Ein Bericht von Ulrich Zimmermann
15.06.2007, 23:29
Mailand-Sanremo am letzten Wochenende
Um am
Samstag morgen gegen 06:00 Uhr in Frankfurt zu sein, bin ich gegen 03:00 Uhr
mit dem Auto losgefahren. Da ich nicht verschlafen wollte bin ich erst gar
nicht zu Bett gegangen und war froh als ich Frankfurt angekommen war. Das
Verladen der Rennräder in den Busanhänger war einfach, da die Räder nicht
auseinandergebaut werden mussten. In dem Hänger war Platz für 40 Räder, die
gleiche Anzahl wie Mitfahrer im Bus. Nach Verladen der Räder ging die Fahrt
etwas früher als vorgesehen weiter nach Karlsruhe, wo wie auch später in
Offenburg weitere Mitfahrer zustiegen. In Offenburg musste der Bus etwas
warten, da wir vor der vereinbarten Zeit dort waren. Die Weiterfahrt verlief
problemlos. An der Grenze zur Schweiz mussten eine kurze Zeit warten. Der
Fahrt durch den Gotthardtunnel verlief im Gegensatz zur Rückfahrt
unproblematisch. Am späten Nachmittag kamen wir dann in Pieve Emanuele
südlich von Mailand an.
Am Bus wollte Günther, der die Reise organisiert
hatte, nach Ausladen der Rennräder die Startunterlagen ausgeben, die an der
Hotelrezeption hinterlegt waren. Leider fehlten die Transponder. Gegen
Barzahlung von 400 Euro sollten sie nach etwa einer Stunde geliefert werden.
Während der „Pastaparty“ kamen dann die Transponder und mussten den
Startunterlagen zugeordnet werden. Danach ging es mit dem Rennrad aufs
Zimmer. Die Zimmer waren relativ klein, hatten aber einen großen nach außen
abgesperrten Balkon, wo die Räder problemlos unterkamen. In dem Doppelzimmer
im zweiten Stock gab es im Gegensatz zu dem Hotel in Sanremo zwei getrennte
Betten. Auf die Buchung eines Einzelzimmers hatte ich auf Grund des
Aufpreises von 100 Euro verzichtet, ohne zu wissen mit wem ich das Zimmer in
den beiden Nächten teilen würde.
Im Vorjahr hatte ich das genauso gemacht.
Das war auch diesmal kein Problem. Als ich den Fernseher anstellte wunderte
ich mich doch etwas über die Kosten für Pay-TV und Musik, die bei über 10
Euro lagen. Als einziges deutsches Programm war SAT1 zu empfangen. Da wir
nicht zum Fernsehen dort waren, hat mich das nicht weiter gestört. Ich bin
früh zu Bett gegangen, da zwischen 04:00 Uhr und 06:00 Uhr das Frühstück
bereit stand. Nach dem Frühstück so gegen 06:00 Uhr kam es zu dem
befürchteten Engpass an den Aufzügen. In den Aufzug passten keine zwei
Rennräder mit Fahrern und Gepäck. Unvorsichtigerweise hatte ich die
Radschuhe schon angezogen. Mein Zimmerkollege war da umsichtiger und hat
erst später in die Radschuhe gewechselt. Nachdem kein Aufzug frei war, blieb
mir keine andere Möglichkeit, als mit dem Rennrad die Treppe zu nehmen.
Mit einer Hand am Rennrad und der anderen am Treppengeländer ging es dann in die
Hotelhalle und danach noch mal rauf um das Gepäck zu holen. Pünktlich um
06:30 Uhr war ich am Bus, um die Tasche einzuladen. Gemeinsam ging es zum
gut ausgeschilderten Start in Ponte Sesto. Pünktlich um 07:06 Uhr erfolgte
der Startschuss. Ich wollte mit Günther zusammen fahren, habe ihn aber nach
dem Start aus den Augen verloren. Da ich auch diesmal weit hinten gestartet
war, brauchte ich einige Zeit, um das letzte Feld, was von einem
Polizeifahrzeug eskortiert wurde, einzuholen. Das Tempo schwankte um die 30
km/h, so dass ich mich öfters an der Führungsarbeit beteiligte. Die Straßen
waren zu diesem Zeitpunkt noch gesperrt. Ab der ersten Verpflegung war das
nicht mehr der Fall. Nach etwa vier Stunden erreichten wir die
Verpflegungsstelle bei km 132. Bei km 190 und km 255 sollten die nächsten
Verpflegungsstellen sein. Nach der ersten Verpflegung kam ich zum Turchino.
