir schnell vorkommt, wie ich da rauf
fahre, überholen mich erst mal zwei andere (Seufz). Aber dann kommt von
hinten nichts mehr. Es ist richtig schön hier und obwohl ich mit
Volldampf unterwegs bin, kann ich immer wieder auch einen kurzen Blick
hinunter aufs Meer geniesen. Die Abfahrten sind der Traum. Alles gute
saubere Straßen mit vielen Kurven. Unten stehen jeweils mehrere
Polizisten. Mit fast 50 km/h sause ich zurück auf die Küstenstraße und
weiter geht’s.
Nach knapp über 9 Std. im Ziel. Ein
Schnitt von sagenhaften 32,65 km/h. Das ist sonst jenseits aller
Realität, und das nach 300 km. Hat Spaß gemacht. Bereits im Ziel denke
ich über 2014 nach.
Uwe Trick
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Mailand
- San Remo 2013
Ein Bericht von Carl
Ertl
Der RTF von Mailand nach
San Remo ging für mich schon etwas früher los …
… in meiner Kindheit, im
östlichen Teil der Republik, gab es damals einen Film – „Schussfahrt
nach San Remo“. Allerdings führte damals das Rennen von Paris nach San
Remo. Ich glaube alle Kinder und Jugendlichen haben damals diesen
Streifen gesehen. Und vor lachen quer in den Bänken gelegen. In diesem
Zusammenhang tauchte der Name – San Remo das erste Mal in meinen Leben
auf.
Viele Jahre später habe
ich bei einer Benefiz Radtour einen älteren Mitradler getroffen, der an
der RTF Mailand - San Remo teilgenommen hatte und diese Veranstaltung
als sehr gut beschrieb. Da merkte ich, dass ich auch einmal in diesem
San Remo stehen will!
Das kleine Feuer wurde
„zwischendurch“ u.a. durch Eric Zabel am lodern gehalten, der dieses
traditionsreiche Rennen gewann.
Und auf dem Asphalt, auf
den (Schweiß-)Spuren der ‚Großen’ einmal einen Klassiker zu fahren, wäre
schon eine tolle Sache.
Da ich eher ein
Rad-Neuling bin, ursprünglich komme ich zwar auch aus dem Ausdauersport,
habe ich mir es ziemlich lange offen gehalten mitzufahren. 300 km ist
nicht mal nur, um die Ecke.
Die Vorbereitung war
(wie für viele andere auch) alles andere als optimal, die
Witterungsbedingungen waren in diesen Frühjahr eher suboptimal. Die
ersten Kilometer auf er der Rolle waren ok, bei den längeren Strecken
musste ich‚ raus, sonst hätte ich es in die ‚Birne’ bekommen.
Dennoch war ich mit der
Vorbereitung zufrieden, ich wollte endlich an die Startlinie!
Am 9. Juni 2013, 7 Uhr –
war es so weit! Es ging los! Und es sollte zum Schluss etwas sein Ende
finden, was ich Jahre vor mir „hergeschoben“ habe!
Und dann stand ich unter
den Gleichgesinnten – alle wollten nach San Remo. Einige wollten
gewinnen und ich wollte ankommen.
Aufgebunkert mit
Getränke und Proviant ging es los bei leichtem Nieselregen, aber alles
egal. Nach 50 Minuten hatte ich drei Verletzte passiert für die der RTF
zu Ende war, ein Schicksal, dass mich auf keinen Fall treffen sollte.
Aber an der Stelle wo
ich fuhr war alles sehr übersichtlich. Nach bereits 20 Kilometer wurde
ich „verheiratet“. Du bist mein Mann, du hast mein Tempo, ich fahre das
Ding mit dir zu Ende’, waren die Worte von Erich. Und nach 296 km haben
wir auch die Ziellinie gemeinsam überquert. Bei Sonnenschein empfing uns
San Remo, und ich am Ziel meiner Wünsche. Die Freude ging gegen ‚plus
unendlich’.
Die Quintessenz des RTF
war – ich wollte ankommen – bin ich. Ich habe wettertechnisch alles
erlebt was der Himmel parat hat, von Sonne bis Gewitter, natürlich alles
mit seinen Zwischenstufen. Immer wieder beeindruckend wo das Wasser
überall hinlaufen kann und wo es wieder herauskommt. Körperlich hat es
für die Strecke genau gereicht, ich war danach völlig erledigt - nach
Mailand wäre ich nicht noch einmal zurückgekommen. Und ich werde das
nicht noch einmal tun. Es bleibt ein großer Respekt gegenüber allen
Radfahrern, die das jährlich auf sich nehmen.
Das heißt nicht, dass
ich zum ‚extrem couching’ übergehe, aber ich will mal schauen was im
Leben eines fast 54-Jährigen noch geht.
Also Günther, noch
einmal DANKE für alles Erlebte! Es wird eine tiefe Rille auf meiner
internen Festplatte geben und auch bleiben … .
Ich wünsche dir alles
Gute!
Carl und Familie
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Ein Bericht von Urs aus der Schweiz
Hallo miteinander
Meine erste, über den TV-Live-Konsum hinausgehende Beschäftigung mit MSR
ist eine frostige: Vor ein paar Jahren beschliessen wir kurzfristig für
ein paar Tage nach Umbrien zu verreisen. Beim Packen der Kleider zappe
ich auf die Live-Übertragung MSR. Meine Radkleider umfassen die volle
Ausrüstung für warmes und kaltes Wetter, schliesslich ist’s bei uns an
Ostern saukalt. Die Profis aber, die am TV der Ligurischen Küste entlang
brausten, fahren in Sommerkleidung! Nix wie weg mit den fetten
Klamotten, unser Ferienziel liegt südlicher ...
Die Autofahrt durch die Po-Ebene lässt den Kleider-Entscheid bald
erfrieren: Dem schlechten Wetter zuhause durch den Gotthard entronnen
und Milano im Sonnenschein, dennoch: Die Aussentemperaturanzeige sinkt
und sinkt – zuletzt ist auf den Hügelchen rund um Florenz Schnee zu
sehen. Dass die Ausfahrten in Umbrien kalt und kurz waren, muss hier
nicht weiter erläutert werden...
März 2012. Das simple Leeren der Mailbox offenbart eine Überraschung:
Ein Frankfurter Freund schreibt, dass er sich für MSR2012 angemeldet
habe. Meine Überraschung ist so gross, dass ich mich erst nach meiner
Anmeldung erkundige, weshalb er das vorhabe. Aber eigentlich logisch:
Zahlreiche gemeinsame Touren offenbaren ihn als drückenden Flachfahrer,
während dem ich Hügel, Berge und Alpen bei weitem vorziehe. Nichts
Schlimmeres als flach fahren, v. a. soooviel flach. Dennoch, der Reiz
des Weltcupklassiker obsiegt.
Ein Hinweis zu Günthers super Reiseservice zementiert den
Teilnahmeentscheid. Die hochgezogenen Wimpern des Arztes beim
Kontrollbesuch können nichts aufhalten. Ab nach Milano. Die üblichen
Frühlingstrainingsfahrten werden sofort flacher und länger. Ich versuche
neben Arbeit und Familie einmal pro Woche eine 100er-Runde einzubauen –
bis zuletzt gelingt das 9 Mal. Temperaturstürze halten mich nicht auf –
nur bei Regen bleibe ich daheim. Die letzte Testfahrt eine Woche davor
in den Schwarzwald über 200 Km verströmt Zuversicht. Mit etwas über 4’
Km in den Beinen sehe ich dem Rennen zuversichtlich entgegen. Ich bin
mir sicher durchzukommen, 10 Std. als Richtziel wäre toll, super
natürlich etwas darunter. So baue ich mir meine Ziele auf, weil ich
keinen Vergleichswert habe. Ultra-Marathons mit dem Bike kenne ich,
Mehrpässefahrten mit dem Rennrad ebenso – aber 300 und fast flach, ne
(wer tut sich das an).
Die Fahrt mit dem Car ist komfortabel. Das etwas in die Jahre gekommene
Kongresshotel wird von Radfahrenden umschwärmt wie ein Bienenstock.
Leider erweist sich das Abendessen gar nicht nach der von mir so
geliebten Italianità – lange Buffets, wenig Personal und matsche
Teigwaren. Angesichts der vielen Teilnehmenden etwas verständlich.
Sonntagmorgen: 4h aufstehen, Magen füllen, Restkleider versorgen, auf
dem Klo ‘Überflüssiges’ runterspülen, runter zum Car, Tasche verstauen
und einstehen. Kurz nach 7h geht’s los. Zum Glück hört der Regen bereits
im Wegfahren auf. Flott radelnd durch die flache Gegend – das hohe Tempo
und die teilweise unsicheren Fahrkünste anderer bedingen volle
Aufmerksamkeit. So stark, dass die Zeit im Flug verstreicht und Ovada
bald den ersten Verpflegungsposten offenbart, vor dem Turchino-Anstieg.
Ich habe mich längst entschieden, hier durchzufahren und erst bei Km 200
die Bidons zu füllen. Zu meinem Erstaunen halten die meisten an – so
dass aus der grossen Gruppe plötzlich nur wenige mit mir im Sattel
blieben. (Abends wird sich dann herausstellen, dass die erste
Grossgruppe hier durchfährt). Auf den Anstieg freue ich mich schon
lange, leider ist es aber kein richtiger, nur zur Passhöhe hin sind ein
paar Prozente messbar...
Runter Richtung Genua. Überraschend bläst an der Küste ein seitlich
eintreffender Rückenwind, der aber bald auf die erwartete (Gegen)Richtung
aus West dreht. Kopf runter und durch. Im gesenkten Haupt spielt sich
ein Theater ab, ein richtiges Dilemma. Gute Beine und drücken,
mehrheitlich alleine, oder leicht drosseln und mit anderen zusammen auch
vom Windschattenwechsel profitieren. Mit dem Theater purzeln Kilometer,
aber erst nach der letzten Verpflegung bei 250 ziehe ich alleine weiter,
schliesslich locken die letzten Hügel und der Gegenwind spielt dort kaum
eine Rolle. Der Poggio ist dann das Gefühlsfinale, immer noch gute
Beine, zahlreiche, im Schlangenstil fahrende müde Kollegen überholend
Richtung Ziel drückend. Die Ankunft in Sanremo mit den vielen
Zuschauenden und bestem Wetter bilden das Abschlussambiente. Nach einem
Bierchen telefoniere ich meiner Frau. Ich bin stolz, auch auf die Zeit
von etwas über 9h, die, meine Frau ahnt es, zuhause angekommen ziemlich
rasch die Basis bilden, im 2013 nochmals fahren zu müssen.
Selbstverständlich mit Günthers Service. Dir gehört wirklich ein dickes
Danke! Das Finale im Hotel in Sanremo belohnt die Strapazen: Voller
Genuss auf der Terrasse: Vino bianco und eine fette Zigarre – später
folgen mit allen zusammen ein feines Abendessen, montagmorgens dann das
Packen und ein letztes Fotoshooting.
Bis 2013! Urs
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Ein Bericht von Ingo Köster, Delmenhorst
Milano-San Remo 2011
Vorgeplänkel
Nachdem ich als Fußballinvalide
(Knorpelschaden im Knie) zunächst durch Radfahren im Fitnessbereich
wieder auf die Beine kam, hat sich seit der ersten Teilnahme an einem
Jedermann-Rennen im Jahre 2008 einiges geändert. Im zarten Alter von 43
Jahren entwickelte sich mit dem sportlichen Radfahren unter
Wettkampfbedingungen eine neue Leidenschaft. Dass meine Ehefrau (schon
immer sportlich) zunehmend ebenfalls Gefallen an solchen Aktivitäten
fand, macht die Sache nur noch schöner.
Vor ca. einem Jahr entwickelte sich bei
einem Glas Weizenbier (nicht alkoholfrei) die Idee, an einer etwas
außergewöhnlichen Radsportveranstaltung teilzunehmen. Durch die Roadbike
wurde ich auf Milano-San Remo aufmerksam. Ein Hobbyrennen mit der für
normal denkende Menschen unfassbar langen Distanz von 298
Längenkilometern. Die 2 Höhenkilometer fallen da ja kaum ins Gewicht
...(:-). Hier und da mal von mir erwähnt, fragte meine Frau, warum ich
denn so was machen müsste. Sie hatte natürlich recht. Ich dachte mir
aber, es gibt auch keinen Grund, es nicht zu tun. Durch eine Info in der
Roadbike stieß ich auf den Internetauftritt von Günther Kulessa. Dadurch
war die Anmeldung problemlos auch als Nicht-Italiener hinzubekommen. Die
Zwischeninformationen von Günther waren stets hilfreich und willkommene
Vorfreude auf mein Jahreshighlight.
Anreise/Vorbereitung
Über einen beabsichtigten Umweg (Sustenpass,
Gotthardpass, Lago Maggiore) reisten wir mit dem Wohnmobil an und fanden
in unmittelbarer Nähe des Startbereiches ein hervorragendes, ruhiges
Nachtlager. Bei der Ausgabe der Startunterlagen konnte man schon sehr
hochwertige Räder mit ihren dazugehörigen muskelstarken Fahrern
beobachten. Hier nehmen wohl keine "Bratwürste" teil, wie ein Bekannter
sagen würde. Respekt! Informationen von anderen Wohnmobilisten und
mehrfachen Milano-Sanremo Teilnehmern erhöhten meinen Respekt vor diesem
Rennen (offiziell als RTF mit Zeitnahme getarnt). Aber bange machen
zählt nicht, dachte ich mir. Nachdem es dann pünktlich zum Frühstück um
5:30 Uhr begann zu regnen, war mir schon etwas mulmig zumute. Das Ziel,
in ca. 10 Stunden nach Sanremo zu kommen, habe ich insofern korrigiert,
dass ich den Zielort unbeschadet erreichen wollte. So sahen es auch
andere Teilnehmer, die ich aufgrund der ausgehänten Namenslisten auf ca.
1.000 schätzte.
Das Rennen
Gefühlsmäßig in der Mitte einsortiert
ging es dann kurz nach 7:00 Uhr los. Trotz des Regens zog ich meine
Regenjacke aus, weil ich mir dachte, dass ich mir später keine Zeit
gönnen würde, diese bei besserem Wetter auszuziehen. Ausserdem empfand
ich den Regen nicht als kalt. Ja, jetzt konnte es wirklich losgehen.
Spannende Fragen konnten geklärt werden. Sind die Strassen wirklich so
schlecht? Verfahren sich aufgrund der schlechten Beschilderung
tatsächlich ganze Gruppen? Werden Autos in Kreiseln zum Anhalten
gezwungen? Werden rote Ampeln stets ignoriert? Werden nach 270 km
vermeintlich kleine Anstiege - wie die Cipressa oder der Poggia - zu
echten Bergen? Klappt es mit der Verpflegung? usw. Ich glaube, keiner
der Teilnehmer wäre an dem heutigen Tag unter Nicht-Wettkampfbedingungen
auf die Idee gekommen, Rennrad und dazu auch noch nach Möglichkeit
ziemlich schnell zu fahren. Insgesamt regnete es auf ca. 160 km.
Direktes Hintereinanderfahren war aufgrund des Wasserstrahls direkt ins
Gesicht unmöglich. Es mussten also geschickt Lücken gewählt werden.
Nicht immer einfach, besonders wenn dass Rennradvolk keine gerade Linie
fährt, Flaschen verliert, Löchern usw. ausweichen muss. Ich zog es vor,
von Beginn an ohne Brille zu fahren, da ich mit Brille bei meiner
letzten intensiven Regenfahrt nur noch sehr schlecht sehen konnte. Nach
ca. 23 km schien dieses Abenteuer bereits zu Ende zu sein. Ein
italienischer Radfahrer vor mir kam auf gerader Strecke in Schräglage
und stürzte. In dieser Sekunde wusste ich, dass ich keine Chance hatte,
hier ohne Sturz rauszukommen, hatte aber auch gleichzeitig das Gefühl,
dass es gut ausgeht. Ich hatte das Glück, genau mit meinem Körper auf
dem Körper des Gestürzten zu landen. Wir werden wohl ein paar Meter
gemeinsam gerutscht sein. Nachdem ich mich aufrichtete, dem anderen auf
Nachfrage wohl auch nichts fehlte, konnte die Regenfahrt weiter gehen.
Einige Fahrer aus dem Team des Gestürzten kamen zudem noch zurück. Puh.
Nach kurzer Zeit erreichte ich sogar die Gruppe wieder.
Nach diesem Schrecken ging es
gefühlsmäßig eigentlich ziemlich gemächlich weiter. Zwischenzeitliche
Blicke auf den Fahrradcomputer zeigten mir aber an, dass wir nicht ganz
langsam unterwegs waren (meistens zwischen 35 und 45 km/h). Bis zum
ersten Anstieg nach ca. 125 km ergab dies einen recht respektablen 37er
Schnitt. Sehr nett. Nicht so nett war, dass – wie beim Berichtschreiber
Bernhard Kraas – meine Blase unverhältnismäßig früh signalisierte, dass
sie sich nicht bis zur ersten Verpflegungsstelle, die bei ca. km 122
sein sollte, gedulden wollte. Das Feld nach diesem nicht eingeplanten
Stopp wieder zu erreichen hat einiges an Energie benötigt, hat mich aber
nicht erheblich geschwächt. Schließlich habe ich nicht nur Ausdauer,
sondern auch Fahrten im Spitzenbereich trainiert. Zudem kamen einige
Fahrzeuge nicht sehr zügig an der sehr großen Gruppe vorbei, so dass ich
mich teilweise auch in deren Windschatten kurzzeitig "ausruhen" konnte.
Es war also alles wieder gut. Zwischenzeitlich hörte es sogar mal auf zu
regnen. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt. Schon einige Zeit bevor
es in den Anstieg zum Passo del Turchino ging, begann das Feld etwas zu
trödeln. Da offensichtlich keiner mehr mein Tempo mitgehen wollte und
ich mich pudelwohl fühlte, entschloss ich mich, das Feld zu
verlassen..... Ich liebe Anstiege und so war es ein echter Genuss,
diesen leicht zu befahrenen Pass (maximal 6%) mit einigen Ups and Downs
zu erklimmen. Am Scheitelpunkt war es schon trocken und so konnte ich
bereits bei nahezu vollständig abgetrockneter Straße die tolle Abfahrt
zur ligurischen Küste genießen. Durch etwas zu langsam fahrende Autos
kamen jetzt wieder einige Abfahrer zusammen. Nachdem die Autos überholt
wurden, konnte die flotte Abfahrt weiter gehen. Zwei bessere Abfahrer
als ich es bin, zogen dann kurz vor Erreichen der Küste weg. So waren
wir an der Küste zunächst 3 später 6 Fahrer, die Führungsarbeit
gestaltete sich als einigermaßen gerecht. Hier und da ein kleiner
Anstieg (meistens nur 4-5%), mal etwas Gegenwind (als Norddeutscher kein
Problem), die Sonne lachte, die Weste konnte ich ausziehen; so konnte es
bleiben. Das von Bernhard Kraas beschriebene Szenario (rote Ampeln
werden ignoriert, Autos werden zum Halten gezwungen, Autos werden im
Mittelbereich der Strassen überholt) kann ich bestätigen. Allerdings
hatte ich mich aufgrund der Berichte von der Kulessa-Seite aus den
Vorjahren darauf eingestellt und außerdem wüsste ich nicht, wie man sich
anders verhalten sollte. Dies ist schließlich ein Rennen und kein
Ponyhof. Mir hat`s jedenfalls Spaß gemacht, sich halboffiziell wie ein
Verkehrsrowdy zu benehmen. Mit "meiner" Sechsergruppe fuhren wir dann
auf zwei weitere Gruppen auf. Das Tempo wurde wieder etwas angezogen.
Die zweite Verpflegungsstation, die ich zu spät gesehen habe, ließ ich
aus. Sehr sympathisch fand ich, dass vom Führungsmotorrad eine
Wasserflasche gereicht wurde, welche dann für die ersten 5-6 Fahrer/in
der Gruppe ausreichte. Eine Baustelle bei KM 225 zwang unsere Gruppe zu
einem Zwangsaufenthalt von ca. 2-3 Minuten. Die dritte
Verpflegungsstation bei KM 250 sorgte dann für eine erneute
Gruppentrennung, da einige weiter fuhren. Ich versorgte mich mit
Apfelschorle und Apfelsinenstücken. Da die anderen Pausenlinge noch
keine Anstalten zum Weiterfahrten machten, ging ich wieder alleine auf
die Reise; vielleicht konnte ich die Durchgefahrenen noch erreichen oder
würde selbst wieder eingesammelt werden. Ich fühlte mich jedenfalls noch
topfit und in ca. 20 km begann ja schon der Cipressa-Anstieg. Meine
Verpflegung bestand überwiegend aus selbstgebackenen
Haferflocken-Riegeln, einigen Kohlenhydratengels und einigen anderen
Reserveriegeln. Die Apfelsinen schienen mir wohl noch weitere Energie
verliehen zu haben. Jetzt lief es wie "geschnitten-Brot". Im
Cipressa-Anstieg war ich voll in meinem Element. Ich zog an mehreren
Fahrern in für mich erstaunlicher Geschwindigkeit vorbei. Als ein
überholter Fahrer sogar "Bravo" rief, musste ich unweigerlich an unseren
Joke von Mallorca denken. Für längere Ausfahrten haben meine Frau, ein
befreundeter Triathlet und ich unsere Räder mit einer etwas größeren
Satteltasche von Rose ausgestattet. Nicht sexy, aber ungemein praktisch.
Auf Fragen, was wir denn da alles drin hätten, antworteten wir stets:
"Unseren Elektromotor". Inzwischen glaubte ich, dass da heute
tatsächlich einer drin wäre. Ich sammelte bis kurz vor der Scheitelhöhe
alle Fahrer der vorherigen Gruppe ein und freute mich auf die Abfahrt.
Allerdings fing es jetzt wieder sehr heftig an zu regnen. Da es nur noch
ca. 25 km waren, zog ich mir keine Weste mehr an und fuhr so vorsichtig,
wie es unter diesen Bedingungen nur geht, herunter. Ich merkte sehr
schnell, dass es bei dieser Nässe kaum eine Bremsreserve gibt, falls man
sich bei der Dosierung der Geschwindigkeit vor den Serpentinen
verschätzt. Es lief anschließend wieder ein Gruppe zusammen, mit der ich
dann auch in den Haushügel von Sanremo, den Poggio, einbog. Da ich noch
genügend Kräfte in mir hatte, zog ich wiederum davon. Irgendwie schade,
dies sollte schon der letzte Anstieg sein? ... jetzt nur noch die
Wassermassen verdrängen und heile runterkommen. Dann ein paar Kilometer
durch den Ort – das war`s. Nach 8 Stunden und 51 Minuten offizieller
Zeit bin ich unversehrt angekommen.
Nach dem Rennen
Auch meine Frau ist von Milano nach
Sanremo gefahren. Wahrscheinlich war es für Sie anstrengender als für
mich. Mit dem Wohnmobil weilte Sie bereits auf dem zuvor ausgeguckten
Campingplatz 4 km vom Ziel entfernt. Aufgrund des Regens und Gewitters
mochte sie leider nicht in den Zielbereich kommen. Da mir inzwischen
ohne Bewegung etwas kalt wurde, zog ich es vor, zunächst beim
Campingplatz zu duschen. Nachdem sich Blitz, Donner und Regen verzogen
hatten, kehrten wir zurück und weilten noch einige Zeit im
Siegerehrungsbereich mit Pasta und Cola. Leider verpassten wir die
Siegerehrung. Gerne hätte ich noch Günther Kulessa persönlich kennen
gelernt. Bedauerlicherweise war er nicht mehr vor Ort und auch nicht in
der Nähe des Busses, bei dem ich noch mit zwei Kulessa-Teilnehmern
sprach. Insgesamt war es ein ganz tolles Ereignis mit gutem Ausgang.
Jetzt konnte weiter Urlaub gemacht werden. Wir blieben in Sanremo; es
ist ein sehr geeigneter Ausgangsort für herrliche Touren in die
Ligurischen Alpen und nach Frankreich sowie Monaco. Es gibt hier einen
Wohnmobilstellplatz für 10 € die Nacht (ohne Strom, Ver- und Entsorgung
ist möglich). Von hier aus beginnt auch die Area 24, ein fantastischer
Fahrradweg (absolut autofrei) auf einer ehemaliger Bahntrasse. Hiervon
sind bislang 21 km fertiggestellt (bis San Lorenzo). Die Blumenriviera
verdient nach meiner Meinung ihren Namen zu Recht.
Fazit
Die Erwartungen waren größtenteils
zutreffend. Die Strassen sind auf den ersten 120 km wirklich schlecht,
besonders wenn bei gutem Wetter viel schneller und enger gefahren wird,
sind Stürze und Pannen vorprogrammiert. Die Ausschilderung war ok. Uns
begleitete aber auch die allermeiste Zeit ein Motorrad, dessen Fahrer
wohl den Weg kannte. Verkehrsregeln werden in der Tat ständig gebrochen.
Wer damit ein Problem hat, sollte hier nicht mitfahren.
Ingo Köster,
Delmenhorst
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Ein Bericht von Jörg Doose
aus Hamburg
Seit Jahren bekommen ich die
Mails „Mailand – San Remo“. Irgendwann tauchte diese Veranstaltung auch
mal auf meiner „To-do-Liste“ auf. Ende 2010 war es soweit. Meine
Anmeldung bei Günther erfolgte. Zeit zum Trainieren sollte ja vorhanden
sein. Na ja, es kam dann doch etwas anders. Acht Wochen vor dem Start
sollte eine sechswöchige Zwangspause erfolgen. Plötzlich stellte sich
mir die Frage, ob ich den Bus unmittelbar nach der Veranstaltung
überhaupt in dem angegebenem Zeitfenster erreiche. Hätte ich bloß eine
Übernachtung in San Remo gebucht, tja, - hättste, hättste , hättste!
Die vielen Informationen, die Günther vorab verteilte waren sehr
hilfreich. Ich finde das sowieso klasse, was er da ehrenamtlich auf die
Beine stellt!
Nun hieß es erst einmal von Hamburg nach Mannheim fahren und einen Tag
später mit meinem Partner nach Mailand. Irgendwann kamen wir da ja auch
an holten schnell die Startunterlagen und planten gemeinsam, bei Regen
nicht das Rennen zu fahren. Es fing ja auch erst bei der
Startaufstellung an zu regnen, also sind wir los. Trotz des Regens und
der anfänglich schlechten Straße lief es ganz gut. In Genua schien sogar
die Sonne, ich hatte einen guten Schnitt und der Bus war mir sicher. Ich
fuhr von jetzt an den Rest der Strecke allein, bei den Ortsdurchfahrten
orientierte ich mich strickt an der Mittellinie, allerdings war nicht an
jeder roten Ampel freie Fahrt, was soll’s. Ich will den Bus kriegen!
Einen Platzregen mit Gewitter nutzte ich bei der letzten Verpflegung zu
einer längeren Pause, hätte vielleicht weiterfahren sollen, so schlimm
war’s auch wieder nicht. Den Bus habe ich locker bekommen, mit meiner
selbstgestoppten Fahrzeit war ich auch zufrieden.
Der Verein, der diese Veranstaltung organisiert hat wirklich gute Arbeit
geleistet und sich gut um die Teilnehmer gekümmert.
Für mich ist diese Veranstaltung abgehakt, es hat sich gelohnt, hier
teilgenommen zu haben und die Eindrücke mit nach Hause zu nehmen.
Einen besonderen Dank an Günther!
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Rennbericht
Milano-Sanremo 2011
von Stefan Schär
Vorhaben & Zielsetzung
Damit die im Frühjahr auf Mallorca abgespulten 1800 km und die
unzähligen schweisstreibenden Stunden im Kraftraum endlich mal zur
Anwendung kamen, wurde eine richtige Herausforderung gesucht. Im
Internet bin ich dann auf die Seite des www.ucsanremo.it gestossen,
welcher dieses Rennen Mailand-Sanremo organisiert. Nach etlichen
Recherchen und dem Durchlesen verschiedenster Erfahrungsberichten stand
fest, dieses Rennen ist ein Muss
für jeden Radsportler der das etwas andere "Rennen" sucht. Also habe ich
mich angemeldet. Glücklicherweise konnte ich meinen Kollegen Michel
Ritter auch dazu überzeugen, sich für dieses Erlebnis anzumelden. Als
Zielsetzung galt, Sanremo mit einem Gesamtdurchschnitt von 30km/h zu
erreichen, dies bei 295 km und einem Höhenunterschied von 1800 m. Um
dies zu erreichen, war es unser Ziel, bis mindestens zum Passo Turchino
in einem Fahrerfeld unter zu kommen, wo zwischen 35-40km/h gefahren
wird. Schnell stand fest, dass ein eigenes Begeleitauto nur von Vorteil
sein kann, sei es um Verpflegung entgegen zu nehmen oder auch aus
materialtechnischer Hinsicht bei Defekten. Bis kurz vor der Abreise
gestaltete sich jedoch die Suche nach einem Fahrer für das
Begleitfahrzeug sehr schwierig, da viele die Auffahrtstage bereits
anders geplant hatten. Ganz unverhofft gelang es jedoch Michel Ritter,
seine langjährige Kollegin Barbara Schweizer für diese
verantwortungsvolle Aufgabe zu gewinnen. An dieser Stelle ist nochmals
ein ganz herzliches "Dankeschön" an Barbara für diesen tollen Einsatz
gerichtet!
Anreise Freitag 3.6.2011
Die Anreise nach Milano erfolgte am Freitag 3.6.2011 via Luzern >
Gotthard > Chiasso > Milano staufrei. Wir haben bewusst den
Anreisezeitpunkt auf 2 Tage vor Rennbeginn gelegt, damit wir uns
gemütlich anklimatisieren konnten und wir nicht durch etwaigen
Reisestress am Renntag negativ beeinflusst würden.
Bei der Ankunft im Hotel NH Milanofiori stellten wir fest, dass diese
Gedanken sehr viele andere Rennteilnehmer aus aller Welt auch hatten.
Auffallend viele Auto-Nummernschilder der Länder Belgien und Niederlande
waren zu sehen. Jedoch noch mehr aufgefallen waren die auf den Autos
befestigten Rennmaschinen sowie die dazugehörigen "Piloten" - Carbon und
HighTech soweit das Auge reicht, braungebrannte glatt rasierte
Sprinterwaden in der Dicke ausgewachsener Karnickelbäuche. Da schoss mir
erstmals der Gedanke durch den Kopf "Bist Du hier wohl wirklich
richtig....was hast du nur gemacht...."?
Kurze Zeit nach dem Einchecken hat Michel Ritter, infolge seiner bereits
gesammelten Rennerfahrung, die für Ihn wichtigsten offenen
Punkte/Abklärungen erledigt haben wollen > Ort Startnummernausgabe, Ort
Start, Ort Frühstück vor dem Rennen etc. Nach Abklärung dieser Punkte
begaben wir uns mit unserer Begleitwagenfahrerin Barbara in das nahe
gelegene riesige Einkaufcenter. Trotz der zahlreichen Schuhläden
verliessen wir dieses Einkaufscenter nur mit 24 Liter Mineralwasser um
unsere Bidons zu füllen. Bei einem anschliessenden Einrollen
inspizierten wir die ersten 10 km der Rennstrecke bei sehr schwülen
Temperaturen. Ich hatte sehr Mühe richtig Luft zu bekommen (dies auf nur
10 km!!!)...da waren Sie wieder meine Gedanken "..wie willst Du bloss
diese 295 km schaffen wenn Du schon nach 10 km fast keine Luft mehr
hast"? Am Abend dann ging’s ins nahe gelegene Restaurant im Areal des
Kinos. Bei einem Glas Wein und viel Pasta wurde vorwiegend über das
Rennen gesprochen. So gegen 22.30 war dann Bettruhe angesagt, leider
hatte ich diese Nacht sehr wenig Schlaf gefunden, zu oft kreisten meine
Gedanken um das Rennen herum.
Samstag 4.6.2011
Nach einem ausgiebigen Frühstück in einem mit Radsportlern völlig
überfülltem Frühstücksraum, ging’s so gegen 09.30 Uhr zur
Startnummernausgabe, welche direkt im Nebentrakt des Hotels statt fand.
