Ein Bericht von Ingo Köster, Delmenhorst
Milano-San Remo 2011
Vorgeplänkel
Nachdem ich als Fußballinvalide (Knorpelschaden im
Knie) zunächst durch Radfahren im Fitnessbereich wieder auf die Beine kam,
hat sich seit der ersten Teilnahme an einem Jedermann-Rennen im Jahre 2008
einiges geändert. Im zarten Alter von 43 Jahren entwickelte sich mit dem
sportlichen Radfahren unter Wettkampfbedingungen eine neue Leidenschaft.
Dass meine Ehefrau (schon immer sportlich) zunehmend ebenfalls Gefallen an
solchen Aktivitäten fand, macht die Sache nur noch schöner.
Vor ca.
einem Jahr entwickelte sich bei einem Glas Weizenbier (nicht alkoholfrei)
die Idee, an einer etwas außergewöhnlichen Radsportveranstaltung
teilzunehmen. Durch die Roadbike wurde ich auf Milano-San Remo aufmerksam.
Ein Hobbyrennen mit der für normal denkende Menschen unfassbar langen
Distanz von 298 Längenkilometern. Die 2 Höhenkilometer fallen da ja kaum ins
Gewicht ...(:-). Hier und da mal von mir erwähnt, fragte meine Frau, warum
ich denn so was machen müsste. Sie hatte natürlich recht. Ich dachte mir
aber, es gibt auch keinen Grund, es nicht zu tun. Durch eine Info in der
Roadbike stieß ich auf den Internetauftritt von Günther Kulessa. Dadurch war
die Anmeldung problemlos auch als Nicht-Italiener hinzubekommen. Die
Zwischeninformationen von Günther waren stets hilfreich und willkommene
Vorfreude auf mein Jahreshighlight.
Anreise/Vorbereitung
Über
einen beabsichtigten Umweg (Sustenpass, Gotthardpass, Lago Maggiore) reisten
wir mit dem Wohnmobil an und fanden in unmittelbarer Nähe des Startbereiches
ein hervorragendes, ruhiges Nachtlager. Bei der Ausgabe der Startunterlagen
konnte man schon sehr hochwertige Räder mit ihren dazugehörigen
muskelstarken Fahrern beobachten. Hier nehmen wohl keine "Bratwürste" teil,
wie ein Bekannter sagen würde. Respekt! Informationen von anderen
Wohnmobilisten und mehrfachen Milano-Sanremo Teilnehmern erhöhten meinen
Respekt vor diesem Rennen (offiziell als RTF mit Zeitnahme getarnt). Aber
bange machen zählt nicht, dachte ich mir. Nachdem es dann pünktlich zum
Frühstück um 5:30 Uhr begann zu regnen, war mir schon etwas mulmig zumute.
Das Ziel, in ca. 10 Stunden nach Sanremo zu kommen, habe ich insofern
korrigiert, dass ich den Zielort unbeschadet erreichen wollte. So sahen es
auch andere Teilnehmer, die ich aufgrund der ausgehänten Namenslisten auf
ca. 1.000 schätzte.
Das Rennen
Gefühlsmäßig in der Mitte
einsortiert ging es dann kurz nach 7:00 Uhr los. Trotz des Regens zog ich
meine Regenjacke aus, weil ich mir dachte, dass ich mir später keine Zeit
gönnen würde, diese bei besserem Wetter auszuziehen. Ausserdem empfand ich
den Regen nicht als kalt. Ja, jetzt konnte es wirklich losgehen. Spannende
Fragen konnten geklärt werden. Sind die Strassen wirklich so schlecht?
Verfahren sich aufgrund der schlechten Beschilderung tatsächlich ganze
Gruppen? Werden Autos in Kreiseln zum Anhalten gezwungen? Werden rote Ampeln
stets ignoriert? Werden nach 270 km vermeintlich kleine Anstiege - wie die
Cipressa oder der Poggia - zu echten Bergen? Klappt es mit der Verpflegung?
usw. Ich glaube, keiner der Teilnehmer wäre an dem heutigen Tag unter
Nicht-Wettkampfbedingungen auf die Idee gekommen, Rennrad und dazu auch noch
nach Möglichkeit ziemlich schnell zu fahren. Insgesamt regnete es auf ca.
160 km. Direktes Hintereinanderfahren war aufgrund des Wasserstrahls direkt
ins Gesicht unmöglich. Es mussten also geschickt Lücken gewählt werden.
Nicht immer einfach, besonders wenn dass Rennradvolk keine gerade Linie
fährt, Flaschen verliert, Löchern usw. ausweichen muss. Ich zog es vor, von
Beginn an ohne Brille zu fahren, da ich mit Brille bei meiner letzten
intensiven Regenfahrt nur noch sehr schlecht sehen konnte. Nach ca. 23 km
schien dieses Abenteuer bereits zu Ende zu sein. Ein italienischer Radfahrer
vor mir kam auf gerader Strecke in Schräglage und stürzte. In dieser Sekunde
wusste ich, dass ich keine Chance hatte, hier ohne Sturz rauszukommen, hatte
aber auch gleichzeitig das Gefühl, dass es gut ausgeht. Ich hatte das Glück,
genau mit meinem Körper auf dem Körper des Gestürzten zu landen. Wir werden
wohl ein paar Meter gemeinsam gerutscht sein. Nachdem ich mich aufrichtete,
dem anderen auf Nachfrage wohl auch nichts fehlte, konnte die Regenfahrt
weiter gehen. Einige Fahrer aus dem Team des Gestürzten kamen zudem noch
zurück. Puh. Nach kurzer Zeit erreichte ich sogar die Gruppe wieder.
Nach diesem Schrecken ging es gefühlsmäßig eigentlich ziemlich gemächlich
weiter. Zwischenzeitliche Blicke auf den Fahrradcomputer zeigten mir aber
an, dass wir nicht ganz langsam unterwegs waren (meistens zwischen 35 und 45
km/h). Bis zum ersten Anstieg nach ca. 125 km ergab dies einen recht
respektablen 37er Schnitt. Sehr nett. Nicht so nett war, dass – wie beim
Berichtschreiber Bernhard Kraas – meine Blase unverhältnismäßig früh
signalisierte, dass sie sich nicht bis zur ersten Verpflegungsstelle, die
bei ca. km 122 sein sollte, gedulden wollte. Das Feld nach diesem nicht
eingeplanten Stopp wieder zu erreichen hat einiges an Energie benötigt, hat
mich aber nicht erheblich geschwächt. Schließlich habe ich nicht nur
Ausdauer, sondern auch Fahrten im Spitzenbereich trainiert. Zudem kamen
einige Fahrzeuge nicht sehr zügig an der sehr großen Gruppe vorbei, so dass
ich mich teilweise auch in deren Windschatten kurzzeitig "ausruhen" konnte.
Es war also alles wieder gut. Zwischenzeitlich hörte es sogar mal auf zu
regnen. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt. Schon einige Zeit bevor es in
den Anstieg zum Passo del Turchino ging, begann das Feld etwas zu trödeln.
Da offensichtlich keiner mehr mein Tempo mitgehen wollte und ich mich
pudelwohl fühlte, entschloss ich mich, das Feld zu verlassen..... Ich liebe
Anstiege und so war es ein echter Genuss, diesen leicht zu befahrenen Pass
(maximal 6%) mit einigen Ups and Downs zu erklimmen. Am Scheitelpunkt war es
schon trocken und so konnte ich bereits bei nahezu vollständig
abgetrockneter Straße die tolle Abfahrt zur ligurischen Küste genießen.
Durch etwas zu langsam fahrende Autos kamen jetzt wieder einige Abfahrer
zusammen. Nachdem die Autos überholt wurden, konnte die flotte Abfahrt
weiter gehen. Zwei bessere Abfahrer als ich es bin, zogen dann kurz vor
Erreichen der Küste weg. So waren wir an der Küste zunächst 3 später 6
Fahrer, die Führungsarbeit gestaltete sich als einigermaßen gerecht. Hier
und da ein kleiner Anstieg (meistens nur 4-5%), mal etwas Gegenwind (als
Norddeutscher kein Problem), die Sonne lachte, die Weste konnte ich
ausziehen; so konnte es bleiben. Das von Bernhard Kraas beschriebene
Szenario (rote Ampeln werden ignoriert, Autos werden zum Halten gezwungen,
Autos werden im Mittelbereich der Strassen überholt) kann ich bestätigen.
