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Ein Bericht von Ulrich Zimmermann
Mailand – San Remo 2024

Ich wollte auch 2024 wieder an der Radtouristik Mailand Sanremo teilnehmen. Die Wahl des Rades fiel auf das Gravelrad, was seine Langstreckenpremiere feierte. Leider hatten sich auch dieses Jahr nicht ausreichend Teilnehmer gefunden, um eine Busreise ab Frankfurt zu ermöglichen. Dies ist auf die extrem gestiegenen Preise sowohl für die Busfahrt als auch die Übernachtungen zurückzuführen. Günther wollte auch dieses Jahr teilnehmen und mit dem VW-Bus von Oberursel nach Italien fahren. Wir entschieden uns für je einen Verlängerungstag in Mailand und Sanremo. Am frühen Freitagmorgen machte ich mich mit dem Auto auf den Weg nach Oberursel. Mit einer kurzen Schlafpause war ich fast auf die Minute genau um 6:00 Uhr bei Günther, der mich bereits erwartete.

Günther fuhr die ganze Strecke, so dass ich etwas Schlaf nachholen konnte. Vor der Schweizer Grenze haben wir mit einem kleinen Umweg in Frankreich getankt, da der Diesel dort preiswerter ist. In Luzern nahmen wir Hans-Peter mit. Vor dem Gotthard-Tunnel staute es sich nur ein wenig, so dass wir am Nachmittag in Mailand ankamen. Günther hatte die Zimmer nicht im IBIS-Hotel, das direkt am Start liegt gebucht, sondern wenige Kilometer außerhalb im Motel Charlie. Das 4-Sterne-Hotel ist ein umgebauter Bauernhof mit Whirlpool im Zimmer. Direkt an das Hotel grenzt ein Restaurant, wo wir zweimal gut zu Abend gegessen haben. Am Samstag morgen haben wir per Rad die Startunterlagen im Hotel Ibis abgeholt. Morgens war dort wenig Betrieb. Das Trikot, dass ich zwei Nummern größer bestellt hatte, passte diesmal. Leider fehlte der Aufdruck des Jahres der Veranstaltung. Nachmittags ging es mit dem Auto in die Mailänder Innenstadt. Die Parkhaussuche gestaltete sich etwas schwieriger, da die Einfahrtshöhe mindestens zwei Meter betragen musste. Es blieb meist bedeckt und regnete nur ein wenig. Die Temperatur in der Innenstadt war deshalb recht angenehm. Kastell und Dom haben wir wegen großen Andrangs nur von außen gesehen.

Bei der Radtouristik am Sonntag war es weiter bewölkt und nicht so warm. Die etwa 600 Starter waren in drei Startblöcke eingeteilt, die im Abstand von 10 Minuten auf die Strecke gelassen wurden. Der Startblock ergab sich aus der Startnummer. Wir konnten daher erst als letzte um 07:20 Uhr starten. Das Gravelrad hat eine angenehme Sitzposition, was auf Kosten der Geschwindigkeit geht. Bei weit über 40 km/h konnte ich nur kurz mithalten und fuhr bald länger mit zwei Mitfahrern aus Wiesbaden. Die Strecke ging wie auch im Vorjahr nicht über den Turchino Pass und Genua, sondern über San Bernardo und bei Savona ans Mittelmeer. Auf Passhöhe (516 m) regnete es ein wenig. Im Gegensatz zu anderen Teilnehmern verzichtete ich darauf, die Weste anzuziehen, was auch nicht nötig war, da der Regen schwach war und nur kurz anhielt. Erfreulicherweise war es auf der Abfahrt wieder trocken. Eine längere ampelgeregelte Baustelle hielt mich länger auf. An der zweiten Verpflegung verlor ich den ersten meiner beiden Begleiter. Auch nach längerer Pause war ihm eine Weiterfahrt nicht möglich. Mit dem Besenwagen kam er ins Ziel. Zu zweit ging es schnell weiter. Krämpfe stoppen meinen zweiten Mitfahrer. Etwas zu Fuß gehen, brachten ihm keine Abhilfe. Um nicht lange auf den Besenwagen zu warten, nahm er ein Taxi, was ein teures Vergnügen war. An der dritten Verpflegung war ich einer der letzten. Mit Koffein Stimulanz ging es in die letzten Anstiege (Cipressa und Poggio). Auf Cipressa erfolgte auch diesmal keine Zeitmessung. Es wäre also nicht aufgefallen, unten am Meer weiterzufahren. Ich war überrascht, die beiden Anstiege mit zweistelliger Geschwindigkeit fahren zu können. Das bot mir die Möglichkeit vier langsamere Mitstreiter hinter mir zu lassen. Was die nach etwa 300 Kilometern wohl gedacht haben mögen? Nach über 12 Stunden Bruttofahrzeit war ich im Ziel, das diesmal am Meer lag.