Davor bildeten sich teilweise im Regen schon lange Schlangen von
Radlern, welche je nach Ihrer zugeordneten Startnummer (welche zuvor an
aufgemachten Blättern abgelesen werden musste), sich in die
entsprechende Schlange stellen mussten. Lustigerweise führten dann diese
getrennten Schlangen zu ein und der selben Eingangstüre, wo ein Mitglied
des UCSANREMO die Radler zum Einlass selektierte...Stichwort
"Organisation Italia"...:-)) Nach mühsamen 90 Minuten, dem Abgeben eines
ärztliches Sportattests und dem Unterzeichnen eines Dokumentes mit
unbekanntem in Italienisch verfasstem Inhalt waren wir endlich im
Besitze unserer Startnummer und dem Transponder. Obendrein gab es noch
ein schönes Radtrikot, Sportfood und ein Massagegel.
Danach wurden mit Barbara Schweizer anhand ausgedruckter Karten,
Reiseführer und Marschtabelle in der Hotelbar die Verpflegungspunkte
ausgemacht, an denen geplant war, fliegend die Verpflegungsbeutel
entgegen zu nehmen. Es waren dies folgende Punkte, jeweils nach der
entsprechenden Ortschaft auf der rechten Strassenseite:
- Noviligure bei km 95
- Cogoleto bei km 167
- Finale Ligure bei km 210
- S. Lorenzo al Mare bei km 267
Trotz dieser zahlreichen eingeplanten Verpflegungspunkten zogen wir es
vor, je Rennrad zusätzlich hinter dem Sattel einen Doppel-Bidonhalter zu
montieren, so dass keine Halte an den offiziellen Verpflegungsposten
eingelegt werden mussten und dadurch Zeitverluste entstehen. Dass diese
Doppel-Bidonhalter nicht für Italiens Strassenbeläge tauglich sind,
bewies uns das Renngeschehen schon nach wenigen Kilometern (siehe
Anschnitt Renntag).
Am Nachmittag absolvierten Michel Ritter und ich infolge des schlechten
Regenwetters eine kurze 1/4stündige Lockerungs-Einheit auf den
Ergometern des hoteleigenen Fittnessraumes. Meine Beine waren sehr
locker und drehten die Kurbeln mit 100 Umdrehungen mühelos, es kam
erstmals ein kleines Rennfieber auf...yeahhhhh. Darauf präparierten wir
im Hotelzimmer unsere Fahrräder und tätigten sonstige Rennvorbereitungen
- Kette schmieren (:-), Riegel
und Gaspumpe auf Rahmen kleben, Startnummer befestigen, Bidons schon mit
Energy-Drink-Pulver füllen, Verpflegungsbeutel bereit stellen etc.
Schon fast als Ritual ging’s dann am Abend wieder in ein Restaurant im
nahe gelegenen Areal des Kinos. Der Wein blieb jedoch auch an diesem
Abend nicht aus, so auch die Pasta. So gegen 22.00 war dann Bettruhe
angesagt, zuvor jedoch lockerten wir unsere Beine mittels Massagecreme
und Electrostimulator. Michel Ritter "pflasterte" sich noch bis spät in
die Nacht mit Brioche-Brötchen, Käse, Oliven-Öl und Salz kleine
Sandwichs, welche er seinen Verpflegungsbeuteln beifügte. Ich hatte
wiederum eine sehr unruhige Nacht und gesamthaft wohl nicht mehr als 4
Stunden geschlafen! Hatte ich doch im Halbschlaf andauernd Stürze,
rasante gefährliche Abfahrten, Gerangel im Fahrerfeld etc. vor Augen.
Renntag Sonntag 5.6.2011
Infolge des schlechten Schlafes war ich sehr froh, dass uns der Wecker
um 04.00 Uhr den Befehl gab, aufzustehen. Ein Blick zum Fenster raus
liess zu dieser Uhrzeit noch nicht erahnen, welch Wetter uns in 3
Stunden am Start erwarten würde. Gegen 04.15 Uhr waren wir inkl. Barbara
auch schon im Nebengebäude des Hotels, wo das Frühstück eingenommen
werden sollte. Wir waren als erstes da, keine Menschenseele ausser dem
Kellner waren zu sehen...respektive wir waren zu früh da...ja, wir waren
die ersten...wenn es doch nur am Ende des Tages nach den 295 km auch so
wäre..:-))
Nach einer 10 minütigen Wartezeit wurde uns Einlass zum Speisesaal
gewährt. Pasta so früh am Morgen schmeckt einfach scheusslich, aber was
soll’s, sie erfüllen eben ihren Zweck. Michel und Barbara hielten sich
eher an das brotige mit den üblichen Aufstrichen, der Kaffee schmeckte
wie immer: nach Kaffee.
Zurück im Zimmer gegen 05.00 Uhr wurden alle Utensilien, welche nicht
mehr fürs Rennen gebraucht wurden, verpackt und ins Auto gebracht.
Ebenfalls wurden die Ersatzlaufräder (je 2 VR und je 2 HR) mit 8 Bar
gepumpt, in der Hoffnung, dass diese trotzdem nicht zum Einsatz kommen
werden.
Wieder zurück im Zimmer schmissen wir uns in Schale, besser gesagt ins
Radtrikot. Da am Vortag keine Vaseline im Einkaufscenter gefunden wurde
um die bekannten Scheuerstellen wie Innenoberschenkel zu
behandeln/schützen, kam eine Lippenpomade zum Einsatz. Dessen Anwendung
sich übrigens während dem ganzen Rennen als vorzüglich bestätigt hatte.
Nach diversen anderen Vorbereitungen standen wir dann "rennbereit" so
gegen 06:20 vor unserem Hotel NH Milanofiori. Geschätzt hatten zu dieser
Zeit schon die ersten 150 Rennfahrer die "Eingangs-Chip-Kontrolle"
passiert und standen startbereit in optimaler
Ausgangs-Position hinter der Startlinie. Wir reihten uns gleich dahinter
ein. Der Startbereich befand sich unmittelbar vor unserem Hotel, welches
sich in einem Kongress- respektive Industriegebiet von Milano befindet.
Je näher die Uhrzeit gegen 07.00 Uhr ging, desto mehr erhöhte sich
unsere Nervosität im Quadrat.
Pünktlich kurz vor dem Start setzte dann auch der Regen ein, so sollte
es auch während gut 2/3 der Renndistanz bleiben, jedoch nur noch viel
heftiger. Mit italienischer Pünktlichkeit starte dann um 07.07 Uhr das
Rennen.
Wenn ca. 1000 Rennradfahrer rennmässig eine enge kleine Quartierstrasse
mit etlichen Richtungsänderungen verlassen wollen, kommt dies ungewollt
zu diversen "Annäherungen" mit anderen Radlern. Wer es dann endlich bis
zum ersten Kreisel auf der grossen breiten Hauptstrasse geschafft hatte,
war gleich mitten im Renngeschehen, egal ob links- oder rechtsrum durch
den Kreisel..:-)). Mit Tempo 40 km/h ging’s sofort zur Sache, Richtung
Süden. Nichts war vom gemütlichen Einrollen respektive vom gegenseitigen
Beobachten. Zahlreiche Kreisel zierten die ersten paar Kilometer, diese
Kreisel wurden infolge des Regenwetters und der damit verbundenen
Rutschgefahr etwas vorsichtiger angefahren und vor allem auch wortlaut
durch vordere Fahrer im Feld angekündigt.
Nach nicht einmal 10 gefahrenen Renn-Kilometern verlor ich infolge des
teilweisen sehr löchrigen und holprigen Strassenbelages meine 2 Bidons,
welche aus dem Doppel-Bidonhalter hinter dem Sattel rauskatapultiert
wurden. Michel Ritter ärgerte sich nur kurze Zeit über die "anscheinend"
schlechte Halterung meines Doppel-Bidonhalters, denn ihm widerfuhr nur
wenige Kilometer später dasselbe. Diese Stelle glich mehr einem
Schlachtfeld als einer Strasse, da lagen bestimmt nicht weniger als 30
Bidons am Boden, teilweise auch zersplittert. So verwunderte ich mich
dann nicht, dass nur wenige Meter weiter zahlreiche Rennfahrer mit
Laufrädern in den Händen herum rannten, um diese entweder beim
Begleitfahrzeug zu tauschen oder um einen neuen Schlauch einzusetzen.
Besonders auffallend war, dass immer nach solchen Löchern in der Strasse
mehrere Fahrer Plattfuss hatten. Ich denke, wir sahen über das ganze
Rennen weit mehr als 100 Fahrer am Strassenrand. Evtl. hat sich meine
Vorbereitung mit dem Aufziehen eines sehr Pannenresistenten Reifens
ausbezahlt gemacht, oder wir hatten einfach nur grosses Glück, dass wir
pannenfrei in Sanremo ankamen. Solche Situation waren immer sehr
gefährlich, wollten doch die im Feld vor einem fahrenden "Piloten"
diesen plötzlich auftauchenden Bidons ausweichen. Etliche Male kam es da
zur Tuchfühlung respektive Rennrad- und Trikotfühlung. Die sehr
schlechte Sicht wegen des immer stärker werdenden bis sintflutartig
einsetzenden Regens machten diese Situationen zum Nervenkitzel. Noch vor
unserem ausgemachten Verpflegungspunkt, wo Barbara Schweizer unsere
Verpflegungsbeutel übergeben sollte, waren wir mit einem menschlichen
Bedürfnis konfrontiert. Um dieses zu lösen, standen genau 2 Varianten
(schlecht und schlechter..:-)) zur Verfügung - Variante "schlecht" > in
die Hose laufen lassen ...Variante "schlechter" > anhalten, Kontakt zum
Feld verlieren. So entschieden wir uns dann für die Variante schlecht,
schliesslich wollten wir unser Ziel Sanremo mit einem 30er
Gesamtdurchschnitt erreichen und zudem wusch der mittlerweile sehr stark
prasselnde Regen die gelben Beweise binnen Sekunden in die riesengrossen
Pfützen auf Italiens Strassen...viva strada Italia!
Mit der Annäherung an unseren ausgemachten 1. Verpflegungspunkt bei Km
95 in Noviligure, erhöhte sich auch das Tempo im Feld auf 45 km/h. Bei
dieser Geschwindigkeit, starkem Regen, in einem Feld und obendrein mit
beschlagenen Brillengläsern "fliegend" einen Verpflegungsbeutel angeln
zu können, grenzt an ein Wunder. Dieses Wunder war leider auch mir
vergönnt, verpasste ich doch die gestreckte Hand von Barbara um gut
einen halben Meter. Michel einige Meter hinter mir (war zur Übernahme
der Verpflegung so ausgemacht) realisierte dies, verlangsamte stark das
Tempo und angelte beide Beutel. Es war für uns sehr wichtig, dass wir
diese Beutel hier doch noch erwischt haben, hatten wir doch kurz nach
dem Start jeweils unsere beiden Reserve-Getränke-Bidons verloren. Diese
Tempoverlangsamung hatte jedoch zur Folge, das wir in nicht einmal 20
Sekunden plötzlich 200-300 Meter hinter dem mit 45km/h davonbrausendem
Feld waren. Es galt, den Anschluss an dieses Feld auf keinen Fall zu
verlieren, das gefasste neue Bidon in den Halter und weg mit dem Beutel
in den Strassengraben, samt den Riegeln, Gels, Sandwich und Cola. Ein
Verstauen dieser Sachen im Trikot hätte einen weiteren Rückstand zum
Feld mit sich gebracht. Mit einem ca. 10-15 minütigem Kraftakt kämpfte
uns Michel Ritter wieder zurück in den schützenden Windschatten des
Feldes, dies noch bei starkem Gegenwind > BRAVO und DANKE Michel,
alleine hätte ich es nicht ins Feld zurück geschafft! Dieser Kraftakt
sollte sich jedoch später noch bemerkbar machen. Den ersten offiziellen
Verpflegungsposten am Passo Turchino in Campo Ligure bei km 135 haben
wir ausgelassen.
Hier trennten wir uns dann somit auch vom grossen Feld, da die meisten
Fahrer diesen Posten ansteuerten. Yeah, wir hatten somit auf einen
Schlag ca. 150 Plätze vorerst gut gemacht. Der von dort aus immer noch
währende 8 km lange Anstieg kam uns länger und steiler vor, als wir das
Tags zuvor aus dem Rennprofil heraus interpretierten. Wir waren beide
sehr erleichtert, als wir endlich nach der Passhöhe die rasante Abfahrt
Richtung Genua in Angriff nehmen konnten. Zu allem Glück war ab der
Passhöhe Sonne, viel Wärme (28 Grad und mehr - zuvor waren es ca. 15
Grad auf den ersten 140 km) und vor allem trockene Strasse angesagt,
letzteres verringerte die Sturzgefahr bei der Abfahrt um vieles! Wir
konnten endlich unsere Regenjacken in den Trikottaschen verstauen und
unsere Radgenossen-Trikots unter Italiens Sonne aufblitzen lassen.
Unten in Genau Voltri angekommen, präsentierte sich das Rennen plötzlich
von einer ganz anderen Seite. Es herrschte Gegenwind aus Südwest, dies
sollte auch so bleiben bis zum Ziel. Auch gab es kein grösseres
Fahrerfeld mehr, eher waren es vereinzelte Gruppen von 3 bis zu 20
Fahrern, welche nur ein Ziel hatten > Sanremo. Auch präsentierte sich
die Verkehrssituation von einer ganz anderen Seite. Wo die ersten 150 km
mehr oder weniger auf dem Lande
resp. Nebenstrassen absolviert wurden, galt es nun, das Rennrad auf den
letzten 150 km durch die Hauptstrassen der Orte zu steuern, welche der
Küste entlang verlaufen. Wer im Sommer hier Mal im Urlaub war kennt
dieses Verkehrs-Situation bestens > Staus vor Ampeln, Fussgänger die
sorglos auf die Strasse laufen, Vespas die links und rechts überholen,
Busse die den Weg verstopfen und stinken etc.. An keiner Ampel und
keinem Stoppschild wurde angehalten, mal rechts und mal links an
stehenden Kolonnen vorbei, hier ein Fussgänger lauthals angeschrieen der
die Strasse überqueren wollte, da einem Autofahrer den Vogel gezeigt
etc...so präsentierte sich das Bild auf den letzten 150 km. Ich denke,
meine Verkehrs-Vergehen summierten sich sicher gegen 70-80 Stk. Aber was
soll’s, jeder andere Rennteilnehmer tat ja das gleiche. Ich denke, ein
Vergleich mit diesen doch sehr gefährlichen Situationen und
Russisch-Roulette ist nicht so abwegig. So wundert es mich doch sehr,
hatte ich persönlich keinen Rennunfall gesehen. Ich hatte jedoch von
einigen wenigen Unfällen gehört respektive im Hotel eine Person mit
gebrochener Schulter gesehen. Wie und wo es zu den jeweiligen Unfällen
kam, kann ich glücklicherweise nicht sagen. Ein Ortskundiger der die
Strecke Genua-Sanremo entlang der Küstenstrasse schon einmal gefahren
ist weiss, dass sehr oft nach einer Ortschaft eine Ansteigung kommt, bei
welcher die Klippen bis zur nächsten Ortschaft umfahren werden müssen.
Diese immer wiederkehrenden Steigungen haben es vor allem dann in sich,
wenn man schon angesäuert in diese Steigungen fährt. Die bei km 95
getätigte Aufholjagd um zurück ins Fahrerfeld zu gelangen, zeigte seine
Spuren. Immer wieder mussten wir bei diesen Steigungen Fahrer oder kl.
Felder ziehen lassen und alleine gegen den Wind Richtung Sanremo
kämpfen. Hatten wir doch unten bei Genua Voltri noch einen
Gesamtdurchschnitt von 35km/h, sahen wir diesen mit zunehmender
Renndistanz immer mehr schwinden.
Bei km 167 in Cogoleto wartete Barbara wieder mit den ersehnten
Verpflegungsbeuteln auf uns. Leider gelang es wiederum nicht, diese
"fliegend" entgegen zu nehmen. Einer der Beutel verteilte sich quer über
den Asphalt, dabei hatte ich noch grosses Glück, dass ich nur sehr knapp
einen Bidon ausweichen konnte. Da wir zu diesem Zeitpunkt dringend auf
Flüssigkeit angewiesen waren, entschlossen wir uns für einen Blitzhalt >
Bidon nehmen, Riegel und Gels nehmen und die Regenjacke sowie leere
Bidons vor Barbaras Füsse werfen....das ganze dauerte nicht mal 30
Sekunden und wir waren wieder inmitten des Renngeschehens. Da wir hier
auf diesem Streckenabschnitt teilweise sowieso auf uns alleine oder
viele kleinere Gruppen resp. Fahrerfelder angewiesen waren, fiel dieser
Blitzhalt nicht so sehr ins Gewicht. Da sich diese Methode zur
Getränkeaufnahme schon fast bewährt hatte, entschlossen wir uns auch bei
km 210 in Finale Ligure, einige Sekunden bei Barbara anzuhalten. Bei km
247 in Capo Cervo wurde beschlossen noch beim letzten offiziellen Posten
des Veranstalters UCSANREMO für einige Sekunden anzuhalten. Eigentlich
hatte ich dort nach Wasser für mein Bidon verlangt, bekam aber irgendein
isotonisches wohl mit Salz angereichertes Getränk. Der dortige
"Ausschankmeister" hatte auf alle Fälle immer von "Sali"..."Sali"..
gesprochen. Gut, Salz konnte ich mittlerweile wohl auch gebrauchen,
hatte ich doch bei den letzten 2 Ansteigungen jeweils Anzeichen
eintretender Krämpfe an den Innenoberschenkeln. Diese Anzeichen
respektive eintretenden Krämpfe verschwanden jedoch immer sehr schnell,
als ich aus dem Sattel ging und im Wiegetritt die Anhöhe erklimmte.
Pünktlich auf den letzten 35 km setzte dann auch wieder der Regen besser
gesagt fast die Sintflut ein. Da wir zuvor bei Barbara noch bei
Sonnenschein unsere Regenjacken abgeliefert hatten, waren wir nun dem
Regen schutzlos ausgesetzt. Teilweise waren die Niederschläge derart
heftig, dass Beine und Arme infolge der stetigen Bombardierung durch die
Regentropfen schmerzten. Im Aufstieg zum Cipressa wurden wir dann so
richtig "angefeuert" (erstmals auf der ganzen Strecke..:-)), dies mit
tosendem Applaus > viele nahe Blitzeinschläge, lauter Donner und starker
Gegenwind begleiteten uns auf dem Weg zur zweitletzten Anhöhe, dem
Cipressa. Ich war mir nicht ganz sicher, welches das optimale Wetter
gewesen wäre, um diesen Hausberg zu bezwingen. Bei Sonnenschein und mehr
als 30 Grad hätten wir bestimmt auch gelitten. Eines war ich mir jedoch
bewusst, meine Bremsen griffen sehr schlecht bis gar nicht bei dieser
Nässe. So schlichen wir dann in sehr langsamen Tempo wieder runter um
nicht noch kurz vor dem Ziel einen Unfall/Sturz zu riskieren. Unten heil
angekommen, fühlte ich mich fast wie neu geboren und war so was von
beflügelt, dem Ziel schon so nahe zu sein. Allem Hundewetter zum trotz
drehten meine Beine, als hätten sie noch keinen einzigen der bereits
zurückgelegten 276 Kilometer absolviert. Gegenwind, Regen, Gewitter,
riesengrosse Pfützen, Bäche die die Strassen entlang kamen, all dies
konnte mir nichts mehr anhaben. So führte ich vor Michel in enormen
Tempo eine kleinere Gruppe Richtung Abzweigung zum Poggio...ich fühlte
mich so stark wie noch nie, ja, ich war im Rennfieber. Kurz vor der
Abzweigung zum Poggio bestätigte ein Blick zurück mein Gefühl, nur noch
Michel Ritter konnte diesem Tempo mithalten...yeahhhhhh, viva strade
bagnata Italia, viva fulmine, viva pioggia, viva MILANO-SANREMO...
Den letzten 3,5 km langen Anstieg zum Poggio genossen Michel und ich bei
eher gemächlichem Tempo. Mir kam das ganze Rennen nicht so lang vor, wie
ich mir das in meinen "Ängsten" vorgestellt hatte. War ich doch erst
gerade in Milano gestartet und jetzt befand ich mich schon in der
letzten Steigung, fast war ich schon wehmütig, dass schon in wenigen
Kilometern alles vorbei sein würde. Auch die Abfahrt vom Poggio wurde
infolge der sehr nassen Strassen und der damit verbundenen Sturzgefahr
und meinen nicht greifenden Bremsen im Schneckentempo zurückgelegt. Auf
den letzten 500 m vor der Zieleinfahrt wurde ich dann noch Opfer meiner
Gefühle selbst, legte meinen Arm auf Michels Schulter, gratulierte Ihm
zu seiner Leistung und seinem Effort bei km 95, dabei konnte ich es
nicht verklemmen, eine Freudenträne, welche im prasselnden Regen
unterging, zu vergiessen. So gross war die Erleichterung, es überhaupt
geschafft zu haben und dies erst noch innerhalb unserer gesetzten
Zielsetzung. Wir erreichten Sanremo nach 295 km und 1800 Höhenmetern in
9 Stunden und 42 Minuten mit einem Gesamtschnitt von 30,4 km/h. Ebenso
kühl wie das Wetter war auch der Empfang im Ziel. Keine Musik die da
spielt, keine Bandenwerbung, keine Ehrendame, keine Sitzbänke respektive
Wurststände wo sich eventuelle Zuschauer hätten verpflegen können, "nur"
unsere Begleitwagenfahrerin Barbara wartete im strömenden Regen auf uns.
Nur ganz kurz gönnten wir uns eine Portion Pasta im Gebäude, wo die
Preisverleihung statt fand. Wir wollten nur noch eins, so schnell wie
möglich ins Hotel unter die warme Dusche. Statt die Räder aufs Autodach
zu laden, meisterten wir diese letzten 3 km und 70 Höhenmeter bis zum
Hotel auch noch per Rad.
Am Abend dann genossen wir in Sanremo am Hafen unser wohlverdientes
Abendessen, dabei wurden das Rennen und die neuralgischen Punkte
nochmals durchgegangen. Tags darauf auf dem Rückweg hielten wir noch für
4 Stunden Badeaufenthalt in Alassio. Es herrschte Sonne pur und sogar
das Meer war recht warm, somit wurden wir wenigstens ein wenig für den
Vortag entschädigt.
Meine Gedanken, Erfahrungen und Tipps abschliessend zu diesem Rennen
Ich hätte nie gedacht, dass eine 10-20 sekündige Tempoverlangsamung eine
Kräfteraubende Aufholjagd von 15 Minuten mit sich bringt, um wieder
zurück ins Feld zu gelangen. Aus dieser Erkenntnis hinaus wäre es wohl
besser gewesen, Verpflegung direkt aus dem fahrenden Begleitauto zu
beziehen, welches wirklich direkt hinter respektive im Feld fährt. Auch
wäre so im Falle eines Defektes die verlorene Zeit wohl am geringsten.
Was nützen Ersatzräder und Werkzeug im Auto, wenn dieses kilometerweit
vom Fahrer entfernt ist. Auch hier hatten wir einfach nichts anderes als
Glück, dass wir nicht auf dieses
Ersatzmaterial zurückgreifen mussten.
Thema Verpflegung
Ich habe mich durch das ganze Rennen hindurch nur mit Sportnahrung des
Herstellers Sponser verpflegt. Dabei beachtete ich, dass ich pro
Rennstunde mindestens 1 Bidon 750ml Energy Isotonic und 1 Energy Riegel
oder 1 Enegry Gel konsumierte. Zu keiner Zeit hatte ich Magenprobleme
oder gar das Gefühl, in einen Hungerast zu geraten. Einzige Ausnahme war
das Getränk am letzten offiziellen Verpflegungsposten.
Thema Bidonhalter
Ein breites Scotch-Band hätte den Verlust der Bidons 3 & 4 sicherlich
verhindert...kleines Band, grosse Wirkung
Fazit
Es war einfach nur geil! Milano-Sanremo, ich komme nächstes Jahr wieder,
jedoch mit einem anderen Ziel: Schnitt > 33km/h
Dabei hoffe ich sehr, dass in Punkto Sicherheit resp. Verkehrslenkung
auf dem Abschnitt Genua > Sanremo einige Verbesserungen
gemacht werden. Es war einfach nur grosses Glück, diesen
Streckenabschnitt unfallfrei überstanden zu haben.
Die entstandenen Zeitverluste infolge obiger aufgeführten Gründe und des
schlechten Wetters wegen lassen mich doch sehr hoffen,
dass ich nächstens Jahr dieses Rennen mit einem Gesamtdurchschnitt von
über 33 km/h absolvieren kann.
Weitere Details findet Ihr
auf der nachfolgenden Seite:
http://www.radgenossen.ch/rennenundrundfahrten/milanosanremo2011/index.html
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Ein Bericht von Axel Niemann
41 ter Mailand Sanremo
Wir, das sind Dagmar Bergholz, Dirk Müller, Michael Kloke und ich
Axel Nieman haben uns beim 5. fach Organisator Günther Kulessa vom RTF
Klassiker Mailand - Sanremo angemeldet. Zusammen mit insgesamt 30
Teilnehmern an der organisierten Busreise starteten wir um 6:00 früh aus
Frankfurt in Richtung Mailand. Die Busreise dauerte wegen einer
Vollsperrung eines Tunnels gut zwei Stunden länger als geplant. Wir
ahnten schon was uns in Mailand-Assago erwartete, Regen. Unterkunft,
Verpflegung war top. Unser Hotel lag 100 m vom Start entfernt, so dass
wir erst gegen 5:00 aufstehen mussten. Frühstück, 10 000 cal so früh in
sich zu schaufeln ist schon gewöhnungsbedürftig. 6:30, so langsam
treffen alle ca. 900 Teilnehmer dieser RTF am und im Startbereich ein.
6:45, der Wetterbericht hat recht, 15° es fängt wieder an zu Regen. Wir
vier versuchen uns im Startblock zu finden und beschließen, die ersten
km zusammen zu fahren. 7:00, es schüttet wie aus Eimern. Endlich 10 min
nach 7:00 klicken alle gemeinsam in die Pedalen, das Geräusch des Regens
lässt die Startansage verstummen. Los, los, los, nur nicht stürzen im
Gedrängel. Wo sind die anderen, ich sehe nichts im Regen. Auf den
ersten km kann ich mich gut nach vorne durchsetzen. Es schüttet, die
Straßen sind so schlecht, dass ich in der ersten Stunde wohl über 50
Trinkflaschen auf der Straße liegen gesehen habe. Die rechte Seite der
Fahrbahn war gesäumt von Fahrern, die ihren Schlauch wechselten. Es
bildeten sich auf Grund des hohen Tempos Gruppen, ich befand mich in der
zweiten, wir fuhren einen Schnitt von 45 km/h. Nach zwei Stunden
Regenfahrt erlebten wir eine Steigerung des Wetters, Gewitter, Blitze
und noch mehr Regen. Ich dachte, wenn das so weiter regnet, hätte ich 2
von 4 Getränkeflaschen Zuhause lassen können. Wir nähern uns so langsam
Campoligure, die erste Verpflegungsstelle nach 135 km. Leichter Anstieg,
wir hatten an dieser Verpflegungspunkt einen 41 Schnitt. Die Gruppe
wurde immer kleiner, ich beschloss diese Stelle auszulassen und mit der
Gruppe bis Spotorno, dem nächsten Verpflegungspunkt zu fahren.
Nun galt es den Passo del Turchino zu bezwingen. Nach dem Tunnel auf
der Passhöhe stürzten wir uns im Sonnenschein bei ca. 27° in die Abfahrt
nach Genua. Links das türkisfarbene Meer und rechts die Felswände der
ligurischen Küste. Vorbei an Palmen durch malerische Küstenorte näherten
wir uns der 200 KM Marke und meinem ersten Verpflegungspunkt. Ich
schaute aufs offene Meer und versuchte mich zu entspannen. Es wurde
immer wärmer, meine 4 Getränkeflaschen waren leer, ich konnte dadurch
keine Gels mehr zu mir zunehmen. Durchhalten, noch 30 km. Dieser
Streckenabschnitt hatte nichts von einer RTF. Auf der Küstenstraße und
in den Ortschaften war das blanke organisierte Chaos. Wir hielten an
keiner roten Ampel, Kreuzungen die mit Autos befahren waren, wurden ohne
anzubremsen mit Renntempo durchfahren. Fußgängerüberwege wurden mit
Tempo passiert, die Fußgänger blieben wie versteinert auf dem
Zebrastreifen stehen. Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut. Die
Italiener die diese Gruppe führten fuhren eindeutig mit Heimvorteil.
Autos wurden nicht nur auf dem Mittelstreifen sondern auch rechts
überholt. Wenn die Straßenbreite ein überholen unmöglich erschien,
zeigten uns die Gastgeber wie das in Italien geregelt wird. Mann oder
Frau nutzte einfach die Gegenfahrbahn, die Autofahrer waren gezwungen
rechts zu halten. Ich musste schmunzeln, in meiner Heimat würde man mich
einsperren, wegschließen. So langsam hinterlässt die gefahrene Strecke
bei mir seine Spuren. Jetzt fängt so langsam der schwere Teil dieser
Strecke an, die Straße führt immer wieder über kleine Anstiege. Ich
nehme etwas tritt raus, da kommt ja noch Capo Berta, Cipressa und Poggio.
Endlich, nach 200 km und einem Schnitt von 38 km/h fahre ich in den
Ort Spotorno. Der Verpflegungsstand hatte alles was ein Rennfahrer sich
wünscht. Die Getränkeflasche sich aufgefüllt, die Trikotasche voll und
nach einer kleinen Pause im Schatten freue ich mich auf das letzte
Drittel und schwersten Abschnitt meiner Abenteuerreise.
Entspannt setzte ich meine Fahrt fort. Wir waren zu dritt und fuhren
mit einem Tempo von 15 km in Richtung Finaleligure, eine Anhöhe hinauf.
Plötzlich verhakt sich mein Vorderrad in einem vor mir fahrenden
Fahrrad, Sturz. Wir lagen mitten auf der Straße. Es ist 13:00, 210km und
das Aus.
Das Ende vom Abenteuer, Prellungen, mein Rad defekt und bei dem
andern Mitstreiter, Schlüsselbeinbruch.
Ich möchte gerne das was jetzt kam überspringen, denn das war nicht
lustig. Nur so viel, ich war gegen 19:00 im Zielbereich.
Wenig später radelt Dagmar an uns vorbei, Mann sah sie gut aus. Auch
Dirk und Michael kamen nach einer Weile an uns vorbei.
Resümee:
Ich werde nicht aufgeben, werde mich noch einmal der Herausforderung
stellen.
Gratulation
Platz Zeit Durchschnitt
Dagmar 274 9:21 31,55
Dirk 445 10:12 28;92
Michael 449 10:14 28,80
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Milano - San Remo 2011
von Werner Meier
Nach meinem Einstand 2010 war es für mich keine Frage, auch 2011 wieder
teilzunehmen.
Was kann dir Besseres passieren, als ein Teil des Teams von Günter
Kulessa zu sein ???
Er ist der Macher schlechthin! Alles perfekt!
Was für eine Rolle spielt da schon das Wetter, wenn man in Italien, in
DEM Radsportland, an der RTF Milano - San Remo teilnehmen kann.
Geregnet hat es beim Start, geregnet hat es im Ziel, dazwischen gab es
auch mal Sonnenschein, der Wind mal von vorne, mal von hinten.
Radsportler sind halt Naturburschen, die einiges aushalten.
Der Teamgeist, die Kameradschaft, der Spaß, die gemeinsamen Abende - all
das macht das Team Kulessa aus.
Hiermit möchte ich mich bei allen aus dem Team Kulessa für die schönen
Tage bedanken, besonders natürlich bei Günther Kulessa.
Ich hoffe, es bleiben alle gesund und wir treffen uns im nächsten Jahr
wieder.
Vielen Dank und liebe Grüße - Werner Meier
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Mailand-San Remo
2011
Wir sind gerade auf der Rückfahrt, sitzen im Bus
und fahren entlang der Ligurischen Küste. Es ist Montag, der 06.06.2011
um 11.00 Uhr. Außentemperatur: 22 °C.
Der Plan
Durch einen Bericht in der TOUR 3/2010 wurde mein
Interesse an diesem historischen Rennen geweckt. Offiziell handelt es
sich um eine RTF, tatsächlich ist es aber ein Wettrennen mit Transponder.
Ich wollte unbedingt einmal diese historische Strecke kennen lernen, die
als längste europäische Rennstrecke gilt. Vermutlich werde ich an diesem
Rennen nie mehr teilnehmen.