Allerdings hatte ich mich aufgrund der Berichte von der Kulessa-Seite aus
den Vorjahren darauf eingestellt und außerdem wüsste ich nicht, wie man sich
anders verhalten sollte. Dies ist schließlich ein Rennen und kein Ponyhof.
Mir hat`s jedenfalls Spaß gemacht, sich halboffiziell wie ein Verkehrsrowdy
zu benehmen. Mit "meiner" Sechsergruppe fuhren wir dann auf zwei weitere
Gruppen auf. Das Tempo wurde wieder etwas angezogen. Die zweite
Verpflegungsstation, die ich zu spät gesehen habe, ließ ich aus. Sehr
sympathisch fand ich, dass vom Führungsmotorrad eine Wasserflasche gereicht
wurde, welche dann für die ersten 5-6 Fahrer/in der Gruppe ausreichte. Eine
Baustelle bei KM 225 zwang unsere Gruppe zu einem Zwangsaufenthalt von ca.
2-3 Minuten. Die dritte Verpflegungsstation bei KM 250 sorgte dann für eine
erneute Gruppentrennung, da einige weiter fuhren. Ich versorgte mich mit
Apfelschorle und Apfelsinenstücken. Da die anderen Pausenlinge noch keine
Anstalten zum Weiterfahrten machten, ging ich wieder alleine auf die Reise;
vielleicht konnte ich die Durchgefahrenen noch erreichen oder würde selbst
wieder eingesammelt werden. Ich fühlte mich jedenfalls noch topfit und in
ca. 20 km begann ja schon der Cipressa-Anstieg. Meine Verpflegung bestand
überwiegend aus selbstgebackenen Haferflocken-Riegeln, einigen
Kohlenhydratengels und einigen anderen Reserveriegeln. Die Apfelsinen
schienen mir wohl noch weitere Energie verliehen zu haben. Jetzt lief es wie
"geschnitten-Brot". Im Cipressa-Anstieg war ich voll in meinem Element. Ich
zog an mehreren Fahrern in für mich erstaunlicher Geschwindigkeit vorbei.
Als ein überholter Fahrer sogar "Bravo" rief, musste ich unweigerlich an
unseren Joke von Mallorca denken. Für längere Ausfahrten haben meine Frau,
ein befreundeter Triathlet und ich unsere Räder mit einer etwas größeren
Satteltasche von Rose ausgestattet. Nicht sexy, aber ungemein praktisch. Auf
Fragen, was wir denn da alles drin hätten, antworteten wir stets: "Unseren
Elektromotor". Inzwischen glaubte ich, dass da heute tatsächlich einer drin
wäre. Ich sammelte bis kurz vor der Scheitelhöhe alle Fahrer der vorherigen
Gruppe ein und freute mich auf die Abfahrt. Allerdings fing es jetzt wieder
sehr heftig an zu regnen. Da es nur noch ca. 25 km waren, zog ich mir keine
Weste mehr an und fuhr so vorsichtig, wie es unter diesen Bedingungen nur
geht, herunter. Ich merkte sehr schnell, dass es bei dieser Nässe kaum eine
Bremsreserve gibt, falls man sich bei der Dosierung der Geschwindigkeit vor
den Serpentinen verschätzt. Es lief anschließend wieder ein Gruppe zusammen,
mit der ich dann auch in den Haushügel von Sanremo, den Poggio, einbog. Da
ich noch genügend Kräfte in mir hatte, zog ich wiederum davon. Irgendwie
schade, dies sollte schon der letzte Anstieg sein? ... jetzt nur noch die
Wassermassen verdrängen und heile runterkommen. Dann ein paar Kilometer
durch den Ort – das war`s. Nach 8 Stunden und 51 Minuten offizieller Zeit
bin ich unversehrt angekommen.
Nach dem Rennen
Auch meine Frau
ist von Milano nach Sanremo gefahren. Wahrscheinlich war es für Sie
anstrengender als für mich. Mit dem Wohnmobil weilte Sie bereits auf dem
zuvor ausgeguckten Campingplatz 4 km vom Ziel entfernt. Aufgrund des Regens
und Gewitters mochte sie leider nicht in den Zielbereich kommen. Da mir
inzwischen ohne Bewegung etwas kalt wurde, zog ich es vor, zunächst beim
Campingplatz zu duschen. Nachdem sich Blitz, Donner und Regen verzogen
hatten, kehrten wir zurück und weilten noch einige Zeit im
Siegerehrungsbereich mit Pasta und Cola. Leider verpassten wir die
Siegerehrung. Gerne hätte ich noch Günther Kulessa persönlich kennen
gelernt. Bedauerlicherweise war er nicht mehr vor Ort und auch nicht in der
Nähe des Busses, bei dem ich noch mit zwei Kulessa-Teilnehmern sprach.
Insgesamt war es ein ganz tolles Ereignis mit gutem Ausgang. Jetzt konnte
weiter Urlaub gemacht werden. Wir blieben in Sanremo; es ist ein sehr
geeigneter Ausgangsort für herrliche Touren in die Ligurischen Alpen und
nach Frankreich sowie Monaco. Es gibt hier einen Wohnmobilstellplatz für 10
€ die Nacht (ohne Strom, Ver- und Entsorgung ist möglich). Von hier aus
beginnt auch die Area 24, ein fantastischer Fahrradweg (absolut autofrei)
auf einer ehemaliger Bahntrasse. Hiervon sind bislang 21 km fertiggestellt
(bis San Lorenzo). Die Blumenriviera verdient nach meiner Meinung ihren
Namen zu Recht.
Fazit
Die Erwartungen waren größtenteils
zutreffend. Die Strassen sind auf den ersten 120 km wirklich schlecht,
besonders wenn bei gutem Wetter viel schneller und enger gefahren wird, sind
Stürze und Pannen vorprogrammiert. Die Ausschilderung war ok. Uns begleitete
aber auch die allermeiste Zeit ein Motorrad, dessen Fahrer wohl den Weg
kannte. Verkehrsregeln werden in der Tat ständig gebrochen. Wer damit ein
Problem hat, sollte hier nicht mitfahren.
Ingo Köster, Delmenhorst
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Ein Bericht von Jörg Doose aus Hamburg
Seit Jahren
bekommen ich die Mails „Mailand – San Remo“. Irgendwann tauchte diese
Veranstaltung auch mal auf meiner „To-do-Liste“ auf. Ende 2010 war es
soweit. Meine Anmeldung bei Günther erfolgte. Zeit zum Trainieren sollte ja
vorhanden sein. Na ja, es kam dann doch etwas anders. Acht Wochen vor dem
Start sollte eine sechswöchige Zwangspause erfolgen. Plötzlich stellte sich
mir die Frage, ob ich den Bus unmittelbar nach der Veranstaltung überhaupt
in dem angegebenem Zeitfenster erreiche. Hätte ich bloß eine Übernachtung in
San Remo gebucht, tja, - hättste, hättste , hättste!
Die vielen
Informationen, die Günther vorab verteilte waren sehr hilfreich. Ich finde
das sowieso klasse, was er da ehrenamtlich auf die Beine stellt!
Nun hieß
es erst einmal von Hamburg nach Mannheim fahren und einen Tag später mit
meinem Partner nach Mailand. Irgendwann kamen wir da ja auch an holten
schnell die Startunterlagen und planten gemeinsam, bei Regen nicht das
Rennen zu fahren. Es fing ja auch erst bei der Startaufstellung an zu
regnen, also sind wir los. Trotz des Regens und der anfänglich schlechten
Straße lief es ganz gut. In Genua schien sogar die Sonne, ich hatte einen
guten Schnitt und der Bus war mir sicher. Ich fuhr von jetzt an den Rest der
Strecke allein, bei den Ortsdurchfahrten orientierte ich mich strickt an der
Mittellinie, allerdings war nicht an jeder roten Ampel freie Fahrt, was
soll’s. Ich will den Bus kriegen! Einen Platzregen mit Gewitter nutzte ich
bei der letzten Verpflegung zu einer längeren Pause, hätte vielleicht
weiterfahren sollen, so schlimm war’s auch wieder nicht. Den Bus habe ich
locker bekommen, mit meiner selbstgestoppten Fahrzeit war ich auch
zufrieden.