So langsam war ich noch nie, auch nicht als ich einmal mit dem Crossrad gefahren war. Nach Erhalt der Medaille, die auch diesmal ohne Jahresangabe war, und Abgabe des Rades im Bikepark ging ich zur Zielverpflegung, die leider schon kalt war. Als ich am Tisch saß, wurde der Bikepark aufgelöst und mein Rad neben mir abgestellt. Das Hotel in der Stadtmitte hatte ich schnell gefunden, da ich den Ort am Vortag auf dem eTrex markiert hatte. Das Fahrrad durfte auch diesmal mit aufs Zimmer. Nachdem ich geduscht hatte, ging es zum nahegelegenen Restaurant am Meer, wo viele Mitfahrer bereits warteten. Hans-Peter fehlte. Er war schnell unterwegs und wurde in einen Unfall verwickelt. Eine Weiterfahrt war ihm unmöglich, da das Hinterrad stark deformiert war. Er nahm auch den Besenwagen.

Die für Montag vorgesehene Radtour fiel deshalb aus. Stattdessen ging es zu Fuß durch Sanremo. Zum Abendessen fuhren wir mit dem Auto zum Poggio, wo Günther einen Tisch in einem gemütlichen Restaurant reserviert hatte.

Auch die Rückreise klappte ohne große Stockungen. In Luzern verließ uns Hans-Peter wieder. In Ettlingen legten wir eine Pause ein. Wir kamen zufällig am Vogel Hausbräu vorbei, das gut besucht war. Ein Tisch für zwei Personen war dennoch frei. Da mir das selbstgebraute Bier gut geschmeckt hatte, nahm ich eine 3-Liter-Flasche für zuhause mit. Innerhalb von zwei Tagen war der Inhalt zu Hause zu zweit geleert. Dass sich das Bier zwei Wochen in der wiederverschließbaren Flasche halten sollte, stimmte also nicht. 😉 Noch vor Sonnenuntergang waren wir zurück in Oberursel.

Mit mäßiger Geschwindigkeit fuhr ich weiter Richtung Heimat. Gegen Mitternacht auf dem Kölner Autobahnring überholte mich ein Polizeiwagen mit der Aufforderung zu folgen. Der Polizist fragte mich, ob ich wüsste, was ich falsch gemacht habe. Diese Frage muss man nicht beantworten, da man sich damit selbst belastet. Ich verneinte und bat um Aufklärung. Der Polizist sagte, ich wäre weit rechts gefahren. Nach Kontrolle von Führer- und Fahrzeugschein fragte er, ob ich mit einem Alkoholtest einverstanden sei. Das Ergebnis war 0,0 Promille. Er empfahl mir, etwas zu ruhen und dann erst weiterzufahren. Nach einer Ruhepause, die ich auf dem etwa 10 Kilometer entfernten Rastplatz vorgesehen hatte, ging es weiter. Die restliche Fahrt verlief komplikationsfrei.

Fazit: Auch wenn Mailand Sanremo kein Rennen, sondern eine Radtouristik ist, bleibt das Rennrad erste Wahl.
Die Organisation von Günther ist einfach genial.