Die Vorbereitung
Auch an meinem GCC-Krampfrennen am letzten
Wochenende in Schleiz hatte ich wieder einmal gemerkt, wo meine Grenzen
liegen. Damit ich in Mailand nicht wieder von Krämpfen geplagt werde,
hatte ich zu Beginn der Woche sofort den Arzt sowie den Apotheker
aufgesucht. Mir wurde empfohlen, täglich 300 mg Magnesium zu nehmen und
sehr viel mehr zu trinken als in der Vergangenheit. Dieses Vorhaben habe
ich eingehalten. Darüber hinaus war Schleiz sicherlich eine gute
Vorbereitung. Mein Hauptziel war es, wie immer unverletzt im Ziel
anzukommen, möglichst unter 10 Stunden.
Ich hatte ein Doppelzimmer in Mailand unmittelbar
am Startplatz gebucht, weil Monika oder Florian mitfahren wollten. Als
sich dies letztendlich zerschlug, habe ich Günther Kulessa aus Frankfurt
angerufen, der sich sofort bereit erklärte, mich mit zu nehmen, zumal im
Bus noch einige Plätze frei waren. Günther hat sich um alle Formalitäten
vorbildlich gekümmert. Dies bot mir auch den Vorteil, auf der
Rennstrecke nicht allein zu sein, sondern immer in einer Gruppe von ca.
30 Teilnehmern Anschluss zu finden.
Ich bin dann am Samstagmorgen um 02.30 Uhr nach
Frankfurt gefahren. Wir haben uns dort auf dem Parkplatz des Hessischen
Rundfunks getroffen und sind gegen 06.15 Uhr weiter gefahren. Unterwegs
haben wir noch viermal gehalten um andere Teilnehmer aufzunehmen. Die
Busfahrt war unterhaltsam, aber trotzdem anstrengend, zumal wir über 2
Stunden im Stau standen. Wir waren erst um 19.30 Uhr in Mailand. Wir
haben nur kurz die Startunterlagen abgeholt und uns um 20.00 Uhr zum
Abendessen getroffen.
Dort wurde auch die Empfehlung gegeben, nicht nur 2
Trinkflaschen mitzunehmen und die erste Verpflegungsstelle nach 125 km
zu ignorieren. Dort würden alle Teilnehmer halten; es würde daher sehr
lange dauern, bis man Proviant bekomme. Wir sollten an dieser
Verpflegungsstation vorbei fahren und erst die 2. Verpflegungsstation
nach 200 km ansteuern. Dies bedeutete, dass wir 2 weitere Flaschen in
den Trikottaschen mitnehmen mussten und dazu natürlich jede Menge Gels
und Riegel. Ich hatte 60,00 €, 2 Scheckkarten sowie wichtige
Telefonnummern und Adressen in einer kleinen Plastiktüte verstaut und
diese in der innen liegenden Tasche der Radlerhose untergebracht. Wie
sich später rausstellte, war dies ein großer Fehler.
Bei der Pastaparty am Abend haben wir alle Unmengen
Nudeln zu uns genommen, um schon jetzt einem Hungerast vorzubeugen.
Frühstück gab es bereits um 05.00 Uhr. Als ich um
05.30 Uhr in den Frühstücksraum kam, waren die meisten bereits fertig.
Die Italiener hatten bereits ihre Rennradkleidung angezogen und sprachen
laut und aufgeregt über das bevorstehende Rennen. Die ersten standen
bereits eine Stunde zu früh am Start.
Nach dem Frühstück galt es, Sonnencreme sowie
Gesäßscreme üppig aufzutragen, alle benötigten Utensilien in der
Radkleidung zu verstauen, das Rad zu überprüfen, die Koffer zu packen
und im Bus zu deponieren.
Da in meinen Startunterlagen der Transponder
fehlte, gab es unendliche Diskussionen mit dem Rennkomitee. Keiner
sprach dort Deutsch oder Englisch. Ich brauchte sehr viel Geduld, um den
Transponder schließlich doch noch zu bekommen.
Das Wetter
Der Wetterbericht sprach von einer 90 %-igen
Regenwahrscheinlichkeit am Renntag (Sonntag). Als wir zum Frühstück
gingen, regnete es bereits und der Regen verstärkte sich zum Start hin.
Die Italiener standen unter den Regenschirmen ihrer Bräute, während wir
beschlossen hatten, sogar ohne Regenkleidung zu fahren. Ich hatte nicht
einmal eine Regenjacke dabei, weil ich mit solch einem Wetter
schlichtweg nicht gerechnet hatte. So waren wir bereits völlig
durchnässt, als es um kurz nach 7 endlich losging.
Insgesamt kann man sagen, dass wir auf den ersten
150 km Regen und auf den zweiten 150 km Südwest-Gegenwind hatten.
Beim Start hatten wir 15° und bei der Ankunft am
Ligurischen Meer hinter Genua waren es teilweise sogar 32°. Bis auf
Schuhe und Socken wurde die Kleidung wieder trocken.
Auf den letzten 2 Stunden fuhren wir im heftigen
Gewitter. Während man nach dem Start noch versuchte, jeder Pfütze
auszuweichen, fuhren wir auf den letzten 2 Stunden hemmungslos durch
jede Pfütze. der Regen war so stark, dass die Gullis und Dachrinnen
überfordert waren. An den Hängen floss das müllmitführende Wasser über
die Straße. Dies veranlasste alle Teilnehmer, auch die Italiener, die
Abfahrten vorsichtig zu nehmen.
Das Wetter hätte schlimmer kaum sein können. Die
Sturz-und Unfallgefahr konnte nicht größer sein. Während des Gewitters
wurde es dunkel, zumal wir mit Sonnenbrillen fuhren, die von den
vorausfahrenden Rädern völlig verspritzt und verschmutzt wurden. Zudem
wurde die Sonnencreme vom Regenwasser abgewaschen und floss in die
Augen.
Das Rennen
Der Startschuss fiel unmittelbar vor dem NH-Hotel
Milanofiori kurz nach 7 Uhr. Dieses Hotel liegt im Industriegebiet. Von
den rund 1.000 Teilnehmern standen ca. 600 vor mir am Start und ca. 400
hinter mir. Der Kontakt zu den 30 Teilnehmern des Kulessa-Busses riss
schnell ab. Immer wieder sah man jedoch unterwegs diese Teilnehmer, da
wir alle das gleiche Trikot trugen. Dies habe ich als ausgesprochen
angenehm empfunden.
Offiziell handelte es sich um eine RTF, tatsächlich
war es jedoch ein klassisches Rennen mit Transpondern. Aus
haftungsrechtlichen Gründen wurden wir darauf hingewiesen, dass die
Straßenverkehrsordnung einzuhalten ist. Unabhängig davon, ob es in
Italien eine solche Straßenverkehrsordnung überhaupt gibt, haben wir
diese jedenfalls völlig auf den Kopf gestellt. Nicht an einer einzigen
roten Ampel wurde angehalten. Wir haben die Autofahrer stets zum
Anhalten gezwungen. Ich muss einräumen, dass die Verkehrsteilnehmer sich
uns gegenüber ausgesprochen rücksichtsvoll verhalten haben. Wir durften
zwar nur alle die rechte Fahrbahn benutzen, häufig wurde jedoch auch die
Gegenfahrbahn in Anspruch genommen, so dass das Gegenverkehr gezwungen
war, rechts anzuhalten.
Eine besondere kuriose Situation sah ich in Genua.
Dort war ein sehr alter Mann mit Stock dabei, den Gehweg zu überqueren;
er brauchte nur noch ca. 2 Meter bis zum rettenden Ufer. Plötzlich war
dieser Mann wie eine Insel, vor und hinter ihm rasten die Rennradfahrer
vorbei. Der Mann wusste nicht mehr, was er machen sollte. Er musste
einfach abwarten, bis der Strom an Radfahrern vorbei war.
Ca. 10 km nach dem Start ist ein Fahrer direkt
hinter mir schwer gestürzt. Man hörte gleichzeitig einen lauten
Aufschrei und dann ein entsetzliches Krachen und den Aufprall des
Körpers. Gleichwohl sind alle weitergefahren, um nicht weitere
Auffahrunfälle zu provozieren.
Die ersten 125 km waren sehr flach und erlaubten
eine hohe Geschwindigkeit. Wegen des starken Regens und der nassen
Fahrbahn sind wir jedoch ziemlich zurückhaltend gefahren. Trotzdem haben
wir auf den ersten 125 km einen Schnitt von 36 km/h erreicht.
Nach ca. 2 Stunden stellte ich fest, dass meine
Wertsachen nicht mehr in der Tasche waren, diese war vollkommen leer.
Ich habe dann während der Fahrt meinen Körper abgetastet und musste
festellen, dass ich insbesondere die Scheckkarten verloren habe. Ich
hätte gerne Monika angerufen, damit die Scheckkarten gesperrt werden.
Ich hatte jedoch aus Platzgründen das Handy nicht mitnehmen können und
sah mich daher veranlasst, erstmal bis zum Ziel zu fahren und von dort
aus alles weitere zu veranlassen. Die Innentasche der Hose befindet sich
in der Nähe des rechten Hüftknochens. Ca.2 Stunden später stellte ich
erstaunend fest, dass am linken Unterbauch etwas scheuerte. Bei genauem
Nachtasten entdeckte ich die verlorenen Utensilien. Diese haben sich
selbstständig gemacht und waren im Trikot umher gewandert. Ich war
heilfroh, diese Dinge wieder gefunden zu haben, gaben sie mir doch die
Freiheit, auch im Falle des Rennabbruchs mit einem Taxi zum Hotel fahren
zu können.
Italiener kann man sympathisch finden. Italienische
Rennradfahrer muss man nicht sympathisch finden. Diese sind eine Welt
für sich. Uns gegenüber waren sie ausgesprochen arrogant und
rücksichtslos. Sie haben mir verdeutlicht, dass ein Radrennen nichts
anderes ist als Vordrängeln mit dem Rad. So ähnlich wie beim Anstehen am
Skilift wird mit dem Vorderrad jede erdenkliche Lücke ausgenutzt, ohne
Rücksicht auf Verluste. Eine Verständigung war nicht möglich und auch
von ihnen nicht gewollt.
In den ständigen auftretenden Gefahrensituationen
waren sie jedoch sehr dienlich. Wenn ein Gegenstand auf der Straße lag,
man plötzlich abbremsen musste oder eine andere Gefahrenquelle
auftauchte, konnte man sicher sein, dass ein lautes Spektakel aufmerksam
machte.
Am Straßenrad wurden den Italienern freundlich
Getränke angeboten. Die Stände wurden mit der italienischen
Nationalflagge angezeigt und damit deutlich gemacht, dass es Getränke
nur für Italiener gab.
Die edelsten Rennmaschinen waren im Einsatz. Die
Italiener fuhren überwiegend mit Carbon-Laufrädern. Bekanntlich haben
diese einen dreimal so langen Bremsweg, insbesondere bei Regen. Auf der
gesamten Strecke haben wir weit über 100 Radfahrer gesehen, die den
Schlauch wechseln mussten. Außerdem habe ich noch nie so viele
weggeworfene Trinkflaschen auf der Straße gesehen, eine ständige
Gefahrenstelle.
Die Straßen selbst waren nicht gut, aber auch nicht
erwähnenswert schlecht. Man musste halt ständig aufpassen. Das gesamte
Rennen war eine einzige Konzentrationsübung.
Außer den vermissten Wertgegenständen machte mir
meine Blase besondere Probleme. Nach ausgiebigem Trinken konnte und
wollte ich nicht vom Rad aus – trotz des Regens – mein Geschäft
erledigen, sondern habe anhalten müssen. Es hat mich 5 -10 km enorme
Schinderei gekostet, um an das Feld wieder heran zu kommen. Weil ich
sah, wie das Peleton enteilte, habe ich die Blase nicht vollständig
entleert. Dies hatte zur Folge, dass der Druck fast eine Stunde später
wieder enorm einsetzte. Bei der zweiten Pinkel-Pause habe ich mir dann
wertvolle Zeit genommen und mich danach im wahrsten Sinne des Wortes
enorm erleichtert gefühlt. Ich hatte den höchsten Berg, den Passo del
Turchino mit 532 m sehr gut überstanden. Ich fühlte mich richtig gut.
Als wir dann nach der Hälfte der Strecke bei Genua ans Ligurische Meer
kamen, da schien die Sonne und die Welt war in Ordnung, wenn die vielen
Rollerfaher nicht gewesen wären. Nach ca. 200 km habe ich dann – wie
empfohlen – die 2. Verpflegungsstelle, für mich die Erste, angefahren,
die Trinkflaschen auffüllen lassen und einige Bananen an mich genommen.
Ich habe während dieses Rennens bei jeder sich bietender Gelegenheit
getrunken und gegessen. Es ergaben sich während des Rennens immer wieder
neue Gruppen, die gemeinsam das Tempo hochhielten.
Mein Ziel unter 10 Stunden anzukommen, konnte ich
nur erreichen, wenn ich einen Schnitt von 30 km/h halten konnte. Die
setzt wegen der vielen Anstiege natürlich voraus, dass man ständig
zwischen 35 und 40 km/h fährt. An der Ligurischen Küste wurden wir auch
häufig vom Straßenverkehr abgebremst. Einmal war die Straße sogar wegen
einer Baustelle für 5 Minuten gesperrt, so dass wieder alle aufschließen
konnten. Reichlich Sorgen bereitete mir im Vorfeld der Anstieg zum
Cipressa auf 240 m. Der steile Anstieg hatte mir fast alles abverlangt.
Bei diesem Anstieg setzte das Gewitter ein. Der Regen war wegen der bis
dahin hohen Temperaturen sogar angenehm. Bei der Abfahrt brauchte man in
beiden Händen alle Kräfte, um das Rad in den steilen Serpentinen
einigermaßen abbremsen zu können. Es hat immer so gerade noch geklappt.
Dieser Anstieg war von der Rennleitung vor einigen Jahren eingebaut
worden, um einen Massensprint zu vermeiden und das Feld auseinander zu
ziehen. Ein weiteres Hindernis gab es ca. 10 km vor dem Ziel. Diesen
Anstieg hatte ich nicht mehr in meiner Planung. Ich sah kurz vorher ein
Schild: 5,5 km nach San Remo. Plötzlich wurden wir in die Berge
umgeleitet und mussten den Poggio hochfahren: einmal Lattenberg und
zurück, allerdings deutlich steiler. Bei diesem Anstieg erinnerte ich
mich an das legendäre Rennen Race Across America. Dort gibt ca. jeder 2.
Fahrer auf. Einige Fahrer sogar kurz vor dem Ziel. Ich habe mir
allerdings geschworen, so kurz vor San Remo nicht aufzugeben.
Glücklicherweise wurde ich während des gesamten Rennens von Krämpfen
verschont.
Wenig romantisch und ohne den entsprechenden
Empfang war die Ankunft San Remo an einem öffentlichen Gebäude, wo wir
den Transponder abgeben mussten. Schön war jedoch, etliche bekannte
Gesichter aus unserer Gruppe dort zu sehen, um die Tachowerte zu
vergleichen. Wir waren alle glücklich, es unbeschadet überstanden zu
haben. Irgendwie meinte Dagmar: „Hauptsache wir sind heile angekommen“!
Es stellte sich jedoch dann bei der Ankunft im
Hotel heraus, dass Uwe bei dem Rennen schwer gestürzt war. Nach der 2.
Verpflegungsstation bei ca. 200 km hatte ein anderes Vorderrad sich
hinten in sein Hinterrad verharkt, so dass er schwer gestürzt war und
die rechte Schulter gebrochen hat. Er wurde sofort ins Krankenhaus
gebracht und notärztlich versorgt, so auch von seinem Kollegen Axel.
Am Abend wurde berichtet, dass ein anderer
Rennteilnehmer mit dem Kopf durch die Windschutzscheibe eines Pkws
geflogen ist.
Als man in das Gebäude kam, um den Transponder
abzugeben, genoss man die angenehme Raumtemperatur. Als wir jedoch
wieder herauskamen, haben die Zähne geklappert und die Hände vor Kälte
gezittert. Wir mussten noch einige Kilometer steil bergauf in die Berge
von San Remo fahren, um so zu unserem Hotel zu gelangen. Und als wir mit
ca. 8 Teilnehmern an der Rezeption stehend für eine Wasserlache
sorgten, wurden uns schnell die Zimmerschlüssel ausgehändigt und es
wurde uns genauso wie in Mailand erlaubt, die Rennräder mit ins Zimmer
zu nehmen.
Die Renndaten: 298 km, 1800 hm (mein Tacho zeigte
2071 hm), Durchschnittsgeschwindigkeit 32 km/h, Ankunft nach rund 9
Stunden und 25 Minuten, effektive Fahrzeit laut Tacho: 9 Stunden 12
Minuten. Damit hatte ich mein Ziel in jeder Hinsicht erreicht.
Überrascht war ich, einen einbeinigen Rennradfahrer
zu erleben mit hohem Tempo im Hauptfeld. Nur an den Anstiegen fiel er
etwas zurück. Ich musste unwillkürlich an unsere Spinningkurse denken,
wo wir einige Sekunden das einbeinige Fahren geübt haben und froh waren,
dann wieder beide Beine benutzen zu dürfen. Welche Leistung für diesen
Mann!
An besonderen Gefahrenpunkten waren Polizisten oder
Helfer postiert, die alle anderen Verkehrsteilnehmer stoppen, um unsere
Durchfahrt zu gewähren. Ein Mehr an Akzeptanz war nicht vorstellbar.
San Remo
Diese Stadt hat ihren Höhepunkt längst
überschritten. Bei den im Zentrum stehenden Gebäuden handelt es sich um
alte Pracht, die dringend saniert werden müsste. Lage und Baumbestand
sind jedoch einmalig. Unser Hotel lag sehr hoch über der Bucht mit
herrlicher Aussicht. Noch während des Abendessens trudelten die letzten
Teilnehmer aus unserer Gruppe ein, sie waren ebenfalls völlig
entkräftet, aber glücklich, es geschafft zu haben. Diese Teilnehmer
haben allein auf der Strecke vermutlich mehr Energie aufgebracht als die
Tagessieger, Gratulation!
Am nächsten Morgen bin ich zu Fuß ca. 8 km durch
San Remo gelaufen um den Ort anzuschauen und Lesestoff für die Rückfahrt
zu besorgen. Dies ist mir am Hauptbahnhof gelungen. Ich würde San Remo
gern noch einmal besuchen, nicht aber unbedingt mit dem Rennrad,
jedenfalls nicht unter Zeitdruck. Wegen meiner Stadtbesichtigung hatte
ich das Frühstück verpasst, im Bus gab es aber von der Hinfahrt noch
ausreichend Getränke und Kuchen. Wir haben San Remo um 10.30 Uhr
verlassen und sind um 0.30 Uhr in Frankfurt angekommen. Ich war um 4.00
Uhr im Bett.
Resümee
Eine historische Strecke für Radsportler und ein
sporthistorisches Ereignis für mich: Froh es versucht und geschafft zu
haben. Die Gefahren insbesondere wegen des schlechten Wetters, halte ich
jedoch für unvertretbar. Es wäre für die Italiener zu teuer, die gesamte
Strecke zu sperren. Aus diesem Grunde wird das Rennen schlichtweg als
RTF deklariert und auf die Straßenverkehrsordnung verwiesen. Es ist sehr
erstaunlich, dass nicht viel mehr schwere Unfälle passiert sind. Eine
größere Gefahr, als mit dem Rennrad und hoher Geschwindigkeit durch
Innenstädte zu rasen, sämtliche Ampeln zu überfahren und Vorfahrten zu
missachten, ist kaum vorstellbar.
Froh bin ich insbesondere, nicht auf eigene Faust
nach Mailand gekommen zu sein, sondern mich der Kulessa-Gruppe
angeschlossen zu haben. Ein großes Kompliment an Günther, der es mit
sehr viel Übersicht und Geduld versteht, ein solches Vorhaben zu
organisieren. Für Staus und Wetterlage ist er leider noch nicht
verantwortlich. Glück hatten wir auch mit unserem Busfahrer Andreas, bei
dem sich jeder absolut sicher fühlen konnte.
Einmal im Leben sollte man es sich gönnen:
Mailand-San Remo!
Sportliche Grüße aus dem Sauerland
Bernhard Kraas
Arnsberg-Oeventrop
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Milano - Sanremo
08.06.2010 08:52 von Markus Utz
„La Primavera" (die Fahrt in den Frühling) hieß es Ende März, als
die Radsportprofis die rund 300 KM unter die Räder nahmen. Nach dem
langen Winter, den windigen Frühlingsabenden und den oft nassen
Trainingsausfahrten hatten Achim Escher, Frank Schamberger, Achim
Schmidhauser und Markus Utz am vergangenen Wochenende ihre eigene
Fahrt in den Frühling.
An der Raststätte Bad Bellingen stieg man in den von Frankfurt
gestarteten Bus, der nun bis auf den letzen Platz gefüllt war. Nun
war das „Team Kulessa" komplett.
Herzklopfen pur, als am Sonntag um 7:00 Uhr der Startschuss in
Mailand fiel. Knapp 800 Teilnehmer klickten nahezu gleichzeitig in
die Pedale ein. Wir Bamlacher reihten uns am Ende des Feldes ein und
beschlossen die Fahrt gemeinsam durchzuziehen. Ein guter Entschluss,
sah man doch den Einen oder Anderen gestürzten Fahrer. Fast 40 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit zeigte der Tacho in den ersten zwei
Stunden. Immer wieder überholte unsere ca. 50 Mann starke Gruppe
jene Fahrer, die dem Tempo im Hauptfeld nicht mehr folgen konnten.
Nach der ersten Verpflegung bei KM 135 machten wir nur ein, zwei
Minuten Pause und arbeiteten uns immer weiter nach vorne. Nun galt
es den Turchino zu bezwingen. Nach dem Tunnel auf der Passhöhe
stürzten wir uns in die Abfahrt nach Genua. Nun hatten wir den
Streckenabschnitt erreicht, den wir aus dem Fernseher kennen. Links
das türkisfarbene Meer und rechts die Felswände der ligurischen
Küste. Vorbei an Palmen durch malerische Küstenorte näherten wir uns
der 200 KM Marke und der zweiten Verpflegung. Teilweise war diese
Streckenabschnitt gefährlich. Hektische Bremsmanöver, das Umfahren
der zahlreichen Autos, Gegenverkehr und das Überfahren roter Ampeln
zwangen die Teilnehmer zu äußerster Konzentration.
Wer nun meinte das Schwierigste wäre geschafft hatte sich mächtig
getäuscht. Auf dem letzten Drittel verließ man immer wieder die
Küstenstraße. Capo Mele, Capo Cervo, Capo Berta, Cipressa und den
Poggio di Sanremo hieß es zu bewältigen. Keine großen Anstiege im
Vergleich zum Schwarzwald, aber für Einige wurden nach den bis dahin
gefahrenen Kilometern diese „Hügel" zu standhaften Bergen.
Nach offiziell 295 KM erreichten wir nach 10:07:00 Stunden das
Ziel und belegten die Plätze 370 - 374.
Unser „Team Kulessa" gewann als größte Gruppe einen Pokal. Ein
herzliches Dankeschön an Günther Kulessa der die Busreise
ehrenamtlich organisiert hat.
Immer wieder haben die alteingesessenen Vereinsmitglieder des
RV-Bamlach von den Erlebnissen vergangener Jahre bei Mailand -
Sanremo erzählt. Diese zum Teil spektakulären Geschichten haben uns
dazu bewegt diese Strecke selber einmal zu bewältigen. Nun sind auch
wir „Finisher" des längsten Tagesrennen, der „La Primavera".
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08.06.2010 von Michael Haak
Am vergangenen Wochenende machte ich mich bereits zum zweiten
Mal mit meinem Dad Manfred und meinem Bruder Mario
(Begleitperson) auf nach Mailand um den Spuren eines Radrennens
zu folgen, das schon so viel Geschichte geschrieben hat.
Heutzutage ist das Profi-Rennen, das immer im März ausgetragen
wird, das längste Eintagesrennen im UCI-Rennkalender und gehört
zu den fünf Monumenten des Radsports. Bei seiner ersten
Austragung im Jahr 1907 wurde den 33 Startern eine
Aufwandsentschädigung von je 5 Lire ausbezahlt.
Im Gegensatz dazu wird heute von dem Veranstalter, der UC San Remo, für
das Amateur-Rennen 45 Euro verlangt. Offiziell ist es als "Radtourisikfahrt"
ausgeschrieben und für die vergleichsweise geringe Startgebühr
von 45 Euro gibt's ein Radtrikot, drei Verpflegungsstationen und
Pasta im Ziel. Aber alles der Reihe nach.
Am
Sonntag um 07:00 Uhr ging es in Mailand in Form von einem
Massenstart los. Es war schon recht warm und nach ein paar
Kilometern war das Trikot schon nassgeschwitzt. Wie erwartet war
das Anfangstempo auf der geraden und breiten Straße sehr hoch.
Viele Radfahrer nutzten die Gegenfahrbahn, um sich im Feld
weiter vorzuschieben und so bekamen wir auch immer mehr den
"Ziehharmonika-Effekt" an den zahlreichen Kreisverkehren und
Fahrbahnverengungen zu spüren. So trennte sich das große Feld
von über 800 Fahrern aus ganz Europa hinter uns und wir waren
mit ein paar hundert anderen Fahrern in der Spitzengruppe dabei.
Nach ca. 80km hatte ich dann auch schon meinen ersten Tiefpunkt.
Nach jeder Kurve, bei jedem Gegenverkehr (die Straße war nicht
gesperrt) und bei jeder scheiss Straßenverengung ging die
kräfteraubende Antreterei von vorne los und wir mussten darauf
achten am Feld dranzubleiben und nicht abreißen zu lassen. Mit
Müh und Not gelang es mir immer wieder Lücken zuzufahren, aber
wir hatten ja noch nicht einmal ein Drittel der Gesamtdistanz
hinter uns!
In die erste erwähnenswerte Steigung am "Passo del Turchino"
nach 135km ging's mit einem Schnitt von über 40km/h. Am besagten
Pass splitteten sich die zwei großen Gruppen auf und nach 400
überwundenen Höhenmeter ging's bergab nach Genua. Von da an
verläuft die
Strecke immer am Meer entlang, mit ein paar kurzen, aber steilen
Abstechern auf die angrenzende Hügelkette. Nach 155km gab's
unsere erste kurze Pause. Dank Mario wurden wir bestens
verpflegt und konnten nach jeweils 50km frisch gefüllte
Trinkflaschen, Cola und Salamiweckle aufnehmen.
Die wohl bekanntesten Hügel sind die beiden letzten. Der "Cipressa"
und der "Poggio di San Remo" verhalf schon so manchem Fahrer zu
einem geglückten Ausreißversuch und damit zum Sieg. Den Sieg
konnten wir uns nach 10 Stunden nicht mehr holen. Dafür gab's
zur anschließenden Stärkung noch 'ne ordentliche Runde Pasta.
Auch wenn der "Tour"-Bericht in der März-Ausgabe über das
Rennen ziemlich negativ ausgefallen ist, war es für uns wieder
ein saugeiles Erlebnis. Die Sichtweise der "Tour"-Reporter
können wir nicht teilen. Es ist nunmal eine Radtouristikfahrt,
das Startgeld beträgt nur 45 Euro und die Landessprache ist halt
nunmal Italienisch. Respekt gilt vor allem dem Veranstalter, der
doch einen enormen Aufwand für die rund 800 Starter betreiben
muss.
Besonderen Dank gilt auch Günther Kulessa, der jedes Jahr die
Organisation für den deutschsprachigen Raum übernimmt! Auf
seiner Seite
http://www.milano-sanremo.net gibt's alle Infos, Bilder,
Ergebnisse und Erfahrungsberichte auf Deutsch.
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Radtouristik-Fernfahrt Gran Fondo
Internazionale MILANO-SANREMO 2010
Ein Bericht von
Detlev Nolte
Mailand - San Remo.
Welcher Rennradfahrer im Hobby-Bereich lässt da nicht seinen Gefühlen
freien Lauf? Einmal die Strecke der Profis, die La Primavera (Fahrt in
den Frühling), wie das Rennen der Profis genannt wird, zu fahren.
Während das längste Tagesrennen mit 295 km Länge bei den Profis
alljährlich im März ausgetragen wird, findet die Gran Fondo
Internazionale der Hobbyfahrer stets Anfang Juni statt. Will ich mir das
wirklich antun? Der Reiz ist da. Ja, ich will! Nach der Anmeldung gilt
es einen ausreichenden Trainingszustand herzustellen, um diese Strapaze
durchzuhalten.
6. Juni 2010,
endlich ist es so weit. Eingebunden in das Kulessa-Team des Hessischen
Rundfunks warte ich mit einer Teilgruppe vor unserem Hotel am
Kongresszentrum in Mailand-Assago. Einige stehen bereits in vorderer
Linie der Startaufstellung. Es ist 06:50 Uhr, wir fahren ebenfalls
dorthin. Wir schließen auf und befinden uns im letzten Viertel der
Startaufstellung. Man hat den Eindruck, wie man es von Rennpferden
kennt. Hufe scharren, aufgeregt sein und dann der Gedanke, wann geht es
endlich los. Ein irres Gefühl. Die Sicht nach vorne gerichtet. Endlich
um 07:00 Uhr die Startfreigabe. Aus dem Kongresszentrum hinaus in
Richtung Pavia. Erst einmal einen Kreisverkehr passieren. Aber Vorsicht!
Im zweiten Kreisverkehr soll rechts ein Schlagloch sein. Sturzgefahr!
Alles geht gut. Prima, nichts passiert. Mein Garmin streikt. Ich bemerke
das zu spät. Er hat sich aufgehängt. Das Gerät wird neu gestartet. Die
Zeit beginnt ab jetzt zu zählen. Es fehlen die ersten Kilometer in der
Aufzeichnung.
Die ersten zwei
Stunden verlaufen im Peloton recht angenehm. Die
Durchschnittsgeschwindigkeit bei dieser Gruppe lag in diesem flachen
Teil der Tour um 38 km/h. Man konnte sich im Wind abwechseln. Nur einige
drückten sich vorne zu fahren. Lutscher! Am Wegesrand waren viele platte
Reifen zu beklagen. Zwangspause für diese Rennradfahrer. Aber die
schlechten Straßen mit ihren Schlaglöchern verlangten ihren Tribut. Und
dieses sollte verstärkt bis zum Passo del Turchino so bleiben.
An Voghera, Tortona
und Ovada vorbei in Richtung Campo Ligure. Kurz nach Novi Ligure nach
rd. 100 km schon gefahren löst sich eine Gruppe von ca. acht bis zehn
Fahrern aus dem Pulk. Fahre ich mit? Kurzes Überlegen. Ich entscheide
mich und klinke mich ein. Die Geschwindigkeit erhöht sich. Zuerst 40
km/h, um danach mit einem 45er Schnitt weiter zu fahren. Was soll das?
Habe ich die richtige Entscheidung getroffen? Das Tempo ist mir im
Prinzip zu hoch. Typischer Anfängerfehler, über dessen Stadium ich
eigentlich hinaus sein sollte. Nach einer guten Viertelstunde werde ich
von meinem Körper bestraft. Inzwischen sind 107 km gefahren und ich
bekomme einen Wadenkrampf, doch bleibe verschont, nicht anhalten zu
müssen. Ich muss mich zurückfallen lassen. Noch vor Ovada werde ich von
der nachfolgenden Gruppe einkassiert.
So, jetzt aufpassen.
Du darfst keinen Krampf mehr bekommen. Lieber noch zwei Gels verzehren.
Die Geschwindigkeit, die jetzt gefahren wird, ist in Ordnung -
durchschnittlich 34 km/h Wir fahren in der Po-Ebene weiter. Bis Campo
Ligure kann ich meine Wadenkrämpfe kontrollieren, ohne absteigen zu
müssen. Plötzlich ist es vorbei. Es geht nicht mehr. Ich muss absteigen
und durch dehnen versuchen, diesen Zustand wieder zu ändern. Das Feld
zieht vorbei. Sch... Danach fahre ich weitgehend allein bis zur ersten
Verpflegungsstelle. Wasser trinken, die Flaschen füllen, Bananen-,
Apfelsinen- und Kuchenstückchen essen. Einfach nur erholen.
Mit Sportkameraden
aus dem HR-Team fahre ich schließlich weiter. Im zeitlichen Verlauf
holen mich die Wadenkrämpfe auf der Steigung des Passo del Turchino ein.
Drei Mal absteigen ist bis zum legendären Turchino-Tunnel angesagt.
Tunneldurchfahrt und dann der schöne Ausblick auf Genua. Nun geht es ca.