Der Verein, der diese Veranstaltung organisiert hat wirklich
gute Arbeit geleistet und sich gut um die Teilnehmer gekümmert.
Für mich
ist diese Veranstaltung abgehakt, es hat sich gelohnt, hier teilgenommen zu
haben und die Eindrücke mit nach Hause zu nehmen.
Einen besonderen Dank
an Günther!
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Rennbericht Milano-Sanremo 2011
von Stefan Schär
Vorhaben & Zielsetzung
Damit die im Frühjahr auf Mallorca abgespulten
1800 km und die unzähligen schweisstreibenden Stunden im Kraftraum endlich
mal zur Anwendung kamen, wurde eine richtige Herausforderung gesucht. Im
Internet bin ich dann auf die Seite des www.ucsanremo.it gestossen, welcher
dieses Rennen Mailand-Sanremo organisiert. Nach etlichen Recherchen und dem
Durchlesen verschiedenster Erfahrungsberichten stand fest, dieses Rennen ist
ein Muss für jeden Radsportler der das etwas andere "Rennen" sucht. Also
habe ich mich angemeldet. Glücklicherweise konnte ich meinen Kollegen Michel
Ritter auch dazu überzeugen, sich für dieses Erlebnis anzumelden. Als
Zielsetzung galt, Sanremo mit einem Gesamtdurchschnitt von 30km/h zu
erreichen, dies bei 295 km und einem Höhenunterschied von 1800 m. Um dies zu
erreichen, war es unser Ziel, bis mindestens zum Passo Turchino in einem
Fahrerfeld unter zu kommen, wo zwischen 35-40km/h gefahren wird. Schnell
stand fest, dass ein eigenes Begeleitauto nur von Vorteil sein kann, sei es
um Verpflegung entgegen zu nehmen oder auch aus materialtechnischer Hinsicht
bei Defekten. Bis kurz vor der Abreise gestaltete sich jedoch die Suche nach
einem Fahrer für das Begleitfahrzeug sehr schwierig, da viele die
Auffahrtstage bereits anders geplant hatten. Ganz unverhofft gelang es
jedoch Michel Ritter, seine langjährige Kollegin Barbara Schweizer für diese
verantwortungsvolle Aufgabe zu gewinnen. An dieser Stelle ist nochmals ein
ganz herzliches "Dankeschön" an Barbara für diesen tollen Einsatz gerichtet!
Anreise Freitag 3.6.2011
Die Anreise nach Milano erfolgte am Freitag
3.6.2011 via Luzern > Gotthard > Chiasso > Milano staufrei. Wir haben
bewusst den Anreisezeitpunkt auf 2 Tage vor Rennbeginn gelegt, damit wir uns
gemütlich anklimatisieren konnten und wir nicht durch etwaigen Reisestress
am Renntag negativ beeinflusst würden.
Bei der Ankunft im Hotel NH
Milanofiori stellten wir fest, dass diese Gedanken sehr viele andere
Rennteilnehmer aus aller Welt auch hatten. Auffallend viele
Auto-Nummernschilder der Länder Belgien und Niederlande waren zu sehen.
Jedoch noch mehr aufgefallen waren die auf den Autos befestigten
Rennmaschinen sowie die dazugehörigen "Piloten" - Carbon und HighTech soweit
das Auge reicht, braungebrannte glatt rasierte Sprinterwaden in der Dicke
ausgewachsener Karnickelbäuche. Da schoss mir erstmals der Gedanke durch den
Kopf "Bist Du hier wohl wirklich richtig....was hast du nur gemacht...."?
Kurze Zeit nach dem Einchecken hat Michel Ritter, infolge seiner bereits
gesammelten Rennerfahrung, die für Ihn wichtigsten offenen
Punkte/Abklärungen erledigt haben wollen > Ort Startnummernausgabe, Ort
Start, Ort Frühstück vor dem Rennen etc. Nach Abklärung dieser Punkte
begaben wir uns mit unserer Begleitwagenfahrerin Barbara in das nahe
gelegene riesige Einkaufcenter. Trotz der zahlreichen Schuhläden verliessen
wir dieses Einkaufscenter nur mit 24 Liter Mineralwasser um unsere Bidons zu
füllen. Bei einem anschliessenden Einrollen inspizierten wir die ersten 10
km der Rennstrecke bei sehr schwülen Temperaturen. Ich hatte sehr Mühe
richtig Luft zu bekommen (dies auf nur 10 km!!!)...da waren Sie wieder meine
Gedanken "..wie willst Du bloss diese 295 km schaffen wenn Du schon nach 10
km fast keine Luft mehr hast"? Am Abend dann ging’s ins nahe gelegene
Restaurant im Areal des Kinos. Bei einem Glas Wein und viel Pasta wurde
vorwiegend über das Rennen gesprochen. So gegen 22.30 war dann Bettruhe
angesagt, leider hatte ich diese Nacht sehr wenig Schlaf gefunden, zu oft
kreisten meine Gedanken um das Rennen herum.
Samstag 4.6.2011
Nach
einem ausgiebigen Frühstück in einem mit Radsportlern völlig überfülltem
Frühstücksraum, ging’s so gegen 09.30 Uhr zur Startnummernausgabe, welche
direkt im Nebentrakt des Hotels statt fand. Davor bildeten sich teilweise im
Regen schon lange Schlangen von Radlern, welche je nach Ihrer zugeordneten
Startnummer (welche zuvor an aufgemachten Blättern abgelesen werden musste),
sich in die entsprechende Schlange stellen mussten. Lustigerweise führten
dann diese getrennten Schlangen zu ein und der selben Eingangstüre, wo ein
Mitglied des UCSANREMO die Radler zum Einlass selektierte...Stichwort
"Organisation Italia"...:-)) Nach mühsamen 90 Minuten, dem Abgeben eines
ärztliches Sportattests und dem Unterzeichnen eines Dokumentes mit
unbekanntem in Italienisch verfasstem Inhalt waren wir endlich im Besitze
unserer Startnummer und dem Transponder. Obendrein gab es noch ein schönes
Radtrikot, Sportfood und ein Massagegel.
Danach wurden mit Barbara
Schweizer anhand ausgedruckter Karten, Reiseführer und Marschtabelle in der
Hotelbar die Verpflegungspunkte ausgemacht, an denen geplant war, fliegend
die Verpflegungsbeutel entgegen zu nehmen. Es waren dies folgende Punkte,
jeweils nach der entsprechenden Ortschaft auf der rechten Strassenseite:
- Noviligure bei km 95
- Cogoleto bei km 167
- Finale Ligure bei km
210
- S. Lorenzo al Mare bei km 267
Trotz dieser zahlreichen
eingeplanten Verpflegungspunkten zogen wir es vor, je Rennrad zusätzlich
hinter dem Sattel einen Doppel-Bidonhalter zu montieren, so dass keine Halte
an den offiziellen Verpflegungsposten eingelegt werden mussten und dadurch
Zeitverluste entstehen. Dass diese Doppel-Bidonhalter nicht für Italiens
Strassenbeläge tauglich sind, bewies uns das Renngeschehen schon nach
wenigen Kilometern (siehe Anschnitt Renntag).
Am Nachmittag absolvierten
Michel Ritter und ich infolge des schlechten Regenwetters eine kurze
1/4stündige Lockerungs-Einheit auf den Ergometern des hoteleigenen
Fittnessraumes. Meine Beine waren sehr locker und drehten die Kurbeln mit
100 Umdrehungen mühelos, es kam erstmals ein kleines Rennfieber
auf...yeahhhhh. Darauf präparierten wir im Hotelzimmer unsere Fahrräder und
tätigten sonstige Rennvorbereitungen - Kette schmieren (:-), Riegel und
Gaspumpe auf Rahmen kleben, Startnummer befestigen, Bidons schon mit
Energy-Drink-Pulver füllen, Verpflegungsbeutel bereit stellen etc.
