Milano-Sanremo 2009 Radtouristik-Fernfahrt "Mailand-San Remo" über 303 km |
Meinungen, Kommentare und Berichte Für die Zusendung weiterer Berichte und Kommentare wären wir dankbar ! |
Milano – San Remo 2009
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Hallo, vielen Dank für die nette Mail. Ich denke aber, dass ich mich bedanken muss für die vorzügliche Organisation der gesamten Fahrt. Dieser Tag wird insgesamt in meine persönlichen Highlights eingehen, da alles Wesentliche aus meiner Sicht perfekt geklappt hat (sturzfreies Ankommen, Zeit war absolut nachrangig). Also ausdrücklich und nochmals "Lob in verschärfter Form" . Verbesserungswürdig sind aus meiner Sicht lediglich die folgenden kleineren Punkte (die aber am absolut positiven Gesamteindruck nichts ändern können): - Verbot der Tria-Flaschenhalter (da doch viele Flaschen vor allem am Start flogen und gefährliche Situationen heraufbeschworen) - Absperrung der gesamten Strecke (ich weiss, dass das an der Küstenstrasse nahezu utopisch ist; es wäre aber dennoch klasse) - Verbesserung des Bustransfers (zu spät losgefahren, 30 min Pitstop gegen den Wunsch der Passagiere, die unter die Dusche und ins Bett wollten) - Fotoservice an der Strecke (an steilen Abschnitten - von denen es ja einige gab :-))) Beste Grüsse Holger Hackländer |
Hallo Günther,
Fing ja eigentlich alles ganz gut an, pünktlich aufgestanden, gut
gefrühstückt, zeitig genug am Startplatz gewesen mit meine Kumpel F.
Ammann. |
Hallo Günther, |
Hi Günther, |
Mailand- Sanremo 2009
Am Sonntag 07.06.2009 um 07:00 Uhr wird unser Abenteuer starten. Italo
und ich werden auf das Rad steigen und am Abend vermutlich mit einem
roten Po hinuntersteigen. Tinu unser Sklave
Aufgaben: Italo unsere Maschine Aufgaben: Patrick der die Schmerzen liebt Aufgaben: Einen solchen Event kann nicht
ohne Training absolviert werden, denn ohne Training, wird unser Po 3
Wochen lang rot sein :-) Bereits standen uns Testräder für ein Testtraining bereit, die wir natürlich sofort ausprobieren mussten. Tinu hat schnell neue Freunde in Mailand gefunden. und Italo konnte zum ersten Mal im Mittelpunkt der Stadt stehen Es gab dort einen Ferrarishop, bei dem alte Teile eines Original F1
Fahrzeug verkauft wurden. Karten waren unsere Rettung, ohne diese wären wir einmal am Dom
gewesen und würden nie mehr nach Hause finden. Sogar eine Station gab es, die nach einem Käse benannt wurde. wie schon erwähnt, ohne Karte wären wir vermutlich in Rom gelandet.
Mailand hat auch eine schöne Seite, ca 30 Minuten zu Fuss landet man in einem Künstlerviertel.
Diese Strasse war für mich der schönste Platz in einer sehr hektischen Grossstadt.
Am Abend wurde es noch hektischer. Mateo kam mit seiner Mutter Sandra auf Besuch. Wenn ich zwischen der Hektik von Mailand und von Mateo wählen würde, würde ich vermutlich Mailand vorziehen....:-)
Mario und Valeria waren nicht aus dem Hauschen zu bringen. Für Sie war die Welt um viele Leute die schönste Welt.
Sandra die Mutter von Mateo tat mir richtig leid, dieser Mateo ist in Ordnung, hat aber ein Temperament eines 20 Jährigen.
und vor dem Rennen noch eine Flasche Wein, denn wir wollen doch nicht den ersten Platz erreichen, oder? :-)
Tagwach um 04:45 Uhr. Dann Essen und trinken und um 05:20 Uhr Abfahrt
mit dem Auto zum Startplatz ausserhalb Mailands.
Ich war froh, waren wir so früh am Startplatz angekommen, so konnten wir
uns in Ruhe auf den Start vorbereiten.
Was soll's, mein altes Velo war vor 10 Jahren das Aktuellste und Beste
was man haben konnte.