12 km hinunter. Eine grandiose Abfahrt. Aber was habe ich davon. Ich
empfinde es nicht so berauschend. Ich lasse mich rollen. Nur keinen
Krampf bekommen. Vielleicht noch etwas kurbeln. Etwas geht noch. So kann
ich noch mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h hinunter fahren.
Reihenweise werde ich von anderen Teilnehmern überholt. Welch ein Frust.
In Genua-Voltri
angekommen, sofort an der nächsten Kreuzung wieder ein Krampf. Na ja,
das warst dann. Die nächste Bahnhofsstation anfahren und mit dem Zug
nach San Remo fahren. Doch dann die Überraschung. Das Gewusel in den
Straßen von Genua und den folgenden Orten lässt meine Waden entkrampfen.
Ich kann wieder weiter fahren. Jetzt ein paar Gels. Die Option,
jederzeit eine Bahnhofstation aufzusuchen, bleibt. Nur nicht den
Anschluss verlieren. Genua-Crevari, 12:15 Uhr, 5:03 Stunden gefahren und
155 km zurückgelegt. Wenigstens 200 km schaffst du jetzt. Ab und zu
ereilt mich wieder ein Krampf. Aufhören? Nein! Ich spreche mit mir. Wer
hat es eigentlich zu sagen? Mein Wille oder mein Körper, der sich
sporadisch aufbäumt? Die Antwort lautet, mein Wille. Da musst du durch.
Nur nicht aufgeben. Diesen Gedanken überhaupt nicht mehr zulassen.
An der Riviera
entlang erreiche ich nach der zweiten Verpflegungsstelle Alassio Centre
um 15:51 Uhr. Ich bin laut meinem Garmin 8:40 Stunden unterwegs und 234
km gefahren. Die Krämpfe haben sich inzwischen weitgehend verflüchtigt.
Ich muss nicht mehr absteigen und kann mental meinen Körper wieder
kontrollieren.
Das Schlimmste ist
überstanden. Nun eine Gruppe suchen, mit der ich gegen den von vorne
blasendem Wind fahren kann. Die Gruppe ist gefunden. Wir wechseln uns in
der Führungsarbeit ab. Unterschiedliche Tempopassagen gestalten das
Fahren entlang der Küste. Gefährlich sind jedoch die Ortsdurchfahrten.
Es scheinen alle Verkehrsregeln außer Kraft gesetzt worden zu sein. Rote
Ampeln und Zebrastreifen finden so gut wie keine Beachtung; sie werden
einfach ignoriert. Aber auch die Polizei winkt uns durch. Dazu eine neue
Erfahrung. Rechts fahren in den Ortschaften ist zu gefährlich für die
Rennradteilnehmer. Auf die linke Spur gehen, an den im Stau stehenden
Fahrzeugen vorbei. Entgegenkommende Fahrzeuge fahren äußerst rechts. Es
bildet sich zwischen den Fahrzeugspuren eine Gasse in einer Breite von
zwei Rennrädern.
Nur noch den Capo
Mele und Capo Cerve überwinden. Eine Verpflegungsstelle noch. Dann wird
es hart. Stehe ich das durch? Klar! Jetzt kommt nichts mehr dazwischen.
Die Verpflegungsstelle ist erreicht. Flaschen mit Wasser füllen. Jetzt
eine Cola, noch etwas essen. Bananen- und Orangenstückchen, etwas Süßes.
Nach 10 Minuten Pause kann es um 16:33 Uhr weitergehen.
Die erste
Herausforderung nach dem letzten Stop ist Capo Berta. Kurz vor der
letzten Kurve lege ich eine Verschnaufpause ein. Zwei Minuten, dann
weiter. Der Ort Imperia ist nicht mehr weit. Nun habe ich wieder meinen
runden Tritt. Von Krämpfen keine Spur mehr, hochfrequent treten.
17:23 Uhr, 273 km
gefahren, der 5,6 km lange Aufstieg nach Cipressa beginnt, der zu diesem
Zeitpunkt auch von den Profis gefürchtet wird. 17:49 Uhr, an der
Kontrollstelle vorbei, steil bergab. Mit bis zu 45 km/h und geschätzter
Temperatur von 30° C fliege ich fast den Berg hinunter und werde für den
quälenden Aufstieg belohnt. Wieder auf der Hauptstraße angekommen noch
einmal vier Kilometer, um danach den Schlussanstieg zum Poggio
aufzunehmen. Super Gefühl, du hast es bald geschafft. Es ist 18:16 Uhr,
der Anstieg fühlt sich vergleichsweise leicht an. Lächerliche 3,7 km
hinauf. Nun hat die Schinderei bald ein Ende. Um 18:36 Uhr ist der
Poggio bewältigt. Ich befinde mich wieder auf der Hauptstraße in
Richtung Ziel. Sechs Minuten später ist es nach 298 km erreicht. Ich
durchfahre den Zielbogen. Meine Empfindungen sind kaum beschreibbar. Das
Erreichte bewirkt ein hohes Maß an Zufriedenheit, gepaart mit einem
großen Gefühl an Stolz.
Letztendlich drücke
ich Günther noch meine Hochachtung für Organisation der Fahrt mit allen
seinen Kleinigkeiten aus.
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2010 Mailand-Sanremo
Bericht von und über Konrad Hötschl
„beste Platzierung“...im Bus (direkt neben den Keksen)
Hallo Sportfreunde,
das erste mal dabei, angekommen (gerade noch auf die Matte gefahren) und
begeistert!!!
Begeistert war ich allerdings vom ersten Moment der Anmeldung an....
und das muß sich Günther Kulessa und sein Familien-Orgateam auf
die Amateur-Fahne schreiben lassen!
Suuuuuuper Betreuung – telefonisch, per Mail vorher, mit genauen
Wetterdaten
und nachher mit Sofort-Ergebnissen,
persönlich im Bus, z.B. kulinarisch mit Kuchen,
Nüsschen,Wasser, Apfelschorle und dergleichen mehr...
und nicht zu vergessen der Abschluß-Piccolo zum geselligen Anstoßen
auf die verletzungsfreie, erfolgreiche Teilnahme an dem
Traditions-Radrennen.
Beim Einladen der ganzen Köstlichkeiten in den Bus,
wimmelte das Familien-Team Kulessa , nur so hin und her
und schleppte kistenweise "Energie" an.
Es blieb dann doch noch ein wenig Platz im Stauraum,
sodass auch die Taschen und Rucksäcke der Teilnehmer Platz fanden
und nicht zurück gelassen werden mußten.
So ein Ehrenamt macht sehr viel Arbeit, welche man nicht immer sieht
und man sollte nicht vergessen, dass Capo Günther ja auch als
aktiver Rennradler am Start war. Chapeau an dieser Stelle!
Übrigens wurde er sogar gesehen, als er auf der Strecke
anderen Fahrern zu Hilfe kam.
Ganz begeistert war ich auch von dem Detail, dass die beiden Busfahrer
beim Festzurren der wunderschönen Räder, extra Handschuhe angezogen
hatten.
Eine kleine und aufmerksame Geste gegenüber sensiblen Eigentümern.
Böse Zungen behaupten,mit einem Augenzwinkern, dass die Beiden
keine Fingerabdrücke hinterlassen wollten...wird wohl stimmen,
wenn auch aus „guten“ Gründen!
Schließlich hatte jeder das Rad auf Hochglanz gebracht.
Zum Rennen selbst kann ich nur sagen...
nach flotten 150 km ging er los: der Kampf mit dem Krampf!!!
Ich hatte bis dahin nicht gewußt, dass man 153 weitere km mit Krämpfen
fahren kann.
Manchmal war mir schon sehr nach Aufgeben zumute...aber,
dann sandte mir der Schutzpatron der Rennradfahrer „Fausto Coppi“,
gleich zwei Engel....in Gestalt von kleinen, untersetzten,
modisch gekleideten Italienern auf einer Vespa!
Als ich von Krämpfen gebeutelt am Wegrand stand „fragte“ der erste
Vespa-Italiener
wild gestikulierend, was los sei....ich gestikulierte zurück und er
verstand.
Sofort wendete er seinen Roller, stoppte , sprang ab und
fing an meine Beine zu kneten und die Muskeln zu lockern.
Er machte das so gut, dass ich ohne fremde Hilfe wieder aufsteigen
und weiter strampeln konnte. Danke Fausto!
Der zweite Schutz-Italiener traf mich an, als ich an einer Mauer lehnte;
unfähig vom Rad zu krabbeln, weil beide Beine vorne und hinten,
oben und unten krampften. Er sprang ebenfalls flott von der Vespa
und erklärte mir, dass da nur ein Espresso helfen könne.
Zufällig gehörte die Mauer zu einem Cafe und er sprintete los um
mir den Espresso zu holen. Unentgeldlich! Bella Italia!
Ein Wunder geschah!
Tatsächlich konnte ich nach einer Weile wieder an-und weiterfahren!
Grazie Coppi!
Das Foto ist im Zielbereich entstanden und ich glaube man kann
darauf gut meinen verkrampften Gesichtsausdruck erkennen!!!
Wenn es aber geschafft ist und die Erinnerung anfängt zu
vergolden , wird man wieder übermütig und sieht schon mal
im Terminkalender nach, ob der 05.06.2011 noch „frei“ ist.
Die radelnden Cousins sind auch schon auf die Kulessa-Web-Seite
„angesetzt“ worden.
Jetzt muß nur noch die „Familie“ mitmachen.
Aber das krieg ich hin!!! Vielleicht hilft Rennrad-Patron Fausto nochmal!
Mille Grazie - Coppi, Vespa-Engel ,Günther und Familie Kulessa -
sagen Konrad Hötschl und Ute Pfeffer
La Classissima Milano -
Sanremo ´10 Ein Bericht von Relef Tantzen
Nachdem wir in diesem Jahr bereits RTF's
in den Niederlanden und Belgien unter unsere Räder genommen hatten,
wollten Ulrike und ich mit der Tour Mailand - San Remo nun erstmals eine
italienische Veranstaltung besuchen. Um es vorweg zu nehmen: Auch diese
Veranstaltung nennt sich zwar RTF und in den Regeln wird ausdrücklich
darauf hingewiesen, dass kein Rennen gefahren wird, aber dies ist wohl
nur eine versicherungsrechtliche Formalie. Tatsächlich handelt es sich
durchaus um ein Rennen, mit Zeiterfassung über Transponder, mit
Zielschluss, Siegerehrung und Ergebnisliste. Die Strecke hat eine Länge
von 295 Kilometern und gefahren wird auf der Originalstrecke der Profis
im Frühjahr. Absperrungen gibt es natürlich nicht, ist ja eine RTF...
Schon allein wegen der Entfernung zwischen Sittensen und Mailand bzw.
San Remo verbat sich natürlich eine private Organisation. Die Tatsache,
dass es sich um eine Point-to-point-Strecke handelt, macht es nicht
einfacher, allerdings organisiert der Veranstalter für 40 Euro nach der
Tour einen Rücktransport per Bus nach Mailand.
Wir hatten eine Reise vom 05.-07.06. gebucht über Günther Kulessa von
der Betriebssportgruppe des HR und wir können diese Art der Teilnahme
nur empfehlen. An alles war gedacht, es gab quasi eine Rundumversorgung
und Betreuung, wie wir sie noch nicht kennengelernt haben. Für jeden
Teilnehmer gab es ein T-Shirt mit persönlichem Namenszug und
Streckenprofil
zum besseren Kennenlernen (zusätzlich noch ein Renntrikot - sehr stylish,
auch mit Namenszug), Kuchen, Süssigkeiten, Kaffee, kalte Getränke im
Bus, alles da und zwar bis zur Rückankunft einschließlich.
Am 05.06. ging es gegen 06:00 von Frankfurt aus los mit einem
komfortablen Bus
einschließlich Radanhänger, mit dem die Räder sicher transportiert
wurden. Nach zwei Zwischenstopps mit der Aufnahme weiterer Fahrer und
Durchquerung der Schweiz, waren wir dann gegen 17:00 in Mailand in
unserem Hotel (4 Sterne), das gleichzeitig das Race-Hotel war und vor
dessen Haustür die RTF gestartet wurde.
Da sich in unmittelbarer Nähe ein Riesen-Einkaufszentrum befand, bestand
noch die Gelegenheit, letzte Einkäufe zu tätigen.
Gegen 19:00 erfolgte dann die Ausgabe des Racetrikots, der
Startunterlagen, des Transponders etc..Auch vom Veranstalter selbst gab
es ein Renntrikot, das im Startgeld von 45,-- Euro enthalten war.
Farblich (flieder) zwar für unsere Augen etwas gewöhnungsbedürftig, aber
auch hier vom Stil super, mit Streckenprofil auf dem Rücken etc.. Von
Günter Kulessa erhielten wir dann noch zwei zusätzliche Trinkflaschen,
mehrere Powerbar-Gels und -riegel.
Gegen 20:00 fand dann eine Pastaparty im Hotelbereich statt, die mit
unseren Pastapartys nicht zu vergleichen war. Im Grunde ein Büffet mit
mehreren Essen und Dessert (mehrere Kuchensorten), einschließlich Aqua
und Tischwein. Aber schnell musste man sein, nachgelegt wurde so gut wie
kaum.
Nachdem wir dann noch alles fertig hingelegt hatten (Räder auf dem
Zimmer),
war gegen 04:15 Aufstehen angesagt, um ab 05:00 zu frühstücken.
Frühstück vor der RTF bedeutete einschließlich Nudeln und Spaghetti
(die von den Italienern übrigens mit Olivenöl gegessen wurden). Dann
wurden die persönlichen Gegenstände in den Bus verbracht, um sich mit
den übrigen der ca. 800 Teilnehmern in den Startbereich einzusortieren.
Vorher wurden noch die Transponder auf einer Matte getestet.
Da wir doch recht zeitig erschienen waren, standen wir ungefähr mittig.
Pünktlich um 07:00 und bei ca. 20 Grad Lufttemperatur ging es dann los,
wobei wir gegen ca. 07:05 die Startlinie überquerten.
Ein Führungsfahrzeug vorneweg
und gruppenweise dann hinterher. Am Anfang hatten wir eine schöne Gruppe
im 34er/35er Tempo, bei der wir uns gut hätten aufhalten können,
allerdings machte der Abnehmer von Ulrikes Tacho Krawall, wir mussten
rechts ran und weg war sie. Allerdings stiegen wir dann in eine neue
Gruppe ein, die ein 32er/33er Tempo fuhr, das für unseren Geschmack
etwas zu langsam war, zumal man für die Strecke nur 12 Stunden Zeit
hatte, also ungefähr 25er Schnitt und der vielleicht nicht
anstrengendste, aber zeitaufwändigste Part lag auf der zweiten
Streckenhälfte. Es musste also etwas rausgefahren werden, was die Cracks
auch machten, die bis zur ersten Verpflegung bei ca. 130 Km penetrant
über 40 Km/h fuhren.
Für mich stellte sich dieses Problem nicht, da bei mir wieder einmal der
Defektteufel zuschlug und zwar bereits bei ca. Km 10.45: Platten vorne.
Sonst immer hinten, jetzt vorne. Das hatten wir wohlweislich geregelt.
Taktik war: Ulrike fährt weiter und ich komm hinterher. Gesagt, getan.
Relativ schnell für mich in 8-10 Minuten war alles fertig einschließlich
verpacken und los gings. Einzelzeitfahren sozusagen in einem Tempo
zwischen 32 Km/h und 34 Km/h, immer in der Hoffnung, irgendwann auf
einen langsameren Teilnehmer aufzufahren. Aber der kam nicht! Statt
dessen musste ich feststellen, dass die Italiener von einer
RTF-Beschilderung doch eine andere Auffassung haben als wir in
Deutschland. 20-30 Km nichts, um dann auf 100 Metern bei keiner anderen
Fahrmöglichkeit 3 Aufkleber anzubringen. Gelpackungen, abgefallene
Flaschen, Teamfahrzeuge, die ihre Fahrer mit Defekten aufnahmen etc.
zeigten mir wie bei Hänsel und Gretel, dass ich noch richtig war. Noch.
Denn die Einschläge kamen immer näher. Einen Kreisverkehr musste ich
bereits dreimal fahren, um den richtigen Ausgang zu erwischen, dann
hatte es mich aber erwischt.
Die ligurischen Berge sollten nach der ersten Verpflegung überquert
werden bei ca. Km 145 über den Passo del Turchino über eine Kreisstraße,
während ich die Überquerung via "Bundesstraße" (ST 35) über den Passo
dei Giovi vornahm. Nur ganz am Rande: obwohl es hierauf nicht darauf
ankam, war das schon geschummelt. Der Giovi erreicht die Höhe des
Turchino nicht und hat mit ca. 26:36 einen deutlich niedrigeren Score.
Allerdings hatten die Fahrer der richtigen Route weitaus größere
Vorteile. Man startet in Mailand auf einer Höhe von 113 m, um den
Turchino bei 532 Metern durch einen Tunnel zu überqueren und sich dann
auf einer 12 Km Abfahrt auf 0 Meter herabzustürzen und in einem Vorort
von Genua Richtung San Remo zu landen.
Ich allerdings fuhr seicht den Giovi hinab und landete mitten in Genua,
ohne dass eine Beschilderung zu erkennen war, wie es überhaupt
weiterging. Schließlich befand ich mich im Passagierhafen. Jetzt musste
erst einmal ein Notstopp her. Abgesehen davon, dass Mineralwasser
aufgefüllt werden musste, erste Telefonierversuche. Bereits erste
unbeantwortete Anrufe auf meinem Handy, aber keine Kontaktaufnahme
möglich. Auch nicht über eine uns zur Verfügung gestellte Notfallnummer.
Immer nur: Hallo, ich kann Sie nicht verstehen. Und die Zeit lief und
lief und lief. In einem Restaurant endlich eine englischsprachige
Bedienung gefunden, die mir die Straße nach San Remo zeigte. Völliges
Unverständnis, dass ich dorthin mit dem Rad wollte (noch ca. 150
Kilometer). Noch einmal in Genua-Ausgang gefragt, ob ich nach San Remo
richtig sei. Ja, alles klar, aber ob ich sicher sei, dorthin mit dem Rad
zu wollen. Ja, ich solle aber nicht zu weit fahren, dann würde ich noch
in Frankreich landen...
Aber dann gings weiter, mehr als 130 Kilometer über die Küstenstraße
Richtung San Remo. Dass ich noch einen weiteren Reifendefekt hatte, will
ich hier nur am Rande erwähnen. Ich vermutete ein schadhaftes Felgenband
und benutzte einen Teil einer Serviette, um einen dritten
Schlauchwechsel überflüssig zu machen. Klappte dann. Und Ulrike
telefonisch erreicht, nachdem es mir zuvor gelungen war, erstmals per
Handy eine SMS abzusetzen.
Bei Kilometer 226 nochmals Aqua gekauft und Notpause gemacht, da ich
ernährungsmäßig total unterversorgt war. Im Grunde die ganze Tour nichts
gegessen mit Ausnahme von 400 Gramm Aldi-Gelees und einem Bissen
Powerbar-Riegel, woraufhin mir schlecht wurde. Ein halber Liter Aqua
half dann aber.
Die Küstenstraßentour hatte es dann aber in sich. Überall entweder
Industrieorte oder Ferienhochburgen. An mindestens 50 roten Ampeln und
weiteren 50 Fußgängerüberwegen musste ich halten, wo vor mir die Gruppen
sich entweder selbst den Weg gebahnt hatten oder sogar von Polizisten
durchgewunken wurden.
50 Kilometer vor dem Ziel dann noch ein Tunnel, der von Radfahrern nicht
passiert werden durfte. Der grüne Streckenpfeil war schon abgenommen, so
dass ich nicht wusste, dass ich da hätte fahren dürfen. Einmal durch den
Ort und wieder gefragt. Und wieder die Zeit... Und schließlich das erste
Schild: San Remo 27 Kilometer. Und es wurde langsam dunkel. Gas geben
Dann endlich wieder ein grüner Pfeil: rechts ab. Ah, keine Abgase mehr,
keine Autos, kein Verkehr. Nein, jetzt gings es kurz vor Schluss von
Null auf den 240 Meter hohen Cipressa und dann im Halbdunkel wieder
runter auf die Küstenstraße. Etwas sauer auf die Streckenbauer, hätte ja
nicht sein müssen. Dann endlich ein Schild San Remo 5 Km.
Auf einmal kommt mir auf einem Moped ein älterer Polizist entgegen, laut
palavernd und weg war er.Ich dachte, er schimpft wegen fehlender
Beleuchtung. Er fuhr immer links von mir und redete und redete. Ich
verstand nichts. Auf einmal winkte er mich rechts raus. Links abdeckend,
so dass ich nicht geradeaus fahren konnte. Und da sah ich es: ein
weiteres gelbes Streckenschild, ich musste unweigerlich noch den 162
Meter hohen Poggio di San Remo hoch. Wie ich später erfahren habe, war
es Job des Polzisten, den letzten Fahrer abzufangen.
Also hoch, innerlich fluchend, der Anstieg war nicht ohne. Hier fahren
die Profis schon noch einmal Attacke, um eine Sprintankunft zu
vermeiden. Dann wieder ab, nahezu bei Dunkelheit, aber ab und zu im
Schein von Laternen. Und dann rein nach San Remo gegen 21:30. Um 22:00
endlich im Hotel.
Für Statistiker: Strecke offiziell: 295 Km, mein Tachostand: 325,5 Km.
Die Angaben zu den Höhenmetern schwanken zwischen 1.800 und 2.250.
Sieger: Michele Mascheroni in 7:49:21.00=37.58.
Also: im nächsten Jahr nicht gerade wieder, weil wir etwas anderes
vorhaben, aber dann wird einmal auf Angriff gefahren. |
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La Classissima
Milano - Sanremo ´10
Ein Bericht von Ulrike
Nachdem ich Konkursus schon nach den ersten 10 km
verloren hatte, begann mein eigenes Abenteuer. Ich blieb bei unserer
relativ großen Gruppe, die gnadenlos rote Ampeln, Zebrasteifen und
ähnliche störende Elemente ignorierte. Die Italiener waren darauf voll
eingestellt, hielten respektvoll Abstand und verzichteten auf ihre
Vorfahrt, sogar ein Linienbus blieb mit Sicherheitsabstand stehen.
Vereinzelte unwissende ausländische Teilnehmer, die bei roten Ampeln
anhielten, hatten Pech und mussten sehen, wie sie wieder Anschluss an
die vorbeirauschende Gruppe bekamen.
Die Straßen auf den ersten ca. 100 km befanden sich in einem
katastrophalen Zustand, dagegen war das Velothon der reinste Lacher.
Kein Wunder, dass schon nach kurzer Zeit gestürzte und von Pannen
heimgesuchte Mitfahrer reihenweise am Straßenrand standen.
Auch ich wurde mit ein paar anderen Opfer der z. T. chaotischen
Beschilderung. In einem Kreisverkehr folgte ich mit einigen anderen
Deutschen einem gelben Schild, während ein mitfahrender Italiener eine
unbeschilderte Straße nahm. Das machte uns glücklicherweise stutzig und
bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass das Schild zu einer anderen
Veranstaltung gehörte, also schnell umdrehen und hinter dem Italiener
her.
Nach ca. 135 km kam die erste "Vollverpflegung", wie es so schön auf den
Schildern hieß, die allerdings nicht besonders umfangreich war. Es gab
Wasser, Tee und Isogetränke, Bananen, Orangen, Honigkuchen, mit Vorsicht
zu genießenden italienischen Kuchen und eingeschweißte
Schoko-Croissants.
Das Angebot entsprach offenbar auch nicht unbedingt dem Geschmack aller
Italiener, sodass auch gerne Eigenverpflegung mitgenommen wurde.
Am Pass und der langen steilen Abfahrt zum Mittelmeer fiel die Gruppe
auseinander. Es war dann ganz angenehm, ab und zu eines der auffälligen
rot-schwarzen Kulessa-Team-Trikots zu sehen.
Nach der Abfahrt begann der härteste Teil der Strecke, die Küstenstraße.
Es herrschte starker Verkehr besonders von Badegästen, sodass in
kleineren Ortschaften ein Vorankommen nur noch im Stop and Go - Verkehr
möglich war. Besonders schlimm waren die Abgase. Ab und zu mussten
zwischen den Ortschaften Felsen umfahren werden,
eine kleine Erholung, weil der Verkehr dort für kurze Zeit stark
nachließ.
Inzwischen wurde ich zunehmend nervöser, weil Konkursus noch immer nicht
aufgetaucht war. Ich hielt des öfteren an, um ihn telefonisch zu
erreichen und erhielt dann per SMS "Verfahra". Da Konkursus zuvor noch
nie in seinem Leben eine SMS geschrieben hatte (Allergie gegen moderne
Elektronik), musste schon ein extremer Notfall vorliegen. Meine
Nervosität steigerte sich enorm und ich versuchte alle 5 - 10 Minuten
erneut, ihn zu erreichen. Perfekt wurde der Stress dadurch, dass bei km
195, wo eigentlich die 2. Verpflegung sein sollte, weit und breit nichts
zu sehen war, sodass ich nun befürchtete, mich ebenfalls verfahren zu
haben. Also bei allen Schildern angehalten, um die Richtung mit dem
Streckenplan zu vergleichen. Leider war die RTF-Beschilderung an der
Küstenstraße nicht besonders ausgeprägt. Manchmal kam mehr als 20 km
garnichts. Quälend waren auch die vielen Eisdielen und -stände am
Wegesrand. Ab und zu kam das dringende Bedürfnis, einfach anzuhalten und
mit einem riesigen Eisbecher auf Konkursus zu warten.
Die zweite Verpflegung kam dann nach ca. 205 km.
Dort traf ich dann auf diese beiden netten Jungs, die unbedingt ihre
dampfenden Füße untersuchen mussten.
Den restlichen Weg legten wir größtenteils gemeinsam zurück. Bei einem
weiteren Telefonversuch klappte es schließlich und ich hörte zu meiner
Erleichterung, dass Konkursus inzwischen auf dem richtigen Weg gelandet
war. Da ich zu dem Zeitpunkt noch hoffte, das Zeitlimit einhalten zu
können, wartete ich nicht, sondern versuchte, schnell weiterzukommen,
was wegen des zunehmenden Verkehrs auf der engen Straße immer
schwieriger wurde. Hinterher erfuhr ich, dass es besser gewesen wäre, in
der Straßenmitte zu fahren (aber wohl auch gefährlicher).Es kam dann ca.
40 km vor Schluss (auch wieder mit falscher km-Angabe die dritte
Verpflegung), die auch von einem bereits gut besetzten Besenfahrzeug
angesteuert wurde. Unser Dreier-Team hatte an einer Mitnahme kein
Interesse, sondern machte sich mit dem Slogan "Wir fahren durch bis
morgen früh .." wieder auf den Weg. Irgendwann war dann auch San Remo
ausgeschildert. Aber die RTF-Schilder, die plötzlich wieder zahlreich
vorhanden waren, zeigten in eine andere Richtung, herauf nach Cipressa.
Meine Begleiter wären lieber auf dem direkten Weg weitergefahren und
wollten sich nicht so recht davon überzeugen lassen, dass Cipressa
auslassen das gleiche wie eine Mitfahrt im Besenfahrzeug ist. Der
anstrengende Anstieg wurde durch einen fantastischen Ausblick auf die
Mittelmeerküste belohnt. Die Abfahrt führte zurück auf die Küstenstraße,
wo kurz darauf zwei wild herumfuchtelnde Streckenposten darauf
bestanden, dass wir noch einen weiteren Schlenker über den Poggio
machten. Dort musste der Bär losgewesen sein. Die Straße war mit Parolen
beschriftet und eine letzte 10%-Abfahrt führte endlich direkt zum Ziel
auf dem Marktplatz. Als wir eintrudelten, wurde gerade die Zeitmessung
abgebaut. Glücklicherweise war aber noch die Transponderrückgabestation
im Einsatz.
Und nun kam das dicke Ende. Den Zettel mit der Wegbeschreibung zum Hotel
hatte Konkursus, weil seine Satteltasche größer war. Der eine Mitfahrer
hatte eine Privatunterkunft und der andere hatte nicht daran gedacht,
den Hotelzettel mitzunehmen, wusste aber wenigstens, dass es das Grand
Hotel war. Da es kaum englisch bzw. deutsch sprechende Personen gab,
wurden wir mehrfach in die Irre geschickt. Als ich schließlich gegen
21:00 Uhr das Hotel erreichte, zeigte der Tacho 309 km an.
Das nächste Mal, das es sicherlich geben wird, machen wir es besser. Bis
zum Mittelmeer durchheizen, was Beine und Lunge hergeben, da auf der
Küstenstraße Zwangserholung garantiert ist, die dann auch genug Kraft
für die letzten Hügel gibt. Im Zweifel immer hinter den Italienern
herfahren und für den Notfall eine Landkarte bzw. ein GPS mitnehmen.
Dann ist das Zeitlimit keine ernste Hürde. Auf jeden Fall werden wir
auch nächstes Mal wieder mit Günter Kulessa fahren. Bequemer geht's
wirklich nicht.
Näheres zu
Günter Kulessa hier
Ulrike |
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Ein
Kommentar von Eckhard Heinemann
Hallo Günther,
an
dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank für Deine fürsorgliche
"Fernbetreuung" aller deutschen Milano-Sanremo-Fans!
Perfekt!
Und auch den damaligen in der TOUR veröffentlichten subjektiv-kritischen
Beitrag zu diesem außergewöhnlichen Radsportevent kann ich überhaupt
nicht nachvollziehen.
Die erste sehr positive Überraschung erlebten wir bei der Registration
und Nummernausgabe in Mailand: das Gruppenpaket für uns 5 Fahrer aus
Rostock war bereits fix und fertig vorbereitet. Wir brauchten weder
lange anstehen, noch uns mühsam einzeln registrieren. Perfekt!
Der Start am Sonntag früh: bei bestem Sonnenschein ging es nach dem
Startschuss zwar zügig, jedoch gesittet und unaufgeregt los. Bis zum
ersten größeren Anstieg vor der ersten Verpflegung wurde zwar wie irre
"geheizt" (nach 125 km hatten wir im großen Spitzenfeld einen knappen
41er Schnitt). Auf Grund der Größe dieses Spitzenfeldes, vieler
Kreisverkehre und Hindernisse am Straßenrand mussten wir auch extrem oft
und heftig abbremsen, jedoch floss erstaunlich wenig Blut. Im
Unterschied z.B. zu den Vattenfall Cyclasics in Hamburg sind hier
nämlich viele echte Radsportler am Start, die wissen, wie in großer
Gruppe und bei hohem Tempo Rad gefahren wird.
Da wir dann an allen Verpflegungsstationen länger pausierten (wir
wollten als geschlossene Gruppe ankommen und im zweiten Teil der Strecke
auch die Landschaft genießen) kann ich hier einen anderen Kritikpunkt
widerlegen: an allen Verpflegungsstationen gab es auch für Nachzügler
reichlich flüssige und feste Nahrung. Über den Geschmack fester Nahrung
lässt sich zwar bekanntlich streiten, jedoch gilt hier der Spruch:
andere Länder andere Sitten!
Auch die Tatsache, dass wir weite Teile der Strecke Teilnehmer des
öffentlichen Straßenverkehrs waren, störte überhaupt nicht. Denn die
alte Weisheit wonach der Deutsche fährt, wenn er Recht und der Italiener
wenn er Platz hat, beinhaltet auch, dass man hier in Italien miteinander
lebt und nicht gegeneinander. Demzufolge warteten Fußgänger an den
Überwegen bis wir vorbei waren, auf den teilweise dicht befahrenen
Küstenstraßen fuhr der Gegenverkehr zur Seite und selbst im Kreisverkehr
befindliche Autos ließen uns gewähren. Alles in Deutschland undenkbare
Verhaltensweisen, die uns - bei aller Vorsicht - jedoch ein beruhigend
sicheres Gefühl gaben.
Bis zum nächsten Mal!
Eckhard Heinemann
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Mailand Sanremo für (nicht
ganz) Jedermann
Ein Bericht von
Michal Müller
http://granfondo.blog.canyon.com/?p=2000&hpcnclc=1542
Mein Saisonhighlight 2010 war ganz klar die Jedermannfahrt von
Mailand-Sanremo. Wobei gut ein Drittel der Starter feststellen
musste, dass die 300 Kilometer durch Italien eben doch nicht für
“Jedermann” geeignet sind und das Rennen vorzeitig beendet haben.
Ich habe mich schon lange vorher entschieden, die Wahnsinnsstrecke
in Angriff zu nehmen – oder besser gesagt sie zu fahren. Denn
aufgeben stand nicht auf dem Plan. Im Laufe des Tages stellte sich
aber noch heraus, dass es nicht so einfach werden sollte, sich daran
zu halten.
