Milano-Sanremo 2007 Radtouristik-Fernfahrt "Mailand-San Remo" über 298 km |
Meinungen, Kommentare und Berichte |
Ulrich Zimmermann 15.06.2007, 23:29 Mailand-Sanremo am letzten Wochenende |
Martin Mack
9 Steinacher Ausdauerspezialisten 2655 km unterwegs! |
Horst Borowski Im Mai 2006 nach meiner ersten Teilnahme an der ARD Radmeisterschaft am Chiemsee sitzen wir Günther und ich mit einigen anderen Kollegen zusammen und lassen den Tag Revue passieren. Günther ist beim Rennen in aussichtsreicher Position schwer gestürzt. Aus dem Rot Kreuz Zelt kommend sieht er aus wie eine Mumie. Nach dem Chek in der Uniklinik München sind alle froh das soweit alles ok ist. Ich bin bei dem Rennen (mein zweites überhaupt ) gerade mal so hinterher gekommen. Aber ich fahre erst seit einem Jahr Rennrad und bin ganz zufrieden. Günther erzählt das er schon mal Mailand San Remo gefahren ist, wie toll es war und das er das nochmal fahren wollte. Darüber hinaus selbst Organisieren. Ich sage spontan zu mitzumachen. Der 10.06.2007 Termin für Mailand San Remo ist ja noch fast ein Jahr entfernt genug Zeit um sich ordentlich vorzubereiten. Mit der Organisation hat alles Günther erledigt. Ich habe nur ein wenig geholfen den richtigen Bus und den Radanhänger zu finden. Am 9.6.07 treffen wir uns morgens um sechs am Funkhaus in Frankfurt laden die Räder, Gepäck und Verpflegung ein und starten pünktlich. Nach Stopps in Karlsruhe und Offenburg, nach einer Pause unterwegs in der Schweiz kommen wir am späten Nachmittag in Mailand an. Einchecken, Fahrrad im Zimmer Spaziergang Abendessen. Ausgabe Startunterlagen. Ich werde langsam Nervös. Habe ich mir vielleicht doch zu viel vorgenommen? Die anderen sehen alle so aus als wären die 294,5 km bis San Remo ein Kinderspiel, von einem höre ich unter 8 Stunden sollte schon drin sein. Ein Glas Rotwein ins Bett. Halb 5 aufstehen Frühstück. Es dauert noch mit dem Frühstück, italienisch eben. Noch ein kleiner Spaziergang. Frühstücksbüffet ist Klasse, alles da von Müsli bis Spagetti, ich habe keinen Hunger kriege kaum etwas hinunter. Es geht los. Zwei Getränkeflaschen am Rad, zwei im Trikot erste Verpflegung in 130 km. Wir Rollen zum Start in einem kleinen Stadion stehen wir mit einigen Kollegen, die mit uns gekommen sind am Start und wollen in einer Gruppe fahren. Startschuss, es kommt mir vor als wird das Rennen auf den ersten Kilometern entschieden, es geht zügig los und wir finden uns in einer gut rollenden Gruppe. Flach fahren wir zwischen 35 bis 40 km/h ich bin erstaunt wie locker es in der großen Gruppe läuft. Ich frage einige Kollegen nach Pinkelpause, alle müssen, keiner will die Gruppe verlieren. Habe keine Erfahrung, rutsche auf dem Sattel hin und her, endlich einige fahren raus. Die anderen sind Sportsfreunde aus Belgien, haben eigenes Versorgungsfahrzeug und Personal, werden betreut. Will auf die nicht warten, mit einem aus dem Bus versuchen wir kurz die Gruppe wieder einzuholen. Chancenlos. Toll noch keine 100 km gefahren, zu zweit, hinter uns kommt gefühlt keiner mehr. Dann kommen doch einige Sportsfreunde im Windschatten ihres Versorgungsfahrzeugs von hinten, habe mühe mich dran zu hängen. Genug trinken nicht vergessen, erste Versorgung. Anfahrt zum Tuchino Pass, meine Moral wird wieder besser, es geht ganz gut, kann an einigen vorbeifahren. Abfahrt nach Genua, super habe eine kleine Gruppe, kaum Blicke für das Meer, höchste Erhebung geschafft jetzt kanns ja so schlimm nicht mehr werden. Denkfehler. Wellig geht es an der Küste entlang, es riecht nach Meer, Fisch und Knoblauch. Am Strand jede Menge Sonnenanbeterinnen, könnte mich locker dazu legen. 