Das Rennen wurde um 07:05 Uhr gestartet. 1000 Fahrer fuhren los und die
ersten 100 Kilometer waren sehr hektisch.
Italo war bis zum zweiten Pass ca. 40 Minuten vor mir. Ich hatte immer gemeint, dass er hinter mir wäre, doch der zweite Pass hatte es in sich. Frage einfach bei Italo nach.....
Mein einziges Problem war die Flüssigkeit. Bis Kilometer 150 gab es keine Verpflegung, durch die grosse Hitze bekam ich langsam eine Not, doch hatte ich Glück und bekam beim Aufstieg zum ersten Pass Aqua für meine Flasche, dies war die Rettung.
Ich habe schon vieles erlebt, doch dieses Rennen, wird in grosser
Erinnerung bleiben. Ich fuhr fast die ganze Küstenstrasse im extremen
Gegenwind alleine und verlor somit sehr viel Kraft und Zeit.
Am Abend wurde dann der Strassenstaub hinunter gespült.
Leider gehen auch schöne Tage zu Ende. Am Montag gaben wir den
Wohnungsschlüssel ab und verabschiedeten uns Richtung Schweiz.
Merci an Tinu für seine Helferdienste. Ohne Dich hätten wir es nicht geschafft.
Mit freundlichen Grüssen
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Mailand – San Remo 2009: Trotz suboptimaler Vorbereitung im Frühjahr 2009 mit vergleichsweise wenigen Kilometern in den Beinen (ca. 1000 km) hatte ich schon immer den Traum gehabt, einmal die „classicissima“ auf „heiliger Erde“ mitzufahren. Als dann auch noch die Gelegenheit hinzukam, an dem auf den Gran Fondo folgenden Montagmorgen (8. Juni 2009) in Mailand einen geschäftlichen Termin zu haben, war es schon fast eine „göttliche Fügung“. Die Website mit Bildern der vergangenen Jahre und die ausgezeichnete Vorbereitung über Günther Kulessa (E-Mails über Organisationsfragen bis hin zum Wetterbericht) haben dann die Anmeldung schnell wahr werden lassen. Mein Ziel als Novize bei diesem Gran Fondo war einfach: Durchhalten und in San Remo ankommen – die Zeit war absolut nachrangig. Man war ja hier schließlich nicht bei einer Weltmeisterschaft (O-Ton Kulessa). Ich bin dann am Freitagabend bereits mit dem Auto in Mailand angekommen. Am Samstagmorgen konnte man bereits ab 10 Uhr die Startunterlagen und den Transponder Chip im Kartodrome abholen. Hier konnten auch noch Einzelfragen mit den perfekt deutsch sprechenden Vertretern der Organisatoren sofort geklärt werden. Den Rest des Samstags verbrachte ich dann im heißen Mailand beim Stadtbummel. Abends wurden dann Rad, Bekleidung und Verpflegung vorbereitet. Etwas mulmig über das, was der bevorstehende Tag bringen würde, war mir dann aber doch, da ich noch nie längere Strecken als 200 km gefahren war. Ich nahm mir aber fest vor, unbedingt mein eigenes Tempo zu fahren und nicht zu früh die vorhandenen Körner zu verschießen. Um 4.30 Uhr war dann die Nacht vorbei. Um 5 Uhr wurde bereits die erste Schlacht am Frühstücksbüfett im Hotel geschlagen. Es ist alles vorhanden, was das Radfahrerherz zu dieser Stunde begehrt (Spaghetti, Brötchen, Kuchen etc.). Müde aussehende und ihren Gedanken nachhängende Italiener, Deutsche und Schweizer versuchen, noch soviel Energie für den großen Tag wie möglich zu tanken. Um 6.30 Uhr erfolgte die Abfahrt am Bus nach viel Geflachse – u.a über das vorhandene Crossrad des Kollegen Zimmermann, das später noch Erwähnung finden sollte - und den üblichen Fotos vom Hotel im Gruppetto zum Start am Kartodrom in Rozzano (ca. 5 km entfernt). Nach Registrierung des Transponderchips fuhr man eine Ehrenrunde auf der Kartbahn und stellte sich erst einmal hinten an. Vorne scharrten die Favoriten wie nervöse Rennpferde schon mit den Füßen. Größere – in der Regel italienische - Gruppen mit teilweise unglaublich teuer aussehenden Rädern schlossen hinten zu uns auf. Um 7.00 Uhr senkte sich die Startflagge für etwa 700 Teilnehmer: