Ein Bericht von Paul Güntensperger
Mailand – San Remo 2019
Unser aktivster Fahrer von unserem Fahrrad Club RC Kirchberg / SG /
Schweiz, Marco Gehrig wollte zu seinem 60. Geburtstag etwas Spezielles mit
dem Rad unternehmen. So schlug er vor, an Mailand – San Remo 2019
teilzunehmen. 3 weitere Personen, Daniel Schmocker, Ruedi Egli und Paul
Güntensperger folgten seinem Aufruf.
Bei der Anmeldung und mit den
Vorinformationen war uns dann Günther Kulessa sehr behilflich. Alle 4 Fahrer
haben sich individuell sehr intensiv auf dem „Velo“ vorbereitet. Marco war
und blieb bis zum Schluss unser Leader. Er übernahm auch die Aufgabe des
Auto-Fahrers. Von Kirchberg ging es mit dem Auto über Chur, Tessin nach
Mailand. Dafür benötigten wir nicht die üblichen 5 Stunden sondern deren 7
Stunden, infolge Staus zwischen Chur und dem Tessin. Auch vor Mailand war
teilweise stockender Straßenverkehr.
Um 1515 Uhr sind wir dann vor
dem Hotel Ripamonti Residence glücklich eingetroffen. Div. Personen wiesen
uns auf die Parkplätze ein. Mich beeindruckten die top Fahrräder und die
sportlichen Radfahrer welche mir ein bisschen Angst für die 295 km machten.
Das Einchecken war etwas schleppend, dafür war die Ausgabe der Startnummern
sehr gut organisiert. Wir bezogen unsere 2er-Zimmer und bereiteten Velo und
unser Gepäck bereits auf den kommenden Tag vor.
Das Abendessen war
sehr reichhaltig und gut. Zur Freude von uns gesellte sich die schnellste
Frau des Anlasses zu uns, wie sich am nächsten Tag herausstellte, und ein
sehr erfahrener Rennfahrer aus Deutschland an unseren Tisch, welcher uns
über seine Rennerfahrung erzählte.
Das Morgenessen ließ keine Wünsche
offen. Gestärkt begaben wir uns am Sonntag um 0630 zum Startort, welcher
innerhalb des Hotelareals lag. Pünktlich um 0700 startete die erste Gruppe.
Wir starteten in der 2. Gruppe, 10 Minuten später, mit fast allen Fahrern
von Günther Kulessa. Der Himmel war bedeckt und die Temperatur angenehm mit
14 Grad.
Unser Feld blieb grösstenteils bis vor dem Anstieg zum
Passo del Turchino zusammen. Der Schnitt betrug über 36 km/h. Die Strassen
waren ok und die allermeisten Fahrer sehr rücksichtvoll. Während den ersten
Km musste das gesamte Feld einige Male an den Ampeln anhalten, was natürlich
den Rhythmus und Harmonie im Feld etwas störte. In den ersten Km gab es auch
einen Sturz; er sollte nicht der letzte gewesen sein, den ich gesehen habe.
Trotzdem darf gesagt werden, dass die Strassenposten den sehr schwierigen
Job sehr gut gemeistert haben. Ich war überrascht, wie diszipliniert die
Abfahrten von allen Fahrern gemeistert wurden. Etwas Unordnung gab es als
die Spitze der 3. Gruppe unsere 2. Gruppe einholte. Bei den späteren
Einholungen gab es uns jedoch auch die Chance einige Km mit diesen
mitzurollen und zu sehen wie die vorausfahrenden Motorräder die Strecke für
uns frei machten – selbst Rotlichter konnten damit für uns grün gemacht
werden! Die Fahrten durch die die Dörfer war für uns Fahrer, aber auch für
die anderen Verkehrsteilnehmer und Fussgänger etwas gefährlich. Der Regen,
der einige Male einsetzte, machte die Strassen rutschig und so konnte ich in
einem Kreisel nur knapp 2 vor mir stützenden Fahrern ausweichen. Nach kurzem
Stopp setzte die Gruppe die Fahrt fort. Es schien, dass sich die Gestürzten
nicht grösser verletzt haben.
Die ersten 100 km waren flach, danach
an der Küste hügelig. Auch fürs Auge gab es an der Küste einiges zu sehen.
Bei den schönen Dörfern und Stränden hätte man ja schon gerne einmal
angehalten, wäre da nicht der Drang vorhanden gewesen, möglichst schnell San
Remo zu erreichen. 295 km durchzustehen war ja schon eine grosse
Herausforderung für uns. Jeder von uns hatte so seine kleineren oder
grösseren körperlichen Probleme unterwegs.