13:00 Uhr, schaue nur auf die Uhr an meinem Computer, hälfte geschafft, es geht mir ganz gut. Capo Mele und Capo Cervo und Capo Berta sind hinter mir. Bin platt, ok, jetzt bin ich soweit gekommen, ich schaffe es. Cipressa geschafft noch 50km. Das Ziel zum Greifen nahe, genug trinken nicht vergessen, letzte Herausforderung Poggio di San Remo kommt mir vor wie eine Mauer. Nur noch hier hoch überhole noch zwei die in meiner Altersklasse über 50 sind. Das Ziel, komme unter 11 Stunden an, tolles Gefühl. Hotel. Der Busfahrer ist noch am Bus, hole mein Gepäck, einige Gepäckstücke sind noch nicht abgeholt, es sind noch nicht alle da. Bin Stolz. Abendessen, alle sind angekommen. Beim zweiten Bier an der Theke fragt mich Günther, machen wir das im nächsten Jahr wieder? Falsche Frage zum falschen Zeitpunkt. Am Montag nach dem Frühstück, Heimreise. Von der Autobahn hat man einen tollen Blick auf Teile der Strecke die wir gefahren sind, habe den Eindruck als kenn ich jede Kurve. Der Gotthardttunnel ist eine Stunde oder länger gesperrt, wir kommen deswegen verspätet an, aber kein Problem. Ein unvergessliches Erlebnis. Bis zum nächsten Mal . |
Fred SchmidMein radsportliches „Highlight“ 2007 in Stichworten:seit mehr als 10 Jahren träumte ich schon von einem Start bei Mailand-San Remo (einmal auf der gleichen Strecke fahren wie die Profis bei diesem legendären Frühjahrsklassiker) – immer war bisher etwas anderes dazwischengekommen … -beim Radsporturlaub in Kärnten im Juli 2006 infizierte ich mit der Idee einen dort kennengelernten Radsportkameraden aus Eisenach: Peter. Wir verabredeten lose, „das Ding im nächsten Jahr gemeinsam durchzuziehen“ -beim Kontakt mit dem Veranstalter und den Bedingungen der Ausschreibung taten sich schon jede Menge Komplikationen auf (An-u.Abreise, Lizenz lösen, besonderer Versicherungsnachweis etc.) -irgendwann im März die entscheidende Mail von Peter: „Guck mal, da ist einer beim HR, der organisiert genau unsere „Tour“ – sollen wir uns da nicht dranhängen ?“ -gesagt, getan… aufgrund des milden Winters hatte ich Ende März schon jede Menge Straßenkilometer u. nach einem Trainingscamp über Ostern an der Adria trainiere ich ab April systematisch mit einem speziell ausgearbeiteten Trainingsplan: Saisonhöhepunkt am 10. Juni 2007 Milano-San Remo Habe nen Mordsrespekt vor der Länge der Distanz, weil ich zuletzt 1996 mal mehr als 200 km an einem Streifen zurückgelegt hatte -als es endlich auf die Reise geht, habe ich knapp 5000 Trainingskilometer und zuletzt 3 Touren zwischen 190 und 250 km in den Beinen -es stellt sich heraus, dass Günther Kulessa vom HR die Reise generalstabsmäßig und in jeder Hinsicht an der Radsportpraxis orientiert organisiert hat, angefangen beim professionellen Radtransport bis hin zu Getränkeflaschen, Riegeln u. Tips für das „Fahren in der Masse“… -der Tag ist da: Absolutes Kaiserwetter! Wie für uns gemacht. Beim Massenstart dauert es bis fast 7.10 Uhr bis wir aus dem Stadion auf die Strecke kommen. Die ersten 3 Stunden wird dann im großen Pulk für meine Verhältnisse „rennmäßig“ schnell gefahren, der Tacho fast immer über 35, oft 45! Ob das gut geht? Ich esse und trinke viel, fahre in keiner Gruppe mit, die mir den Puls auf über 145 hochjagt. – und bin schon um 10.45 Uhr an der ersten Verpflegung – Donnerwetter, ein Schnitt von ca. 36! Jetzt bloß nicht über-pacen, über den Paß lasse