Schon fast als Ritual ging’s dann am Abend wieder in ein Restaurant im nahe
gelegenen Areal des Kinos. Der Wein blieb jedoch auch an diesem Abend nicht
aus, so auch die Pasta. So gegen 22.00 war dann Bettruhe angesagt, zuvor
jedoch lockerten wir unsere Beine mittels Massagecreme und
Electrostimulator. Michel Ritter "pflasterte" sich noch bis spät in die
Nacht mit Brioche-Brötchen, Käse, Oliven-Öl und Salz kleine Sandwichs,
welche er seinen Verpflegungsbeuteln beifügte. Ich hatte wiederum eine sehr
unruhige Nacht und gesamthaft wohl nicht mehr als 4 Stunden geschlafen!
Hatte ich doch im Halbschlaf andauernd Stürze, rasante gefährliche
Abfahrten, Gerangel im Fahrerfeld etc. vor Augen.
Renntag Sonntag
5.6.2011
Infolge des schlechten Schlafes war ich sehr froh, dass uns der
Wecker um 04.00 Uhr den Befehl gab, aufzustehen. Ein Blick zum Fenster raus
liess zu dieser Uhrzeit noch nicht erahnen, welch Wetter uns in 3 Stunden am
Start erwarten würde. Gegen 04.15 Uhr waren wir inkl. Barbara auch schon im
Nebengebäude des Hotels, wo das Frühstück eingenommen werden sollte. Wir
waren als erstes da, keine Menschenseele ausser dem Kellner waren zu
sehen...respektive wir waren zu früh da...ja, wir waren die ersten...wenn es
doch nur am Ende des Tages nach den 295 km auch so wäre..:-))
Nach einer
10 minütigen Wartezeit wurde uns Einlass zum Speisesaal gewährt. Pasta so
früh am Morgen schmeckt einfach scheusslich, aber was soll’s, sie erfüllen
eben ihren Zweck. Michel und Barbara hielten sich eher an das brotige mit
den üblichen Aufstrichen, der Kaffee schmeckte wie immer: nach Kaffee.
Zurück im Zimmer gegen 05.00 Uhr wurden alle Utensilien, welche nicht mehr
fürs Rennen gebraucht wurden, verpackt und ins Auto gebracht. Ebenfalls
wurden die Ersatzlaufräder (je 2 VR und je 2 HR) mit 8 Bar gepumpt, in der
Hoffnung, dass diese trotzdem nicht zum Einsatz kommen werden.
Wieder
zurück im Zimmer schmissen wir uns in Schale, besser gesagt ins Radtrikot.
Da am Vortag keine Vaseline im Einkaufscenter gefunden wurde um die
bekannten Scheuerstellen wie Innenoberschenkel zu behandeln/schützen, kam
eine Lippenpomade zum Einsatz. Dessen Anwendung sich übrigens während dem
ganzen Rennen als vorzüglich bestätigt hatte. Nach diversen anderen
Vorbereitungen standen wir dann "rennbereit" so gegen 06:20 vor unserem
Hotel NH Milanofiori. Geschätzt hatten zu dieser Zeit schon die ersten 150
Rennfahrer die "Eingangs-Chip-Kontrolle" passiert und standen startbereit in
optimaler Ausgangs-Position hinter der Startlinie. Wir reihten uns gleich
dahinter ein. Der Startbereich befand sich unmittelbar vor unserem Hotel,
welches sich in einem Kongress- respektive Industriegebiet von Milano
befindet. Je näher die Uhrzeit gegen 07.00 Uhr ging, desto mehr erhöhte sich
unsere Nervosität im Quadrat.
Pünktlich kurz vor dem Start setzte dann
auch der Regen ein, so sollte es auch während gut 2/3 der Renndistanz
bleiben, jedoch nur noch viel heftiger. Mit italienischer Pünktlichkeit
starte dann um 07.07 Uhr das Rennen.
Wenn ca. 1000 Rennradfahrer
rennmässig eine enge kleine Quartierstrasse mit etlichen Richtungsänderungen
verlassen wollen, kommt dies ungewollt zu diversen "Annäherungen" mit
anderen Radlern. Wer es dann endlich bis zum ersten Kreisel auf der grossen
breiten Hauptstrasse geschafft hatte, war gleich mitten im Renngeschehen,
egal ob links- oder rechtsrum durch den Kreisel..:-)). Mit Tempo 40 km/h
ging’s sofort zur Sache, Richtung Süden. Nichts war vom gemütlichen
Einrollen respektive vom gegenseitigen Beobachten. Zahlreiche Kreisel
zierten die ersten paar Kilometer, diese Kreisel wurden infolge des
Regenwetters und der damit verbundenen Rutschgefahr etwas vorsichtiger
angefahren und vor allem auch wortlaut durch vordere Fahrer im Feld
angekündigt. Nach nicht einmal 10 gefahrenen Renn-Kilometern verlor ich
infolge des teilweisen sehr löchrigen und holprigen Strassenbelages meine 2
Bidons, welche aus dem Doppel-Bidonhalter hinter dem Sattel rauskatapultiert
wurden. Michel Ritter ärgerte sich nur kurze Zeit über die "anscheinend"
schlechte Halterung meines Doppel-Bidonhalters, denn ihm widerfuhr nur
wenige Kilometer später dasselbe. Diese Stelle glich mehr einem Schlachtfeld
als einer Strasse, da lagen bestimmt nicht weniger als 30 Bidons am Boden,
teilweise auch zersplittert. So verwunderte ich mich dann nicht, dass nur
wenige Meter weiter zahlreiche Rennfahrer mit Laufrädern in den Händen herum
rannten, um diese entweder beim Begleitfahrzeug zu tauschen oder um einen
neuen Schlauch einzusetzen. Besonders auffallend war, dass immer nach
solchen Löchern in der Strasse mehrere Fahrer Plattfuss hatten. Ich denke,
wir sahen über das ganze Rennen weit mehr als 100 Fahrer am Strassenrand.
Evtl. hat sich meine Vorbereitung mit dem Aufziehen eines sehr
Pannenresistenten Reifens ausbezahlt gemacht, oder wir hatten einfach nur
grosses Glück, dass wir pannenfrei in Sanremo ankamen. Solche Situation
waren immer sehr gefährlich, wollten doch die im Feld vor einem fahrenden
"Piloten" diesen plötzlich auftauchenden Bidons ausweichen. Etliche Male kam
es da zur Tuchfühlung respektive Rennrad- und Trikotfühlung. Die sehr
schlechte Sicht wegen des immer stärker werdenden bis sintflutartig
einsetzenden Regens machten diese Situationen zum Nervenkitzel. Noch vor
unserem ausgemachten Verpflegungspunkt, wo Barbara Schweizer unsere
Verpflegungsbeutel übergeben sollte, waren wir mit einem menschlichen
Bedürfnis konfrontiert. Um dieses zu lösen, standen genau 2 Varianten
(schlecht und schlechter..:-)) zur Verfügung - Variante "schlecht" > in die
Hose laufen lassen ...Variante "schlechter" > anhalten, Kontakt zum Feld
verlieren. So entschieden wir uns dann für die Variante schlecht,
schliesslich wollten wir unser Ziel Sanremo mit einem 30er
Gesamtdurchschnitt erreichen und zudem wusch der mittlerweile sehr stark
prasselnde Regen die gelben Beweise binnen Sekunden in die riesengrossen
Pfützen auf Italiens Strassen...viva strada Italia!
Mit der Annäherung an
unseren ausgemachten 1. Verpflegungspunkt bei Km 95 in Noviligure, erhöhte
sich auch das Tempo im Feld auf 45 km/h. Bei dieser Geschwindigkeit, starkem
Regen, in einem Feld und obendrein mit beschlagenen Brillengläsern
"fliegend" einen Verpflegungsbeutel angeln zu können, grenzt an ein Wunder.