Da das Rennen an sich schon fordernd genug war, habe ich mich
entschlossen, die Reise nicht alleine zu unternehmen, sondern habe
mich in die Hände des Teams Kulessa begeben, das alles komplett
organisiert hat: Anreise, Radtransport und die Rückreise waren in
dem Komplett-Paket inbegriffen. Obwohl wir in Frankfurt schon um
sechs Uhr morgens losgefahren sind, war die Fahrt insgesamt recht
entspannt, so dass wir gegen 17 Uhr ausgeruht in Mailand angekommen
sind. Am Abend gab es dann noch eine große Pasta-Party für alle
Teilnehmer, auf der wir unsere Energie-Speicher für den kommenden
Tag auffüllen konnten.
Am kommenden Morgen darauf bin ich dann schon um 4:00 Uhr
aufgestanden, da es eine Stunde später Frühstück gab. Zwei Stunden
danach – punkt 7 Uhr – ging es dann für die 800 Fahrer auf die Piste
– zum Glück war der Start direkt vor unserem Hotel, so dass ich
keine weite Anreise mehr hatte. Ich habe mich gleich zu Beginn des
Rennens in einer 70 Mann starken Gruppe festgesetzt und wir sind
gemeinsam bei angenehmen Temperaturen von 22° Celsius und mit einem
36er Schnitt bis zur ersten Verpflegung bei Kilometer 125 am Fuße
des Passo del Turchino gefahren. Was aber nicht heißt, dass das
erste Stück entspanntes Radeln war: Durch den Ziehharmonikaeffekt,
den wir jedes Mal bei Kurven und in Kreisverkehren hatten, haben wir
hier schon einige Körner auf der Strecke gelassen.
Gegen Mittag stiegen die Temperaturen dann deutlich an und die
Sonne brannte auf den Asphalt. Bei 35 Grad Hitze konnten wir nach
dem Pass eine traumhafte Abfahrt Richtung Küste genießen. Hier habe
ich mich dann mit einigen Fahrern zu einer kleinen Gruppe
zusammengetan und wir sind gemeinsam über zwei kleinere Anstiege
gefahren. Die ganze Veranstaltung ist ohnehin schon keine
Kaffeefahrt, aber wenn man mal bedenkt, dass wir uns in dieser
Bullenhitze noch zusätzlich durch die Autos und Motorroller im
italienischen Stadtverkehr und durch diverse kleine Ortschaften
schlängeln mussten, bekommen die 300 Kilometer nochmal eine ganz
andere Bedeutung. Absperrgitter? Fehlanzeige.
Bei der zweiten Verpflegungsstation bei Kilometer 200 musste ich
dann eine etwas längere Pause einlegen, da ich mit meinem Magen zu
kämpfen hatte. Das Problem dabei war, dass ich jetzt nur noch
alleine fahren konnte – und es lagen noch fast 100 Kilometer vor
mir. Aufgrund meiner Magenprobleme war mein Körper komplett
ausgelaugt und ich hatte mehrfach Krämpfe und Schmerzen in den
Beinen. Auf den letzten Kilometern – alleine gegen den Wind – habe
ich dann immer mal wieder kurze Pausen eingelegt und habe
letztendlich nach rund 12 Stunden die Ziellinie total erschöpft,
aber überglücklich im Blick gehabt.
Mein Fazit: ein fantastisches Event, das ich so schnell nicht
vergessen werde. Leider hatte ich auf 150 der 300 Kilometer keinen
Blick für die fantastische Landschaft und das Meer.
Michael Müller
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Ein Bericht von Stephan Breuer
Milano – San Remo 2009
Oder drei Rennradfreunde müßt ihr sein
von links: Frank Hürtgen, Achim Michels, und Stephan Breuer
Es war einmal, das der Vorsitzende von Komet – Delia kundtat „In drei
Jahren werte Mitglieder ist es an der Zeit das wir unsere
hundertjähriges Feiern dürfen, da wäre es doch schön in dem Jahr beim
hundertjährigen Mailand – San Remo mitzufahren“.
Begeisterung machte sich in der Runde auf „jawohl dat is jut!“
Als damaliges neues Mitglied war auch ich davon begeistert, leider
wusste ich noch nicht was es heißt 300km an einem Stück/Tag zu fahren.
Die nächsten zwei Jahre zogen ins Land, man verbesserte seine Leistung,
putze an seinem Vehikel und nahm an der einen oder anderen RTF oder
Jedermannrennen teil. So schraubte man (ich) seine Jahresleistung von
ca. 1500km auf 11000km hoch.
Letztes Jahr stand dann zum Erstenmal ein Klassiker an Lüttich –
Bastogne – Lüttich.(170km Variante)
Mit mehreren Vereinsmitglieder stand man am Start und wollte am
Liebsten.nach 60km zurück bzw. nach Hause. Leider standen da noch
mehrere 20% Steigungen im Weg, die man Schlußendlich auch bewältigte.
Jetzt hätten man am besten noch Bäume ausreißen können.
Ende des Jahres die Nachfrage, was denn nächstes Jahr Mailand – San Remo
machen würde. Wie, was, wo, davon wüsste man aber nix. Aber wenn
gewünscht dann setzten wir mal einen Kümmerer ein.
Blöd, dass man das dann selbst wurde. In zwei Vereinen ein bisschen
Werbung gemacht und es fanden sich doch sieben Mitstreiter, die auch
brav ihre Anzahlung machten. Leider bekamen dann welche von ihrem
Arbeitgeber nicht frei, einer vergaß doch glatt den 94. Geburtstag
seiner Mutter und so weiter. Zum Schluß blieben drei übrig. Und es wurde
beschlossen jetzt aber eifrig zu trainieren. Rund um Köln wurde
mitgenommen und die eine oder andere längere RTF. Einer der Runde
schaffte es doch auch mal 205km an einem Stück zu fahren, sah aber
danach, nach eigener Aussage, ziemlich besch…. eiden aus. Ein anderer
hatte doch drei Woche vorher zwei Wochen lang Zeit sich mit Montezumas
Rache auseinander zusetzen.
Also alles super Vorraussetzung um Mailand – San Remo anzusteuern.
06.06.2009 2:00 Uhr morgens der Wecker klingelt.
Was macht man bloß? Nochmals umdrehen, die anderen versetzen, ist doch
eine blöde Idee gewesen.
Ab unter die Dusche, angezogen, Kleinigkeit gegessen, Sachen nochmals
kontrolliert, die man am Vortag gepackt hat (bloß jetzt nix vergessen)
und schon bellen Nachbarshunde und kündigen die Fahrradkollegen Achim
und Frank an.
Fahrradträger mit drei Rennrädern angehangen, Wagen voll gepackt und um
2.45 Uhr war man wie im Traume auf der Autobahn gen Süden.
Wettervorhersage war nicht die Dollste und so regnete es auch ab
Karlsruhe immer wieder. Schön wie beim Rennradfahren wurde sich
abgewechselt und man kam dem Ziel über Basel, Luzern, Gotthart Tunnel
immer näher. Kurz vor Mailand riss auch endlich der Wolken/Regenvorhang
auf und es wurde merklich wärmer.
Ca. 12.30 war der Campingplatz in Mailand erreicht. Endlich, Sachen
ausgepackt, Zimmer verteilt, was an Zimmern da war und Pasta, von Gaby
vorher selbst zubereitet, mit Elefantenmümese gefuttert.
Auf dem Weg dann zur Anmeldung wehte schon ein guter Wind und erste
Verdachtsmomente keimten beim Achim auf, dass das der falsche Wind aus
der falschen Richtung wäre. Umgeknickte Bäume und diverse weitere wild
umher fliegende Teile bestätigten ihn immer mehr.
Startpunkt machten auf Achim und Frank auch keinen guten Eindruck,
insbesondere wie sie lasen, dass nur ca. 700-800 Teilnehmer gemeldete
waren. Sind wir hier richtig?
Das rosa Trikot, das man zu seinem Startpaket bekam, verfolgtständigte
das ganze Szenario. Franks probierte sein L-Trikot mal an und der ist
schon schmal, aber mit dem wurde er noch schmaler.
Unbeeindruckt von dem ganzen, ich habe davon keine Ahnung, machte ich
den Vorschlag Mailands Innenstadt noch unsicher zu machen, wir hatten
gerade mal 16.00Uhr. Ab ins Centrum, Parkplatz aufgesucht und welche
Überraschung, der Mann an der Kasse fuhr es selbst in Tiefgarage, dafür
bekamen wir einen kleinen Zettel.
Groß stand der Mailänder Dom vor uns oder besser gesagt wir klein vor
ihm. Ab rein, Kultur ist immer gut. Einmal im Rund alles beluhrt, wie
der Kölner sagt. Kerzen aufgestellt und ein kurze Stoßgebet, dass morgen
bloß alle gut geht.
Scala noch mitgenommen und dann gönnten sich Frank und Achim einen Cafe.
Da mir aber der Hunger in den Kniekehlen stand, in der Bäckerei
gegenüber eine kalte halbe Pizza erstanden und die in den kleinen Gassen
aufgemümmelt. Hier dann auch diverse schnuckelige Restaurationen
vorgefunden inkl. promenierender Mailänderinnen, jetzt weiß ich auch
warum Mailand eine Modestadt ist.
Schnell berichtete ich und schon saßen wir gemeinsam draußen an einer
Eckkneipe und genossen nun gemeinsam den Mailänder Flair. Unser kleiner
Italiener Achim bestellte dann das Bier und irgendwie sollte das Buffet
inkl. sein. Also schickten wir Achim vor dies zu testen und es klappte.
Allein viermal ging ich und lud mir den Plastikteller voll. Nachdem wir
nun gestärkt und nur um 18,00€ für alle ärmer waren, schlugen wir den
Rückweg ein. Zettel gezückt und schon wurde unser Auto gegen 13,00€
vorgefahren. Frank meinte nur, hier muß er noch mal hin.
Campingplatz in einer rasanten Fahrt schnell erreicht, also man kann
sich also Fahrer an den italienischen Fahrstil gewöhnen, die Beifahrer
hatte ich das Gefühl, nicht so sehr. Und Achim sagt doch immer beim
Rennradfahrern „Mut zur Lücke“.
Beim Gute Nacht Bier schlug aber der Pessimismus meiner beiden
Mitstreiter wieder voll durch. Zwar war es jetzt Windstill, aber morgen
und die wenigen Leute und und und….
07.06.09 4:30Uhr, irgendwas poltert
Ich drehe mich noch mal und werde um 5:15 Uhr mit fertigem Frühstück vor
unserer Behausung begrüßt. Geduscht, gegessen, Flaschen zurecht gemacht,
alles fürs Rennen ins Auto gepackt und ab zum Start.
Nervös war man ja schon und leider erst um 6:50 da. Hinten angestellt,
noch kurz parliert mit Holländern, Belgiern, Italienern und Deutschen
etc. um sich Mut zu machen.
Noch ein Foto, ja so sieht man vorher aus, nochmals viel Glück und gutes
Ankommen gewünscht und da ging es auch schon völlig unspektakulär los.
Das Start-Tor war natürlich viel zu klein und zog alles auseinander. Wir
hatten uns aber gut hinter einer großen belgischen Mannschaft
positioniert.
Das Anfangstempo, wie kann es anders sein, war schon über 40. Die Gruppe
fuhr relativ gut und man arbeitete sich immer weiter nach vorne. Wir
drei hielten uns zusammen. Aber man merkte schon, dass der Wind von
rechts vorne kam. Das Tempo zog unmerklich an und ich wunderte mich über
mich selbst, das es kein Problem war bei 45-46km doch so locker
mitzufahren, bloß dass das gut geht.
So richtig abgesperrt waren die Strassen ja nicht und offiziell war es
ja auch nuuuur eine RTF, aber die Begleitfahrzeuge und Motorräder
verschafften uns doch ganz schön Platz. Rote Ampeln wurden rigoros
ignoriert und wenn doch Autos davor standen im vollen Tempo
vorbeigezogen. So im Rausch bekommt man das ja gar nicht richtig mit und
ungefährlich ist das ganze auch nicht. Leider lagen die ersten dann auch
schon auf der Strasse.
Wir in der Gruppe weiter, die erste Stunde verging wie im Flug und 40 km
waren geschafft. Puh und das noch 9-10 Stunden?
Bloß das Essen und trinken nicht vergessen. Die Strassen waren jetzt
doch in einem Zustand wo man mal kurz die Hände vom Lenker nehmen
konnte, um zu trinken bzw. zu essen. In Mailand war daran nicht zu
denken. Superasphalt wechselte sich mit fast schon Panzerstrassen ab.
So nach 80km und zwei Stunden waren wir in der ersten Gruppe der
„Normalfahrer“, Achim meinte das es auch eine Profigruppe gibt. Jetzt
spürte man auch doch merklicher den Gegen wind und das Tempo brach
leider auf 35/36 ein. Keiner wollte so richtig führen, auch nachdem
Achim da vorne versucht hatte Bescheid zu sagen. Das wurde ihm dann zu
bunt und er schnappte sich einen VW-Bus der da mit 50 vortrudelte. Jetzt
wollten die anderen auch dahin, auch Frank. Das wäre aber beinahe für
einige vollkommen schiefgegangen und sie reihten sich dann schnell
wieder ein.
Kurze Zeit später kam hupend ein Motorrad links an uns vorbeigeschossen
im Schlepptau 40-50 Rennfahrer, was denn nun fragte ich mich, da mir
hören und sehen verging. Tja das war dann die falsch geführte
„Profitruppe“ die jetzt das weitere Feld auseinandernahm. Da durch
weitere Motorradfahren uns jetzt beide Strassenhälften zur Verfügung
stand, sich aber alles links, wegen des Windes, tummelte, musste man
haarscharf darauf achten jetzt nicht aus der Reihe zu fallen. Frank
passierte das aber und Achim versuchte ihn wieder reinzubekommen was
dann auch klappte. Die Profis nehmen keinerlei Rücksicht auf Verluste
und Achim meinte nur, dass einer mich beinahe abgeschossen hätte.
Nachdem die Profis endlich durch waren beruhigte sich das Feld wieder
und man fuhr doch wieder kontinuierlich 42-45km/h. Das war dann doch
ziemlich aufregend. Langsam wurde es dann auch welliger, aber bedingt
durch das Feld fuhr man das Tempo weiter. Bloß das trinken nicht
vergessen. Bis hier hatten wir einen Durchschnitt von 39.
Vor uns kam der Gebirgszug in Sicht, stetig ging es aufwärts, das Tempo
nur noch 31/32km.
Die Gruppe zog sich auseinander, manche mußten schon in den Wiegetritt.
Ca. 8km vor dem Pass endlich die Verpflegungsstation. 100 Leute stürzten
sich gleichzeitig auf die Verpflegung.
1oo fuhren weiter die sich von ihren eigenen Leuten Verpflegen ließen.
Wasser hier Banane da. Wollte Frank meine 1Liter-Flasche mitgeben um
Wasser zu holen und er im Tran schmeißt sie in den Müll. Klasse.
Wir wieder aufs Rad, ein paar andere mit uns. Erst wieder mal das Tempo
bzw. den Tritt finden. Der Gegenwind fuhr immer heftiger in die
Schlucht. Ließ einer Gruppe großzügig den Vortritt und wir schlossen uns
an. Leider war das Tempo für Frank zu hoch, Achim blieb bei ihm. Da ich
ein absolut schlechter Abfahrer bin fuhr ich der Gruppe hinterher.
Passo Del Turchino
Trotz roter Ampel fuhren wieder alle Radfahrer durch den Tunnel, einige
machten wieder Rast. Andere fuhren weiter denen ich folgte. Die Strassen
waren gut und übersichtlich, sodass ich endlich mal eine Abfahrt fast
geniesen konnte. 50-65km waren drin. Einige Autos konnte ich doch glatt
überholen. Dann der erste Ausblick aufs Meer einfach gigantisch.
12km Abfahrt gingen fiel zu schnell vorbei und mein Schnitt stieg wieder
auf 37km/h. In dem Ort Genua-Voltri fanden sich einige Abfahrer zusammen
und es ging auf die Küstenstrasse. Was Achim vorhergesagt hatte, traf
dann auch ein Gegenwind (habe nachher mal nachgeschaut Windstärke 4-5).
Wo aber blieben meine Mitstreiter?
Ich entschloss mich bei der Gruppe zu bleiben und bei der nächsten
Verpflegung zu warten.
Ca. 45 km ging es jetzt an der Küste lang, 1-2m hohe Wellen, dicke
Schaumkronen obenauf, kein Mensch, trotz 28-30C Außentemperatur, im
Wasser. Aber die Strände waren voll.
Man musste jetzt höllisch aufpassen auf Fußgänger, die die Strasse
querten.
Unsere Gruppe war jetzt ca. 30 Mann groß und die Polizei, muß man ihr
lassen, versuchte Kreuzungen etc. für uns freizuhalten und winkten uns
so gut es ging überall durch. Das Tempo wurde bei 38, trotz Gegenwind,
gehalten. Leichte Anhöhen wurden mit Volldampf durchgezogen. Für mich
war das ganze nicht einfach, in Kurven pfiff der Wind manchmal ganz
schön rein und versetzte nicht nur mich.
Tja und dann kam eigentlich das was nicht kommen sollte. Durch einen
Felsabsturz an der Küstenstrasse, musste man einen kleinen Umweg über
den LeManie fahren, von fast 0 auf 318m. Eigentlich kein Problem, aber
rechts rum von 38km/h auf 10-12km/h und erste Kettenblatt war schon eine
Umstellung. Hier wurde es auch etwas Windstiller und die Sonne konnte so
richtig auf einen losgelassen werden. Der Schweiss floss nur an einem so
runter. Die ersten standen dann auch schon links und rechts am Wegesrand
und suchten Schatten unter den spärlichen Bäumen.
Endlich oben, Verpflegung und erst einmal drei/vier Cola viel zu schnell
getrunken. Bananen, Orangen, Croissants mit Marmelade, Honigbrot und
Kuchen eingeschmissen.
Wo sind die Kollegen? Nach 10min endlich, Achim. Erstmal vom Rad und was
trinken. Frank hat ihn einfach weggeschickt. Manchmal ist das so. Da
geht einem einfach alles auf den Keks und man will nur noch stur seinen
Tritt fahren.
Aber dann nach unendlich langen weiteren 10min kam auch Frank. Noch auf
dem Rad zwei Colas. Hammerhart das alles und wir waren erst bei km 205.
Langsam konnten wir weiter. Die Abfahrt war hier schon viel enger und
mit einigen Spitzkehren. Unten angekommen konnten wir uns dann einer
größeren Gruppe von 30 Fahrern anschließen. Mit Tempo 31/32 ging es über
die Küstenstrasse dem Ziel entgegen. Leider musste Frank nach ca. 5km
doch wieder reißen lassen und schickte uns der anderen Gruppe hinterher.
Rauf und runter ging es, immer munter. Man zählte schon gar nicht mehr
die Anhöhen, leider waren die kleine Abfahrten auch nix, da dort
bestimmt immer der Gegenwind noch einen Zacken mehr drauf stand.
Zack, urplötzlich erwischte es mich dann doch, km256 waren die Salze und
Mineralien trotz trinken und essen ausgespült und Krämpfe machten sich
breit. Ein Glück riet mir Achim nur noch kleine Gänge und nach kurzer
Pause konnte es auch weiter gehen. Leider war da die schöne Gruppe schon
weg. Auf ging es, einige zurück gefallenen fuhren wiederum mit uns oder
wurden gnadenlos überholt. Achim habe ich aber trotzdem, wegen des
Windes, noch nie so Fluchen hören, zum Schluß schickte er mich auch noch
in den Wind.
Die letzten Hügel standen an. Eine schnelle Gruppe fuhr auf uns auf und
Achim verspürte den letzten Wind um sich dieser anzuschließen. Mir war
das kurz vor dem Ziel dann doch ziemlich sch.. egal und fuhr meinen
Tritt zu Ende. In San Remo war der Verkehr am bescheidensten, hier
mussten man doch kurz vor Schluß fast mehr aufpassen, um nicht noch
unter oder in einem Auto zu landen.
Die letzte Gummimatte das Ziel.
Leider waren so gut wie keine Zuschauer oder irgendwas ähnliches dort,
wo man meinen könnte hier ist das Ziel. Nach 300km und über 2000
Höhenmeter und reiner Fahrzeit von 9:42 (10:46 offizielle) durchschnitt
laut Tacho 30.7 (27.4) war das kein schöner Abschluß.
Ein Achim lukte um eine Säule herum, er war zwei Minuten vorher
angekommen, sodass wir uns jetzt in die Arme fallen konnten und uns
gegenseitig beglückwünschten. Auch Frank konnten wir zwanzig Minuten
später in die Arme nehmen. Was für ein Tag.
Nach Dusche, kleiner Pasta, ab zum Bus und einladen. Wir pünktlich wie
die Mauerer 19.00 da und die Fahrräder verstaut. Meine Wenigkeit machte
sich dann auf wenigstens noch ein paar Bier zu besorgen. Rund um den
Busbahnhof alles zu, nur MC Doof war auf, Doch da eine kleine Lotterie
und was hatte die Gothar Bier, schnell 6 Bier und zurück. Schnell hätte
ich mir sparen können. Abfahrtszeit offiziell 19:30, wer später kommt
der hat Pech gehabt. Stand so in der Ausschreibung. Irgendwie hatten wir
das ganze aber ohne die Italiener gemacht, die erst um 20:15 erschienen
und ihr Zeugs dann in aller Seelenruhe verpackten. Achim explodierte in
der Zeit verschiedenste male.
20:30 Uhr Abfahrt, keine 50m weiter, wir haben Grün kommt von rechts ein
Bus angedonnert nimmt unserem Bus die Vorfahrt und fährt einfach weiter,
da war kein halber Meter mehr. Da fährt man 300 km ungezügelt Rad und
wird beinahe von einem Bus im Bus umgenietet. Einfach schön war die
Korrespondenz an der nächsten Ampel zwischen zwei italienischen
Busfahrern. Ich hab nix verstanden, aber einfach schön.
Um 01:30 waren wir mit unserem Auto und Fahrrädern am Campingplatz, Gute
Nacht.
08.06.09 9:00 Uhr
Guten Morgen, keine schweren Beinen, keine Krämpfe, hallo wir sind doch
gestern ein bisschen Fahrrad gefahren. Nix, Kurios. Geduscht,
gefrühstückt (bitte keine Bananen mehr) und eingepackt. Los ging es um
11:00 Uhr heimwärts.
Leider wollte das Navi noch nicht zurück und schickte uns erstmal kreuz
und quer über die Autobahnen von Mailand. Kurzerhand überstimmten wir es
und legten die Fahrtroute fest. Nach kurzen Grummel und Schmollen zeigte
es sich mit der nun angezeigten Route zufrieden. Um 20:00 Uhr zeigten
sich die Gefilde von Köln am Horizont ab Ziel erreicht.
Fazit:
Langsam kann ich die Leute verstehen die uns für bekloppt erklären,
insbesondere unsere Frauen. Aber einmal im Leben muß man so was gemacht
haben, ansonsten wüsste man nicht was man (oder Frau, ja da fuhren ein
paar bekloppte mit) verpasst hat. Das sind so Storys, die man noch
seinen Enkelkindern erzählt. „Opa du musst bekloppt gewesen sein“, hört
man sie schon sagen.
Stephan Breuer / 16. Juni 2009
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Ein Bericht von Martin Mayer
Milano – San Remo 2009
Das war wirklich ne harte Nummer! Das Rennen geht erst so richtig nach
200 km los.
Der erste Anstieg kommt nach 130 km und bis dahin ist absolute Hektik
und Chaos im Feld.
Einige Stürze habe ich gesehen und bin froh, dass ich nicht involviert
gewesen bin.
Nach etwa 40 km hatte sich das Hauptfeld geteilt und ich war Okay damit,
nicht in der ersten Gruppe zu sein.
Ständig über 45 Sachen zu fahren, ist um 7 Uhr morgens eben nicht
Jedermanns Ding...
Durch die Teilung wurde es auch etwas ruhiger im Feld, so dass die
nächsten 60 km dann mit einem flotten 40 iger Schnitt gelaufen sind.
Das war immer noch schnell genug und mein Puls hat sich dann auch wieder
erholt.
Doof war, dass ich so ziemlich genau bei 100 km einen Platten hatte.
Leider war ich durch ein fettes Schlagloch gerauscht und dabei ist es
passiert: Durchschlag am Hinterrad.
Meinen (einen) Ersatzschlauch zu montieren, hat mich ziemlich viel Zeit
(20 Minuten) gekostet, weil ich echt feuchte Finger hatte.
Dadurch habe ich auch den Anschluss an meine schöne Gruppe verloren und
musste hart kämpfen, um wieder den Anschluss in eine neue Gruppe zu
erreichen.
Die ist dann relativ ruhig mit etwa 34 Sachen im Schnitt gelaufen bis
zum ersten langen Anstieg, also bis etwa 130 km.
Der nominell höchste Anstieg war ein eher entspannter Roller. Bin völlig
ruhig mit dem kleinen Blatt die 10 Km Steigung hochgekurbelt, um dann
sofort nach Genua herunter zu fahren.
In Genua hatte ich 170 km auf dem Tacho mit genau 5 Stunden (inkl.
Defekt). Das waren also 34 Schnitt und fast perfekt.
Mit der Abzweigung in Genua in Richtung Nizza hatten wir Radfahrer dann
mit konstant heftigen Gegenwind zu kämpfen.
Leider bin ich dann noch in einem Tunnel in ein weiteres Mega-Schlagloch
gefahren. Der Schlag war so heftig, dass es meinen Lenker nach unten
verstellt hatte.
Um das wieder gerade zu biegen, musste ich anhalten und habe in diesem
Moment eine weitere, gute Gruppe verpasst. Der gewünschte 30 iger
Schnitt war damit gelaufen.
Durch einen Erdrutsch mussten wir den Anstieg "le Manie" hochfahren.
Ich wollte ja mal wissen, was die Profis fahren müssen: jetzt weis ich
es! Das Ding geht mit 16 % los, ist 4,7 km lang und tat fürchterlich
weh.
Ach ja: an diesem Miststück hatte ich auch mal Rückenwind… bei 37 Grad
in der Sonne... Quälerei!!!
Danach noch 3 mittlere bis leichte Anstiege (nur die "Berta"
(Küstenanstieg) war noch mal böse zu mir) und dann war das Ding durch!
Man kann sagen, dass das Rennen erst bei 200 km richtig los geht. Ab 220
km bis ins Ziel hatte ich mit Krämpfen zu tun…
So verteilt über den Tag hat mir fast alles mal weh getan… Beine, Waden,
Nacken, Kopf, Arsch, Hände, Arme, Fußsohlen und dann wieder in einer
anderen Reihenfolge…
Ich werde wohl noch eine Zeit lang brauchen, um die Eindrücke zu
verarbeiten, erst mal bin ich sehr sehr müde.
Viele Grüße
Martin Mayer / 18. Juni 2009
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Ein Bericht von Ulrich Zimmermann Mailand - San Remo vom
07.06.09
Höhenmeter: 2233 hm |
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Technische Schwierigkeit: mittel
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Die
vergangenen drei Jahre bin ich die Radtouristik-Fernfahrt mit
Zeitmessung Mailand – San Remo mit dem Rennrad Scott CR1 gefahren. Das
erste Mal 2006 nach dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft
(München 09.06. Deutschland – Costa Rica 4:2) und dann zweimal mit
Günther Kulessa ab Frankfurt / Main. Im Vorjahr hatte ich die Strecke
erstmals unter 10 Stunden (9:03:40 h brutto, 32,5 km/h) zurückgelegt. Da
ich keine realistische Möglichkeit der Verbesserung der Zeit sah, habe
ich mir überlegt, nicht mit dem Scott zu fahren. Das Gazelle Stahlrad
kam aufgrund seines Gewichts (Beleuchtung mit Nabendynamo, feste
Schutzbleche und Gepäckträger – deutlich über 18 kg mit zwei
Trinkflaschen) nicht in Frage. Das Scott Plasma Zeitfahrrad wollte ich
wegen der schmalen Bereifung (19 mm) und da ich mit dem Rad noch keine
sehr langen Strecken gefahren bin, nicht nehmen. Gegen beide Räder
sprach auch die große Übersetzung (jeweils 2 x 10, kein kompakt). Damit
stand mein Entschluss fest: Ich fahre mit dem Crossrad Simplon Booster (Rohloff
14-Gang-Nabenschaltung, 42 mm breite Marathon-Plus-Bereifung). Das Rad
ist etwa doppelt so schwer wie das Scott CR 1. Als ich meine
Entscheidung meinen Radsportfreunden und meinem Radhändler mitteilte,
hielten diese mich für „bekloppt“ und meinten, ich sollte doch besser
mit dem Rennrad fahren. Das Rennrad stand noch in Einzelteilen im
Keller, da mir bis dahin die Zeit fehlte, es nach dem Urlaub im Vormonat
zusammenzubauen.Anfang Mai bin ich mit
dem Simplon den Gladbacher Marathon (mit Anfahrt >260 km, 1800 hm in
etwas über 10 Std.) gefahren, um die Tauglichkeit des Rades auf sehr
langen Strecken zu testen. Dass das Rad die Strecke problemlos
meisterte, hatte ich erwartet. Mir ging es hauptsächlich darum,
auszuprobieren, ob ich bei einer so langen Tour Probleme mit dem Sattel
bekomme. Erfreulicherweise war das nicht der Fall.
Vorsichtshalber habe ich das Simplon noch
meinem Händler zum Check übergeben. Eine Speiche im Hinterrad hat er
ersetzt und alle Verschraubungen überprüft. Die vordere Bereifung, die
schon viele tausend Kilometer problemlos ihren Dienst verrichtete, habe
ich erneuert, da sie schon zahlreiche Schnitte aufwies. Nach etwa 5.000
Kilometern Laufleistung der Originalbereifung des Simplon (Schwalbe
Marathon) habe ich diese wegen häufigen Reifendefekten getauscht (jetzt
Schwalbe Marathon Plus MTB). Seitdem hatte ich nur eine Reifenpanne. Der
Nachteil an dieser Bereifung ist das deutlich höhere Gewicht von fast
einem Kilogramm pro Reifen.
Am Freitag Abend hatte ich das Simplon
bereits ins Auto eingeladen. Da das Crossrad deutlich größer als das
Rennrad ist, musste ich Hinter- und Vorderrad ausbauen, wobei zu
beachten war, das Hinterrad stehend einzuladen, da sonst das Getriebeöl
ausläuft.
Samstag früh um 2:00 Uhr ging der Wecker
und ich bin mit einer kleinen Tasche und einem kleinen Rucksack (den ich
eventuell auf der Tour mitnehmen wollte) eine dreiviertel Stunde später
nach Frankfurt aufgebrochen. Um 5:45 Uhr sollte ich in der Mainmetropole
beim Hessischen Rundfunk sein, was mir fast auf die Minute genau gelang.
Die letzten Kilometer wollte ich nach dem Navigationssystem fahren.
Leider war die Schrift auf dem Gerät so klein, dass ich diese nicht
lesen konnte und bin deshalb einen kleinen Umweg gefahren (insgesamt 270
km).
Nach dem Vorderrad wollte ich das
Hinterrad einbauen, was mir nicht gelang, da der Schnellspanner sich an
der falschen Seite öffnete. Auch mit Hilfe einer Kombizange vom
Busfahrer bekam ich das Problem nicht in den Griff. Da die Zeit drängte,
um 6:15 Uhr sollte der Bus abfahren, haben wir das Gepäck und das
defekte Rad eingeladen.
In diesem Jahr fuhr „nur“ ein Bus ab
Frankfurt, da viele Teilnehmer mit Begleitperson nach Mailand gereist
sind, die das Auto am Sonntag nach San Remo steuerten. Der erste Halt
des Busses war in Karlsruhe auf einem Parkplatz in der Nähe der
Autobahn, wo weitere Mitreisende zustiegen, danach folgte ein weiterer
Stopp auf einer Raststätte in der Schweiz, wo wir den letzte Mitfahrer
einsammelten. Danach waren 29 Räder im Hänger. Ein Teilnehmer hatte
wegen Krankheit absagen müssen. Die Kontrollen an den Grenzübergängen
sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt erfolgten sehr schnell.
Nicht einmal die Ausweise wurden an der Schweizer Grenze kontrolliert.
Auf der Hinfahrt mussten wir kurz vor dem Gotthard-Straßentunnel warten,
da die Durchfahrt nur einspurig möglich ist.