Es war für meine Begriffe ein eher unruhiger Start mit vielen fliegenden Flaschen: Einige Teilnehmer hatten Triathlon-Flaschenhalter hinter die Fahrradsättel montiert, um nicht - wie ich – insgesamt vier Flaschen bis zur ersten Verpflegung mitschleppen zu müssen. Aber entweder waren die Halter selbst oder die Flaschen in den Haltern nicht fest genug montiert, so dass reihenweise bei den ersten Streckenabschnitten auf den italienischen Straßen mit Unebenheiten oder Schlaglöchern die Flaschen flogen. Ständig warnten sich die Italiener vor diesen Hindernissen mit „Occhio, occhio“-Rufen. Ich konnte nach der allgemeinen Sortiererei und einem kurzem, scharfem Zwischensprint eine gute große Gruppe etwa ab Casarile erwischen (mit vielen Vertretern des italienischen Parolin-Teams - grazie ragazzi per tutti). Die Gruppe hielt einen guten 33/34er Schnitt, so dass man ausgezeichnet mitrollen konnte. Die Italiener plapperten allerdings miteinander ohne Unterlass …. Man hätte sicherlich noch zu einer schnelleren Gruppe am Anfang aufschließen können, aber es warteten noch über 250 km auf uns, also hielt ich mich hübsch zurück und fuhr mein Tempo innerhalb der Gruppe. So vergingen die ersten Stunden auf beinahe schnurgeraden Strassen Richtung Süden. Wichtig war hier angesichts der bereits brennenden Sonne stets ausreichend zu essen und zu trinken (dank des guten Tipps von Günter Kulessa hatte ich vier Trinkflaschen dabei). Also musste man etwa alle 30 Minuten einen halben Powerbar-Riegel essen und genügend trinken. Am Horizont baute sich bereits der Apennin auf, dem man aber dann durch den Schwenk der Strasse gen Westen zunächst entging. Insgesamt waren die Strassen in einem für Italien guten Zustand: Dennoch kam es dann und wann zu kollektivem Aufatmen des Peloton, wenn eine Passage mit ganz frischem Asphalt erreicht wurde. In Castellania konnte ich kurz am Ortseingang einen Blick auf das Schild mit dem italienischen Champion Fausto Coppi erhaschen. Nach Pavia in Castareggio erfolgte dann der Schwenk nach Westen mit einem weiterhin sehr angenehmen 33er Schnitt. Die Landschaft wurde jetzt abwechslungsreicher und auch hügeliger. Es stellte sich allerdings bei mir, wie aber auch in der Gruppe bei einigen Teilnehmern ein gewisser Blasendruck ein, den ich aber erfolgreich ignorieren konnte, um die gute Gruppe nicht verlieren zu müssen. Kurz vor dem Anstieg zum Passo di Turchino dann plötzlich und unerwartet ein Stillstand des Peloton: Die italienische Staatsbahn verschaffte der gesamten Gruppe die allseits ersehnte Pause, da eine Bahnschranke geschlossen war und ein Zug durchfuhr. Blitzschnell waren alle Fahrer links und rechts beschäftigt … Im Anstieg zum Passo del Turchino musste ich an Erik Zabel Worte denken, dass der Turchino ja kein richtiger Pass sei, da nur 532 m hoch. Für meine Begriffe war das angesichts der bereits in den Beinen befindlichen Kilometer schon ein richtiger Pass, der am Schluss auch nicht so richtig enden wollte. Aber auf einmal war der Tunnel ausgeschildert, nur noch 100 Meter und man hatte es geschafft: Aus dem Tunnel heraus geschossen und das Meer sehen! Das war ein unglaublicher Anblick und gleichzeitig eine tolle Belohnung für die bisherigen Mühen. Die Abfahrt war einfach nur noch super und ein reiner Genuss (auch wenn ich hinter einem langsameren Auto fahren musste). Ich wusste bereits jetzt, dass ich in San Remo ankommen würde, da ich mich nach wie vor gut gefühlt habe. Genua mit seinen Vororten (Voltri) war erschreckend hässlich; die bis dato bestehenden Gruppen lösten sich dann infolge der Abfahrt und der Verpflegungsstationen (die erste kam bei km 134) bedauerlicherweise auf, so dass man auf sich allein gestellt