Dieses Wunder war leider auch mir vergönnt, verpasste ich doch die
gestreckte Hand von Barbara um gut einen halben Meter. Michel einige Meter
hinter mir (war zur Übernahme der Verpflegung so ausgemacht) realisierte
dies, verlangsamte stark das Tempo und angelte beide Beutel. Es war für uns
sehr wichtig, dass wir diese Beutel hier doch noch erwischt haben, hatten
wir doch kurz nach dem Start jeweils unsere beiden Reserve-Getränke-Bidons
verloren. Diese Tempoverlangsamung hatte jedoch zur Folge, das wir in nicht
einmal 20 Sekunden plötzlich 200-300 Meter hinter dem mit 45km/h
davonbrausendem Feld waren. Es galt, den Anschluss an dieses Feld auf keinen
Fall zu verlieren, das gefasste neue Bidon in den Halter und weg mit dem
Beutel in den Strassengraben, samt den Riegeln, Gels, Sandwich und Cola. Ein
Verstauen dieser Sachen im Trikot hätte einen weiteren Rückstand zum Feld
mit sich gebracht. Mit einem ca. 10-15 minütigem Kraftakt kämpfte uns Michel
Ritter wieder zurück in den schützenden Windschatten des Feldes, dies noch
bei starkem Gegenwind > BRAVO und DANKE Michel, alleine hätte ich es nicht
ins Feld zurück geschafft! Dieser Kraftakt sollte sich jedoch später noch
bemerkbar machen. Den ersten offiziellen Verpflegungsposten am Passo
Turchino in Campo Ligure bei km 135 haben wir ausgelassen.
Hier trennten
wir uns dann somit auch vom grossen Feld, da die meisten Fahrer diesen
Posten ansteuerten. Yeah, wir hatten somit auf einen Schlag ca. 150 Plätze
vorerst gut gemacht. Der von dort aus immer noch währende 8 km lange Anstieg
kam uns länger und steiler vor, als wir das Tags zuvor aus dem Rennprofil
heraus interpretierten. Wir waren beide sehr erleichtert, als wir endlich
nach der Passhöhe die rasante Abfahrt Richtung Genua in Angriff nehmen
konnten. Zu allem Glück war ab der Passhöhe Sonne, viel Wärme (28 Grad und
mehr - zuvor waren es ca. 15 Grad auf den ersten 140 km) und vor allem
trockene Strasse angesagt, letzteres verringerte die Sturzgefahr bei der
Abfahrt um vieles! Wir konnten endlich unsere Regenjacken in den
Trikottaschen verstauen und unsere Radgenossen-Trikots unter Italiens Sonne
aufblitzen lassen.
Unten in Genau Voltri angekommen, präsentierte
sich das Rennen plötzlich von einer ganz anderen Seite. Es herrschte
Gegenwind aus Südwest, dies sollte auch so bleiben bis zum Ziel. Auch gab es
kein grösseres Fahrerfeld mehr, eher waren es vereinzelte Gruppen von 3 bis
zu 20 Fahrern, welche nur ein Ziel hatten > Sanremo. Auch präsentierte sich
die Verkehrssituation von einer ganz anderen Seite. Wo die ersten 150 km
mehr oder weniger auf dem Lande
resp. Nebenstrassen absolviert wurden,
galt es nun, das Rennrad auf den letzten 150 km durch die Hauptstrassen der
Orte zu steuern, welche der Küste entlang verlaufen. Wer im Sommer hier Mal
im Urlaub war kennt dieses Verkehrs-Situation bestens > Staus vor Ampeln,
Fussgänger die sorglos auf die Strasse laufen, Vespas die links und rechts
überholen, Busse die den Weg verstopfen und stinken etc.. An keiner Ampel
und keinem Stoppschild wurde angehalten, mal rechts und mal links an
stehenden Kolonnen vorbei, hier ein Fussgänger lauthals angeschrieen der die
Strasse überqueren wollte, da einem Autofahrer den Vogel gezeigt etc...so
präsentierte sich das Bild auf den letzten 150 km. Ich denke, meine
Verkehrs-Vergehen summierten sich sicher gegen 70-80 Stk. Aber was soll’s,
jeder andere Rennteilnehmer tat ja das gleiche. Ich denke, ein Vergleich mit
diesen doch sehr gefährlichen Situationen und Russisch-Roulette ist nicht so
abwegig. So wundert es mich doch sehr, hatte ich persönlich keinen
Rennunfall gesehen. Ich hatte jedoch von einigen wenigen Unfällen gehört
respektive im Hotel eine Person mit gebrochener Schulter gesehen. Wie und wo
es zu den jeweiligen Unfällen kam, kann ich glücklicherweise nicht sagen.
Ein Ortskundiger der die Strecke Genua-Sanremo entlang der Küstenstrasse
schon einmal gefahren ist weiss, dass sehr oft nach einer Ortschaft eine
Ansteigung kommt, bei welcher die Klippen bis zur nächsten Ortschaft
umfahren werden müssen. Diese immer wiederkehrenden Steigungen haben es vor
allem dann in sich, wenn man schon angesäuert in diese Steigungen fährt. Die
bei km 95 getätigte Aufholjagd um zurück ins Fahrerfeld zu gelangen, zeigte
seine Spuren. Immer wieder mussten wir bei diesen Steigungen Fahrer oder kl.
Felder ziehen lassen und alleine gegen den Wind Richtung Sanremo kämpfen.
Hatten wir doch unten bei Genua Voltri noch einen Gesamtdurchschnitt von
35km/h, sahen wir diesen mit zunehmender Renndistanz immer mehr schwinden.
Bei km 167 in Cogoleto wartete Barbara wieder mit den ersehnten
Verpflegungsbeuteln auf uns. Leider gelang es wiederum nicht, diese
"fliegend" entgegen zu nehmen. Einer der Beutel verteilte sich quer über den
Asphalt, dabei hatte ich noch grosses Glück, dass ich nur sehr knapp einen
Bidon ausweichen konnte. Da wir zu diesem Zeitpunkt dringend auf Flüssigkeit
angewiesen waren, entschlossen wir uns für einen Blitzhalt > Bidon nehmen,
Riegel und Gels nehmen und die Regenjacke sowie leere Bidons vor Barbaras
Füsse werfen....das ganze dauerte nicht mal 30 Sekunden und wir waren wieder
inmitten des Renngeschehens. Da wir hier auf diesem Streckenabschnitt
teilweise sowieso auf uns alleine oder viele kleinere Gruppen resp.
Fahrerfelder angewiesen waren, fiel dieser Blitzhalt nicht so sehr ins
Gewicht. Da sich diese Methode zur Getränkeaufnahme schon fast bewährt
hatte, entschlossen wir uns auch bei km 210 in Finale Ligure, einige
Sekunden bei Barbara anzuhalten. Bei km 247 in Capo Cervo wurde beschlossen
noch beim letzten offiziellen Posten des Veranstalters UCSANREMO für einige
Sekunden anzuhalten. Eigentlich hatte ich dort nach Wasser für mein Bidon
verlangt, bekam aber irgendein isotonisches wohl mit Salz angereichertes
Getränk. Der dortige "Ausschankmeister" hatte auf alle Fälle immer von
"Sali"..."Sali".. gesprochen. Gut, Salz konnte ich mittlerweile wohl auch
gebrauchen, hatte ich doch bei den letzten 2 Ansteigungen jeweils Anzeichen
eintretender Krämpfe an den Innenoberschenkeln. Diese Anzeichen respektive
eintretenden Krämpfe verschwanden jedoch immer sehr schnell, als ich aus dem
Sattel ging und im Wiegetritt die Anhöhe erklimmte.
Pünktlich auf den
letzten 35 km setzte dann auch wieder der Regen besser gesagt fast die
Sintflut ein. Da wir zuvor bei Barbara noch bei Sonnenschein unsere
Regenjacken abgeliefert hatten, waren wir nun dem Regen schutzlos
ausgesetzt. Teilweise waren die Niederschläge derart heftig, dass Beine und
Arme infolge der stetigen Bombardierung durch die Regentropfen schmerzten.
Im Aufstieg zum Cipressa wurden wir dann so richtig "angefeuert" (erstmals
auf der ganzen Strecke..:-)), dies mit tosendem Applaus > viele nahe
Blitzeinschläge, lauter Donner und starker Gegenwind begleiteten uns auf dem
Weg zur zweitletzten Anhöhe, dem Cipressa. Ich war mir nicht ganz sicher,
welches das optimale Wetter gewesen wäre, um diesen Hausberg zu bezwingen.
Bei Sonnenschein und mehr als 30 Grad hätten wir bestimmt auch gelitten.