Die Verpflegungsposten
waren gut, wobei schon einige Fahrer aus den mitfahrenden Autos oder
Streckenposten verpflegt wurden. Ich hatte ein technisches Problem am
Fahrrad. Leider konnte ich weder einen mobilen Reparatur Service noch einen
Posten an den Verpflegungsposten finden. Ich finde, dass mindestens an den 3
Posten dieser Service angeboten werden sollte.
Wir aller waren
glücklich, gesund und zufrieden die Ziellinie überfahren zu können, und von
den netten Damen die Medaille ausgehändigt bekommen zu haben.
Anschliessend gaben wir unsere Batches ab und parkierten die Velos im sehr
gut organisierten Velo—Parkplatz. Nach einem Boxenstopp in den naheliegenden
Bars, stärkten wir uns mit Pasta, um dann müde den ca. 6 km langen Weg ins
Hotel Nyala, etwas oberhalb der Stadt, in Angriff zu nehmen. Dort eine
Dusche und dann das ausgiebige Abendessen mit allen Kulessa Teilnehmern.
Schon um ca. 2230 gings zum Schlafen.
Bereits am Morgenessen um 0730
lachte man wieder über die Strapazen des Vortages.
Nach dem Beladen
des Busses und dem Gruppenfoto fuhren wir mit den Fahrräder zum Strand, wo
der Fahrradanhänger zum Beladen stand. Ca. 10.00 Uhr fuhren wir in San Remo
ab. Etwa 5.5 Stunden später erreichten wir – mit Zwischenhalt - wieder
Mailand, wo wir uns von den Kollegen verabschiedeten und in unseren PKW
umstiegen. So gegen 21.30 erreichten wir, bei strömendem Regen, müde aber
glücklich und zufrieden Kirchberg SG/Schweiz.
Es war für uns alle ein
grosses Erlebnis, an welches wir uns immer gerne zurück erinnern werden.
Danke an die Organisatoren und Helfer in Italien, aber auch an Günther
Kulessa, welcher uns sehr gut betreut hat.
Paul Güntensperger
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Ein Bericht von Ulrich Zimmermann
Mailand – San Remo 2019
Mailand - Sanremo ist mit fast 300 Kilometern das längste Eintagesrennen im
Radsport. Ende März fahren die Profis und Anfang Juni findet die
Radtouristik für Jedermann statt.
Die Radtouristik fiel dieses Jahr
(2019) auf den Pfingstsonntag. Der Start liegt etwas außerhalb von Mailand
in Pieve Emanuele vor dem Hotel Ripamonti. Die Strecke entspricht in großen
Teilen dem Profi-Rennen. Das Ziel liegt nicht oben am Poggio, sondern unten
in Sanremo.
Günther Kulessa organisiert schon seit vielen Jahren
regelmäßig eine Busreise von Frankfurt nach Mailand und von Sanremo nach
Frankfurt zurück. Hier gibt es verschiedene Optionen (Busreise, eigene
Anreise, Rücktransfer nach Mailand, Übernachtung in Mailand oder Sanremo
etc.). Mehr Informationen finden sich auf seiner Homepage
(www.milano-sanremo.net).
Ich habe mich für seinen Service
entschieden, da er die komplette Organisation übernimmt. Lediglich die
Startunterlagen musste ich selber abholen.
Am frühen Samstagmorgen
bin ich mit dem Auto nach Frankfurt gefahren. Um 5:00 Uhr ging es nach
Verladen der Räder in den Busanhänger Richtung Mailand. Die Rennräder sind
in dem Anhänger sicher untergebracht, wenn das Einladen dem Busfahrer
überlassen wird. Übervorsichtige können ein Tuch zur Befestigung mitbringen
und den Reifendruck absenken. Das halte ich aber beides nicht für
erforderlich. Bei mehreren Zwischenstopps stiegen weitere Teilnehmer zu. Da
sich vor dem Gotthardtunnel ein langer Stau gebildet hatte, ging es über den
San-Bernardino-Pass und wir erreichten etwa eine Stunde später als erwartet
Mailand, was auch am Pfingstreiseverkehr lag.
Nach dem Abendessen im
Hotel, das ebenso wie das Frühstück und Zielverpflegung in Sanremo sowie ein
Trikot in der Startgebühr von 87 Euro enthalten ist, ging ich früh zu Bett.
Sowohl das Doppelzimmer in Mailand als auch in Sanremo hatte ich für mich
alleine, da mein Zimmerpartner kurzfristig abgesagt hatte.
Die
Rennräder sind im Hotel in Mailand und in Sanremo auf den Zimmern toleriert.
Die Räder auf dem verschlossenen Zimmer abzuschließen, halte ich nicht für
erforderlich.
Das Frühstück ab 5:00 Uhr im Hotel gab es wieder als
Buffet.