war oder sein Glück in der Neubildung von Grüppchen versuchte. Viele der Teams hatten eigene Begleitfahrzeuge dabei und veranstalteten ihre eignen Verpflegungspausen. Die drei Verpflegungsstationen waren vorbildlich ausgestattet (es gab überall Wasser, Cola, Elektrolyt sowie Honigkuchen, Orangen, Zwieback, salzige Focaccia samt moralischer Unterstützung). Arenzano als kurzer Anstieg war ein weiterer, fordernder Prüfungsabschnitt, der bewältigt werden musste. Der dann folgende Anstieg nach La Magnie war dagegen für mich schon schlimmer, so dass sich die ersten fühlbaren und dauerhaften Qualen einstellten. Die Fahrt an der Küstenstrasse war einerseits traumhaft, da direkt an der Sonne und am Meer zu fahren, andererseits habe ich gefühlte tausend Male an Fußgänger-Überquerungen an der Küstenstrasse abbremsen müssen: Hunde, Katzen, Kinder, Autos, Mopeds und gelangweilt dreinschauende Strandschönheiten kreuzten den Verkehr ohne Rücksicht auf uns. Manchmal wurde der Verkehr hektischer, der dann mehrere brenzliche Situationen heraufbeschwor. Direkt links neben der Strasse lagen die Urlauber am Strand, rechts lockten – erfolglos - die Restaurants mit ihren Plätzen in der Sonne. Es roch und duftete mittags nach köstlichen Menüs mit frischem Fisch. Ein leichter moralischer Durchhänger stellte sich bei 185 km ein, der aber nach kurzer Zeit überwunden war („Pain is temporarily, quitting lasts forever“). Die letzten 60 km bin ich dann alleine im harten Gegenwind mit Stärke 4-5 gefahren; das Thermometer zeigte 30 Grad an. Die Anstiege an den drei berühmten Capos (Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta) gingen so gerade noch, waren aber auch echte Willensprüfungen. Der Anstieg zum berühmtem Ort Cipressa bei km 295 war für mein Gefühl superhart, steil und lang, so dass ich gezwungen war, diesen Anstieg auf dem kleinsten Kettenblatt (Dreier) zu bewältigen. Erste Anzeichen von Krämpfen in beiden Oberschenkeln stellten sich ein, so dass ich die Belastung zurücknahm. Ich habe jetzt noch mehr Respekt vor den Profis, die hier noch einmal attackieren. Die Abfahrt von der Cipressa mit den aus dem Fernsehen bekannten engen Kurven entschädigt dann aber wieder für die erlittenen Anstrengungen. Der Anstieg zum ebenso berühmten Poggio bei km 303 kurz vor San Remo war dann schon wieder auch wesentlich besser als befürchtet zu überwinden. Wegen der Krämpfe musste ich diesen Anstieg allerdings langsam angehen. An dieser Steigung überholten mich dann ein Radler im blau-gelben Dress sowie Ulrich Zimmermann mit seinem Crossbike – am Start noch geflachst und jetzt kurbelte er an einem vorbei. Da Ulrich in seinem Bericht unbedingt wissen wollte, was man in dieser Situation so denkt: Grenzenlose Begeisterung stellt sich sicherlich da nicht ein. Erster Gedanke ist: „Das kann ja wohl nicht sein.“ Ich versuchte auch, dranzubleiben und zu beißen, aber Ulrich war schlicht zu schnell - und ich zu platt (daher Chapeau für Ulrichs Leistung!). Schließlich hat es ein Ende: Man rollt nach San Remo hinein – und hat es nach 11:43 Stunden geschafft. Ein unglaubliches Gefühl stellt sich ein, da man im ersten Moment gar nicht realisiert, dass man heute tatsächlich über 300 km mit dem Rad von Mailand bis ans Meer gefahren ist. Fazit: Ich denke, dass ich mich in erster Linie bei Günter Kulessa bedanken muss für die vorzügliche Organisation der gesamten Fahrt. Dieser Tag wird insgesamt in meine persönlichen Highlights eingehen, da alles Wesentliche aus meiner Sicht perfekt geklappt hat (sturzfreies Ankommen, Zeit war absolut nachrangig). Also ausdrücklich und nochmals "Lob in verschärfter Form". Holger „Banesto“
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