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Ein Bericht von Peter Geibel
Mailand – San Remo 2024


Abenteuer Mailand-Sanremo
Peter Geibel, wohnhaft in Wiesbaden

Mein Name ist Peter Geibel, ich bin 57 Jahre jung und fahre seit ca. 16 Jahren Rennrad. Ich komme eigentlich von den Langstrecken des Laufens, also Marathon und Halbmarathon. Vor ca. 16 Jahren hat mich dann ein Freund zum Radfahren gebracht, also bin ich im Winter laufen gegangen und im Sommer Rad gefahren. Da ich schon immer gerne an Wettkämpfen teilgenommen habe war schnell klar, dass ich bei Rund um den Henniger Turm am 1. Mai mitfahren wollte. Der erste Kontakt zu den Profis kam zustande und was und wo fahren die überall auf der Welt. Da kam das erste Mal der Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo bei mir auf den Zettel; tolle Landschaft, welliges Gelände und zum Schluss geht es richtig los: hoch, runter, schafft es eine Gruppe oder doch ein Einzelner, wer tritt am letzten oder vorletzten Anstieg an… Das war die Zeit, wo ich mir sagte, Wahnsinn, das könntest du doch auch mal machen. Wie es dann so ist, kamen erstmal andere Veranstaltungen, die vor Mailand-Sanremo in meinem Kopf waren, zum Tragen, wie zum Beispiel der Halbmarathon in Tromsö (Norwegen) im Januar 2018 und danach der nördlichste Marathon auf der Welt, Spitzbergen (Mai 2019). Dazu noch der ein oder andere schöne Lauf mit tollen Menschen. Das Rad fahren ging aber immer nebenbei weiter. Die Räder wurden besser, die Ausfahrten länger, das ein oder andere Rennen/RTF Tour kam hinzu. Wir haben ja im Rhein-Main Gebiet mehr als genug davon.

Ich erzählte hin und wieder mal beim Radfahren von meinem Traum, einmal den Klassiker Mailand-Sanremo zu fahren, und die meisten sagten: „du hast einen an der Waffel! 300km 1800HM und das in Italien im Sommer!“ Nur einer nicht: Thomas, der früher bei mir in der Filiale Abteilungsleiter war und nach einer schweren Hüft OP zum Radfahren gekommen ist. Er sagte, er wäre dabei. Ich meinte wie, was, du bist dabei? Ja, bin dabei, meinte er, mach dich schlau und dann ziehen wir das durch! Ich sagte Ok und so haben wir uns dann vor zwei Jahren mit diesem Thema intensiver beschäftigt. Also habe ich im Internet geschaut, wann und wo findet das Jedermann Rennen statt, wie kann man sich anmelden und was ist mit den Vorbereitungen für so ein Rennen. Es war schnell klar, dass wir allein das mit der Anmeldung und den Papieren nicht so ohne weiteres hinbekommen würden. Vielleicht gäbe es ja auch noch mehr Verrückte und wir könnten als Gruppe fahren… das war Anfang 2023. Für das Rennen in 2023 würde es aber alles ziemlich eng werden, da ja vorher auch noch intensiv trainiert werden musste. So haben wir unser Vorhaben auf 2024 verschoben. Das Ziel war klar: Juni 2024 fahren wir in Italien Mailand-Sanremo! Ab jetzt hieß es Kilometer machen wann immer die Zeit es zulässt. Da ich nur ein Gravel Bike zu diesem Zeitpunkt hatte, musste noch ein Rennrad her. Ein Freund schickte mich nach Idstein zu Storck, tolle Beratung und schneller Service (das Rad war nach 3 Wochen bei mir zu Hause, was es bei keinem anderen Hersteller nur annähernd gegeben hätte 😊) Die ersten längeren Runden wurden gemacht – problemlos. Auch Höhenmeter wurden abgespult, die waren aber dann schon eher ein Problem, da ich diese nicht ganz so mag, aber auch das lief von Kilometer zu Kilometer besser. Der Winter kam und ich habe mein Gravel Bike auf die Rolle gespannt. Für einen Outdoor-Mensch wie mich ist es schon eine ungewohnte Geschichte, aber bei dem grauslichen Wetter konnte man ja nicht raus.