Den Aufstieg auf 540 m fand ich nicht sehr steil. Danach ging es steil
bergab nach Genua. Der weitere Streckenverlauf war fast flach bis zu den
Zypressen, ca. 25 km vor Sanremo. Die nächsten 120 km bin ich alleine
gefahren. Dies ging vielen Mitfahrern genauso. Ab und zu habe ich einige
Fahrer eingeholt, dabei war auch eine Gruppe mit etwa 10 Mann. Da deren
Tempo mir zu niedrig war, bin ich alleine mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas über 30 km/h weiter gefahren. Nach
230 km ließen die Kräfte nach, so dass ich deutlich langsamer wurde. Bei km
253, kurz vor der dritten und letzten Kontrolle, holten mich fünf Holländer
ein. Sie fuhren etwa 30 km/h. Das Tempo konnte ich im Windschatten prima
mitgehen. Die Holländer hatten ihre eigene Verpflegung und ließen deshalb
die letzte Verpflegung aus. Da eine Trinkflasche noch gut gefüllt war, habe
ich mich dazu auch entschlossen. Die Geschwindigkeit ging weiter zurück auf
etwa 25 km/h, da der vorletzte Aufstieg von etwa 230 hm (Zypressen) anstand.
Auch dies kam mir nicht sehr steil vor. Mit etwas unter 20 km/h bin ich den
Berg raufgefahren. Danach ging es wieder runter ans Meer bis Bussana, wo es
zum Ziel nach Poggio rauf ging. Auf den letzten Metern habe ich noch zwei
von den Holländern überholt. Nach 10:33 Stunden (297 km, 27,51 km/h, Platz
508 von 701 gewerteten Fahrern) war ich etwa ½ Stunde langsamer als im
Vorjahr im Ziel. Nach einem Erfrischungsgetränk und Rückgabe des
Transponders habe ich noch ein paar Fotos am Ziel gemacht. Nachdem keine
weiteren mir bekannten Fahrer kamen, bin ich zum Hotel gefahren. Ebenso wie
in Pieve war das Hotel in Sanremo auf dem GPS eingetragen. Ungewöhnlich fand
ich, dass in dem Hotelzimmer keine Klimaanlage war und auch der Fernseher
nicht funktionierte. Am nächsten Morgen fand ich heraus, dass der
Antennenstecker auf dem Boden lag. Nach einem umfangreichen Abendessen ging
es dann früh zu Bett. Die Räder mussten am Montag morgen auf einem
nahegelegenen Parkplatz verladen werden, da die Kurven auf der Auffahrt zum
Hotel für den Bus mit Hänger zu eng waren. Gegen 10:00 Uhr ging es zurück
nach Deutschland. Eine etwa 1,5 Stunden lange Sperrung des Gotthardtunnels
verzögerte unsere Ankunft in Frankfurt, die dann kurz vor 01:00 Uhr am
Dienstag früh erfolgte. Gegen 03:15 war ich dann zurück. Nach einer kurzen
Nachtruhe musste ich wieder arbeiten. Ich hatte erwartet etwa zwei Stunden
früher zurück zu sein.
Fazit: Eine gelungene Veranstaltung. Bei einer
Wiederholung sollten sich die Mitfahrer untereinander absprechen, damit sich
Gruppen bilden können.