Um 17:00 Uhr erreichten wir wie geplant
das Hotel in Mailand. Da der Bus mit Hänger als LKW gilt, darf er nur 80
km/h fahren, so dass mit Pausen keine frühere Ankunftszeit möglich ist.
Auf dem Parkplatz vor dem Hotel erwartete uns das Team (Reporter und
Fotograf) von der „Tour“, das einen Bericht über das Rennen, allerdings
erst im nächsten Jahr, veröffentlichen wird. Das Team war mit dem Auto
aus München angereist und so nett, Günther und mich zum Motodrom zu
fahren, dort erhielten wir die Startunterlagen und Trikots, die diesmal
sehr klein ausfielen. Trikotgröße XL ist diesmal hauteng, beim letzten
Mal war mir diese Größe etwas zu weit. Günthers deutschsprachiger
Ansprechpartner (alle anderen sprachen nur italienisch) „vermittelte“
uns einen Kollegen, der uns zu einem Radhändler fuhr. Wo wir hin
mussten, wusste er auch nicht so genau. Um nach dem Weg zu fragen, hielt
er mehrmals (mitten auf der Straße) an und hupte ein paar mal. Nach
einem kurzem Gespräch ging es dann weiter. Auf einigen Umwegen
erreichten wir dann unser Ziel.
Ein anderer Mitreisender hatte beim
Auspacken des Rades eine gebrochene Speiche im Hinterrad festgestellt.
Die Reparatur des Laufrades wurde umgehend erledigt und ich erhielt für
fünf Euro einen Schnellspanner für das Hinterrad. Der kaputte
Schnellspanner wurde auch noch repariert. Ich hatte leichte Zweifel,
dass der Schnellspanner wegen eines größeren Durchmessers nicht passt.
Der Radhändler meinte, das sei kein Problem, und so war es dann auch.
Zurück im Hotel war mein Rad und Gepäck,
das ich in der Nähe der Rezeption abgestellt hatte, verschwunden. Meine
Vermutung, dass mein Zimmergenosse Andreas, der mit dem Auto aus der
Schweiz angereist war, es aufs Zimmer mitgenommen hatte, bestätigte sich
nicht. (Da ein Doppelzimmer wesentlich preiswerter ist, hatte ich mich
dafür entschieden, ohne zu wissen, mit wem ich das Zimmer teile.) Da ich
etwa zwei Stunden unterwegs war, war mein Rad und Gepäck sichergestellt
worden und ich konnte es an der Rezeption abholen.
Die Zeit war wie im Flug vergangen. So
kam ich erst nach der Pastaparty inklusive Wein zum Duschen. Nachdem ich
die Vorbereitungen für den morgigen Tag abgeschlossen hatte, war es
schon kurz nach 22:00 Uhr und Zeit ins Bett zu gehen. Frühstück gab es
am Sonntag ab 4:00 Uhr. Das war mir etwas zu früh um aufzustehen. Den
Wecker habe ich auf 4:30 Uhr gestellt, so blieb mir noch 2,5 Stunden bis
zum Start. Andreas wollte etwa 30 Minuten später aufstehen.
Die meisten Mitreisenden dachten
scheinbar, wenn sie nicht als Erste zum Frühstück kommen, dass sie leer
ausgehen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass als ich zum Essen
kam fast alle Plätze belegt waren. Das Essen reichte auch für
diejenigen, die etwas länger geschlafen hatten. Kurz vor 6:00 Uhr war
ich wieder auf dem Zimmer, um zu packen und mich mit dem Sonnenschutz
einzucremen. Das Zimmer lag wie auch in San Remo am Ende des Gangs im
11. (und obersten) Stock. In San Remo musste ich nur in den 1. Etage.
Andreas war direkt in Radbekleidung zum
Essen gegangen und konnte deshalb vor mir das Zimmer verlassen. Im
Vorjahr bin ich über die Treppe mit Rad und Gepäck nach unten gegangen,
da der Aufzug in den dritten Stock nicht kam. Glücklicherweise gab es so
ein Problem diesmal nicht. Der Aufzug kam umgehend. Das Gepäck und der
Rucksack waren schnell verladen. Die Tasche habe ich im Kofferraum und
den Rucksack wie gewohnt auf dem Sitz im Bus verstaut. Um 6:30 Uhr ging
es mit Günther per Rad zum fünf Kilometer entfernten Start. Andreas war
schon vorher gefahren, um einen besseren Startplatz zu bekommen.
Am Samstag Nachmittag und Abend hatte es
noch gestürmt, so dass an den Straßenrändern abgebrochene Äste lagen. Am
frühen Sonntagmorgen zeigte das Wetter sich von seiner besten Seite:
18°, Sonne, wenig Wolken und kein Wind. Während des Rennens kam
stärkerer Wind aus südlicher Richtung, also leider von vorne auf.
Kurz nach 7:00 Uhr fiel der Startschuss
und es dauerte einige Zeit bis auch die Letzten auf der Strecke waren.
Diesmal ging es nach dem Start der RTF nicht so schnell los wie im
Vorjahr (40 – 50 km/h auf den ersten 50 km). Ich fand eine größere
Gruppe, wo ich am Ende gut mithalten konnte. Auf eine vierte
Trinkflasche hatte ich verzichtet, da ich die Kamera, eine Weste, ½
Dutzend Gels und das Mobiltelefon dabei hatte, nur die Geldbörse hatte
ich nicht mitgenommen.
Nach etwa ½ Strecke vor der ersten
Verpflegung fuhr ich als Letzter einer Gruppe. An einem Kreisverkehr
fuhren alle vor mir eine Ausfahrt zu früh raus. Die Ausschilderung war
richtig. Sie ist allerdings etwas anders als bei RTFs in Deutschland und
klebt häufig an der Leitplanke mal auf der rechten, mal auf der linken
Seite. Die Vorausfahrenden hatten ihren Irrtum lautstark bemerkt, so
dass ich die richtig Straße nehmen konnte. Die andere Spur führte in die
gleiche Richtung direkt zu einem Einkaufszentrum. Anstatt zu wenden,
fuhren alle parallel weiter in der Hoffnung, dass es eine Verbindung
zwischen den beiden Straßen gäbe. Das war allerdings nicht der Fall, so
dass ein breiter unbefestigter Streifen zu Fuß überquert werden musste.
Mir gelang es zu dem letzten Fahrer, der
richtig abgebogen war und jetzt alleine fuhr, aufzuschließen. Im
Windschatten ging es mit 38 km/h längere Zeit hinter ihm her. Das Tempo,
meinte ich, könnte ich auch im Wind fahren (Eine Fehleinschätzung wie
sich bald herausstellen sollte). Einem weiteren gelang es, zu uns
aufzuschließen. Das Tempo war mir jetzt zu hoch, da ich noch nicht
einmal ¼ der Strecke bewältigt hatte. So fuhr ich einige Zeit alleine
weiter. An einem Kreisverkehr fehlte die Ausschilderung. Da zwei Straßen
geradeaus weitergingen, hielt ich es für besser, kurz zu warten bis die
nächste Gruppe kam, die den Weg kannte.
An der ersten Verpflegung gab es
Isogetränke, Wasser, Cola, Bananen, geschnittene Orangen und Müsliriegel
wie auch an den anderen Kontrollen. Als ich den Verpflegungspunkt
erreicht hatte, sah ich Günther, der gerade los fuhr. Nachdem ich mich
gestärkt hatte, ging es die Steigung (nicht sehr steil: max. 5 – 6%) zum
Turchino. Der Pass ist mit 530 m der höchste Punkt der Tour und liegt
etwa auf ½ Strecke. Vor dem Pass wird dreimal die Eisenbahn mit
beschranktem Bahnübergang gequert. Einen Zug hatte ich bei meinen
bisherigen Teilnahmen nie gesehen. Kurz vor Erreichen des ersten
Bahnübergangs schlossen sich die Schranken. Ein Radfahrer vor mir fuhr
dennoch und musste sein Rad auf der anderen Seite über die Schranken
heben. In einer Einmündung hinter dem Bahnübergang stand ein
Rettungswagen, falls jemand beim Überqueren der Gleise stürzen sollte.
Bei meiner breiten Bereifung ist ein Sturz dort ausgeschlossen. Da es
einige Zeit dauerte bis der Zug kam, habe ich das einzige Foto auf der
Tour von den wartenden Mitfahrern gemacht. Vor dem Bahnübergang habe ich
auch einen Mitfahrer auf dem MTB getroffen. Auf meine Frage, warum er
nicht mit dem Rennrad unterwegs sei, antwortete er mir, dass er kein
Rennrad habe. Die beiden anderen Bahnübergänge konnte ich ohne Stopp
überqueren. Der Aufstieg zum Turchino war nicht sehr steil und ich war
schon nach fünf Stunden oben am Tunnel.
Nach der Tunneldurchfahrt begrüßte mich
eine freundliche Frauenstimme. Es war Rinna aus dem Rennrad-Forum. Mit
ihr bin ich schon einige Male Mailand – San Remo und die Tour Transalp
gefahren. Rinna hatte Probleme mit dem Magen und hatte deshalb die RTF
vorzeitig beenden müssen. Da ich diesmal ohne Zeitdruck fuhr, beschloss
ich anzuhalten. Wir haben uns dann ein paar Minuten nett unterhalten.
Rinna ist mein Rad direkt aufgefallen, und sie hat dann einige
„Beweisfotos“ gemacht.
Bevor es in die lange Abfahrt nach Genua
auf Meeresniveau ging, habe ich mir noch die Weste angezogen. Über dem
Turchino hingen Wolken und es war recht kühl. Die Abfahrt wollte ich
langsam angehen. Sie wurde noch langsamer als ich vorhatte, da der
Rettungswagen vor mir auf der Serpentinenstrecke noch langsamer war als
ich, so dass ich sogar unplanmäßig bremsen musste. Den Wagen wollte ich
nicht überholen. Das war mir zu gefährlich. Als wir uns langsam Genua
näherten, hielt ein Radfahrer den Rettungswagen auf. Auf der Abfahrt hat
uns einziger Radfahrer überholt, den ich später wieder eingeholt habe.
Ab Genua verläuft die Strecke
größtenteils am Mittelmeer. Ein paar kleinere Steigungen mit wenigen
Höhenmetern sind nicht erwähnenswert. Bei Finale Ligure (nach ca. 200
km) war die Strecke wegen eines Erdrutsches gesperrt. Die Umleitung ging
durch den Ligurischen Apennin mit über 300 Höhenmetern und etwa 4
Kilometern Umweg. Hier war auch steilste Anstieg mit über 10% Steigung.
Am Beginn des Anstieg habe ich Günther eingeholt. Mit der sehr kurzen
Übersetzung des Crossrads konnte ich die Steigung trotz Mittagshitze
einigermaßen entspannt hochfahren. Die kleinste Übersetzung, die ich
normalerweise nicht fahre, habe ich hier erstmalig länger gefahren. Am
Ende des Anstiegs war die zweite Verpflegung, die letzte kam etwa 40 km
vor dem Ziel.
Ab Genua hatte ich keine Gruppen mehr,
den ich länger folgen konnte. Vielfach machten die Mitfahrer eine Pause,
oder was selten vorkam, waren sie mir zu schnell. Die vorletzte Steigung
„Cipressa“ kam mir nach der Umleitung gar nicht so steil vor. Damit der
Anstieg nicht ausgelassen wird, erfolgt oben eine Zeitmessung. In San
Remo geht es dann letztmalig bergauf zum „Poggio“. Hier bin ich dann
erstmalig so schnell wie möglich gefahren und habe noch fünf Rennradler
stehen gelassen. Als ich dann zu einem Schweden (sein Trikot deutete
darauf hin) aufgeschlossen hatte, bin ich erstmal hinter ihm geblieben.
Als er dann langsamer wurde, dachte ich er will in meinem Windschatten
folgen. Als ich mich etwas später umdrehte, war von ihm nichts mehr zu
sehen. Mich würde schon interessieren, was die Rennradler am letzten
Anstieg gedacht haben, als ein Mountainbike (Crossrad) nach etwa 300
Kilometern an ihnen vorbei gefahren ist. Kurze Zeit später war ich oben.
Jetzt ging es in Serpentinen nicht sehr schnell runter nach San Remo.
Auf der Abfahrt traf ich einen Italiener, der mir per Handschlag
gratulierte und wir fuhren dann gemeinsam ins Ziel. Mein Zimmergenosse
war schon lange im Ziel, etwa 10 Minuten nach dem Sieger. Diesmal war
die Polizei nicht so präsent wie im Vorjahr, wo sie an vielen Kreuzungen
und Kreisverkehren stand. An weniger als 10 Stellen wurde der Verkehr
von der Polizei geregelt. Eventuell lag das daran, dass ich diesmal
wesentlich später unterwegs war.
Nach der Rückgabe des Transponders habe
ich die Pastaparty „mitgenommen“. Das Hotel war das gleiche wie die
letzten Jahre und schnell gefunden. Der Busfahrer hatte das Gepäck
bereits ausgeladen und es stand im Keller des Hotels. Dort waren auch
zwei Räume, wo die Räder abgestellt wurden. Mein Rucksack fehlte, da ich
ihn im Bus, statt im Gepäckraum deponiert hatte. Der Busfahrer hatte
wohl damit gerechnet und war in der Nähe seines Fahrzeugs. So konnte ich
mich gerade noch rechtzeitig vor dem Abendessen duschen und umziehen.
Die Eile wäre nicht nötig gewesen, da sich das Essen (Pasta und
Schnitzel) um ½ Stunde verschob. Nach ein paar Bierchen ging ich zu
Bett. Einige Mitreisende haben sich noch in das Nachtleben von San Remo
gestürzt, dazu war ich zu müde.
Am Morgen ab 8:00 Uhr gab es Frühstück.
Danach wurden die Räder und das Gepäck verladen. Der Bus konnte mit dem
Hänger nicht vor das Hotel fahren, so dass das Einladen an der
Hauptstraße geschehen musste. Gegen 10:00 Uhr ging es dann Richtung
Heimat. Da die Auffahrt San Remo West gesperrt war, musste der Busfahrer
eine geeignete Stelle zum Wenden finden und dann komplett nochmal durch
die Stadt zurück fahren. Andreas haben wir mit seinem Rad bis zu einer
Raststätte in der Nähe von Mailand mitgenommen. Bis zum Hotel
zurückzufahren, hätte zu lange gedauert. Durch den Gotthardtunnel ging
es ohne Stau, nur einige Kilometer vor der Deutschen Grenze stockte der
Verkehr in der Schweiz. Auf einer Raststätte bei Freiburg wurde der
Fahrer getauscht, um die Lenkzeiten einzuhalten. Vor einem Jahr war das
nicht nötig, da ein Mitreisender einen Busführerschein hatte. Wie
vorgesehen erreichten wir um kurz vor Mitternacht Frankfurt. Schnell
haben wir unsere Räder verladen und es ging nach Hause, wo ich um 2:30
Uhr ankam.
Fazit: Auch mit dem Crossrad ist es
möglich, die Tour zu fahren. Es dauert nur „etwas“ länger. Eine
gelungene Veranstaltung, an der ich eventuell nächstes Jahr wieder
teilnehme. Dass ich nicht mit dem Rennrad gefahren bin, war sogar
eventuell von Vorteil, da das Rad bei seinem ersten Einsatz danach nach
weniger als 100 km einen Totalschaden (abgerissenes Schaltwerk, Rahmen-
und Speichenbruch) hatte.
Laut meinem Tacho:
304,09 km (+ Fahrt zum Start: 6,4 km)
11:03 Stunden Nettofahrzeit
27,40 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
60,00 km/h Maximalgeschwindigkeit
2.233 Höhenmeter (laut GPS 2.400 hm)
12 % maximale Steigung
510 m maximale Höhe
Ulrich Zimmermann / 22. Juni 2009
====================================================================================
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Hallo,
vielen Dank
für die nette Mail. Ich denke aber, dass ich mich bedanken muss für die
vorzügliche Organisation der gesamten Fahrt. Dieser Tag wird insgesamt
in meine persönlichen Highlights eingehen, da alles Wesentliche aus
meiner Sicht perfekt geklappt hat (sturzfreies Ankommen, Zeit war
absolut nachrangig). Also ausdrücklich und nochmals "Lob in
verschärfter Form" . Verbesserungswürdig sind aus meiner Sicht lediglich
die folgenden kleineren Punkte (die aber am absolut positiven
Gesamteindruck nichts ändern können):
- Verbot
der Tria-Flaschenhalter (da doch viele Flaschen vor allem am Start
flogen und gefährliche Situationen heraufbeschworen)
-
Absperrung der gesamten Strecke (ich weiss, dass das an der
Küstenstrasse nahezu utopisch ist; es wäre aber dennoch klasse)
-
Verbesserung des Bustransfers (zu spät losgefahren, 30 min Pitstop gegen
den Wunsch der Passagiere, die unter die Dusche und ins Bett wollten)
-
Fotoservice an der Strecke (an steilen Abschnitten - von denen es ja
einige gab :-)))
Beste
Grüsse
Holger
Hackländer |
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Hallo Günther,
Danke erst einmal für dein Interesse zu meiner ,,Nichtplatzierung''.
Fing ja eigentlich alles ganz gut an, pünktlich aufgestanden, gut
gefrühstückt, zeitig genug am Startplatz gewesen mit meine Kumpel F.
Ammann.
Dann der Start, mächtig hektisch und eine noch sehr nervöse Fahrerei,
zügig und dann immer dieses plötzliches runterbremsen, ohne Grund
oftmals.
Wahrscheinlich ein typisch- italienischer Fahrstil, dachte ich, da muss
man sich erst noch dran gewöhnen.
Wir waren ungefähr 10 bis 15 Meter hinter dem Führungsfahrzeug, bis es
bei dem 7. Kilometer, 5 Meter vor mir einen Reifenplatzer gab, dies habe
ich später dann erst erfahren. Die ersten stürzten schon, Vollbremsung
half auch nicht mehr, also bin ich auch gestürzt, da lag ich nun und
konnte es kaum glauben. Hinter mir jede Menge zu Boden, nur diese hatten
alle ein bisschen mehr Glück!
Bei mir eine schöne Pflasterflechten und eine dicke Acht im Vorderrad,
und das wars mit dem Rennen.
Zurück zum Hotel, da stand unser Auto. Mein Kumpel kommt erst Nacht
gegen 1:30 Uhr zurück.
Im Nachbarzimmer war noch jemand aus Stuttgart, der sollte Abends seine
Leute von Sanremo abholen, also hab ich ihn aus dem Schlaf geklingelt
und die Situation geschildert, eingestiegen nach Sanremo und um 16:30
Uhr wieder in Sanremo ausgestiegen.
Pünklich mit F. Ammann ( 9:38) angekommen, nur anders. Fahrrad noch
umladen in den Bus nach Milano und um 20 Uhr gings dann zurück.
Sonst hat alles gut geklappt, außer mein Missgeschick, aber nächstes
Jahr ist ja auch noch mal.
P.S. Danke für deine Organisation, vielleicht trifft man sich nächstes
Jahr mal Persönlich.
P.S. Danke auch noch mal an Dominik aus Stuttgart und seinen Leute von
der SG-Stern fürs mitnehmen nach Sanremo.
Mit freundlichen Gruß
Mike Kühls!
==================================================================================== |
Hallo Günther,
ich habe auf meine älteren Kameraden gewartet und denen durch den Wind
geholfen, nachdem mir am Anfang der RTF die Flaschen aus dem Halter
gefallen waren und alle starken Gruppen weg waren...
So nun kann ich mit diesem Ergebnis leben oder im nächsten Jahr das
Ganze noch einmal in Angriff nehmen. Ich denke es wird auf Plan B hinaus
laufen (-;
Alles in allem war es ein tolles Erlebnis an das ich jetzt und in 20
Jahren noch denke. Und die Organisation - war sensationell! Die Hotels
und das Essen, super.
Zu den Verbesserungen im nächsten Jahr:
- Bitte eine Bemerkung, dass die Trikots ziemlich klein ausfallen.
- Für den Verband: Man könnte in verschiedenen Leistungsklassen starten.
- Abbau der Zeitmesser könnte eine Stunde nach hinten verlegt werden.
- Eine Kamera könnte am Ziel mitlaufen, sodass man später im Internet
sich ein Zielfoto ausdrucken kann
Also das war es erst mal von meiner Seite.
Also, bis dann Gruß Ralf |
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Hi Günther,
ich glaube wir haben euch (den Veranstaltern) zu Danken für die
großartige Orga!!!!
Aus meiner Sicht war es ja das erste mal das es über 300km (mit Mania
gesamt 307km) ging, so dass ich froh war nur anzukommen.
Jedoch war ich sehr beiendruckt von der Strecke die mich noch weit nach
dem Ziel aller Impressionen (Höhen und Tiefen mit eingeschlossen)
beschäftigt hat.
Kurzer Abriss aus meiner Sicht:
- die ersten 60km das typische einordnen in die Gruppen (natürlich mit
vielen Stürzen), habe mich natürlich mit der Hektik um einen guten Platz
mitreissen lassen und schon ein paar Körner liegen lassen.
- nach 135km in nur ca. 3,5h (38 iger Schnitt) war dann die erste
Verpflegungsstelle erreicht, kurz Getränke und Essen aufgenommen und
dann ging es auch schon weiter.
- dann über den Torchino (Traumhaft und sehr gut zu fahren!) und dann
die Abfahrt ab an die Küste (man bekommt Quasi einen Rausch) .
- An der Küste kam dann aber der böige und sehr zunehmende Westwind der
meine Gruppe auseinander Bliss und der Schnitt ging auf 33 runter.
- dann kam der folgen schwere (Junior) Fehler bei km 260! Hatte noch ca.
1,5 Flassche Getränke und 3 Gels und laut Tacho zu 297km noch 37km und
entschied mich die letzte Verplegungsstelle auszulassen.
- Jedoch kamen da noch ein paar Höhenmeter und die Mittagshitze und so
sollte es sein das die Flaschen sehr schnell lehr wurden und die Gels
verschlungen wurden.
- Dann noch 2 mal eine Gruppe an die vordere gefahren, da die hinter mir
auch keine Körner mehr hatten, und so mußte ich dann doch abreißen
lassen und die restlichen 20km mit einem 20 Schnitt fahren .
Aber das Ziel in Sanremo war dann die Erleichterung und die Belohnung
sowie mal wieder eine Erfahrung reicher !!!!!
Verbesserungsvorschläge/Anregungen: -Genaue Beschreibung wo der Buss
nach Milano abfährt , Bus ist dann auch erst um 20:30h gestartet!!
- Pasta party am Vorabend schon um 18 Uhr anfangen da sonst der Magen so
voll ist.
- Morgens am Start (am Velodrom) vieleicht ein Gruppenfoto mit allen
Kulessa Startern
- Ansonsten natürlich so weiternmachen wie gewohnt....:)
Grüsse aus Bad Homburg
Matthias
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Mailand- Sanremo 2009
Am Sonntag 07.06.2009 um 07:00 Uhr wird unser Abenteuer starten. Italo
und ich werden auf das Rad steigen und am Abend vermutlich mit einem
roten Po hinuntersteigen.
Zum guten Glück haben wir unseren Sklaven Tinu dabei. Ich habe gehört,
dass er uns nach dem Rennen den Po massiert :-) Unser Team besteht aus
drei Mann.
Tinu unser Sklave
Aufgaben:
Po massieren, Auto ohne Radarbusse durch Italien fahren, Überbringer des
Essen und des Trinken, muss immer gut gelaunt sein, darf keine faulen
Sprüche bringen.
Einfach ausgedrückt, Herr gib, Herr mach endlich :-)
Italo unsere
Maschine
Aufgaben:
Übersetzer der komischen Sprache und Tretmaschine, wird als Zugmaschine
von Patrick missbraucht, damit er nicht viel im Gegenwind fahren muss.
Patrick der die Schmerzen liebt
Aufgaben:
Ist für eine Höhle zum schlafen verantwortlich, darf Tinu schlagen, wenn
er nicht pariert, muss vor Italo den Zielstrich überqueren.
Einen solchen Event kann nicht
ohne Training absolviert werden, denn ohne Training, wird unser Po 3
Wochen lang rot sein :-)
Unsere Trainingskilometer:
Italo 2200 Kilometer Velo
Patrick 1667 Kilometer
Tinu 17000 Kilometer mit dem Auto :-)
Da waren wir, in Mailand in einer Grossstadt mit viel Lärm, Verkehr und
Koordinationsschwierigkeiten.
Unsere Tagesrettung war die erhaltene Karte von Valeria und Mario, mit
der wir uns in diesem Wirrwarr durchkämpften.
Bereits standen uns Testräder für ein Testtraining bereit, die wir
natürlich sofort ausprobieren mussten.
Tinu hat schnell neue Freunde in Mailand gefunden.
und Italo konnte zum ersten Mal im Mittelpunkt der Stadt stehen
Es gab dort einen Ferrarishop, bei dem alte Teile eines Original F1
Fahrzeug verkauft wurden.
Das teuerste Teil war dieser Motor von Michael Schuhmacher für 50000
Euro, natürlich nicht Betriebsbereit.
Karten waren unsere Rettung, ohne diese wären wir einmal am Dom
gewesen und würden nie mehr nach Hause finden.
Sogar eine Station gab es, die nach einem Käse benannt wurde.
wie schon erwähnt, ohne Karte wären wir vermutlich in Rom gelandet.
Mailand hat auch eine schöne Seite, ca 30 Minuten zu Fuss landet man in
einem Künstlerviertel.
Diese Strasse war für mich der schönste Platz in einer sehr hektischen
Grossstadt.
Am Abend wurde es noch hektischer. Mateo kam mit seiner Mutter Sandra
auf Besuch. Wenn ich zwischen der Hektik von Mailand und von Mateo
wählen würde, würde ich vermutlich Mailand vorziehen....:-)
Mario und Valeria waren nicht aus dem Hauschen zu bringen. Für Sie war
die Welt um viele Leute die schönste Welt.
Sandra die Mutter von Mateo tat mir richtig leid, dieser Mateo ist in
Ordnung, hat aber ein Temperament eines 20 Jährigen.
und vor dem Rennen noch eine Flasche Wein, denn wir wollen doch nicht
den ersten Platz erreichen, oder? :-)
Tagwach um 04:45 Uhr. Dann Essen und trinken und um 05:20 Uhr Abfahrt
mit dem Auto zum Startplatz ausserhalb Mailands.
Wir hatten riesiges Glück mit dem Wetter. Um 06:15 Uhr hatten wir
bereits 19 Grad.
Ich war froh, waren wir so früh am Startplatz angekommen, so konnten wir
uns in Ruhe auf den Start vorbereiten.
Ich sage Euch, da waren Velos und Beine vor Ort, die machten uns grosse
Angst. Velos um die 5000- 15000 Euro waren vor Ort, teilweise sogar
Entwicklungsräder verschiedenen Velofirmen und da kamen wir mit unseren
Velos daher.....
Was soll's, mein altes Velo war vor 10 Jahren das Aktuellste und Beste
was man haben konnte.
Mein altes Velo fuhr vor 10 Jahren eine Bergetape an der Tour de
Romandie und ein Bergzeitfahren und eine Bergankunft an der Tour de
Suisse.
Am Velo sollte es heute nicht liegen, denn dieses hatte genug
Rennerfahrung.
Das Rennen wurde um 07:05 Uhr gestartet. 1000 Fahrer fuhren los und die
ersten 100 Kilometer waren sehr hektisch.
Daher habe ich mich einer Gruppe Holländer angeschlossen, die ich bis
zum ersten Pass folgte.
Es war ein guter Entscheid, wir fuhren zwar ein sehr langsames Rennen,
doch sah ich bei den ersten 50 Kilometer viele Fahrer bereits am
Strassenrand blutend liegen.
Meine Entscheidung war richtig. Italo war bei Kilometer 20 mit einer
schnelleren Gruppe weggefahren, dieses Wegfahren hat sich vermutlich bei
den vielen Aufstiegen bemerkbar gemacht.
Italo war bis zum zweiten Pass ca. 40 Minuten vor mir. Ich hatte immer
gemeint, dass er hinter mir wäre, doch der zweite Pass hatte es in sich.
Frage einfach bei Italo nach.....
Mein einziges Problem war die Flüssigkeit. Bis Kilometer 150 gab es
keine Verpflegung, durch die grosse Hitze bekam ich langsam eine Not,
doch hatte ich Glück und bekam beim Aufstieg zum ersten Pass Aqua für
meine Flasche, dies war die Rettung.
Ich habe schon vieles erlebt, doch dieses Rennen, wird in grosser
Erinnerung bleiben. Ich fuhr fast die ganze Küstenstrasse im extremen
Gegenwind alleine und verlor somit sehr viel Kraft und Zeit.
Ich war froh, wenn wieder ein Berg vor mir war, denn da hatte ich wieder
Windstill. Bei fast allen Abfahrten musste ich treten, da ich sonst
stehen geblieben wäre......
Doch wir waren am Ziel. Unfallfrei und mit einer super Unterstützung von
Tinu kamen wir in San Remo an.
Wir waren müde, glücklich und sehr dreckig.
Am Abend wurde dann der Strassenstaub hinunter gespült.
Leider gehen auch schöne Tage zu Ende. Am Montag gaben wir den
Wohnungsschlüssel ab und verabschiedeten uns Richtung Schweiz.
Vom Meer bei 30 Grad, in die Schweiz bei 5 Grad....
Merci an Tinu für seine Helferdienste. Ohne Dich hätten wir es nicht
geschafft.
Mit freundlichen Grüssen
Monn Patrick
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Mailand – San Remo 2009:
Trotz suboptimaler Vorbereitung im
Frühjahr 2009 mit vergleichsweise wenigen Kilometern in den Beinen (ca.
1000 km) hatte ich schon immer den Traum gehabt, einmal die „classicissima“
auf „heiliger Erde“ mitzufahren. Als dann auch noch die Gelegenheit
hinzukam, an dem auf den Gran Fondo folgenden Montagmorgen (8. Juni
2009) in Mailand einen geschäftlichen Termin zu haben, war es schon fast
eine „göttliche Fügung“. Die Website mit Bildern der vergangenen Jahre
und die ausgezeichnete Vorbereitung über Günther Kulessa (E-Mails über
Organisationsfragen bis hin zum Wetterbericht) haben dann die Anmeldung
schnell wahr werden lassen. Mein Ziel als Novize bei diesem Gran Fondo
war einfach: Durchhalten und in San Remo ankommen – die Zeit war absolut
nachrangig. Man war ja hier schließlich nicht bei einer
Weltmeisterschaft (O-Ton Kulessa).
Ich bin dann am Freitagabend bereits mit
dem Auto in Mailand angekommen. Am Samstagmorgen konnte man bereits ab
10 Uhr die Startunterlagen und den Transponder Chip im Kartodrome
abholen. Hier konnten auch noch Einzelfragen mit den perfekt deutsch
sprechenden Vertretern der Organisatoren sofort geklärt werden. Den Rest
des Samstags verbrachte ich dann im heißen Mailand beim Stadtbummel.
Abends wurden dann Rad, Bekleidung und Verpflegung vorbereitet. Etwas
mulmig über das, was der bevorstehende Tag bringen würde, war mir dann
aber doch, da ich noch nie längere Strecken als 200 km gefahren war. Ich
nahm mir aber fest vor, unbedingt mein eigenes Tempo zu fahren und nicht
zu früh die vorhandenen Körner zu verschießen.
Um 4.30 Uhr war dann die Nacht vorbei.
Um 5 Uhr wurde bereits die erste Schlacht am Frühstücksbüfett im Hotel
geschlagen. Es ist alles vorhanden, was das Radfahrerherz zu dieser
Stunde begehrt (Spaghetti, Brötchen, Kuchen etc.). Müde aussehende und
ihren Gedanken nachhängende Italiener, Deutsche und Schweizer versuchen,
noch soviel Energie für den großen Tag wie möglich zu tanken. Um 6.30
Uhr erfolgte die Abfahrt am Bus nach viel Geflachse – u.a über das
vorhandene Crossrad des Kollegen Zimmermann, das später noch Erwähnung
finden sollte - und den üblichen Fotos vom Hotel im Gruppetto zum Start
am Kartodrom in Rozzano (ca. 5 km entfernt).
