Ein Bericht von Ulrich Zimmermann
Mailand - Sanremo 2014 geschrieben von
Streckenführung: Mailand - Novi Ligure - Turchino Pass -
Genua - Alasso - SanRemo
Höhenmeter: 2000 hm - Technische
Schwierigkeit: mittel
Am Pfingstsonntag stand die 44. Radfernfahrt
Mailand - Sanremo auf meinem Programm. Nach dem sehr guten Ergebnis vom
Vorjahr in unter 9 Stunden für die fast 300 km lange Tour hatte ich mir
überlegt, ob es möglich sei, dies nochmal zu erreichen. Daher war ich statt
mit dem Scott Speedster mit dem Scott Plasma (etwas leichter und
aerodynamischer) gefahren.
Wegen der Feiertage ging es eine Stunde
früher von Frankfurt mit dem Bus los. Die Ankunft in Mailand erfolgte kurz
nach 17:00 Uhr. Diesmal gab es die Startunterlagen nicht direkt im Hotel,
sondern in einem Altenheim etwa 3 km entfernt. Da die Einzelausgabe der
Startunterlagen zu lange gedauert hätte, ging es dann doch für die ganze
Gruppe zusammen über die Bühne.
Da es sich bei der Veranstaltung
nicht um ein Rennen, sondern um eine Radtouristik mit Zeitmessung handelt,
finde ich die Anforderungen, die an die Teilnehmer dieses mal gestellt
wurden, für stark überzogen. Erforderlich waren:
1. ein sportärztliches
Attest und Gesundheitserkärung
2. ein Haftungsausschluss mit einer Kopie
der Privathaftpflichtversicherung
3. eine Kopie des Personalausweises
oder Reisepasses
4. eine ausgefüllte Tageslizenz mit fünf Unterschriften
und
5. eine Bestätigung nicht gegen Dopingvorschriften verstoßen zu haben
und dies auch nicht zukünftig zu machen (in englischer Sprache)
Gestartet wurde am Sonntag erstmals in vier verschieden Startblöcken a 200
Teilnehmern. Weil es im Vorjahr wegen des großen Feldes zu schweren Unfällen
gekommen war, hatte man sich dazu entschieden. Die Startblockvergabe
erfolgte nach Eingang der Anmeldung. Unsere Gruppe war im vierten Startblock
dabei. Vorgesehen waren als Startzeiten: 7:00 Uhr, 7:10 Uhr, 7:20 Uhr und
7:30 Uhr. Die Startzeiten wurden nicht genau eingehalten, so dass wir schon
um 7:20 losfahren konnten. Wegen der persönlichen Zeitmessung an Start und
Ziel war das unbedeutend.
Von meinen acht bisherigen Teilnahmen war
ich ein sehr hohes Tempo am Anfang gewohnt. Bei Geschwindigkeit von weit
über 40 km/h war es bisher nicht immer einfach an der Gruppe dranzubleiben
oder Löcher zuzufahren. Diesmal war es anders, das Tempo schwankte anfangs
zwischen 32 und 38 km/h. Das verleitete mich dazu, an der Spitze zu fahren.
Nachdem ich gemerkt hatte, dass dies zu keinem schnelleren Tempo führte,
habe ich es beendet.
Bisher war für das Spitzenfeld die Strecke durch
Streckenposten und Motorradmarshalls gesichert, diesmal musste trotz
Motorradbegleitung vor einer roten Ampel gehalten werden, wahrscheinlich
weil die Absperrung nur für den ersten Startblock aufrecht erhalten werden
konnte.
Bis Kilometer 113 konnte ich problemlos mit den Schnellsten
in meinem Startblock mithalten. Dann merkte ich in der Kurve, dass der
Luftdruck im Hinterrades allmählich nachließ. Die Sonne schien den ganzen
Tag und ich war froh, ein schattiges und befestigtes Plätzchen gefunden zu
haben, um den Schlauch zu wechseln. Ein paar aus meiner Gruppe kamen
vorbeigefahren und fragten, ob ich Hilfe bräuchte, was ich verneinte. Die
Kontrolle des Reifens ergab keine fühlbare Ursache. Spätestens jetzt war
eine gute Zeit außer Reichweite, zumal ich vorher eine von vier gefüllten
Trinkflaschen wegen Straßenschäden verloren hatte und ein zusätzlicher Stopp
erforderlich wurde.