Das Training lief, jetzt musste man sich noch um die Orga kümmern. Und so kommt Günther ins Spiel, der als deutscher Ansprechpartner auf der Homepage für das Rennen steht. Ich schrieb also eine Mail an Günther, dass wir Interesse haben, bei dem Rennen in Mailand teil zu nehmen und fragte ihn, ob er dieses Jahr wieder die Orga für Deutschland übernimmt. Es dauerte nicht lange, und Günther rief an und wir sprachen über das Rennen und die Kosten, die in den letzten Jahren immer höher wurden und er das eigentlich nicht einsehen würde, diese zu bezahlen. Da uns die Kosten egal waren (wir kannten ja die Preise aus anderen Veranstaltungen) sagte ich zu Günther, dass wir auf jeden Fall dabei sein werden. Dann fing Günther an zu organisieren und teilte uns mit, dass wir in einem anderen Hotel schlafen (2km vom Start entfernt) und dass wir die Anreise selbst organisieren müssten. Ich sagte ihm, dass es kein Problem sei. Wir hätten ein Auto, wo wir alles rein bekommen. Teil eins war geklärt! Die zweite Frage, die sich stellte: wie kommen wir von Sanremo nach Mailand zurück und wo steht unser Auto in dieser Zeit? Eigentlich sollte ein Bus am Montagmorgen von Sanremo nach Mailand fahren. Dieser wurde leider vom Veranstalter nicht zur Verfügung gestellt. Die Autos von Günther und den Schweizer Radkollegen wurden durch deren Begleitpersonen nach Sanremo gebracht, so dass wir uns selbst um die Rückfahrt kümmern mussten (immer mit Günthers Unterstützung, der mehrfach beim Veranstalter deshalb nachgefragt hatte). Die einzige Lösung war die Zugvariante. Dort ist seit kurzem das Mitnehmen von Rädern in Italien erlaubt. Also Google gefragt, Karten besorgt und direkt 2 Plätze für Montagmorgen reserviert. Als Vorbereitung haben Thomas und ich dann noch das Rennen am 1. Mai über den Feldberg gemacht und die ersten Erfahrungen über die 200km Strecken gesammelt, die wir eigenständig organisiert haben. Um die Höhenmeter noch gut reinzubekommen, sind wir noch eine RTF-Tour im Odenwald gefahren: tolle Strecke, jede Menge Höhenmeter und gut organisiert.

Endlich: Jetzt ging es los. Freitagmorgen von Wiesbaden über die Schweiz nach Mailand, mit einer Fahrzeit von knapp 8 Stunden, völlig ok, wir hatten ja Zeit. Am Ziel angekommen waren wir ein wenig überrascht von der Unterkunft und dem Ort, in dem das Hotel gelegen war. Mitten im Industriegebiet. Die Hotelzimmer hatten einen Whirlpool, waren groß und wir konnten die Räder mit aufs Zimmer nehmen. Günther hatte abends einen Tisch in einem Lokal, das zu dem Hotelkomplex gehörte (scheinbar) bestellt. Wir telefonierten und trafen uns vor dem Lokal, wo wir Hans Peter aus der Schweiz und Ulrich kennen lernten, die mit Günther schon mehr als 15-mal bei diesem Rennen mit dabei gewesen sind! Was, wie ich finde, schon der Wahnsinn ist und wenn man hört, wie alt die Jungs sind und welche Zeiten sie fahren - absoluter Respekt und Anerkennung!!!

Es gab ein tolles Menü an diesem Abend mit einem schönen Rotwein und danach noch vor dem Zimmer ein schönes Bier und gute Gespräche über das Radfahren und die Strecke am Sonntag. Am Samstag sollten noch ein paar Schweizer dazu kommen, die wir dann mittags treffen wollten.