====================================================================================
Ein Bericht von Martin Mack
9 Steinacher Ausdauerspezialisten 2655 km unterwegs!
(mma) Respektvoll "La Classicissima" genannt und seit 1907
ausgetragen ist Milano - Sanremo
(Mailand - San Remo) eines der fünf
berühmtesten Eintagesrennen, der
sogenannten Monumente des
Radsports! Dabei ist es mit über 295 km das
längste Eintagesrennen im
Profi-Radsport!
Dieser Klassiker wird auch
"La Primavera" (Fahrt in den Frühling) genannt, da
er alljährlich im März
ausgetragen wird. Und als Monument des Radsports wird
er bezeichnet, weil
er sich durch zwei Faktoren auszeichnet: Das Alter und die
illustre
Siegerliste. Und darum wollten auch die Steinacher Rennradler daran
teilnehmen, allerdings bei der später im Jahr auf der Originalstrecke
stattfindende Amateur-Version des Lieblingsrennens von Erik Zabel.
Wann
und wie die Idee zur Teilnahme kam, ist im nach hinein nicht mehr genau
zu klären. Jedoch mit zahlreichen Trainingskilometer auf dem Rennrad, in den
Laufschuhen oder auf den Langlauflatten, haben sich die Steinacher
Rennradler
über Monate hinweg speziell vorbereitet. Verschiedene
Veranstaltungen, sei es
der 30 km Freundschaftslauf Durbach – Straßburg,
die 42 km des Engadiner
Skimarathons oder die 110 km der Worldclass
Marathon Challenge 2007
wurden in den Trainingsplan mit eingearbeitet.
Das Amateur Radrennen über die Distanz von 295 km und 1800 Hm von
Mailand
nach San Remo ist inzwischen ein echter Radklassiker geworden und
fand am
10.Juni 2007 zum 37.ten mal statt. Es ist dem Profirennen
nachempfunden,
dass einige Wochen vorher, als einer der Auftakte der
Profisaison statt
findet und führt zuerst auf größtenteils flacher Strecke durch
die
Poebene. Pünktlich um 07:00 Uhr morgens erfolgt in Mailänder Stadtteil
Rozzano der Startschuss. Der Streckenverlauf ist identisch mit dem
Profirennen. Nach gut 120 km steigt die Straße an, zum Passo del Turchino
und
fällt danach auf einer grandiosen Abfahrt, hinunter zur Italienischen
Riviera, bis
auf Meereshöhe. Ab Genua - Voltri führt die Strecke immer an
der Riviera
entlang bis nach San Remo, einschließlich der "Cipressa ",
dem gefürchteten
Berg 10km vor dem Ziel.
Die herausragenden
Schwierigkeiten des Rennens sind zum neben der
außergewöhnlich langen
Distanz vor allem das hohe Tempo, wo mit bis zu 50
km/h in der ersten
Hälfte des Rennens durch die Po – Ebene gen Süden
gefahren wird. Vorne
weg das Fahrzeug der Rennleitung das die Strasse
freimacht. Das ca. 900
Mann zählende Fahrerfeld braucht die gesamte
Straßenbreite. Es wird immer
wieder vor Hindernissen gewarnt, vorne ein
Aufschrei, bremsen und dann
wieder Gas geben, so zieht sich das Feld immer
wieder wie eine
Ziehharmonika auseinander. Das heißt immer wieder
beschleunigen um wieder
denn Anschluss herzustellen. Nach 143 km erreichen
wir den ersten
Verpflegungsposten, Flaschen auftanken, eine Banane und
weiter.
Dann
jedoch kommt es knüppelhart. Das hohe Tempo hoch zum Passo del
Turchino
zieht am Anstieg das Feld auseinander. Oben am Pass die legendäre
Tunneldurchfahrt, anschließend in rasanter Abfahrt hinunter nach Genova –
Voltri ans Meer. Wer nun gedacht hat, hier sei das Schlimmste überstanden,
hat die Rechnung ohne die Hitze, vor allem ohne den nun stetig von vorne
blasenden Wind gemacht. Man ist froh, sich einer größeren Fahrergruppe
anschließen zu können und sucht immer wieder den Windschatten.