Eines war ich mir jedoch bewusst, meine Bremsen griffen sehr schlecht bis
gar nicht bei dieser Nässe. So schlichen wir dann in sehr langsamen Tempo
wieder runter um nicht noch kurz vor dem Ziel einen Unfall/Sturz zu
riskieren. Unten heil angekommen, fühlte ich mich fast wie neu geboren und
war so was von beflügelt, dem Ziel schon so nahe zu sein. Allem Hundewetter
zum trotz drehten meine Beine, als hätten sie noch keinen einzigen der
bereits zurückgelegten 276 Kilometer absolviert. Gegenwind, Regen, Gewitter,
riesengrosse Pfützen, Bäche die die Strassen entlang kamen, all dies konnte
mir nichts mehr anhaben. So führte ich vor Michel in enormen Tempo eine
kleinere Gruppe Richtung Abzweigung zum Poggio...ich fühlte mich so stark
wie noch nie, ja, ich war im Rennfieber. Kurz vor der Abzweigung zum Poggio
bestätigte ein Blick zurück mein Gefühl, nur noch Michel Ritter konnte
diesem Tempo mithalten...yeahhhhhh, viva strade bagnata Italia, viva
fulmine, viva pioggia, viva MILANO-SANREMO...
Den letzten 3,5 km langen
Anstieg zum Poggio genossen Michel und ich bei eher gemächlichem Tempo. Mir
kam das ganze Rennen nicht so lang vor, wie ich mir das in meinen "Ängsten"
vorgestellt hatte. War ich doch erst gerade in Milano gestartet und jetzt
befand ich mich schon in der letzten Steigung, fast war ich schon wehmütig,
dass schon in wenigen Kilometern alles vorbei sein würde. Auch die Abfahrt
vom Poggio wurde infolge der sehr nassen Strassen und der damit verbundenen
Sturzgefahr und meinen nicht greifenden Bremsen im Schneckentempo
zurückgelegt. Auf den letzten 500 m vor der Zieleinfahrt wurde ich dann noch
Opfer meiner Gefühle selbst, legte meinen Arm auf Michels Schulter,
gratulierte Ihm zu seiner Leistung und seinem Effort bei km 95, dabei konnte
ich es nicht verklemmen, eine Freudenträne, welche im prasselnden Regen
unterging, zu vergiessen. So gross war die Erleichterung, es überhaupt
geschafft zu haben und dies erst noch innerhalb unserer gesetzten
Zielsetzung. Wir erreichten Sanremo nach 295 km und 1800 Höhenmetern in 9
Stunden und 42 Minuten mit einem Gesamtschnitt von 30,4 km/h. Ebenso kühl
wie das Wetter war auch der Empfang im Ziel. Keine Musik die da spielt,
keine Bandenwerbung, keine Ehrendame, keine Sitzbänke respektive Wurststände
wo sich eventuelle Zuschauer hätten verpflegen können, "nur" unsere
Begleitwagenfahrerin Barbara wartete im strömenden Regen auf uns. Nur ganz
kurz gönnten wir uns eine Portion Pasta im Gebäude, wo die Preisverleihung
statt fand. Wir wollten nur noch eins, so schnell wie möglich ins Hotel
unter die warme Dusche. Statt die Räder aufs Autodach zu laden, meisterten
wir diese letzten 3 km und 70 Höhenmeter bis zum Hotel auch noch per Rad.
Am Abend dann genossen wir in Sanremo am Hafen unser wohlverdientes
Abendessen, dabei wurden das Rennen und die neuralgischen Punkte nochmals
durchgegangen. Tags darauf auf dem Rückweg hielten wir noch für 4 Stunden
Badeaufenthalt in Alassio. Es herrschte Sonne pur und sogar das Meer war
recht warm, somit wurden wir wenigstens ein wenig für den Vortag
entschädigt.
Meine Gedanken, Erfahrungen und Tipps abschliessend zu
diesem Rennen
Ich hätte nie gedacht, dass eine 10-20 sekündige
Tempoverlangsamung eine Kräfteraubende Aufholjagd von 15 Minuten mit sich
bringt, um wieder zurück ins Feld zu gelangen. Aus dieser Erkenntnis hinaus
wäre es wohl besser gewesen, Verpflegung direkt aus dem fahrenden
Begleitauto zu beziehen, welches wirklich direkt hinter respektive im Feld
fährt. Auch wäre so im Falle eines Defektes die verlorene Zeit wohl am
geringsten. Was nützen Ersatzräder und Werkzeug im Auto, wenn dieses
kilometerweit vom Fahrer entfernt ist. Auch hier hatten wir einfach nichts
anderes als Glück, dass wir nicht auf dieses
Ersatzmaterial zurückgreifen
mussten.
Thema Verpflegung
Ich habe mich durch das ganze Rennen
hindurch nur mit Sportnahrung des Herstellers Sponser verpflegt. Dabei
beachtete ich, dass ich pro Rennstunde mindestens 1 Bidon 750ml Energy
Isotonic und 1 Energy Riegel oder 1 Enegry Gel konsumierte. Zu keiner Zeit
hatte ich Magenprobleme oder gar das Gefühl, in einen Hungerast zu geraten.
Einzige Ausnahme war das Getränk am letzten offiziellen Verpflegungsposten.
Thema Bidonhalter
Ein breites Scotch-Band hätte den Verlust der
Bidons 3 & 4 sicherlich verhindert...kleines Band, grosse Wirkung
Fazit
Es war einfach nur geil! Milano-Sanremo, ich komme nächstes Jahr
wieder, jedoch mit einem anderen Ziel: Schnitt > 33km/h
Dabei hoffe ich
sehr, dass in Punkto Sicherheit resp. Verkehrslenkung auf dem Abschnitt
Genua > Sanremo einige Verbesserungen gemacht werden. Es war einfach nur
grosses Glück, diesen Streckenabschnitt unfallfrei überstanden zu haben.
Die entstandenen Zeitverluste infolge obiger aufgeführten Gründe und des
schlechten Wetters wegen lassen mich doch sehr hoffen, dass ich nächstens
Jahr dieses Rennen mit einem Gesamtdurchschnitt von über 33 km/h absolvieren
kann.
Weitere Details findet Ihr auf der nachfolgenden Seite:
http://www.radgenossen.ch/rennenundrundfahrten/milanosanremo2011/index.html
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Ein Bericht von Axel Niemann
41 ter Mailand Sanremo
Wir, das sind Dagmar Bergholz, Dirk Müller, Michael Kloke und ich Axel
Nieman haben uns beim 5. fach Organisator Günther Kulessa vom RTF Klassiker
Mailand - Sanremo angemeldet. Zusammen mit insgesamt 30 Teilnehmern an der
organisierten Busreise starteten wir um 6:00 früh aus Frankfurt in Richtung
Mailand. Die Busreise dauerte wegen einer Vollsperrung eines Tunnels gut
zwei Stunden länger als geplant. Wir ahnten schon was uns in Mailand-Assago
erwartete, Regen. Unterkunft, Verpflegung war top. Unser Hotel lag 100 m vom
Start entfernt, so dass wir erst gegen 5:00 aufstehen mussten. Frühstück, 10
000 cal so früh in sich zu schaufeln ist schon gewöhnungsbedürftig. 6:30, so
langsam treffen alle ca. 900 Teilnehmer dieser RTF am und im Startbereich
ein. 6:45, der Wetterbericht hat recht, 15° es fängt wieder an zu Regen. Wir
vier versuchen uns im Startblock zu finden und beschließen, die ersten km
zusammen zu fahren. 7:00, es schüttet wie aus Eimern. Endlich 10 min nach
7:00 klicken alle gemeinsam in die Pedalen, das Geräusch des Regens lässt
die Startansage verstummen. Los, los, los, nur nicht stürzen im Gedrängel.