Danach ging es für mich alleine weiter. Den
ersten von drei Verpflegungspunkten ließ ich noch aus. Bald danach erreichte
ich den Turchino-Pass (mit 530 m der Höhepunkt der Tour bei etwa ½ Strecke).
Der Luftdruck auf dem Hinterreifen schien mir hier hinten etwas geringer als
vorne. Daher entschloss ich mich, die Abfahrten vorsichtig anzugehen.
Ab Genua ging es fast durchgehend am Mittelmeer entlang. Wegen des guten
Wetters und des Feiertags waren die Straßen in den Ortschaften starkt von
PKWs und Motorrädern frequentiert. Auch dadurch wurde das Vorankommen
verlangsamt.
Wegen des letzten Startblocks kamen leider keine Gruppen
von hinten, so dass ich den größten Teil der Strecke alleine fahren musste.
Wegen der hohen Temperaturen (26 – 34°) habe ich die letzten beiden
Verplegungsstellen zum Auffüllen der Trinkflaschen genutzt.
Nach etwa
270 km kam der vorletzte Anstieg (Cipressa: etwas über 200 hm mit 4 – 7%
Steigung). Trotz der Hitze kam ich hier noch gut klar. Vor dem letzen
Anstieg (Poggio 130 hm mit 4 – 6 % Steigung) war ich ziemlich erschöpft und
erwägte diesen Anstieg auszulassen. Dass ich noch ein Gel bei mir hatte, war
mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Mit letzter Kraft erreichte ich den
„Pass“ danach ging es nur noch bergab zum Ziel in Sanremo. Die beiden
letzten Anstiege hätte ich auch auslassen können, da im Gegensatz zu den
Vorjahren dort keine Zwischenzeiten gemessen wurden. ;)
Die Gruppe
Kulessa stellte auch diesmal die größte Mannschaft, was mit einem Pokal
sowie sechs Flaschen Olivenöl und drei Laufradsätzen honoriert wurde. Die
Sachpreise wurde später auf der Rückfahrt im Bus verlost. Ich hatte das
Glück, einen der Laufradsätze zu gewinnen. Da nach acht Jahren die
Hinterradfelge durchgebremst war, erfreute mich dieses Los sehr.
Fazit: Bei den äußeren Bedingungen (hohe Temperatur und viel Verkehr) und
einer Panne ist auch mit dem schnellen Rad nicht mehr möglich. Nächstes Jahr
findet die Radfernfahrt wahrscheinlich Ende April statt, da ein Start
zwischen Anfang Mai und Ende Oktober wegen der Expo in Mailand nicht
genehmigt wird. Dann darf wieder das Rennrad ran. Eine Zeit von unter 10,00
Stunden sollte dann möglich sein
Über eine Teilnahme weiterer
Mitfahrer im nächsten Jahr würde ich mich freuen. Günther will die
Organisation auch im nächsten Jahr wieder übernehmen. Vielen Dank dafür.
300,85 km, 10:03 Std. (Nettofahrzeit), 57 km/h max.
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Ein Bericht von Robert Hermanowski - 2014
Mal gleich am Anfang:
eigentlich bin ich nur wegen Günther Kulessa mitgefahren. Die Empfehlung kam
von Koni, Frankfurter Urgestein der Radmarathoninfizierten. Und der sagte
zur mir: "Klasse organisiert von Günther, klasse Stimmung, das musst Du
machen". Also hab ich es gemacht und kann sagen: er hat Recht gehabt. Vielen
Dank an Günther!
Nun kann ich mal eine eher seltene Beschreibung
abgeben, was denn hinten im Feld so passiert, denn ich gehöre eher zur
langsamen Truppe. Allein meinem Rad ist schon anzusehen, dass Rekorde nicht
mein Ding sind: ein 10 Jahre altes Alurad, ein drittes Ritzel vorne (jaja,
ein Rettungsring. Aber ich habe es noch nie den Berg hochschieben müssen und
bin schon an einigen Fußgängern mit Carbonrad vorbeigefahren), ein
Triathlonlenker für aufrechtere Haltung, ein Gelsattel. Also 7.30, es geht
los. Noch schnell ein Cappuccino am Start, damit ich auf Touren komme.