Beim Frühstück am Samstag beschlossen Thomas und ich, dass wir unser Auto in die Nähe des Mailänder Hauptbahnhofs in ein Internationales Parkhaus stellen, um dann mit dem Rad wieder zurück ins Hotel zu fahren (laut Google 30 km), was zur Lockerung der Muskulatur dienen sollte J. Aber erstmal ging es aufs Rad, um die Startnummern zu holen. Wie Günther uns versprochen hatte, waren es wirklich nur 2 km, die schnell zurückgelegt wurden. Da noch nicht viel los war, haben wir die Nummern schnell bekommen und die Nervosität stieg langsam immer höher. Es ging zurück ins Hotel und Thomas und ich fuhren nach Mailand rein, um unser Auto entsprechend abzustellen. Gesagt getan. Thomas suchte die Strecke raus, die wir mit dem Rad zurückfahren wollten und nach dem Abstellen des Autos ging es auf einem traumhaft schönen Radweg zurück in den Süden von Mailand, zurück ins Hotel. Dort haben wir dann den Rest getroffen. Die Mannschaft war nun komplett und wir konnten zum Abendessen gehen. Selbes Restaurant, nur diesmal gab es Pizza und ein Glas Wein zur Beruhigung der Nerven.

Am nächsten Morgen war um 5 Uhr aufstehen und frühstücken angesagt (ist nichts für mich, da ich morgens nichts runter bekomme) Um 6.30 Uhr Gruppenfoto und Richtung Start rollen. Der Plan war klar: Ankommen war das Ziel! Die Temperatur fand ich ok. Leichte Bewölkung und ein bisschen Wind aus der richtigen Richtung, also alles gut. Erster Startschuss pünktlich um 7 Uhr. Wir rollten mit Günther und den anderen um 7.30 Uhr los und schon ging die Truppe gut ab. Wir hatten gleich ein gutes Tempo von 33 bis 36 km drauf, bis sich das ganze dann wieder ein wenig beruhigte und wir mit 30 km im Schnitt auf schlechten Straßen mit vielen Schlaglöchern durch die Ebene fuhren und gefühlt 100 x einen Kreisverkehr durchquerten. Es rollte mega gut und ich fühlte mich super, nachdem der anfängliche Stress nun rum war. Thomas fuhr vorne und ich und ein paar andere hinten dran, so dass wir in einer super Zeit (für meine Verhältnisse) zum ersten Stopp anhielten. Da hieß es Wasser aufnehmen, ein bisschen stärken und dann weiter zum nächsten Stopp in 100 km, aber bis dahin noch über den Colle Giovo Pass. Es wurde Mittag und es wurde immer wärmer (ca. 30 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit) und schwüler, da sich vor dem Pass Regenwolken versammelten und die ersten kleinen Schauer kamen. Die störten aber nicht, da sie nicht kalt waren. Mit leichten Wellen ging es langsam Richtung Pass und kurz vor dem Gipfel wurde es dann richtig eklig. Die Wolken rissen auf und die Sonne kam erbarmungslos zum Vorschein. Die Straße war noch feucht, so dass man kaum Luft bekommen hat.

Jetzt ging es Richtung Savona. Tolle Abfahrt, auch ohne größere Streckenprobleme, aber irgendwie war der Wind weg. Unten angekommen habe ich zu Thomas und Ulrich gesagt, dass ich erstmal eine Cola brauche, da meine Kraftvorräte durch die Wärme ziemlich leer waren. Wir hatten noch ca. 30 km bis zur Verpflegungsstation und wir fuhren in einem 30er Schnitt weiter am Meer entlang. Es fehlte nur eins: WIND! Dieser war weg und es wurde immer drückender vom Wetter her und das überhitzte meinen Körper völlig. Da kam sie endlich, die Verpflegungsstation bei km 217 und ich hörte auf meinen Körper, der sagte lass es sein. Schweren Herzens habe ich dann zu Thomas gesagt, dass ich aufhöre, da mir auch mein Kreislauf innerhalb von Sekunden deutliche Signale gesendet hatte.