Wo sind die anderen, ich sehe nichts im Regen. Auf den ersten km kann ich
mich gut nach vorne durchsetzen. Es schüttet, die Straßen sind so schlecht,
dass ich in der ersten Stunde wohl über 50 Trinkflaschen auf der Straße
liegen gesehen habe. Die rechte Seite der Fahrbahn war gesäumt von Fahrern,
die ihren Schlauch wechselten. Es bildeten sich auf Grund des hohen Tempos
Gruppen, ich befand mich in der zweiten, wir fuhren einen Schnitt von 45
km/h. Nach zwei Stunden Regenfahrt erlebten wir eine Steigerung des Wetters,
Gewitter, Blitze und noch mehr Regen. Ich dachte, wenn das so weiter regnet,
hätte ich 2 von 4 Getränkeflaschen Zuhause lassen können. Wir nähern uns so
langsam Campoligure, die erste Verpflegungsstelle nach 135 km. Leichter
Anstieg, wir hatten an dieser Verpflegungspunkt einen 41 Schnitt. Die Gruppe
wurde immer kleiner, ich beschloss diese Stelle auszulassen und mit der
Gruppe bis Spotorno, dem nächsten Verpflegungspunkt zu fahren.
Nun
galt es den Passo del Turchino zu bezwingen. Nach dem Tunnel auf der
Passhöhe stürzten wir uns im Sonnenschein bei ca. 27° in die Abfahrt nach
Genua. Links das türkisfarbene Meer und rechts die Felswände der ligurischen
Küste. Vorbei an Palmen durch malerische Küstenorte näherten wir uns der 200
KM Marke und meinem ersten Verpflegungspunkt. Ich schaute aufs offene Meer
und versuchte mich zu entspannen. Es wurde immer wärmer, meine 4
Getränkeflaschen waren leer, ich konnte dadurch keine Gels mehr zu mir
zunehmen. Durchhalten, noch 30 km. Dieser Streckenabschnitt hatte nichts von
einer RTF. Auf der Küstenstraße und in den Ortschaften war das blanke
organisierte Chaos. Wir hielten an keiner roten Ampel, Kreuzungen die mit
Autos befahren waren, wurden ohne anzubremsen mit Renntempo durchfahren.
Fußgängerüberwege wurden mit Tempo passiert, die Fußgänger blieben wie
versteinert auf dem Zebrastreifen stehen. Ich hatte am ganzen Körper
Gänsehaut. Die Italiener die diese Gruppe führten fuhren eindeutig mit
Heimvorteil. Autos wurden nicht nur auf dem Mittelstreifen sondern auch
rechts überholt. Wenn die Straßenbreite ein überholen unmöglich erschien,
zeigten uns die Gastgeber wie das in Italien geregelt wird. Mann oder Frau
nutzte einfach die Gegenfahrbahn, die Autofahrer waren gezwungen rechts zu
halten. Ich musste schmunzeln, in meiner Heimat würde man mich einsperren,
wegschließen. So langsam hinterlässt die gefahrene Strecke bei mir seine
Spuren. Jetzt fängt so langsam der schwere Teil dieser Strecke an, die
Straße führt immer wieder über kleine Anstiege. Ich nehme etwas tritt raus,
da kommt ja noch Capo Berta, Cipressa und Poggio.
Endlich, nach 200
km und einem Schnitt von 38 km/h fahre ich in den Ort Spotorno. Der
Verpflegungsstand hatte alles was ein Rennfahrer sich wünscht. Die
Getränkeflasche sich aufgefüllt, die Trikotasche voll und nach einer kleinen
Pause im Schatten freue ich mich auf das letzte Drittel und schwersten
Abschnitt meiner Abenteuerreise.
Entspannt setzte ich meine Fahrt
fort. Wir waren zu dritt und fuhren mit einem Tempo von 15 km in Richtung
Finaleligure, eine Anhöhe hinauf. Plötzlich verhakt sich mein Vorderrad in
einem vor mir fahrenden Fahrrad, Sturz. Wir lagen mitten auf der Straße. Es
ist 13:00, 210km und das Aus.
Das Ende vom Abenteuer, Prellungen,
mein Rad defekt und bei dem andern Mitstreiter, Schlüsselbeinbruch.
Ich möchte gerne das was jetzt kam überspringen, denn das war nicht lustig.
Nur so viel, ich war gegen 19:00 im Zielbereich.
Wenig später radelt
Dagmar an uns vorbei, Mann sah sie gut aus. Auch Dirk und Michael kamen nach
einer Weile an uns vorbei.
Resümee:
Ich werde nicht aufgeben,
werde mich noch einmal der Herausforderung stellen.
Gratulation
Platz Zeit Durchschnitt
Dagmar 274 9:21 31,55
Dirk 445
10:12 28;92
Michael 449 10:14 28,80
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Milano - San Remo 2011
von Werner Meier
Nach meinem
Einstand 2010 war es für mich keine Frage, auch 2011 wieder teilzunehmen.
Was kann dir Besseres passieren, als ein Teil des Teams von Günter Kulessa
zu sein ???
Er ist der Macher schlechthin! Alles perfekt!
Was für eine
Rolle spielt da schon das Wetter, wenn man in Italien, in DEM Radsportland,
an der RTF Milano - San Remo teilnehmen kann.
Geregnet hat es beim Start,
geregnet hat es im Ziel, dazwischen gab es auch mal Sonnenschein, der Wind
mal von vorne, mal von hinten.
Radsportler sind halt Naturburschen, die
einiges aushalten.
Der Teamgeist, die Kameradschaft, der Spaß, die
gemeinsamen Abende - all das macht das Team Kulessa aus.
Hiermit möchte
ich mich bei allen aus dem Team Kulessa für die schönen Tage bedanken,
besonders natürlich bei Günther Kulessa.
Ich hoffe, es bleiben alle
gesund und wir treffen uns im nächsten Jahr wieder.
Vielen Dank und
liebe Grüße - Werner Meier
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Mailand-San Remo 2011
Wir sind gerade auf der Rückfahrt,
sitzen im Bus und fahren entlang der Ligurischen Küste. Es ist Montag, der
06.06.2011 um 11.00 Uhr. Außentemperatur: 22 °C.
Der Plan
Durch einen Bericht in der TOUR 3/2010 wurde mein Interesse an diesem
historischen Rennen geweckt. Offiziell handelt es sich um eine RTF,
tatsächlich ist es aber ein Wettrennen mit Transponder. Ich wollte unbedingt
einmal diese historische Strecke kennen lernen, die als längste europäische
Rennstrecke gilt. Vermutlich werde ich an diesem Rennen nie mehr teilnehmen.
Die Vorbereitung
Auch an meinem GCC-Krampfrennen am letzten
Wochenende in Schleiz hatte ich wieder einmal gemerkt, wo meine Grenzen
liegen. Damit ich in Mailand nicht wieder von Krämpfen geplagt werde, hatte
ich zu Beginn der Woche sofort den Arzt sowie den Apotheker aufgesucht. Mir
wurde empfohlen, täglich 300 mg Magnesium zu nehmen und sehr viel mehr zu
trinken als in der Vergangenheit. Dieses Vorhaben habe ich eingehalten.
Darüber hinaus war Schleiz sicherlich eine gute Vorbereitung. Mein Hauptziel
war es, wie immer unverletzt im Ziel anzukommen, möglichst unter 10 Stunden.
Ich hatte ein Doppelzimmer in Mailand unmittelbar am Startplatz gebucht,
weil Monika oder Florian mitfahren wollten. Als sich dies letztendlich
zerschlug, habe ich Günther Kulessa aus Frankfurt angerufen, der sich sofort
bereit erklärte, mich mit zu nehmen, zumal im Bus noch einige Plätze frei
waren. Günther hat sich um alle Formalitäten vorbildlich gekümmert. Dies bot
mir auch den Vorteil, auf der Rennstrecke nicht allein zu sein, sondern
immer in einer Gruppe von ca. 30 Teilnehmern Anschluss zu finden.
Ich
bin dann am Samstagmorgen um 02.30 Uhr nach Frankfurt gefahren. Wir haben
uns dort auf dem Parkplatz des Hessischen Rundfunks getroffen und sind gegen
06.15 Uhr weiter gefahren. Unterwegs haben wir noch viermal gehalten um
andere Teilnehmer aufzunehmen. Die Busfahrt war unterhaltsam, aber trotzdem
anstrengend, zumal wir über 2 Stunden im Stau standen. Wir waren erst um
19.30 Uhr in Mailand. Wir haben nur kurz die Startunterlagen abgeholt und
uns um 20.00 Uhr zum Abendessen getroffen.