Nach Registrierung des Transponderchips
fuhr man eine Ehrenrunde auf der Kartbahn und stellte sich erst einmal
hinten an. Vorne scharrten die Favoriten wie nervöse Rennpferde schon
mit den Füßen. Größere – in der Regel italienische - Gruppen mit
teilweise unglaublich teuer aussehenden Rädern schlossen hinten zu uns
auf. Um 7.00 Uhr senkte sich die Startflagge für etwa 700 Teilnehmer: Es
war für meine Begriffe ein eher unruhiger Start mit vielen fliegenden
Flaschen: Einige Teilnehmer hatten Triathlon-Flaschenhalter hinter die
Fahrradsättel montiert, um nicht - wie ich – insgesamt vier Flaschen bis
zur ersten Verpflegung mitschleppen zu müssen. Aber entweder waren die
Halter selbst oder die Flaschen in den Haltern nicht fest genug
montiert, so dass reihenweise bei den ersten Streckenabschnitten auf den
italienischen Straßen mit Unebenheiten oder Schlaglöchern die Flaschen
flogen. Ständig warnten sich die Italiener vor diesen Hindernissen mit „Occhio,
occhio“-Rufen.
Ich konnte nach der allgemeinen
Sortiererei und einem kurzem, scharfem Zwischensprint eine gute große
Gruppe etwa ab Casarile erwischen (mit vielen Vertretern des
italienischen Parolin-Teams - grazie ragazzi per tutti). Die Gruppe
hielt einen guten 33/34er Schnitt, so dass man ausgezeichnet mitrollen
konnte. Die Italiener plapperten allerdings miteinander ohne Unterlass
…. Man hätte sicherlich noch zu einer schnelleren Gruppe am Anfang
aufschließen können, aber es warteten noch über 250 km auf uns, also
hielt ich mich hübsch zurück und fuhr mein Tempo innerhalb der Gruppe.
So vergingen die ersten Stunden auf
beinahe schnurgeraden Strassen Richtung Süden. Wichtig war hier
angesichts der bereits brennenden Sonne stets ausreichend zu essen und
zu trinken (dank des guten Tipps von Günter Kulessa hatte ich vier
Trinkflaschen dabei). Also musste man etwa alle 30 Minuten einen halben
Powerbar-Riegel essen und genügend trinken.
Am Horizont baute sich bereits der
Apennin auf, dem man aber dann durch den Schwenk der Strasse gen Westen
zunächst entging. Insgesamt waren die Strassen in einem für Italien
guten Zustand: Dennoch kam es dann und wann zu kollektivem Aufatmen des
Peloton, wenn eine Passage mit ganz frischem Asphalt erreicht wurde.
In Castellania konnte ich kurz am
Ortseingang einen Blick auf das Schild mit dem italienischen Champion
Fausto Coppi erhaschen. Nach Pavia in Castareggio erfolgte dann der
Schwenk nach Westen mit einem weiterhin sehr angenehmen 33er Schnitt.
Die Landschaft wurde jetzt abwechslungsreicher und auch hügeliger. Es
stellte sich allerdings bei mir, wie aber auch in der Gruppe bei einigen
Teilnehmern ein gewisser Blasendruck ein, den ich aber erfolgreich
ignorieren konnte, um die gute Gruppe nicht verlieren zu müssen. Kurz
vor dem Anstieg zum Passo di Turchino dann plötzlich und unerwartet ein
Stillstand des Peloton: Die italienische Staatsbahn verschaffte der
gesamten Gruppe die allseits ersehnte Pause, da eine Bahnschranke
geschlossen war und ein Zug durchfuhr. Blitzschnell waren alle Fahrer
links und rechts beschäftigt …
Im Anstieg zum Passo del Turchino musste
ich an Erik Zabel Worte denken, dass der Turchino ja kein richtiger Pass
sei, da nur 532 m hoch. Für meine Begriffe war das angesichts der
bereits in den Beinen befindlichen Kilometer schon ein richtiger Pass,
der am Schluss auch nicht so richtig enden wollte. Aber auf einmal war
der Tunnel ausgeschildert, nur noch 100 Meter und man hatte es
geschafft: Aus dem Tunnel heraus geschossen und das Meer sehen! Das war
ein unglaublicher Anblick und gleichzeitig eine tolle Belohnung für die
bisherigen Mühen. Die Abfahrt war einfach nur noch super und ein reiner
Genuss (auch wenn ich hinter einem langsameren Auto fahren musste). Ich
wusste bereits jetzt, dass ich in San Remo ankommen würde, da ich mich
nach wie vor gut gefühlt habe.
Genua mit seinen Vororten (Voltri) war
erschreckend hässlich; die bis dato bestehenden Gruppen lösten sich dann
infolge der Abfahrt und der Verpflegungsstationen (die erste kam bei km
134) bedauerlicherweise auf, so dass man auf sich allein gestellt war
oder sein Glück in der Neubildung von Grüppchen versuchte. Viele der
Teams hatten eigene Begleitfahrzeuge dabei und veranstalteten ihre
eignen Verpflegungspausen. Die drei Verpflegungsstationen waren
vorbildlich ausgestattet (es gab überall Wasser, Cola, Elektrolyt sowie
Honigkuchen, Orangen, Zwieback, salzige Focaccia samt moralischer
Unterstützung).
Arenzano als kurzer Anstieg war ein
weiterer, fordernder Prüfungsabschnitt, der bewältigt werden musste. Der
dann folgende Anstieg nach La Magnie war dagegen für mich schon
schlimmer, so dass sich die ersten fühlbaren und dauerhaften Qualen
einstellten.
Die Fahrt an der Küstenstrasse war
einerseits traumhaft, da direkt an der Sonne und am Meer zu fahren,
andererseits habe ich gefühlte tausend Male an Fußgänger-Überquerungen
an der Küstenstrasse abbremsen müssen: Hunde, Katzen, Kinder, Autos,
Mopeds und gelangweilt dreinschauende Strandschönheiten kreuzten den
Verkehr ohne Rücksicht auf uns. Manchmal wurde der Verkehr hektischer,
der dann mehrere brenzliche Situationen heraufbeschwor. Direkt links
neben der Strasse lagen die Urlauber am Strand, rechts lockten –
erfolglos - die Restaurants mit ihren Plätzen in der Sonne. Es roch und
duftete mittags nach köstlichen Menüs mit frischem Fisch.
Ein leichter moralischer Durchhänger
stellte sich bei 185 km ein, der aber nach kurzer Zeit überwunden war („Pain
is temporarily, quitting lasts forever“). Die letzten 60 km bin ich dann
alleine im harten Gegenwind mit Stärke 4-5 gefahren; das Thermometer
zeigte 30 Grad an.
Die Anstiege an den drei berühmten Capos
(Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta) gingen so gerade noch, waren aber
auch echte Willensprüfungen. Der Anstieg zum berühmtem Ort Cipressa bei
km 295 war für mein Gefühl superhart, steil und lang, so dass ich
gezwungen war, diesen Anstieg auf dem kleinsten Kettenblatt (Dreier) zu
bewältigen. Erste Anzeichen von Krämpfen in beiden Oberschenkeln
stellten sich ein, so dass ich die Belastung zurücknahm. Ich habe jetzt
noch mehr Respekt vor den Profis, die hier noch einmal attackieren. Die
Abfahrt von der Cipressa mit den aus dem Fernsehen bekannten engen
Kurven entschädigt dann aber wieder für die erlittenen Anstrengungen.
Der Anstieg zum ebenso berühmten Poggio
bei km 303 kurz vor San Remo war dann schon wieder auch wesentlich
besser als befürchtet zu überwinden. Wegen der Krämpfe musste ich diesen
Anstieg allerdings langsam angehen. An dieser Steigung überholten mich
dann ein Radler im blau-gelben Dress sowie Ulrich Zimmermann mit seinem
Crossbike – am Start noch geflachst und jetzt kurbelte er an einem
vorbei. Da Ulrich in seinem Bericht unbedingt wissen wollte, was man in
dieser Situation so denkt: Grenzenlose Begeisterung stellt sich
sicherlich da nicht ein. Erster Gedanke ist: „Das kann ja wohl nicht
sein.“ Ich versuchte auch, dranzubleiben und zu beißen, aber Ulrich war
schlicht zu schnell - und ich zu platt (daher Chapeau für Ulrichs
Leistung!).
Schließlich hat es ein Ende: Man rollt
nach San Remo hinein – und hat es nach 11:43 Stunden geschafft. Ein
unglaubliches Gefühl stellt sich ein, da man im ersten Moment gar nicht
realisiert, dass man heute tatsächlich über 300 km mit dem Rad von
Mailand bis ans Meer gefahren ist.
Fazit:
Ich denke, dass ich mich in erster Linie
bei Günter Kulessa bedanken muss für die vorzügliche Organisation der
gesamten Fahrt. Dieser Tag wird insgesamt in meine persönlichen
Highlights eingehen, da alles Wesentliche aus meiner Sicht perfekt
geklappt hat (sturzfreies Ankommen, Zeit war absolut nachrangig). Also
ausdrücklich und nochmals "Lob in verschärfter Form".
Holger „Banesto“
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Berichte aus 2008
Ulrich Zimmermann
06.06.2008, 09:29
Mailand-Sanremo am letzten Wochenende
Nach kurzer Nacht bin ich am Samstag um 02:00 Uhr aufgestanden und um
2:45 Uhr mit dem Auto nach Frankfurt gestartet. Nach drei Stunden Fahrt
war das erste Ziel erreicht, da der für den Regierungsbezirk Köln
angekündigte Nebel nicht so dicht war, und es nicht nötig war langsamer
zu fahren. Nach Verladen der Räder in den Busanhänger ging es weiter
Richtung Italien. Auf der Fahrt konnte ich den fehlenden Schlaf
nachholen. Weder an der Grenze zur Schweiz, vor dem Gotthardtunnel (hier
geht es nur einspurig in den 17 km langen Tunnel) oder an der
italienischen Grenze kam es zu Wartezeiten. Um 17:15 Uhr war das Hotel
in Mailand erreicht. Hier durften die Räder mit aufs Hotelzimmer, in San
Remo kamen Sie in einen separaten Raum im Keller. Gegen 19:00 Uhr konnte
ich die Startunterlagen (Start-Nr. zur Befestigung am Lenker,
Transponder, Trikot, Müsliriegel, Streckenverlauf bzw. –profil) in
Empfang nehmen, eine Stunde später ging es dann zur Pastaparty, die
ebenso wie die Getränke (Wein und Wasser) im Startgeld enthalten war. Ab
22:00 Uhr war dann Nachtruhe angesagt. 4:30 Uhr riss mich der Wecker aus
dem Schlaf. Nach dem Frühstück, das ab 4:00 Uhr möglich war, ging es
zuerst zum Verladen des Gepäcks zum Bus. Diesmal gab es keinen Engpass
in den Aufzügen, sonst hätte ich wie im Vorjahr mit dem Rad und Gepäck
durchs Treppenhaus gemusst. Die vier Etagen blieben mir diesmal erspart.
Da es morgens bewölkt war, lag die Temperatur schon jetzt bei etwa 20°.
Am Nachmittag kam die Sonne raus und die Temperatur kletterte auf knapp
unter 30°. Um 06:30 Uhr ging es mit Günther, dem Organisator der Tour,
als einer der Letzten zum etwa fünf Kilometer entfernten Start, der gut
ausgeschildert war. Das bedeutete, das ich wieder weit hinten starten
würde. Pünktlich um 07:12 Uhr ging es los. Der Start war für 7:00 Uhr
vorgesehen. Am Anfang des Rennens bin ich erstmals im Hauptfeld
gefahren, das ich nach einer kurzen Aufholjagd eingeholt hatte. Aufgrund
des flachen Streckenverlauf lag das Tempo nach 1 ½ Stunden bei weit über
40 km/h und bei dem ersten Verpflegungspunkt bei 130 km bei etwa 37
km/h. Bis hier war es problemlos möglich, mit dem Feld zu rollen. Die
Strecke war zwar nicht abgesperrt, aber begleitende Motorräder sorgten
dafür, dass nirgendwo gehalten werden musste. Stockungen gab es öfters,
wenn wartende Autos auf der Strecke standen und vor Kreisverkehren. Hier
musste manchmal fast bis zum Stillstand abgebremst werden. Da ich
diesmal vier große Trinkflaschen mitgenommen hatte, habe ich, wie viele
andere auch, an der ersten Verpflegung nicht angehalten. Jetzt ging es
rauf zum Turchino-Pass (ca. 350 hm). Wegen der geringen Steigung (max. 6
%) kam ich hier recht flott rauf. Auf dem Turchino war im Gegensatz zum
Vorjahr keine Zeiterfassung. Jetzt folgte die steile Abfahrt nach Genua
(von 530 m auf Meeresniveau). Hier hatte ich ein PKW vor mir, den ich
nicht überholen wollte. Anderen Fahrern war das nicht schnell genug, und
sie überholten das Auto, so auch mein Zimmergenosse Gerhard. Ihn habe
ich kurz hinter Genua wieder eingeholt. Er hat auf der zweiten Hälfte
der Strecke noch über 42 Minuten auf mich verloren. Jetzt ging es fast
komplett flach am Mittelmeer entlang. Nach 200 km bei Spotorno musste
ein etwa acht Kilometer langer Umweg gefahren werden, da wegen eines
Erdrutsches die Strecke nicht passierbar war. Mit über 300 hm und etwa
10 % Steigung war dies der schwierigste Teil der Strecke. Oben war der
zweite Verpflegungspunkt, wo ich meine Trinkflaschen auffüllen konnte.
Die Ortsdurchfahrten (hinter Genua) waren nicht so einfach, da der
Verkehr hier nur stockend lief. Alleine wäre ich nicht auf die Idee
gekommen, in der Straßenmitte zu fahren. Wenn einer es vormacht, fahren
die anderen hinterher. Bei San Lorenzo al Mare ging es rauf nach
Cipressa (240 m), wo eine Zwischenzeit genommen wurde. Vor San Remo kam
der obligatorische Anstieg nach Poggio (162 m). Bisher war dort oben das
Ziel, diesmal durften wir noch nach San Remo runter fahren. Auf den
letzen Metern hätte ich fast noch absteigen müssen, da ich vor einer
(relativ) steilen Rampe zu einem Parkdeck noch das große Kettenblatt
drauf hatte. Dort war das Ziel und auch die Pastaparty. Mit 62
Teilnehmern hat das Team Kulessa erstmals den ersten Platz in der
Mannschaftswertung belegt. Dafür gab es nehmen einem großen Pokal einen
Hometrainer. Nach einem reichhaltigen Abendessen wurde der Abend an der
Bar beendet. Am Montag um 10:00 Uhr ging es dann wieder Richtung Heimat.
Wegen stockendem Verkehr auf der italienischen Autobahn waren wir erst
Dienstag Morgen um 1:00 Uhr in Frankfurt. Gewitter und starker Regen
verhinderten eine zügige Heimfahrt, so dass ich erst 3:45 zurück war.
Noch etwas Statistik:
303,6 km (Vorjahr: 290 km)
9:03:39 Std. (10:32:33 Std.)
Platz 90 von etwa 500 (508 von 701)
33,5 km/h (27,5 km/h)
V-max: 63,8 km/h
ca. 2.300 hm (1.900 hm)
max. Puls: 176
durchschn. Puls: 137
Fazit: Meine Zielvorgabe von unter 10 Stunden habe ich geschafft. Der
Ostwind hat eine sehr gute Zeit, die ich so nicht erwartet hätte,
ermöglicht. Die Zeitmessung stimmt mit meinem Tacho und dem GPS überein.
Wenn nächstes Jahr jemand mitkommt, könnte ich mir vorstellen, noch mal
zu fahren. Eine bessere Zeit kann ich schwerlich erreichen. Jetzt kann
ich optimistisch für den Ötzi sein, der sicher schwieriger ist.
PS Vielen Dank für die Glückwünsche zum Geburtstag und zum Rennen |
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Reinhold Thaler
Traum oder Albtraum
Der Oktober ist vorbei, der Tacho steht auf Null, jetzt heißt es wieder
an der Grundlage zu Arbeiten, Trittfrequenz usw. . Schließlich schaut
man Ende März doch auf den Kilometerstand und ist erst zufrieden, wenn
man an die dreitausend Kilometer erreicht hat. Also wird jede freie
Minute Rad gefahren, Krafttraining und Gymnastik ist ebenfalls dabei.
Jung und Alt, Rennfahrer und Touri, so wird gefahren und geplaudert,
erzählt was man sich nächstes Jahr vorgenommen hat. Natürlich steht für
die Fahrer fest, die Mailand - San Remo gefahren haben, dass man wieder
dabei sein will. Diejenigen die die Strecke nur vom TV kennen fragen
dann doch interessiert wie, wann, wo, was. Wenn ich jetzt zurück denke,
an die 295 km, Passo Turchino, Coppa Berta, Cipessa, Poggio. Was habe
ich da manchen Buckel verflucht, das Wetter war optimal, aber der Wind
vom Meer, meine Fresse dachte ich schon, der wirft uns vom Rad. Zurück
zum Training, im April, Mai muss man schon mal mindesten die 200 km oder
mehr
fahren, bzw neun bis zehn Stunden sitzen zu können. Wenn alles klappt
mit der Kondition, dann freut man sich auf die Abfahrt nach Mailand. Nach
zehn Stunden erreichen wir das Hotel in Mailand. Jetzt geht alles flott,
Gruppenfoto, ab ins Hotel, Papiere, Startunterlagen, Schlüssel und das
Rad wird auf´s Zimmer gebracht, Nummer montiert, Flaschen gefüllt,
Abendessen, 22 Uhr ab in die Heia . Frühstück am Renntag um 5 Uhr,
etwas müde, aber doch voller Vorfreude. Gut gegessen geht es an den
Start. Nach einigen Informationen auf italienisch, geht es gleich mit
gut 40 km/h Richtung Passo los. An der Küste
angekommen ist von dem großen Feld nichts mehr übrig, jetzt braucht man
eine Gruppe die gut läuft. Das ständige Auf und Ab, geht in die Beine,
Krämpfe kommen zu den anderen Schmerzen dazu, jetzt ist noch mehr
trinken angesagt, endlich habe ich die Berge hinter mir, es geht dem
Ziel in San Remo entgegen. Voller Bewunderung für die Profis, die so
manchen Buckel mit der großem Scheibe rüber drücken. An den Bergen hatte
ich mir geschworen, das war das letzte Mal, das tu ich mir nicht mehr
an. Am Ziel happy, im Hotel geduscht, ein kühles Bier und nochmal alles
Revue passieren lassen. Schön war´s. Bis zum nächsten Mal. |
Lieber Günther,
auf diesem Wege möchte ich mich nochmals herzlich bei dir und deinem
Team für die toll organisierte Reise bedanken. Es hat riesig Spaß
gemacht, die Stimmung war super, das Wetter passte.........
Mit herzlichen Grüßen vom Niederrhein
Markus Jennebach |
Hallo Herr Kulessa
ich möchte mich auch im Namen von meinem Sohn bedanken für die Infos und
e- mails rund um die Veranstaltung. Das ist nicht selbstverständlich.
Für uns waren gerade die Infos und Tipps eine Hilfe, da wir zum ersten
Mal eine solche lange Distanz fuhren.
Die Erlebnisse waren schon beeindruckend und werden lange anhalten.
weiterhin einen runden Tritt
Manfred Haak |
Hallo Günther,
das we ist bei uns sehr gut verlaufen, und ich muss sagen dass es trotzt
der echt miesen zeit sicher
das beste rennen war, dass ich jemals gefahren bin, und wollte dir
deshalb mein lob und natürlich noch viel mehr meinen dank aussprechen,
dass du das ganze organisiert hast, was sicher einigen aufwand bedeutet!
ich werde deine adresse in österreichs radkreisen bestmöglich
verbreiten, und bin mir sicher, dass rene und ich auch im nächsten jahr
wieder am start sein werden! vielen dank nochmals und einen
erfolgreichen radsommer wünsche ich! mfg aus der alpenrepublik, rudi
fritsch |
Hallo Günther
Für mich war es die 1. Teilnahme und ein wunderschönes Radsporterlebnis.
Von der Organisation gibt es kaum was besser zu machen deshalb ein ganz
grosses Lob an dich !!!
Das einzige was du an den Veranstalter weitergeben kannst sind die
vielbefahrenen Strassen an der Küste ab Genua. Es war wirklich nicht
einfach in den Städten an den Autos mit einer bestimmten Geschwindigkeit
vorbei zu kommen.
Der Rest war wie gesagt Top. Es war bestimmt nicht meine letzte
Teilnahme bei Milano - San Remo.
Danke nochmals für alles.
Gruss
Marco |
Hallo Günther,
ich war zusammen mit Manfred das erste Mal dabei und es war richtig
geil!!! Wenn deine super Organisation von deutscher Seite nicht gewesen
wäre, hätte das mit Sicherheit nicht so reibungslos mit der Anmeldung
und mit den Startgebühren und so funktioniert. Vielen Dank nochmal an
dieser Stelle!!!
Ich habe im Anhang ein paar Bilder vom Rennen, die unser Begleiter
gemacht hat.
Viele Grüße,
Michael Haak |
Hallo lieber Günther,
wenn auch etwas verspätet, möchten wir uns bei Dir ganz herzlich für die
gute und unauffällige Organisation der Busreise, der Unterkunft und Tour
Mailand-San-Remo bedanken. Es hat alles super geklappt und hat uns viel
Spaß gemacht.
Wir konnten nur erahnen, wieviel Arbeit für Dich und Deine Frau dahinter
steckte. Vielen Dank.
Besonders erfreulich natürlich, daß wir Hessen den Riesenpokal mit nach
Hause nehmen konnten.
Herzliche Grüße RV 03-Team aus Bürstadt
Werner, Walter und Dieter |
Hallo Günther,
es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe Du bist auch noch gut im Ziel
angekommen.
Nochmals vielen Dank für Deinen Einsatz beim Besorgen unserer
Startunterlagen.
Viele Grüße
Falk |
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Berichte aus 2007
Ulrich Zimmermann
15.06.2007, 23:29
Mailand-Sanremo am letzten Wochenende
Um am Samstag morgen gegen 06:00 Uhr in Frankfurt zu sein, bin ich gegen
03:00 Uhr mit dem Auto losgefahren. Da ich nicht verschlafen wollte bin
ich erst gar nicht zu Bett gegangen und war froh als ich Frankfurt
angekommen war. Das Verladen der Rennräder in den Busanhänger war
einfach, da die Räder nicht auseinandergebaut werden mussten. In dem
Hänger war Platz für 40 Räder, die gleiche Anzahl wie Mitfahrer im Bus.
Nach Verladen der Räder ging die Fahrt etwas früher als vorgesehen
weiter nach Karlsruhe, wo wie auch später in Offenburg weitere Mitfahrer
zustiegen. In Offenburg musste der Bus etwas warten, da wir vor der
vereinbarten Zeit dort waren. Die Weiterfahrt verlief problemlos. An der
Grenze zur Schweiz mussten eine kurze Zeit warten. Der Fahrt durch den
Gotthardtunnel verlief im Gegensatz zur Rückfahrt unproblematisch. Am
späten Nachmittag kamen wir dann in Pieve Emanuele südlich von Mailand
an. Am Bus wollte Günther, der die Reise organisiert hatte, nach
Ausladen der Rennräder die Startunterlagen ausgeben, die an der
Hotelrezeption hinterlegt waren. Leider fehlten die Transponder. Gegen
Barzahlung von 400 Euro sollten sie nach etwa einer Stunde geliefert
werden. Während der „Pastaparty“ kamen dann die Transponder und mussten
den Startunterlagen zugeordnet werden. Danach ging es mit dem Rennrad
aufs Zimmer. Die Zimmer waren relativ klein, hatten aber einen großen
nach außen abgesperrten Balkon, wo die Räder problemlos unterkamen. In
dem Doppelzimmer im zweiten Stock gab es im Gegensatz zu dem Hotel in
Sanremo zwei getrennte Betten. Auf die Buchung eines Einzelzimmers hatte
ich auf Grund des Aufpreises von 100 Euro verzichtet, ohne zu wissen mit
wem ich das Zimmer in den beiden Nächten teilen würde. Im Vorjahr hatte
ich das genauso gemacht. Das war auch diesmal kein Problem. Als ich den
Fernseher anstellte wunderte ich mich doch etwas über die Kosten für
Pay-TV und Musik, die bei über 10 Euro lagen. Als einziges deutsches
Programm war SAT1 zu empfangen. Da wir nicht zum Fernsehen dort waren,
hat mich das nicht weiter gestört. Ich bin früh zu Bett gegangen, da
zwischen 04:00 Uhr und 06:00 Uhr das Frühstück bereit stand. Nach dem
Frühstück so gegen 06:00 Uhr kam es zu dem befürchteten Engpass an den
Aufzügen. In den Aufzug passten keine zwei Rennräder mit Fahrern und
Gepäck. Unvorsichtigerweise hatte ich die Radschuhe schon angezogen.
Mein Zimmerkollege war da umsichtiger und hat erst später in die
Radschuhe gewechselt. Nachdem kein Aufzug frei war, blieb mir keine
andere Möglichkeit, als mit dem Rennrad die Treppe zu nehmen. Mit einer
Hand am Rennrad und der anderen am Treppengeländer ging es dann in die
Hotelhalle und danach noch mal rauf um das Gepäck zu holen. Pünktlich um
06:30 Uhr war ich am Bus, um die Tasche einzuladen. Gemeinsam ging es
zum gut ausgeschilderten Start in Ponte Sesto. Pünktlich um 07:06 Uhr
erfolgte der Startschuss. Ich wollte mit Günther zusammen fahren, habe
ihn aber nach dem Start aus den Augen verloren. Da ich auch diesmal weit
hinten gestartet war, brauchte ich einige Zeit, um das letzte Feld, was
von einem Polizeifahrzeug eskortiert wurde, einzuholen. Das Tempo
schwankte um die 30 km/h, so dass ich mich öfters an der Führungsarbeit
beteiligte. Die Straßen waren zu diesem Zeitpunkt noch gesperrt. Ab der
ersten Verpflegung war das nicht mehr der Fall. Nach etwa vier Stunden
erreichten wir die Verpflegungsstelle bei km 132. Bei km 190 und km 255
sollten die nächsten Verpflegungsstellen sein. Nach der ersten
Verpflegung kam ich zum Turchino. Den Aufstieg auf 540 m fand ich nicht
sehr steil. Danach ging es steil bergab nach Genua. Der weitere
Streckenverlauf war fast flach bis zu den Zypressen, ca. 25 km vor
Sanremo. Die nächsten 120 km bin ich alleine gefahren. Dies ging vielen
Mitfahrern genauso. Ab und zu habe ich einige Fahrer eingeholt, dabei
war auch eine Gruppe mit etwa 10 Mann. Da deren Tempo mir zu niedrig
war, bin ich alleine mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas
über 30 km/h weiter gefahren. Nach 230 km ließen die Kräfte nach, so
dass ich deutlich langsamer wurde. Bei km 253, kurz vor der dritten und
letzten Kontrolle, holten mich fünf Holländer ein. Sie fuhren etwa 30
km/h. Das Tempo konnte ich im Windschatten prima mitgehen. Die Holländer
hatten ihre eigene Verpflegung und ließen deshalb die letzte Verpflegung
aus. Da eine Trinkflasche noch gut gefüllt war, habe ich mich dazu auch
entschlossen. Die Geschwindigkeit ging weiter zurück auf etwa 25 km/h,
da der vorletzte Aufstieg von etwa 230 hm (Zypressen) anstand. Auch dies
kam mir nicht sehr steil vor. Mit etwas unter 20 km/h bin ich den Berg
raufgefahren. Danach ging es wieder runter ans Meer bis Bussana, wo es
zum Ziel nach Poggio rauf ging. Auf den letzten Metern habe ich noch
zwei von den Holländern überholt. Nach 10:33 Stunden (297 km, 27,51
km/h, Platz 508 von 701 gewerteten Fahrern) war ich etwa ½ Stunde
langsamer als im Vorjahr im Ziel. Nach einem Erfrischungsgetränk und
Rückgabe des Transponders habe ich noch ein paar Fotos am Ziel gemacht.
Nachdem keine weiteren mir bekannten Fahrer kamen, bin ich zum Hotel
gefahren. Ebenso wie in Pieve war das Hotel in Sanremo auf dem GPS
eingetragen. Ungewöhnlich fand ich, dass in dem Hotelzimmer keine
Klimaanlage war und auch der Fernseher nicht funktionierte. Am nächsten
Morgen fand ich heraus, dass der Antennenstecker auf dem Boden lag. Nach
einem umfangreichen Abendessen ging es dann früh zu Bett. Die Räder
mussten am Montag morgen auf einem nahegelegenen Parkplatz verladen
werden, da die Kurven auf der Auffahrt zum Hotel für den Bus mit Hänger
zu eng waren. Gegen 10:00 Uhr ging es zurück nach Deutschland. Eine etwa
1,5 Stunden lange Sperrung des Gotthardtunnels verzögerte unsere Ankunft
in Frankfurt, die dann kurz vor 01:00 Uhr am Dienstag früh erfolgte.
Gegen 03:15 war ich dann zurück. Nach einer kurzen Nachtruhe musste ich
wieder arbeiten. Ich hatte erwartet etwa zwei Stunden früher zurück zu
sein.
Fazit: Eine gelungene Veranstaltung. Bei einer Wiederholung sollten sich
die Mitfahrer untereinander absprechen, damit sich Gruppen bilden
können. |
Martin Mack
9 Steinacher Ausdauerspezialisten 2655 km unterwegs!
(mma) Respektvoll "La Classicissima" genannt und seit 1907
ausgetragen ist Milano - Sanremo (Mailand - San Remo) eines der fünf
berühmtesten Eintagesrennen, der sogenannten Monumente des
Radsports! Dabei ist es mit über 295 km das längste Eintagesrennen im
Profi-Radsport!
Dieser Klassiker wird auch "La Primavera" (Fahrt in den Frühling)
genannt, da
er alljährlich im März ausgetragen wird. Und als Monument des Radsports
wird
er bezeichnet, weil er sich durch zwei Faktoren auszeichnet: Das Alter
und die
illustre Siegerliste. Und darum wollten auch die Steinacher Rennradler
daran
teilnehmen, allerdings bei der später im Jahr auf der Originalstrecke
stattfindende Amateur-Version des Lieblingsrennens von Erik Zabel.
Wann und wie die Idee zur Teilnahme kam, ist im nach hinein nicht mehr
genau
zu klären. Jedoch mit zahlreichen Trainingskilometer auf dem Rennrad, in
den
Laufschuhen oder auf den Langlauflatten, haben sich die Steinacher
Rennradler
über Monate hinweg speziell vorbereitet. Verschiedene Veranstaltungen,
sei es
der 30 km Freundschaftslauf Durbach – Straßburg, die 42 km des Engadiner
Skimarathons oder die 110 km der Worldclass Marathon Challenge 2007
wurden in den Trainingsplan mit eingearbeitet.
Das Amateur Radrennen über die Distanz von 295 km und 1800 Hm von
Mailand nach San Remo ist inzwischen ein echter Radklassiker geworden
und
fand am 10.Juni 2007 zum 37.ten mal statt. Es ist dem Profirennen
nachempfunden, dass einige Wochen vorher, als einer der Auftakte der
Profisaison statt findet und führt zuerst auf größtenteils flacher
Strecke durch
die Poebene. Pünktlich um 07:00 Uhr morgens erfolgt in Mailänder
Stadtteil
Rozzano der Startschuss. Der Streckenverlauf ist identisch mit dem
Profirennen. Nach gut 120 km steigt die Straße an, zum Passo del
Turchino und
fällt danach auf einer grandiosen Abfahrt, hinunter zur Italienischen
Riviera, bis
auf Meereshöhe. Ab Genua - Voltri führt die Strecke immer an der Riviera
entlang bis nach San Remo, einschließlich der "Cipressa ", dem
gefürchteten
Berg 10km vor dem Ziel.
Die herausragenden Schwierigkeiten des Rennens sind zum neben der
außergewöhnlich langen Distanz vor allem das hohe Tempo, wo mit bis zu
50
km/h in der ersten Hälfte des Rennens durch die Po – Ebene gen Süden
gefahren wird. Vorne weg das Fahrzeug der Rennleitung das die Strasse
freimacht. Das ca. 900 Mann zählende Fahrerfeld braucht die gesamte
Straßenbreite. Es wird immer wieder vor Hindernissen gewarnt, vorne ein
Aufschrei, bremsen und dann wieder Gas geben, so zieht sich das Feld
immer
wieder wie eine Ziehharmonika auseinander. Das heißt immer wieder
beschleunigen um wieder denn Anschluss herzustellen. Nach 143 km
erreichen
wir den ersten Verpflegungsposten, Flaschen auftanken, eine Banane und
weiter.