Abwechselnd wellige und flache Tempopassagen führen so in
atemberaubendem
Panorama an der Küste entlang, wo die zahlreichen
Ortsdurchfahrten mit
höchstem Risiko, beinahe lebensgefährlich durchfahren
werden. Rote Ampeln
und Zebrastreifen sind Makulatur, auf der Gegenfahrbahn
die Autos zu
überholen ist heute ausnahmsweise normal.
200, 230, 250 km signalisiert
der Radcomputer - so geht es immer weiter und
gipfelt an der, auch von
den Profis so gefürchteten „Cipressa“. Hier windet sich
die Strecke nach
270 km nochmals bei über 32°C Hitze 240 Höhenmeter steil
bergauf. Eine
letzte Abfahrt, der Schlussanstieg auf den Poggio, gekrönt vom
Applaus
zahlreicher Zuschauer; endlich hat die Schinderei ein Ende. Nie wieder!
Ohne mich!…,eine Cola, ein Wasser, Pasta und Vino mit Nachschlag…naja…
vielleicht, …also nächstes Jahr nicht sofort wieder…
Also das machen wir
vielleicht mal wieder…
Das machen wir auf jeden Fall mal wieder!
====================================================================================
Ein Bericht von Horst Borowski
Im Mai 2006 nach meiner ersten Teilnahme an der ARD
Radmeisterschaft am Chiemsee sitzen wir Günther und ich mit einigen anderen
Kollegen zusammen und lassen den Tag Revue passieren. Günther ist beim
Rennen in aussichtsreicher Position schwer gestürzt. Aus dem Rot Kreuz Zelt
kommend sieht er aus wie eine Mumie. Nach dem Chek in der Uniklinik München
sind alle froh das soweit alles ok ist. Ich bin bei dem Rennen (mein zweites
überhaupt ) gerade mal so hinterher gekommen. Aber ich fahre erst seit einem
Jahr Rennrad und bin ganz zufrieden. Günther erzählt das er schon mal
Mailand San Remo gefahren ist, wie toll es war und das er das nochmal fahren
wollte. Darüber hinaus selbst Organisieren. Ich sage spontan zu mitzumachen.
Der 10.06.2007 Termin für Mailand San Remo ist ja noch fast ein Jahr
entfernt genug Zeit um sich ordentlich vorzubereiten. Mit der Organisation
hat alles Günther erledigt. Ich habe nur ein wenig geholfen den richtigen
Bus und den Radanhänger zu finden. Am 9.6.07 treffen wir uns morgens um
sechs am Funkhaus in Frankfurt laden die Räder, Gepäck und Verpflegung ein
und starten pünktlich. Nach Stopps in Karlsruhe und Offenburg, nach einer
Pause unterwegs in der Schweiz kommen wir am späten Nachmittag in Mailand
an. Einchecken, Fahrrad im Zimmer Spaziergang Abendessen. Ausgabe
Startunterlagen. Ich werde langsam Nervös. Habe ich mir vielleicht doch zu
viel vorgenommen? Die anderen sehen alle so aus als wären die 294,5 km bis
San Remo ein Kinderspiel, von einem höre ich unter 8 Stunden sollte schon
drin sein. Ein Glas Rotwein ins Bett. Halb 5 aufstehen Frühstück. Es dauert
noch mit dem Frühstück, italienisch eben. Noch ein kleiner Spaziergang.