ich einige Schnellere ziehen, nach der letzten Rechtskurve einer herrlich langen Abfahrt plötzlich links die ligurische Rivieraküste –wir sind am Meer! Volle Kalotte durch die Ortschaften, wo wir an roten Ampeln von Polizisten durchgewinkt werden, der übrige Verkehr wird angehalten.! Ab und zu winken Zuschauergruppen vom Straßenrand, vereinzelt sogar Anfeuerungsrufe … allmählich fühle ich mich wie „Ete“Zabel in der Spitzengruppe. Als wir über die vorletzte längere Steigung an der Cipressa gehen, merke ich dass schon 275 km hinter mir liegen, aber auch meine Begleiter „zeigen Wirkung“. Zusammen mit Peter, der normalerweise am Berg stärker ist als ich komme ich rüber und bin plötzlich sicher dass ich meine Kräfte richtig eingeteilt habe. Und jetzt die „Hähne auf“- wir können es noch in unter 10 Stunden schaffen!! Am Poggio auf den letzten 2 km ins Ziel tun die Beine auch bei der nur 5-6%igen Steigung richtig weh, trotzdem sprinte ich durchs Ziel – Sekunden später liegen Peter u. ich uns in den Armen – wir haben es geschafft und sind erst mal damit beschäftigt, unsere heroischen Gefühle in den Griff zu bekommen… - später am anderen Ende von San Remo im Hotel angekommen, zeigt mein Tageskilometerzähler 309,8 km und ich bin überrascht, wie gut ich mich fühle -Rückblick: jede Menge zeitaufwändige Organisation erspart; nette Leute kennengelernt; im Juli gab es nach der Abrechnung von Günther sogar noch Geld zurück und Erinnerungsfotos. Klar, nicht alle hatten soviel Glück wie ich (und einige waren wohl auch schlechter vorbereitet) Aber für mich war die Tour in jeder Hinsicht gelungen! |
Günter Emrich Eindrücke der Mailand-Sanremo-Reise 2007 Es war
für mich die erste Teilnahme beim Radklassiker Milano-Sanremo (295km und
1880 Hm) und sicher ein herausragendes Erlebnis in der zurückliegenden
Radsaison 2007. Nicht nur wegen meiner sehr guten Endzeit von 9:24:57
und Platz 14 in der Altersklasse, sondern auch wegen der von Günther
Kulessa und seinem Team vom Hessischen Rundfunk so hervorragend
organisierten Radreise zu diesem Ereignis mit Start in Milano (Rozzano).
Das Organisationsteam hat mit großem Engagement viel Detailarbeit
geleistet und so ein gelungenes Radevent auf die Beine gestellt, das man
wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. |
Alfred Ussat Mailand – San Remo 2007 War die Vorfreude auf oder der Respekt vor der Tour größer ? Nun ja, es hielt sich wohl die Waage. Bereits 1984 hatte ich an diesem Jedermannrennen teilgenommen und schwelgte seitdem in schönen Erinnerungen. 23 Jahre, eine lange Zeit und ich war gespannt. Die Erwartungshaltung an die Tour 2007 als solches und an mich selbst war groß. Vergleiche ich 1984 mit 2007, so sind viele Veränderungen festzustellen. Der Startplatz war in 2007 längst nicht so eindrucksvoll (u. a. Baustelle) und zudem auch weniger Teilnehmer als in 1984. Darüber war ich überrascht und kann es mir nur mit dem auch in Deutschland festzustellenden Rückgang der Teilnehmer bei RTF´s erklären. Der Auto- u. Rollerverkehr auf der Strecke enorm. Gerade auf der Küstenstraße blieb teilweise sehr wenig Platz für die Radrennfahrer und schwierige Situationen gab es ohne Ende, daß wiederum machte aber auch einen besonderen Reiz aus. Das herrliche Sommerwetter und dazu noch ein Sonntag, alles war am Strand – nur wir nicht! In Deutschland würde wahrscheinlich keiner eine RTF unter diesen schwierigen Verkehrsbedingungen fahren, aber die Emotionen bei Mailand – San Remo lassen über diese Schwierigkeiten