Dann jedoch kommt es knüppelhart. Das hohe Tempo hoch zum Passo del
Turchino zieht am Anstieg das Feld auseinander. Oben am Pass die
legendäre
Tunneldurchfahrt, anschließend in rasanter Abfahrt hinunter nach Genova
–
Voltri ans Meer. Wer nun gedacht hat, hier sei das Schlimmste
überstanden,
hat die Rechnung ohne die Hitze, vor allem ohne den nun stetig von vorne
blasenden Wind gemacht. Man ist froh, sich einer größeren Fahrergruppe
anschließen zu können und sucht immer wieder den Windschatten.
Abwechselnd wellige und flache Tempopassagen führen so in
atemberaubendem Panorama an der Küste entlang, wo die zahlreichen
Ortsdurchfahrten mit höchstem Risiko, beinahe lebensgefährlich
durchfahren
werden. Rote Ampeln und Zebrastreifen sind Makulatur, auf der
Gegenfahrbahn
die Autos zu überholen ist heute ausnahmsweise normal.
200, 230, 250 km signalisiert der Radcomputer - so geht es immer weiter
und
gipfelt an der, auch von den Profis so gefürchteten „Cipressa“. Hier
windet sich
die Strecke nach 270 km nochmals bei über 32°C Hitze 240 Höhenmeter
steil
bergauf. Eine letzte Abfahrt, der Schlussanstieg auf den Poggio, gekrönt
vom
Applaus zahlreicher Zuschauer; endlich hat die Schinderei ein Ende. Nie
wieder!
Ohne mich!…,eine Cola, ein Wasser, Pasta und Vino mit Nachschlag…naja…
vielleicht, …also nächstes Jahr nicht sofort wieder…
Also das machen wir vielleicht mal wieder…
Das machen wir auf jeden Fall mal wieder! |
Horst Borowski
Im Mai 2006 nach meiner ersten Teilnahme an der ARD Radmeisterschaft am
Chiemsee sitzen wir Günther und ich mit einigen anderen Kollegen
zusammen und lassen den Tag Revue passieren. Günther ist beim Rennen in
aussichtsreicher Position schwer gestürzt. Aus dem Rot Kreuz Zelt
kommend sieht er aus wie eine Mumie. Nach dem Chek in der Uniklinik
München sind alle froh das soweit alles ok ist. Ich bin bei dem Rennen
(mein zweites überhaupt ) gerade mal so hinterher gekommen. Aber ich
fahre erst seit einem Jahr Rennrad und bin ganz zufrieden. Günther
erzählt das er schon mal Mailand San Remo gefahren ist, wie toll es war
und das er das nochmal fahren wollte. Darüber hinaus selbst
Organisieren. Ich sage spontan zu mitzumachen. Der 10.06.2007 Termin für
Mailand San Remo ist ja noch fast ein Jahr entfernt genug Zeit um sich
ordentlich vorzubereiten. Mit der Organisation hat alles Günther
erledigt. Ich habe nur ein wenig geholfen den richtigen Bus und den
Radanhänger zu finden. Am 9.6.07 treffen wir uns morgens um sechs am
Funkhaus in Frankfurt laden die Räder, Gepäck und Verpflegung ein und
starten pünktlich. Nach Stopps in Karlsruhe und Offenburg, nach einer
Pause unterwegs in der Schweiz kommen wir am späten Nachmittag in
Mailand an. Einchecken, Fahrrad im Zimmer Spaziergang Abendessen. Ausgabe
Startunterlagen. Ich werde langsam Nervös. Habe ich mir vielleicht doch
zu viel vorgenommen? Die anderen sehen alle so aus als wären die 294,5
km bis San Remo ein Kinderspiel, von einem höre ich unter 8 Stunden
sollte schon drin sein. Ein Glas Rotwein ins Bett. Halb 5 aufstehen
Frühstück. Es dauert noch mit dem Frühstück, italienisch eben. Noch ein
kleiner Spaziergang. Frühstücksbüffet ist Klasse, alles da von Müsli bis
Spagetti, ich habe keinen Hunger kriege kaum etwas hinunter. Es geht los.
Zwei Getränkeflaschen am Rad, zwei im Trikot erste Verpflegung in 130 km.
Wir Rollen zum Start in einem kleinen Stadion stehen wir mit einigen
Kollegen, die mit uns gekommen sind am Start und wollen in einer Gruppe
fahren. Startschuss, es kommt mir vor als wird das Rennen auf den ersten
Kilometern entschieden, es geht zügig los und wir finden uns in einer gut
rollenden Gruppe. Flach fahren wir zwischen 35 bis 40 km/h ich bin
erstaunt wie locker es in der großen Gruppe läuft. Ich frage einige
Kollegen nach Pinkelpause, alle müssen, keiner will die Gruppe verlieren.
Habe keine Erfahrung, rutsche auf dem Sattel hin und her, endlich einige
fahren raus. Die anderen sind Sportsfreunde aus Belgien, haben eigenes
Versorgungsfahrzeug und Personal, werden betreut. Will auf die nicht
warten, mit einem aus dem Bus versuchen wir kurz die Gruppe wieder
einzuholen. Chancenlos. Toll noch keine 100 km gefahren, zu zweit, hinter
uns kommt gefühlt keiner mehr. Dann kommen doch einige Sportsfreunde im
Windschatten ihres Versorgungsfahrzeugs von hinten, habe mühe mich dran
zu hängen. Genug trinken nicht vergessen, erste Versorgung. Anfahrt zum Tuchino Pass, meine Moral wird wieder besser, es geht ganz gut, kann an
einigen vorbeifahren. Abfahrt nach Genua, super habe eine kleine Gruppe,
kaum Blicke für das Meer, höchste Erhebung geschafft jetzt kanns ja so
schlimm nicht mehr werden. Denkfehler. Wellig geht es an der Küste
entlang, es riecht nach Meer, Fisch und Knoblauch. Am Strand jede Menge
Sonnenanbeterinnen, könnte mich locker dazu legen. 13:00 Uhr, schaue nur
auf die Uhr an meinem Computer, hälfte geschafft, es geht mir ganz gut.
Capo Mele und Capo Cervo und Capo Berta sind hinter mir. Bin platt, ok,
jetzt bin ich soweit gekommen, ich schaffe es. Cipressa geschafft noch
50km. Das Ziel zum Greifen nahe, genug trinken nicht vergessen, letzte
Herausforderung Poggio di San Remo kommt mir vor wie eine Mauer. Nur
noch hier hoch überhole noch zwei die in meiner Altersklasse über 50
sind. Das Ziel, komme unter 11 Stunden an, tolles Gefühl.
Hotel. Der Busfahrer ist noch am Bus, hole mein Gepäck, einige
Gepäckstücke sind noch nicht abgeholt, es sind noch nicht alle da. Bin
Stolz. Abendessen, alle sind angekommen. Beim zweiten Bier an der Theke
fragt mich Günther, machen wir das im nächsten Jahr wieder? Falsche Frage
zum falschen Zeitpunkt. Am Montag nach dem Frühstück, Heimreise. Von der
Autobahn hat man einen tollen Blick auf Teile der Strecke die wir
gefahren sind, habe den Eindruck als kenn ich jede Kurve. Der Gotthardttunnel ist eine Stunde oder länger gesperrt, wir kommen deswegen
verspätet an, aber kein Problem. Ein unvergessliches Erlebnis. Bis zum
nächsten Mal . |
Fred SchmidMein radsportliches „Highlight“ 2007 in
Stichworten:
seit mehr als 10 Jahren träumte ich schon von einem
Start bei Mailand-San Remo (einmal auf der gleichen Strecke fahren wie
die Profis bei diesem legendären Frühjahrsklassiker) – immer war bisher
etwas anderes dazwischengekommen …
-beim Radsporturlaub in Kärnten im Juli 2006
infizierte ich mit der Idee einen dort kennengelernten Radsportkameraden
aus Eisenach: Peter. Wir verabredeten lose, „das Ding im nächsten
Jahr gemeinsam durchzuziehen“
-beim Kontakt mit dem Veranstalter und den
Bedingungen der Ausschreibung taten sich schon jede Menge Komplikationen
auf (An-u.Abreise, Lizenz lösen, besonderer Versicherungsnachweis etc.)
-irgendwann im März die entscheidende Mail von
Peter: „Guck mal, da ist einer beim HR, der organisiert genau unsere
„Tour“ – sollen wir uns da nicht dranhängen ?“
-gesagt, getan… aufgrund des milden Winters hatte
ich Ende März schon jede Menge Straßenkilometer u. nach einem
Trainingscamp über Ostern an der Adria trainiere ich ab April
systematisch mit einem speziell ausgearbeiteten Trainingsplan:
Saisonhöhepunkt am 10. Juni 2007 Milano-San Remo Habe nen Mordsrespekt
vor der Länge der Distanz, weil ich zuletzt 1996 mal mehr als 200 km an
einem Streifen zurückgelegt hatte
-als es endlich auf die Reise geht, habe ich knapp
5000 Trainingskilometer und zuletzt 3 Touren zwischen 190 und 250 km in
den Beinen
-es stellt sich heraus, dass Günther Kulessa vom
HR die Reise generalstabsmäßig und in jeder Hinsicht an der
Radsportpraxis orientiert organisiert hat, angefangen beim
professionellen Radtransport bis hin zu Getränkeflaschen, Riegeln u.
Tips für das „Fahren in der Masse“…
-der Tag ist da: Absolutes Kaiserwetter! Wie
für uns gemacht. Beim Massenstart dauert es bis fast 7.10 Uhr bis wir
aus dem Stadion auf die Strecke kommen. Die ersten 3 Stunden wird dann
im großen Pulk für meine Verhältnisse „rennmäßig“ schnell gefahren, der
Tacho fast immer über 35, oft 45! Ob das gut geht? Ich esse und trinke
viel, fahre in keiner Gruppe mit, die mir den Puls auf über 145
hochjagt. – und bin schon um 10.45 Uhr an der ersten Verpflegung –
Donnerwetter, ein Schnitt von ca. 36! Jetzt bloß nicht über-pacen, über
den Paß lasse ich einige Schnellere ziehen, nach der letzten Rechtskurve
einer herrlich langen Abfahrt plötzlich links die ligurische
Rivieraküste –wir sind am Meer! Volle Kalotte durch die Ortschaften, wo
wir an roten Ampeln von Polizisten durchgewinkt werden, der übrige
Verkehr wird angehalten.! Ab und zu winken Zuschauergruppen vom
Straßenrand, vereinzelt sogar Anfeuerungsrufe … allmählich fühle ich
mich wie „Ete“Zabel in der Spitzengruppe. Als wir über die vorletzte
längere Steigung an der Cipressa gehen, merke ich dass schon 275 km
hinter mir liegen, aber auch meine Begleiter „zeigen Wirkung“. Zusammen
mit Peter, der normalerweise am Berg stärker ist als ich komme ich rüber
und bin plötzlich sicher dass ich meine Kräfte richtig eingeteilt habe.
Und jetzt die „Hähne auf“- wir können es noch in unter 10 Stunden
schaffen!! Am Poggio auf den letzten 2 km ins Ziel tun die Beine auch
bei der nur 5-6%igen Steigung richtig weh, trotzdem sprinte ich durchs
Ziel – Sekunden später liegen Peter u. ich uns in den Armen – wir haben
es geschafft und sind erst mal damit beschäftigt, unsere heroischen
Gefühle in den Griff zu bekommen…
- später am anderen Ende von San Remo im Hotel
angekommen, zeigt mein Tageskilometerzähler 309,8 km und ich bin
überrascht, wie gut ich mich fühle
-Rückblick: jede Menge zeitaufwändige
Organisation erspart; nette Leute kennengelernt;
im Juli gab es nach der Abrechnung von Günther
sogar noch Geld zurück und Erinnerungsfotos. Klar, nicht alle hatten
soviel Glück wie ich (und einige waren wohl auch schlechter
vorbereitet) Aber für mich war die Tour in jeder Hinsicht gelungen! |
Günter Emrich
Eindrücke der
Mailand-Sanremo-Reise 2007Es war
für mich die erste Teilnahme beim Radklassiker Milano-Sanremo (295km und
1880 Hm) und sicher ein herausragendes Erlebnis in der zurückliegenden
Radsaison 2007. Nicht nur wegen meiner sehr guten Endzeit von 9:24:57
und Platz 14 in der Altersklasse, sondern auch wegen der von Günther
Kulessa und seinem Team vom Hessischen Rundfunk so hervorragend
organisierten Radreise zu diesem Ereignis mit Start in Milano (Rozzano).
Das Organisationsteam hat mit großem Engagement viel Detailarbeit
geleistet und so ein gelungenes Radevent auf die Beine gestellt, das man
wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
Nachdem ich mich angemeldet hatte, gab es per Email immer wieder
umfangreiche Informationen und wissenswertes zum Reiseverlauf. Unsere
Rennmaschinen waren in einem Busanhänger so sicher untergebracht, dass
man sich um Transportschäden wirklich keine Sorgen machen musste. Für
das leibliche Wohl unterwegs hatten die Organisatoren mit allerlei
Kuchen und Getränken bestens gesorgt. Die Unterbringung und Verpflegung
in den 4-Sterne-Hotels Ripamontidue in Mailand und Grand Hotel Des
Anglais in Sanremo war sehr gut. Ganz besonders angenehm war jedoch die
lockere und freundliche Atmosphäre während der Reise unter den
Reiseteilnehmern, die gleich zu Beginn mit eigens angefertigten
hr-Poloshirts mit persönlichem Namenszug und Streckenprofil auf dem
Rücken ausgestattet wurden, und so zum Team Hessischer Rundfunk wurden.
Zur Freude der Organisatoren wurde von den 40 Startern des Teams
Hessischer Rundfunk bei Milano-Sanremo 2007 in der Mannschaftswertung
Platz 3 errungen und ein großer Pokal mit nach Frankfurt gebracht.
Es hat mir Spaß gemacht und war für mich ein unvergessliches Erlebnis
bei diesem Radklassiker dabeigewesen zu sein. Als Erinnerung gab es von
Günter Kulessa im Nachspann einen sehr stimmungsvollen Reisebericht mit
einer Bilder-CD und der Teilnehmer-Urkunde. Nicht zu vergessen die
mitgebrachte Trophäe, das begehrte Milano-Sanremo-Trikot.
Bei Milano-Sanremo muss man (mindestens) einmal im Radsportleben
teilgenommen haben; und dann mit Günter Kulessa und seinem Team vom hR,
bei dem ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken möchte für dieses
gelungene Radevent.
|
Alfred Ussat
Mailand – San Remo
2007
War die Vorfreude auf
oder der Respekt vor der Tour größer ? Nun ja, es hielt sich wohl die
Waage.
Bereits 1984 hatte ich
an diesem Jedermannrennen teilgenommen und schwelgte seitdem in schönen
Erinnerungen. 23 Jahre, eine lange Zeit und ich war gespannt.
Die Erwartungshaltung
an die Tour 2007 als solches und an mich selbst war groß.
Vergleiche ich 1984 mit
2007, so sind viele Veränderungen festzustellen. Der Startplatz war in
2007 längst nicht so eindrucksvoll (u. a. Baustelle) und zudem auch
weniger Teilnehmer als in 1984. Darüber war ich überrascht und kann es
mir nur mit dem auch in Deutschland festzustellenden Rückgang der
Teilnehmer bei RTF´s erklären.
Der Auto- u.
Rollerverkehr auf der Strecke enorm. Gerade auf der Küstenstraße blieb
teilweise sehr wenig Platz für die Radrennfahrer und schwierige
Situationen gab es ohne Ende, daß wiederum machte aber auch einen
besonderen Reiz aus. Das herrliche Sommerwetter und dazu noch ein
Sonntag, alles war am Strand – nur wir nicht! In Deutschland würde
wahrscheinlich keiner eine RTF unter diesen schwierigen
Verkehrsbedingungen fahren, aber die Emotionen bei Mailand – San Remo
lassen über diese Schwierigkeiten hinwegsehen. Hinweggesehen haben wir
bei den Ortsdurchfahrten auch über so manches Rotlicht und das gehörte
einfach mit dazu. Leichtsinn ? Klar, Rennfieber halt!
Es ist ein
interessantes Gefühl am Start zu stehen und Mailand – San Remo vor sich
zu haben. Ich dachte, nicht nur am Start, an die Profis und ihr
Leistungsvermögen (mental u. körperlich). Insbesondere auch dann, wenn
es am Ende „leicht hoch“ geht und der Puls irgendwo ist, wo er
eigentlich sonst nicht ist.
Nicht so gut gelöst
und sicherlich eine vermeidbare Erschwernis war, daß die 1.
Verpflegungsstelle erst nach 130 Kilometern erreicht wurde. Hier hätte
es durchaus zuvor Möglichkeiten für eine Verpflegungsstelle gegeben und
der Sinn dieser langen ersten Etappe hat sich mir nicht erschlossen. Der
Zielstrich – heiß ersehnt – lag auf dem Poggio an einem kleinen Platz
und hatte leider längst nicht die Atmosphäre wie das Ziel in 1984 an der
Küstenstraße. Das war damals (war ja sowieso früher alles schöner) eine
sehr beeindruckende Kulisse gewesen – links das Meer, rechts die
Promenade und jede Menge glückliche? und stolze Radrennfahrer dort
liegend. Das hatte schon etwas gehabt. Die Fahrt vom Poggio nach San
Remo war vom Gefühl her für mich nicht der richtige Abschluß. Verklärung
der Vergangenheit ? Mag sein, ein wenig Gefühlsdusseligkeit darf ja
sein.
Fahre ich auf Zeit oder
auf Ankommen? Mit zunehmenden Alter verschiebt sich das Ziel für mich
auf Spaß haben, den Körper fordern aber nicht überfordern und Ankommen.
So war es dann auch und auch richtig so.
Geplant war, das aus
dem HR-Team einige Teilnehmer die Tour gemeinsam fahren. Dieses Ansinnen
aber löste sich bereits vor dem Start fast in Luft auf. Im Startbereich
war es ziemlich schwierig, sich als Gruppe zu behaupten und so fuhren
wir, bis auf wenige Ausnahmen, als „Einzelkämpfer“ im mehr oder weniger
großen Feld. Dies aber tat der Begeisterung keinen Abbruch.
Vom Start weg bewegte
sich die Tachoanzeige irgendwo im 30/40iger Bereich und der Puls bereits
dort, wo er sonst am Berg ist. Noch nicht ganz so richtig wach und schon
Tempo. Der „Rausch“ der Geschwindigkeit und die Gruppendynamik ließen
das Adrenalin aktiv werden und das Hinterrad wollte gehalten sein. Kam
der Wechsel, wurde es schwer und der Gedanke „warum nur tue ich mir das
an?“ Irgendwann, so um die 120 Kilometer, war dann doch nicht nur die
Luft knapp und die Erfahrung sprach „langsamer, es kommen noch 180
Kilometer!“. Gedacht, getan und etwas ruhiger ging es weiter und dies
teilweise alleine. An der Verpflegungsstelle bei Kilometer 200 traf ich
dann auf Günther und sein mentaler Tiefpunkt traf sich hervorragend mit
meiner Einstellung für die weitere Tour. Günther hat die weitere
gemeinsame Tour sehr anschaulich beschrieben.
Das gemeinsame
Abendessen war ein schöner Abschluß dieses Tages und von Müdigkeit keine
Spur. Für die nötige Ruhe und Bettschwere sorgten dann einige „Helle“
und der Tag klang mit großer Zufriedenheit aus. Mit der gleichen
Zufriedenheit begann der nächste Tag. Keine schweren Beine und insgesamt
ein gutes Gefühl, was ich so nicht erwartet hatte.
Mein herzlicher Dank
geht an Günther, der mit viel Mühe, Aufwand, Umsicht, steter
Freundlichkeit und unerschütterlichem Engagement uns diese Tour
ermöglicht hat. Es gab und gibt nichts zu bemängeln, es war eine perfekt
vorbereitete und durchgeführte Tour.
Danke Günther, und viel
Freude und Erfolg für die Vorbereitungen Mailand – San Remo 2008.
|
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Bericht aus 2005
Günther Kulessa
Mein Bericht über Milano-Sanremo
Am Samstag, dem 11. Juni, geht es los. 5 Uhr aufstehen. Nachdem
die Fahrräder verstaut sind, geht
es um 6 Uhr 15 planmäßig Richtung Mailand. Gegen 16 Uhr
30 kommen wir an, hier haben wir bis 18 Uhr 15 Gelegenheit für einen
Bummel durch die Stadt. Mein einziger Gedanke ist erst einmal, was gibt es
denn hier zu essen.
Bei einem Italiener bestelle ich mir unter freiem
Himmel die erste Portion Spagetti Carbonara. Es ist warm, 24 Grad und
sonnig. In der Fußgängerzone gibt es viel zu sehen, eine Menge Italiener
und Italienerinnen. Eine Atmosphäre wie auf dem Jahrmarkt. Gegen 18 Uhr 45
sind wir wieder im Hotel, jetzt heißt es Fahrräder, Gepäck, Hotelschlüssel
und Startunterlagen in Empfang nehmen. So geht es schwer bepackt an
der Rezeption vorbei zum Aufzug. Meine Zimmernummer ist die 618, also im
sechsten Stock. Der Aufzug kommt, just in diesem Moment auch eine Gruppe
netter Japaner, ein Radlerkollege und ich sind zuerst im Aufzug, dann
drängen die Japaner dazu, die sind es scheinbar gewöhnt, jeden
Quadratzentimeter zu nutzen. Acht Personen und zwei Fahrräder auf zwei
Quadratmeter, die Tür geht zu. Und wieder auf, der Aufzug streikt. Zwei
Japaner steigen aus, die Tür geht zu und wieder auf, wieder steigen zwei
aus. Das gleiche Spiel noch einmal bis wir zwei Radler wieder alleine
sind. Und- die Tür geht zu und wieder auf. Und jedes Mal winken die
Wartenden uns freundlich zu. Schließlich steige ich auch aus. Der Kollege
bleibt drin und fährt dann tatsächlich mit diesem Aufzug auf sein Zimmer,
merkwürdig. Der nächste Fahrstuhl bleibt dann mir alleine vorbehalten. Im
Zimmer angekommen, schnell auspacken, kurz duschen. Um 20 Uhr 30 ist das
Abendessen angesagt.
Diverse
Getränke, unter anderem einige Rotweinflaschen, stehen an unserem Tisch
bereit. Diese sind innerhalb kürzester Zeit unter den Anwesenden verteilt.
Von dem Essen ist noch nichts zu sehen. Dann aber kommt die Bedienung mit
Nudeln aller Art und einem Salatbuffet. Kaum ist der Tisch mit dem Essen
zugänglich, beginnt auch schon der Run darauf, so etwas habe ich noch
nicht erlebt. Als ob alle kurz vor dem Verhungern stehen würden.
Binnen
kürzester Zeit ist alles weggeputzt, die Bedienung kommt mit dem Nachlegen
gar nicht nach, so dass sich immer wieder Warteschlangen bilden. Letztlich
sind aber doch alle satt geworden. Und dann, welch Überraschung, treffe
ich auf zwei Kollegen von der ARD: Carsten Mumme vom MDR Leipzig und Olaf
Müller von der Deutschen Welle Berlin sind auch dabei. An der Bar
besprechen wir anschließend unsere morgige Taktik. Um 23 Uhr 30 geht es
dann wieder aufs Zimmer.
4 Uhr 30 aufstehen. 4 Uhr 45 Frühstück. Frühstück gibt es
bereits seit 4 Uhr und immer wieder Nudeln, Nudeln, Nudeln.... . 5 Uhr 10
wieder auf dem Zimmer, Trinkflaschen fertig machen, vier Stück an der
Zahl, die erste Verpflegungsstelle ist erst nach 130 km zu erwarten,
Startnummer montieren, Beine massieren. Mein Ziel ist es anzukommen. Und
das mit folgender Taktik, die ersten 100 km bis zum Anstieg zum Turchino
möglichst schnell zu absolvieren und den Rest dann ohne Stress bis in Ziel
zu rollen. Das heißt ein Platz in den vorderen Startreihen ist hier
unabdingbar. Gegen 6 Uhr geht es dann wieder zum Aufzug, aber jetzt bin
ich im Vorteil. Der Aufzug kommt umgehend, ich muss aber noch einen Umweg
in den achten Stock in Kauf nehmen. Auf dem Weg nach unten halte ich
wieder im sechsten. Ein Italiener mit Rad steigt zu, er sieht aus wie ein
Vollprofi, wie wir alle übrigens. Halt im fünften, die Tür geht auf, es
sind nur Radfahrer zu sehen, Tür geht zu, vierter und dritter Stock das
gleiche Spiel, echt lustig. Wieder voll bepackt an der Rezeption vorbei
zum Bus und das Gepäck verladen. Aufs Rad schwingen und die 4 km zum Start
fahren. 20 Grad, zum Teil stark bewölkt, es könnte unterwegs regnen denke
ich, aber ich entschließe mich trotzdem in kurz zu fahren. 6 Uhr 20 am
Start angekommen, sind schon ca. 30 Fahrer da, also bis jetzt alles
planmäßig, gemeldet sind etwas über 800. 6 Uhr 45 es wird ernst, wir
müssen durch ein Tor fahren, hier wird der Transponder geprüft,
anschließend eine Runde um einen Sportplatz und wieder warten.
6 Uhr 55, um 7 Uhr ist Start, es kommt eine gewisse Unruhe
in dem Feld auf, einige Fahrer drängen mit Macht links und rechts auf der
Wiese nach vorne. Punkt 7 Uhr geht es los. Erst müssen wir durch ein
Nadelöhr, mehr oder weniger zu Fuß, bis wir die Straße erreichen, und
schon geht die Post ab. Geschwindigkeiten zwischen 40 und 50 km/h sind
hier schnell erreicht. Nach einigen Kreiseln biegen wir links ab und
kommen dann auf eine kilometerlange Gerade. Die Spitze ist ca. 300m weiter
vorne, ich denke nur, du musst weiter vor. Gedacht, getan! Der Puls steigt
bis auf maximal 196. Jetzt sind es nur noch ca. 100 m bis zur Spitze, eine
gute Position zum Mitrollen. Das Tempo lässt nicht nach, aber vom Wind gut
abgeschirmt wird es schon klappen, denke ich. So weit, so gut, durch die
Gefahrenpunkte unterwegs, die entgegenkommenden Autos und Busse, die
Verkehrsinseln und die Fahrbahnverengungen kommt es ständig zu abrupten
Bremsmanövern, zum Teil bis zum Stillstand und anschließend wieder
entsprechendes Beschleunigen, nicht ungefährlich. Immer wieder rotieren
verloren gegangene Flaschen durch das Feld ( höchste Gefahr ), durch die
enge Fahrweise ist höchste Konzentration erforderlich. Das Trinken
unterwegs ist sehr wichtig und sollte man vorher schon einmal geübt haben,
auch wie man eine Flasche blind wieder in der Halter bekommt. Die
Spitzengruppe ständig im Visier wird das Feld bei Kilometer 80 langsamer,
wir bewegen uns nur noch mit ca. 35 km/h. Topfit fühle ich mich,
vielleicht gewinne ich ja sogar. So ein Quatsch! Kilometer 100 ist
passiert, es läuft noch gut, vom Anstieg zum Turchino (532m) ist nichts zu
spüren, also geht es weiter. Von Stürzen habe ich bisher auch nichts
mitbekommen, ein Glück. Kilometer 120, die Steigung beginnt, der ständige
Ziehharmonikaeffekt hat eine Menge Kraft gekostet, der Durchschnittspuls
bis hier hin lag bei 158 Schlägen die Minute. Wie geplant muss ich hier
meinen eigenen Tritt finden. Langsam entschwindet das große Feld. Der
Computer zeigt mir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 39,5 km/h. Bei
Kilometer 130 komme ich zur ersten Verpflegungsstelle, hier werden die
Flaschen wieder gefüllt, es gibt Bananen und anderes Obst, Weißbrot mit
Käse belegt usw. Auf meiner Alleinfahrt bemerke ich den starken Wind,
hoffe aber dass an der Küste, in Erinnerung des Wetterberichts, das nicht
zu unseren Ungunsten sein sollte. Gegen 11 Uhr erreiche ich den Pass. Hier
treffe ich auch Carsten und Olaf. Gemeinsam begeben wir uns dann auf die
12 km lange Abfahrt nach Genua. Durch Genua hindurch entschwinden mir aber
auch die Kollegen, irgendwie bin ich platt. Aber immerhin sind schon 161
km zurückgelegt. Viel Verkehr und eine Menge Ampeln begleiten uns ab jetzt
Richtung San Remo. Immer wieder stoppen und anfahren. Der Wind kommt auch
nur noch von vorne, leider. Und ständig auf und ab, immer wieder, meine
Knie machen sich bemerkbar, das Sitzen fällt schwerer. Der Puls reduziert
sich auf um die 130 Schläge pro Minute, es rollt langsam. Noch 30 km bis
zur nächsten Verpflegung. Plötzlich an einer Steigung zwischen zwei
Ortschaften links ein Parkplatz, ein Italiener, er ruft mir zu, feuert
mich an, kommt auf mich zugelaufen, schiebt mich 50 m den Berg rauf, ich
denke nur "wow" .
Die Motivation ist gehoben, ich schaffe die Strecke, rede ich mir ein.
Endlich bei Kilometer 203 kommt die nächste Verpflegungsstelle. Und wen
treffe ich hier an, den Carsten, er liegt auf dem Rasen, alle viere von
sich gestreckt, Augen zu. "Hi Carsten, wie geht's ?" frage ich ihn.
Wir bedauern uns gegenseitig, stellen mehrfach fest, wie platt wir sind
und denken eigentlich daran aufzugeben. Knapp 100 km sind ja noch zu
fahren. Olaf ist schon weitergefahren. Aber dann, kam Ulrich! Nicht Jan
Ullrich, Ulrich
aus
unserer Reisegruppe. Er spricht uns Mut zu, wir schaffen das
zusammen. Jetzt sind wir schon so weit gekommen und den Rest schaffen wir
auch noch. Immer wieder, und immer wieder beschwört er uns. Wir fahren
gemeinsam! Carsten meint, lass uns die nächsten 20 km probieren und die
Reise geht weiter. Bei Kilometer 218 werde ich langsamer und halte auf
einer Brücke an, Ulrich und Carsten kommen mir entgegen und richten mich
wieder auf. Ulrich bietet mir einen Powerbarriegel an. Diesen nehme ich
gerne. Und so rollt der Zug weiter, nach weiteren 10 Minuten fühle ich
mich deutlich besser. Beim Anstieg zur nächsten Verpflegungsstelle bei
Kilometer 247 fährt Ulrich vor und sagt: "Oben warte ich auf Euch !". Er
zieht von dannen, ist nicht mehr zu sehen. Den kriegst du noch, denke ich
mir. Also Kette auf das große Blatt und im Wiegetritt hinterher. Mit
großen Schritten nähere ich mich Ulrich wieder (hört sich gut an oder),
klemme mich hinter ihn und frage dann ganz entspannt, wie weit es denn
noch hoch geht. Völlig verdutzt dreht er sich um und sagt: "Weit kann es
nicht mehr sein." Oben angekommen warten wir auf Carsten, aber Carsten
kommt nicht. Später stellt sich heraus, dass er an der Verpflegungsstelle
vorbei gefahren ist und uns nicht gesehen hatte. Schade! Nachdem Ulrich
erfolglos noch einmal ein Stück zurück gefahren ist, um Carsten zu suchen,
beschließen wir alleine weiter zu fahren. Capo Berta und Cipressa mit
seinen 6 km Anstieg rauben mir weitere Kräfte, wonach wir uns einig sind,
den Poggio fahren wir nicht mehr. 5,5 km vor San Remo beschließen wir
nochmals eine Pause einzulegen. An der Straße setzen wir uns auf eine
Treppe und entspannen ein wenig. Anschließend fällt der Aufstieg aufs
Fahrrad recht schwer, die Knie schmerzen, aber die letzten Meter
schaffen wir auch noch. Beim Abzweig zum Poggio heißt es dann doch, den
fahren wir auch noch. Kaum abgebogen, der Hinweis noch 4 km bis zum Ziel,
na also. Freudig überqueren wir den Zielstrich nach 12 einhalb
Stunden. Geschafft, Dank Ulrich!!!!!
Um 20 Uhr 30 gibt es Abendessen und viel zu erzählen.
Carsten (11h : 49m : 57s) und
Olaf (10h : 57m : 33s) haben ihr Ziel ebenfalls
erreicht,
herzlichen Glückwunsch !!!!!!
Und es war doch schön. |