Frühstücksbüffet ist Klasse, alles da von Müsli bis Spagetti, ich habe
keinen Hunger kriege kaum etwas hinunter. Es geht los. Zwei Getränkeflaschen
am Rad, zwei im Trikot erste Verpflegung in 130 km. Wir Rollen zum Start in
einem kleinen Stadion stehen wir mit einigen Kollegen, die mit uns gekommen
sind am Start und wollen in einer Gruppe fahren. Startschuss, es kommt mir
vor als wird das Rennen auf den ersten Kilometern entschieden, es geht zügig
los und wir finden uns in einer gut rollenden Gruppe. Flach fahren wir
zwischen 35 bis 40 km/h ich bin erstaunt wie locker es in der großen Gruppe
läuft. Ich frage einige Kollegen nach Pinkelpause, alle müssen, keiner will
die Gruppe verlieren. Habe keine Erfahrung, rutsche auf dem Sattel hin und
her, endlich einige fahren raus. Die anderen sind Sportsfreunde aus Belgien,
haben eigenes Versorgungsfahrzeug und Personal, werden betreut. Will auf die
nicht warten, mit einem aus dem Bus versuchen wir kurz die Gruppe wieder
einzuholen. Chancenlos. Toll noch keine 100 km gefahren, zu zweit, hinter
uns kommt gefühlt keiner mehr. Dann kommen doch einige Sportsfreunde im
Windschatten ihres Versorgungsfahrzeugs von hinten, habe mühe mich dran zu
hängen. Genug trinken nicht vergessen, erste Versorgung. Anfahrt zum Tuchino
Pass, meine Moral wird wieder besser, es geht ganz gut, kann an einigen
vorbeifahren. Abfahrt nach Genua, super habe eine kleine Gruppe, kaum Blicke
für das Meer, höchste Erhebung geschafft jetzt kanns ja so schlimm nicht
mehr werden. Denkfehler. Wellig geht es an der Küste entlang, es riecht nach
Meer, Fisch und Knoblauch. Am Strand jede Menge Sonnenanbeterinnen, könnte
mich locker dazu legen. 13:00 Uhr, schaue nur auf die Uhr an meinem
Computer, hälfte geschafft, es geht mir ganz gut. Capo Mele und Capo Cervo
und Capo Berta sind hinter mir. Bin platt, ok, jetzt bin ich soweit
gekommen, ich schaffe es. Cipressa geschafft noch 50km. Das Ziel zum Greifen
nahe, genug trinken nicht vergessen, letzte Herausforderung Poggio di San
Remo kommt mir vor wie eine Mauer. Nur noch hier hoch überhole noch zwei die
in meiner Altersklasse über 50 sind. Das Ziel, komme unter 11 Stunden an,
tolles Gefühl.
Hotel. Der Busfahrer ist noch am Bus, hole mein Gepäck,
einige Gepäckstücke sind noch nicht abgeholt, es sind noch nicht alle da.
Bin Stolz. Abendessen, alle sind angekommen. Beim zweiten Bier an der Theke
fragt mich Günther, machen wir das im nächsten Jahr wieder? Falsche Frage
zum falschen Zeitpunkt. Am Montag nach dem Frühstück, Heimreise. Von der
Autobahn hat man einen tollen Blick auf Teile der Strecke die wir gefahren
sind, habe den Eindruck als kenn ich jede Kurve. Der Gotthardttunnel ist
eine Stunde oder länger gesperrt, wir kommen deswegen verspätet an, aber
kein Problem. Ein unvergessliches Erlebnis. Bis zum nächsten Mal .
Fred
Schmid
Mein radsportliches „Highlight“ 2007 in Stichworten:
seit
mehr als 10 Jahren träumte ich schon von einem Start bei Mailand-San Remo
(einmal auf der gleichen Strecke fahren wie die Profis bei diesem legendären
Frühjahrsklassiker) – immer war bisher etwas anderes dazwischengekommen …
-beim Radsporturlaub in Kärnten im Juli 2006 infizierte ich mit der Idee
einen dort kennengelernten Radsportkameraden aus Eisenach: Peter. Wir
verabredeten lose, „das Ding im nächsten Jahr gemeinsam durchzuziehen“
-beim Kontakt mit dem Veranstalter und den Bedingungen der Ausschreibung
taten sich schon jede Menge Komplikationen auf (An-u.Abreise, Lizenz lösen,
besonderer Versicherungsnachweis etc.)