hinwegsehen. Hinweggesehen haben wir bei den Ortsdurchfahrten auch über so manches Rotlicht und das gehörte einfach mit dazu. Leichtsinn ? Klar, Rennfieber halt! Es ist ein interessantes Gefühl am Start zu stehen und Mailand – San Remo vor sich zu haben. Ich dachte, nicht nur am Start, an die Profis und ihr Leistungsvermögen (mental u. körperlich). Insbesondere auch dann, wenn es am Ende „leicht hoch“ geht und der Puls irgendwo ist, wo er eigentlich sonst nicht ist. Nicht so gut gelöst und sicherlich eine vermeidbare Erschwernis war, daß die 1. Verpflegungsstelle erst nach 130 Kilometern erreicht wurde. Hier hätte es durchaus zuvor Möglichkeiten für eine Verpflegungsstelle gegeben und der Sinn dieser langen ersten Etappe hat sich mir nicht erschlossen. Der Zielstrich – heiß ersehnt – lag auf dem Poggio an einem kleinen Platz und hatte leider längst nicht die Atmosphäre wie das Ziel in 1984 an der Küstenstraße. Das war damals (war ja sowieso früher alles schöner) eine sehr beeindruckende Kulisse gewesen – links das Meer, rechts die Promenade und jede Menge glückliche? und stolze Radrennfahrer dort liegend. Das hatte schon etwas gehabt. Die Fahrt vom Poggio nach San Remo war vom Gefühl her für mich nicht der richtige Abschluß. Verklärung der Vergangenheit ? Mag sein, ein wenig Gefühlsdusseligkeit darf ja sein. Fahre ich auf Zeit oder auf Ankommen? Mit zunehmenden Alter verschiebt sich das Ziel für mich auf Spaß haben, den Körper fordern aber nicht überfordern und Ankommen. So war es dann auch und auch richtig so. Geplant war, das aus dem HR-Team einige Teilnehmer die Tour gemeinsam fahren. Dieses Ansinnen aber löste sich bereits vor dem Start fast in Luft auf. Im Startbereich war es ziemlich schwierig, sich als Gruppe zu behaupten und so fuhren wir, bis auf wenige Ausnahmen, als „Einzelkämpfer“ im mehr oder weniger großen Feld. Dies aber tat der Begeisterung keinen Abbruch. Vom Start weg bewegte sich die Tachoanzeige irgendwo im 30/40iger Bereich und der Puls bereits dort, wo er sonst am Berg ist. Noch nicht ganz so richtig wach und schon Tempo. Der „Rausch“ der Geschwindigkeit und die Gruppendynamik ließen das Adrenalin aktiv werden und das Hinterrad wollte gehalten sein. Kam der Wechsel, wurde es schwer und der Gedanke „warum nur tue ich mir das an?“ Irgendwann, so um die 120 Kilometer, war dann doch nicht nur die Luft knapp und die Erfahrung sprach „langsamer, es kommen noch 180 Kilometer!“. Gedacht, getan und etwas ruhiger ging es weiter und dies teilweise alleine. An der Verpflegungsstelle bei Kilometer 200 traf ich dann auf Günther und sein mentaler Tiefpunkt traf sich hervorragend mit meiner Einstellung für die weitere Tour. Günther hat die weitere gemeinsame Tour sehr anschaulich beschrieben. Das gemeinsame Abendessen war ein schöner Abschluß dieses Tages und von Müdigkeit keine Spur. Für die nötige Ruhe und Bettschwere sorgten dann einige „Helle“ und der Tag klang mit großer Zufriedenheit aus. Mit der gleichen Zufriedenheit begann der nächste Tag. Keine schweren Beine und insgesamt ein gutes Gefühl, was ich so nicht erwartet hatte. Mein herzlicher Dank geht an Günther, der mit viel Mühe, Aufwand, Umsicht, steter Freundlichkeit und unerschütterlichem Engagement uns diese Tour ermöglicht hat. Es gab und gibt nichts zu bemängeln, es war eine perfekt vorbereitete und durchgeführte Tour. Danke Günther, und viel Freude und Erfolg für die Vorbereitungen Mailand – San Remo 2008.
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