An der Sattelstütze habe ich den Transponder befestigt. Auf
dieser Radtouristik wird die Fahrzeit ermittelt, aber es gibt im Ziel keine
Bestenliste. Die Fahrzeiten werden alphabetisch zur Verfügung gestellt.
Über die Treppe war ich Sonntagmorgen schneller im Erdgeschoss als mit
dem Aufzug. Zuerst habe ich das Gepäck zum Bus gebracht, danach das Fahrrad
nach unten getragen.
Der Start der etwa 700 Teilnehmern erfolgt seit
ein paar Jahren nicht mehr als Massenstart, sondern in vier Startblöcken ab
7:00 Uhr mit je 10 Minuten Abstand. 7:10 ging es für mich los. Die
Geschwindigkeit liegt am Anfang zeitweise über 40 km/h schwankt aber häufig.
Am Anfang begleiteten zwei Motorräder den Startblock und sorgten dafür, dass
an roten Ampeln, Vorfahrtsstraßen und Kreisverkehren durchgefahren werden
konnte.
Die Straßen in Italien weisen z. T. große Schäden auf. Nach
etwa 30 km war mein Vorderrad dadurch platt. Nachdem ich die Bereifung
ausgiebig kontrolliert hatte, konnte ich einen Schaden durch einen
Fremdkörper ausschließen. Ursache war ein Durchschlag wegen eines
Schlaglochs. Der Schlauch war schnell gewechselt. Mit der kleinen Pumpe am
Rennrad dauert es lange bis lediglich 2 bar aufgepumpt hatte. Ein Fahrer
eines Transporters aus der Slowakei hielt an und erledigte den Rest. Kaum
hatte ich das Werkzeug wieder eingepackt, rauschte der nächste Startblock
vorbei, dem folgte ich bis zur ersten Verpflegung bei 130 km. Die Strecke
war bis dahin flach. Jetzt ging es nicht sehr steil zum 530 m hohen Turchino
Pass, den ich bald erreichte. Nach der Durchfahrt des Tunnels auf Passhöhe
ging es rasant in vielen Kehren bergab ans Mittelmeer in Genua. Da ich
bergab eher vorsichtig fahre, überholten mich auf der Abfahrt etwa ein
Dutzend Teilnehmer. Ab Genua ging es fast flach nach Sanremo. Wegen des
schönen Wetters und dem Sonntag war auf den Straßen viel los. Um zügig
voranzukommen, war es vielfach nötig in der Straßenmitte zu fahren
Die weiteren Verpflegungspunkte waren bei 200 und 250 km. Die letzte
Verpflegung war kurz nach Capo Berta, der steilsten Stelle der Strecke. Kurz
vor Ende ging es noch zweimal bergauf Cipressa (knapp 250 m) und Poggio
(fast 150 m). Danach war das Schlimmste überstanden. Nach etwas unter 10
Stunden (Bruttofahrzeit) war ich zusammen mit 690 Teilnehmern im Ziel, wo
mir direkt eine Medaille umgehängt wurde. Fünf Euro Pfand gab es für die
Rückgabe des Transponders. Nach der Zielverpflegung ging es mit dem Rad
weiter zum Hotel. Die Fahrt mit dem Hotelshuttle hätte wegen des hohen
Verkehrsaufkommen länger gedauert.
Das Zimmer im Hotel war nur über
drei verschiedene Aufzüge oder einen Aufzug und zwei Treppenhäuser zu
erreichen. Da ich es nicht eilig hatte, brachte ich Rad und Gepäck getrennt
aufs Zimmer. Der kommende Morgen sollte noch eine Überraschung bieten.
Nach dem Frühstück stellte ich érst das Fahrrad am Vorplatz vom Hotel
ab. Anschließend ging ich mit dem Gepäck zur Rezeption, um die Getränke vom
Vorabende zu begleichen. Als ich wieder vor das Hotel kam, waren die
Kollegen mit dem Rad zum Busanhänger, der auf einem Parkplatz am Meer stand,
aufgebrochen. Der Bus wollte gerade losfahren als ich kam. Mein Rad kam in
den Gepäckraum und ich bin mit dem Bus zum Anhängerparkplatz gefahren.
Wegen des Feiertagsverkehrs (Pfingstmontag) dauerte die Rückfahrt nach
Frankfurt etwa drei Stunden länger als vorgesehen. Gegen 02:30 war ich
zurück in Frankfurt.
Das Rennen findet nächstes Jahr wieder zur
gleichen Zeit. Es wäre schön, wenn sich jemand mir anschließen würde. Auf
dem Weg mit dem Auto nach Frankfurt könnte ich zwei Begleiter/innen
mitnehmen.
Ulrich Zimmermann