-irgendwann im März die
entscheidende Mail von Peter: „Guck mal, da ist einer beim HR, der
organisiert genau unsere „Tour“ – sollen wir uns da nicht dranhängen ?“
-gesagt, getan… aufgrund des milden Winters hatte ich Ende März schon
jede Menge Straßenkilometer u. nach einem Trainingscamp über Ostern an der
Adria trainiere ich ab April systematisch mit einem speziell ausgearbeiteten
Trainingsplan: Saisonhöhepunkt am 10. Juni 2007 Milano-San Remo Habe nen
Mordsrespekt vor der Länge der Distanz, weil ich zuletzt 1996 mal mehr als
200 km an einem Streifen zurückgelegt hatte
-als es endlich auf die
Reise geht, habe ich knapp 5000 Trainingskilometer und zuletzt 3 Touren
zwischen 190 und 250 km in den Beinen
-es stellt sich heraus, dass
Günther Kulessa vom HR die Reise generalstabsmäßig und in jeder Hinsicht an
der Radsportpraxis orientiert organisiert hat, angefangen beim
professionellen Radtransport bis hin zu Getränkeflaschen, Riegeln u. Tips
für das „Fahren in der Masse“…
-der Tag ist da: Absolutes
Kaiserwetter! Wie für uns gemacht. Beim Massenstart dauert es bis fast 7.10
Uhr bis wir aus dem Stadion auf die Strecke kommen. Die ersten 3 Stunden
wird dann im großen Pulk für meine Verhältnisse „rennmäßig“ schnell
gefahren, der Tacho fast immer über 35, oft 45! Ob das gut geht? Ich esse
und trinke viel, fahre in keiner Gruppe mit, die mir den Puls auf über 145
hochjagt. – und bin schon um 10.45 Uhr an der ersten Verpflegung –
Donnerwetter, ein Schnitt von ca. 36! Jetzt bloß nicht über-pacen, über den
Paß lasse ich einige Schnellere ziehen, nach der letzten Rechtskurve einer
herrlich langen Abfahrt plötzlich links die ligurische Rivieraküste –wir
sind am Meer! Volle Kalotte durch die Ortschaften, wo wir an roten Ampeln
von Polizisten durchgewinkt werden, der übrige Verkehr wird angehalten.! Ab
und zu winken Zuschauergruppen vom Straßenrand, vereinzelt sogar
Anfeuerungsrufe … allmählich fühle ich mich wie „Ete“Zabel in der
Spitzengruppe. Als wir über die vorletzte längere Steigung an der Cipressa
gehen, merke ich dass schon 275 km hinter mir liegen, aber auch meine
Begleiter „zeigen Wirkung“. Zusammen mit Peter, der normalerweise am Berg
stärker ist als ich komme ich rüber und bin plötzlich sicher dass ich meine
Kräfte richtig eingeteilt habe. Und jetzt die „Hähne auf“- wir können es
noch in unter 10 Stunden schaffen!! Am Poggio auf den letzten 2 km ins Ziel
tun die Beine auch bei der nur 5-6%igen Steigung richtig weh, trotzdem
sprinte ich durchs Ziel – Sekunden später liegen Peter u. ich uns in den
Armen – wir haben es geschafft und sind erst mal damit beschäftigt, unsere
heroischen Gefühle in den Griff zu bekommen…
- später am anderen Ende
von San Remo im Hotel angekommen, zeigt mein Tageskilometerzähler 309,8 km
und ich bin überrascht, wie gut ich mich fühle
-Rückblick: jede Menge
zeitaufwändige Organisation erspart; nette Leute kennengelernt;
im
Juli gab es nach der Abrechnung von Günther sogar noch Geld zurück und
Erinnerungsfotos. Klar, nicht alle hatten soviel Glück wie ich (und einige
waren wohl auch schlechter vorbereitet) Aber für mich war die Tour in jeder
Hinsicht gelungen!