Wusch, schon ist das Feld weg, aber das ist ja nichts Neues für mich, gleich
von 0 auf 40 km/h, dafür reicht ein Kaffee allein nicht. Also mein Tempo
fahren, vielleicht finde ich ja Gleichgesinnte. Fand ich aber nicht. Die
eine Truppe war sogar mir zu langsam, so dass ich daran zweifele, ob die
noch im Hellen angekommen ist, denn die Erfahrung zeigt: nach mir wird es
eng. Die andere Truppe fuhr zwar in meinem Tempo, aber war es wohl nicht
gewohnt, in Formation zu fahren, so dass sturzbedingt immer wieder leichte
Carbonräder durch die Luft flogen, war mir zu gefährlich. Da kein großer
Gegenwind war bin ich dann doch die meiste Zeit alleine gefahren, immer im
selben "Tempo", wie ein Duracellhäschen. Nach ca. 200 km mit über 30 Grad
wurde klar, dass meine Taktik richtig war, denn einige Schnellstarter
mussten sich der Hitze ergeben: ein extrem teures Pinarello mit einem
kotzenden Fahrer ist kein würdiger Anblick. Tja, wir da hinten sind langsam,
aber das mit Würde. Die Fahrt am Meer bekommt fast Ausflugscharakter, blaues
Meer, Sonne, dicht bevölkerte Strände. Vereinzelt Plaudereien mit
Gleichgesinnten. Ein Italiener mit einem älteren Olmo, der vor 15 Jahren
schon mal mit diesem Rad dabei war. Ich frage ihn, ob er bei Frauen auch so
beständig ist, was er bejaht: damals Freundin, jetzt Ehefrau. Tja, wir da
hinten sind eher die konstanten Typen. Kurz vor San Remo ein Schild: noch 5
Kilometer. Da ich keinen Tacho habe, der mich nur frustriert, denke ich:
geschafft? Denkste! Ein freundlicher Streckenposten schreckt auf wie er mich
sieht, ist wohl schon länger keiner mehr vorbeigefahren, und lenkt mich in
die Berge. Nun gut denke ich mir, werden sich dabei was gedacht haben. Hab
ja meinen Rettungsring dabei, mit dem ich den Berg hochzockele. Und sieh da,
ich überhole noch zwei Fahrer, von denen ich später im Hotel erfahre, dass
die sich gar nicht kannten. Der vordere Fahrer hat viel Erfahrung und seinen
Mitfahrer seit 100 km geschleppt, sonst hätte der längst aufgegeben, er sah
wirklich nicht mehr ganz taufrisch aus. Tja, bei uns da hinten gibt es noch
so was wie Solidarität, wo findet man das sonst. Es stellte sich heraus,
dass dieser Berg keine Abkürzung sondern eine Schikane war, aber ist ok, bin
ja nicht zum Spaß hier. Endlich geht es bergab, Richtung San Remo, und dann
die freudige Überraschung: die Zeitmatte liegt noch da, ich bin in der
Wertung. Rekorde müssen es ja nicht sein, aber ganz ohne Ehrgeiz bin ich
natürlich auch nicht. 300 km, 12:54, ich bin glücklich, denn eigentlich war
mein Ziel nur, im Hellen anzukommen. Nun ist es noch taghell und ich bin in
der Wertung, was will man mehr. Stefan spendiert mir 1,5 Liter Wasser,
Mannomann kann kaltes Wasser lecker sein, wenn man den ganzen Nachmittag nur
warme Cola getrunken hat.
Fazit: hat total Spaß gemacht, sehr zu
empfehlen!
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Mailand - San Remo 2014
Ein Bericht von Christoph Wiehenkamp
Erlebnisbericht......