Ich schrieb in die Gruppe, ob mich jemand holen könnte oder weiß, wie ich nach Sanremo zurückkommen könnte. Hans Peter schrieb, dass er gestürzt sei und im Besenwagen sitzt und ich in diesem mitfahren könnte. Es würde aber noch etwas dauern, da er alle Wegweiser einsammeln würde. Wenn ihr mich fragt, so was geht gar nicht! Bei so einem Rennen muss der Veranstalter in der Lage sein, die Menschen schnell zum Ziel zu bringen. Thomas und Ulrich sind dann weiter und Günther kam später noch vorbei und wollte mich noch mal motivieren, die letzten 80 km doch noch mitzufahren. Diese würden auch ohne die letzten Anstiege gehen und am Meer entlangführen. Da mein Kreislauf zu diesem Zeitpunkt noch nicht besser war, wartete ich auf Hans Peter und den Besenwagen, der mich dann mitnahm (das war auch mal eine Erfahrung; die erste in so einer Situation; vorher nur einmal zwangsweise bei einem Marathon ausgestiegen, wo die Hüfte kaputt ging). Kaum im Wagen rief Thomas an, dass er bei km 270 entkräftet aufgegeben hat und nun versucht, ins Hotel zu kommen, da es vom Veranstalter aus keine Möglichkeit gab, ihn zu holen (auch das geht meiner Meinung nach gar nicht!). Um 20.30 Uhr kamen wir mit dem Besenwagen in Sanremo an (alle Schilder waren ein gesammelt). Hans Peter war richtig sauer, da er schon seit dem Pass (wo der Unfall war) im Bus zugebracht hat. Eine schöne Geste gab es aber dann doch noch: wir haben unsere Medaillen trotzdem bekommen, auch wenn wir es nicht ins Ziel geschafft haben. (Danke an den Präsidenten, der noch vor Ort war) Thomas war auch schon im Hotel, er kam mit dem Taxi. Nach dem Duschen sind wir noch was essen gegangen, das Letzte Richtige gab es ja schließlich bereits morgens um 5 Uhr J ein kühles Blondes dazu und alles war so weit wieder gut - solange wir gesessen haben…

Am nächsten Morgen alle Mann beisammen zum Frühstück, jeder erzählte was so los war und jeder hatte so seine Erlebnisse auf der Strecke. Vom Sturz, über platten Reifen (und verkürzter Strecke) verlorene Garmin Geräte, bis hin zur Aufgabe war alles dabei. Um 9 Uhr trennten sich dann leider unsere Wege wieder. Die Schweizer Gruppe fuhr direkt von Sanremo nach Hause. Günther, Hans Peter und Ulrich blieben noch einen Tag länger und wir stiegen in den Zug Richtung Mailand. Es gab ein extra Abteil für die Räder (zum Aufhängen) und wir hatten unseren reservierten Platz. Die Fahrt sollte 3 ½ Stunden dauern. Es wurden 5 Stunden daraus, weil wir 20 km vor Mailand nicht mehr weiterkamen. Also sind wir kurzfristig umgestiegen und haben dann das erste Ziel erreicht: Mailand Parkhaus. Die Räder wurden ins Auto gepackt und dann ging es ab auf die Straße. Wir wollten schauen wie es läuft und dann entscheiden, wie weit wir fahren und ob wir nochmal übernachten. Da die Autobahn aber komplett leer war, sind wir durchgefahren und waren schließlich am Montagabend um 21.30 Uhr wieder zuhause.

Leider ging es mir ab Mittwochabend von den Atemwegen her immer schlechter und es stellte sich heraus, dass ich mir Corona aus Italien mitgebracht hatte. Also noch ein paar Tage mehr ausruhen, bevor es wieder aufs Rad geht.

Das war mein Mailand – Sanremo!

Ich kann nicht sagen, ob ich dieses Rennen noch mal mitfahren werde, da die Temperaturen nicht meine sind (ich mag es lieber etwas kühler), aber eins weiß ich ganz bestimmt: ich werde mit Günther die ein oder andere Runde im Taunus und Umgebung noch drehen. Ihm gilt mein besonderer Dank! Er war Organisator, Informant und Motivator während der gesamten Reise! Dem Veranstalter kann man nur mitgeben, dass er sein Konzept mit dem Rücktransport von Verletzten und Fahrern, die aufgeben müssen, überdenkt. Das geht so überhaupt nicht, da gibt es deutlich bessere Lösungen und Schilder können auch andere einsammeln!

Sportliche Grüße aus Wiesbaden