====================================================================================
Ein Bericht von Günter Emrich
Eindrücke der Mailand-Sanremo-Reise 2007
Es war für mich die erste Teilnahme beim
Radklassiker Milano-Sanremo (295km und 1880 Hm) und sicher ein
herausragendes Erlebnis in der zurückliegenden Radsaison 2007. Nicht nur
wegen meiner sehr guten Endzeit von 9:24:57 und Platz 14 in der
Altersklasse, sondern auch wegen der von Günther Kulessa und seinem Team vom
Hessischen Rundfunk so hervorragend organisierten Radreise zu diesem
Ereignis mit Start in Milano (Rozzano). Das Organisationsteam hat mit großem
Engagement viel Detailarbeit geleistet und so ein gelungenes Radevent auf
die Beine gestellt, das man wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
Nachdem ich mich angemeldet hatte, gab es per Email immer wieder
umfangreiche Informationen und wissenswertes zum Reiseverlauf. Unsere
Rennmaschinen waren in einem Busanhänger so sicher untergebracht, dass man
sich um Transportschäden wirklich keine Sorgen machen musste. Für das
leibliche Wohl unterwegs hatten die Organisatoren mit allerlei Kuchen und
Getränken bestens gesorgt. Die Unterbringung und Verpflegung in den
4-Sterne-Hotels Ripamontidue in Mailand und Grand Hotel Des Anglais in
Sanremo war sehr gut. Ganz besonders angenehm war jedoch die lockere und
freundliche Atmosphäre während der Reise unter den Reiseteilnehmern, die
gleich zu Beginn mit eigens angefertigten hr-Poloshirts mit persönlichem
Namenszug und Streckenprofil auf dem Rücken ausgestattet wurden, und so zum
Team Hessischer Rundfunk wurden. Zur Freude der Organisatoren wurde von den
40 Startern des Teams Hessischer Rundfunk bei Milano-Sanremo 2007 in der
Mannschaftswertung Platz 3 errungen und ein großer Pokal mit nach Frankfurt
gebracht.
Es hat mir Spaß gemacht und war für mich ein
unvergessliches Erlebnis bei diesem Radklassiker dabeigewesen zu sein. Als
Erinnerung gab es von Günter Kulessa im Nachspann einen sehr stimmungsvollen
Reisebericht mit einer Bilder-CD und der Teilnehmer-Urkunde. Nicht zu
vergessen die mitgebrachte Trophäe, das begehrte Milano-Sanremo-Trikot.
Bei Milano-Sanremo muss man (mindestens) einmal im Radsportleben
teilgenommen haben; und dann mit Günter Kulessa und seinem Team vom hr, bei
dem ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken möchte für dieses gelungene
Radevent.
====================================================================================
Alfred Ussat
Mailand – San Remo 2007
War die
Vorfreude auf oder der Respekt vor der Tour größer ? Nun ja, es hielt sich
wohl die Waage.
Bereits 1984 hatte ich an diesem Jedermannrennen
teilgenommen und schwelgte seitdem in schönen Erinnerungen. 23 Jahre, eine
lange Zeit und ich war gespannt.
Die Erwartungshaltung an die Tour
2007 als solches und an mich selbst war groß.
Vergleiche ich 1984 mit
2007, so sind viele Veränderungen festzustellen. Der Startplatz war in 2007
längst nicht so eindrucksvoll (u. a. Baustelle) und zudem auch weniger
Teilnehmer als in 1984. Darüber war ich überrascht und kann es mir nur mit
dem auch in Deutschland festzustellenden Rückgang der Teilnehmer bei RTF´s
erklären.
Der Auto- u. Rollerverkehr auf der Strecke enorm. Gerade
auf der Küstenstraße blieb teilweise sehr wenig Platz für die Radrennfahrer
und schwierige Situationen gab es ohne Ende, daß wiederum machte aber auch
einen besonderen Reiz aus. Das herrliche Sommerwetter und dazu noch ein
Sonntag, alles war am Strand – nur wir nicht! In Deutschland würde
wahrscheinlich keiner eine RTF unter diesen schwierigen Verkehrsbedingungen
fahren, aber die Emotionen bei Mailand – San Remo lassen über diese
Schwierigkeiten hinwegsehen. Hinweggesehen haben wir bei den
Ortsdurchfahrten auch über so manches Rotlicht und das gehörte einfach mit
dazu. Leichtsinn ? Klar, Rennfieber halt!