Freitagabend.....20 Uhr ab ins Bett,
vorschlafen, klappte aber nicht richtig..... gegen Mitternacht dann alles
verpackt inkl. Frau und ab ging es in Richtung Frankfurt (HR 3).........3,30
Uhr vor Ort geschmeidig angekommen.....gute Stunde auf Bus und Orgachef
Günther gewartet.........fachmännisch wurden unsere Radhardware und Koffer
auf Bus und Hänger verteilt und los ging es gen Süden......Mailand rief
ja......unterwegs auf der Strecke diverse Radsportverückte noch eingeladen
und gegen 17 Uhr dann entspannt am Hotel in Milano angekommen.....man darf
sagen, dass wir hinten im Bus eine lockere Gesprächsrunde hatten und alles
sehr kurzweilig war.....Expertengespräche halt.....plus meine Frau die gar
keine Ahnung vom Radsport und Touren hat, aber immer ne Meinung zum
Thema.....dann vor Ort noch das letzte Zettelchen gegen die Mafia
unterschrieben und schon waren wir bei sehr lauter Musik auf dem örtlichen
Dorfplatz, komplett angemeldet.....nen flottes Foto für den Veranstalter und
ab ging es ins Hotel......hier unser Zimmer bezogen und mal die eingebaute
Dusche ausprobiert...... danach zu einer leckeren reichhaltigen Pastaparty
mit anschließenden Absacker Bier im Garten und so gegen 10 Uhr ins
Bett........endlich schlafen.......6 Uhr Wecken bei mir und ab zum leckeren
Frühstück......hier waren die meisten Kollegen schon durch und so waren Anke
und ich ziemlich alleine und konnten in Ruhe den langen Tag
beginnen.............
Start wie üblich in Gruppen.......kennt man ja
von den RTF`s ....gegen
7,30 Uhr unser Startschuss und ab ging es bei
mir mit einem 35er Schnitt gen Süden.....unterwegs dann der übliche Sturz
durch Unachtsamkeit eines Radsportlers, aber Glück gehabt und dran vorbei
gekommen........nach ca.135 km endlich eine Labestation.......war genug für
alle was dabei und weiter ging es......nach der Passhöhe dann einen geniale
Abfahrt gen Genua und weiter auf der Küstenstraße mit viel Meerblick nach
Sanremo......hier im Ziel gleich nen lecker Bier gestemmt und gut war
es.....Finisherphoto und hoch per Rad zum Hotel......natürlich wie üblich
verfahren und 2x den letzten Berg erklommen, was soll es, so hatte ich am
Ende 302 km auf dem Tacho stehen.....hier dann die Badewanne voll laufen
lassen und ein wenig entspannt...... kleines Abendessen, es ging bei der
Hitze nichts Festes mehr in mich hinein, aber wieder in ner großen Runde ein
leckeres Becks als Tagesabschluß genossen.....plus vielen
Expertengesprächen....klasse....morgens dann flott Rad für den Transport
hergerichtet und das letzte Frühstück eingenommen....und ab ging es gen
Heimat...auch wieder hinten im Bus mit vielen Fachgesprächen, wobei die zwei
Mädels hinten ihre eigenen Fachgespräche führten, da muss man sich dann
raushalten.....gegen 5 Uhr Dienstagmorgen in das eigenen Bett gefallen und
den Dienstag als Urlaubstag auf der eigenen Holzterrasse bei Weizenbier und
Beine hochlegen genossen....
Fazit (mit Noten)
Wetter
(5)...viel zu heiss für mich Norddeutschen (+37°), darum mit Krämpfen ins
Ziel und unterwegs für mich untypisch zweimal Nasen bluten, nicht so schön,
könnte ja Flecken auf dem Trikot geben.....
Verpflegung unterwegs
(4)......zu wenig Verpflegungsstationen auf dem ersten Streckenabschnitt,
gerade bei dem extremen Wetter....am Ende bin ich dann in einen Supermarkt
und habe mir ne eiskalte Cola rein gezogen.....herrlich..........
Streckenprofil (3)......durchschnittlich.....die letzten zwei Anstiege in
der Hitze, die hatten noch mal was.....
Straßenbelage
(4-).....unterdurchschnittlich........
Verkehr (6).....für mich ne
Katastrophe......viel zu Laut und chaotisch....
Hotel Milano
(3).....Essen (2), vor allen Dingen die Pastaparty.....
Hotel Sanremo
(1)....wir hatten die Hochzeitsuite und man konnte das Meer sehen......Essen
(3)......
Bus, Hänger und Fahrer (1+).....Extraklasse.......
Orgachef Günter (1+)......Mensch hast du dir viel Arbeit gemacht.....
Verlosung (1)....weil prima Preise.....
Ps:
Fahre gewiss
noch mal runter an das Mittelmeer zum Radfahren, aber nicht mehr diese Tour,
da ist mein Haken dran....ist so ein Motto von mir.......Dankeschön an alle
die dies lesen, war ein tolles Pfingstwochenende für Tupperanke und mich,
man sieht sich vielleicht ja mal wieder......................Fotos sind auch
Klasse......ein Teil kommt als Photocollage an die Wand bei mir zu
Hause.......