Es ist ein interessantes
Gefühl am Start zu stehen und Mailand – San Remo vor sich zu haben. Ich
dachte, nicht nur am Start, an die Profis und ihr Leistungsvermögen (mental
u. körperlich). Insbesondere auch dann, wenn es am Ende „leicht hoch“ geht
und der Puls irgendwo ist, wo er eigentlich sonst nicht ist.
Nicht so
gut gelöst und sicherlich eine vermeidbare Erschwernis war, daß die 1.
Verpflegungsstelle erst nach 130 Kilometern erreicht wurde. Hier hätte es
durchaus zuvor Möglichkeiten für eine Verpflegungsstelle gegeben und der
Sinn dieser langen ersten Etappe hat sich mir nicht erschlossen. Der
Zielstrich – heiß ersehnt – lag auf dem Poggio an einem kleinen Platz und
hatte leider längst nicht die Atmosphäre wie das Ziel in 1984 an der
Küstenstraße. Das war damals (war ja sowieso früher alles schöner) eine sehr
beeindruckende Kulisse gewesen – links das Meer, rechts die Promenade und
jede Menge glückliche? und stolze Radrennfahrer dort liegend. Das hatte
schon etwas gehabt. Die Fahrt vom Poggio nach San Remo war vom Gefühl her
für mich nicht der richtige Abschluß. Verklärung der Vergangenheit ? Mag
sein, ein wenig Gefühlsdusseligkeit darf ja sein.
Fahre ich auf Zeit
oder auf Ankommen? Mit zunehmenden Alter verschiebt sich das Ziel für mich
auf Spaß haben, den Körper fordern aber nicht überfordern und Ankommen. So
war es dann auch und auch richtig so.
Geplant war, das aus dem
HR-Team einige Teilnehmer die Tour gemeinsam fahren. Dieses Ansinnen aber
löste sich bereits vor dem Start fast in Luft auf. Im Startbereich war es
ziemlich schwierig, sich als Gruppe zu behaupten und so fuhren wir, bis auf
wenige Ausnahmen, als „Einzelkämpfer“ im mehr oder weniger großen Feld. Dies
aber tat der Begeisterung keinen Abbruch.
Vom Start weg bewegte sich
die Tachoanzeige irgendwo im 30/40iger Bereich und der Puls bereits dort, wo
er sonst am Berg ist. Noch nicht ganz so richtig wach und schon Tempo. Der
„Rausch“ der Geschwindigkeit und die Gruppendynamik ließen das Adrenalin
aktiv werden und das Hinterrad wollte gehalten sein. Kam der Wechsel, wurde
es schwer und der Gedanke „warum nur tue ich mir das an?“ Irgendwann, so um
die 120 Kilometer, war dann doch nicht nur die Luft knapp und die Erfahrung
sprach „langsamer, es kommen noch 180 Kilometer!“. Gedacht, getan und etwas
ruhiger ging es weiter und dies teilweise alleine. An der Verpflegungsstelle
bei Kilometer 200 traf ich dann auf Günther und sein mentaler Tiefpunkt traf
sich hervorragend mit meiner Einstellung für die weitere Tour. Günther hat
die weitere gemeinsame Tour sehr anschaulich beschrieben.
Das
gemeinsame Abendessen war ein schöner Abschluß dieses Tages und von
Müdigkeit keine Spur. Für die nötige Ruhe und Bettschwere sorgten dann
einige „Helle“ und der Tag klang mit großer Zufriedenheit aus. Mit der
gleichen Zufriedenheit begann der nächste Tag. Keine schweren Beine und
insgesamt ein gutes Gefühl, was ich so nicht erwartet hatte.
Mein
herzlicher Dank geht an Günther, der mit viel Mühe, Aufwand, Umsicht, steter
Freundlichkeit und unerschütterlichem Engagement uns diese Tour ermöglicht
hat. Es gab und gibt nichts zu bemängeln, es war eine perfekt vorbereitete
und durchgeführte Tour.
Danke Günther, und viel Freude und Erfolg für
die Vorbereitungen Mailand – San Remo 2008.