Dort wurde auch die
Empfehlung gegeben, nicht nur 2 Trinkflaschen mitzunehmen und die erste
Verpflegungsstelle nach 125 km zu ignorieren. Dort würden alle Teilnehmer
halten; es würde daher sehr lange dauern, bis man Proviant bekomme. Wir
sollten an dieser Verpflegungsstation vorbei fahren und erst die 2.
Verpflegungsstation nach 200 km ansteuern. Dies bedeutete, dass wir 2
weitere Flaschen in den Trikottaschen mitnehmen mussten und dazu natürlich
jede Menge Gels und Riegel. Ich hatte 60,00 €, 2 Scheckkarten sowie wichtige
Telefonnummern und Adressen in einer kleinen Plastiktüte verstaut und diese
in der innen liegenden Tasche der Radlerhose untergebracht. Wie sich später
rausstellte, war dies ein großer Fehler.
Bei der Pastaparty am Abend
haben wir alle Unmengen Nudeln zu uns genommen, um schon jetzt einem
Hungerast vorzubeugen.
Frühstück gab es bereits um 05.00 Uhr. Als ich
um 05.30 Uhr in den Frühstücksraum kam, waren die meisten bereits fertig.
Die Italiener hatten bereits ihre Rennradkleidung angezogen und sprachen
laut und aufgeregt über das bevorstehende Rennen. Die ersten standen bereits
eine Stunde zu früh am Start.
Nach dem Frühstück galt es, Sonnencreme
sowie Gesäßscreme üppig aufzutragen, alle benötigten Utensilien in der
Radkleidung zu verstauen, das Rad zu überprüfen, die Koffer zu packen und im
Bus zu deponieren.
Da in meinen Startunterlagen der Transponder
fehlte, gab es unendliche Diskussionen mit dem Rennkomitee. Keiner sprach
dort Deutsch oder Englisch. Ich brauchte sehr viel Geduld, um den
Transponder schließlich doch noch zu bekommen.
Das Wetter
Der
Wetterbericht sprach von einer 90 %-igen Regenwahrscheinlichkeit am Renntag
(Sonntag). Als wir zum Frühstück gingen, regnete es bereits und der Regen
verstärkte sich zum Start hin. Die Italiener standen unter den Regenschirmen
ihrer Bräute, während wir beschlossen hatten, sogar ohne Regenkleidung zu
fahren. Ich hatte nicht einmal eine Regenjacke dabei, weil ich mit solch
einem Wetter schlichtweg nicht gerechnet hatte. So waren wir bereits völlig
durchnässt, als es um kurz nach 7 endlich losging.
Insgesamt kann man
sagen, dass wir auf den ersten 150 km Regen und auf den zweiten 150 km
Südwest-Gegenwind hatten.
Beim Start hatten wir 15° und bei der
Ankunft am Ligurischen Meer hinter Genua waren es teilweise sogar 32°. Bis
auf Schuhe und Socken wurde die Kleidung wieder trocken.
Auf den
letzten 2 Stunden fuhren wir im heftigen Gewitter. Während man nach dem
Start noch versuchte, jeder Pfütze auszuweichen, fuhren wir auf den letzten
2 Stunden hemmungslos durch jede Pfütze. der Regen war so stark, dass die
Gullis und Dachrinnen überfordert waren. An den Hängen floss das
müllmitführende Wasser über die Straße. Dies veranlasste alle Teilnehmer,
auch die Italiener, die Abfahrten vorsichtig zu nehmen.
Das Wetter
hätte schlimmer kaum sein können. Die Sturz-und Unfallgefahr konnte nicht
größer sein. Während des Gewitters wurde es dunkel, zumal wir mit
Sonnenbrillen fuhren, die von den vorausfahrenden Rädern völlig verspritzt
und verschmutzt wurden. Zudem wurde die Sonnencreme vom Regenwasser
abgewaschen und floss in die Augen.
Das Rennen
Der Startschuss
fiel unmittelbar vor dem NH-Hotel Milanofiori kurz nach 7 Uhr. Dieses Hotel
liegt im Industriegebiet. Von den rund 1.000 Teilnehmern standen ca. 600 vor
mir am Start und ca. 400 hinter mir. Der Kontakt zu den 30 Teilnehmern des
Kulessa-Busses riss schnell ab. Immer wieder sah man jedoch unterwegs diese
Teilnehmer, da wir alle das gleiche Trikot trugen. Dies habe ich als
ausgesprochen angenehm empfunden.
Offiziell handelte es sich um eine
RTF, tatsächlich war es jedoch ein klassisches Rennen mit Transpondern. Aus
haftungsrechtlichen Gründen wurden wir darauf hingewiesen, dass die
Straßenverkehrsordnung einzuhalten ist. Unabhängig davon, ob es in Italien
eine solche Straßenverkehrsordnung überhaupt gibt, haben wir diese
jedenfalls völlig auf den Kopf gestellt. Nicht an einer einzigen roten Ampel
wurde angehalten. Wir haben die Autofahrer stets zum Anhalten gezwungen. Ich
muss einräumen, dass die Verkehrsteilnehmer sich uns gegenüber ausgesprochen
rücksichtsvoll verhalten haben. Wir durften zwar nur alle die rechte
Fahrbahn benutzen, häufig wurde jedoch auch die Gegenfahrbahn in Anspruch
genommen, so dass das Gegenverkehr gezwungen war, rechts anzuhalten.
Eine besondere kuriose Situation sah ich in Genua. Dort war ein sehr alter
Mann mit Stock dabei, den Gehweg zu überqueren; er brauchte nur noch ca. 2
Meter bis zum rettenden Ufer. Plötzlich war dieser Mann wie eine Insel, vor
und hinter ihm rasten die Rennradfahrer vorbei. Der Mann wusste nicht mehr,
was er machen sollte. Er musste einfach abwarten, bis der Strom an
Radfahrern vorbei war.
Ca. 10 km nach dem Start ist ein Fahrer direkt
hinter mir schwer gestürzt. Man hörte gleichzeitig einen lauten Aufschrei
und dann ein entsetzliches Krachen und den Aufprall des Körpers. Gleichwohl
sind alle weitergefahren, um nicht weitere Auffahrunfälle zu provozieren.
Die ersten 125 km waren sehr flach und erlaubten eine hohe
Geschwindigkeit. Wegen des starken Regens und der nassen Fahrbahn sind wir
jedoch ziemlich zurückhaltend gefahren. Trotzdem haben wir auf den ersten
125 km einen Schnitt von 36 km/h erreicht.
Nach ca. 2 Stunden stellte
ich fest, dass meine Wertsachen nicht mehr in der Tasche waren, diese war
vollkommen leer. Ich habe dann während der Fahrt meinen Körper abgetastet
und musste festellen, dass ich insbesondere die Scheckkarten verloren habe.
Ich hätte gerne Monika angerufen, damit die Scheckkarten gesperrt werden.
Ich hatte jedoch aus Platzgründen das Handy nicht mitnehmen können und sah
mich daher veranlasst, erstmal bis zum Ziel zu fahren und von dort aus alles
weitere zu veranlassen. Die Innentasche der Hose befindet sich in der Nähe
des rechten Hüftknochens. Ca.2 Stunden später stellte ich erstaunend fest,
dass am linken Unterbauch etwas scheuerte. Bei genauem Nachtasten entdeckte
ich die verlorenen Utensilien. Diese haben sich selbstständig gemacht und
waren im Trikot umher gewandert. Ich war heilfroh, diese Dinge wieder
gefunden zu haben, gaben sie mir doch die Freiheit, auch im Falle des
Rennabbruchs mit einem Taxi zum Hotel fahren zu können.
Italiener
kann man sympathisch finden. Italienische Rennradfahrer muss man nicht
sympathisch finden. Diese sind eine Welt für sich. Uns gegenüber waren sie
ausgesprochen arrogant und rücksichtslos. Sie haben mir verdeutlicht, dass
ein Radrennen nichts anderes ist als Vordrängeln mit dem Rad. So ähnlich wie
beim Anstehen am Skilift wird mit dem Vorderrad jede erdenkliche Lücke
ausgenutzt, ohne Rücksicht auf Verluste. Eine Verständigung war nicht
möglich und auch von ihnen nicht gewollt.
In den ständigen
auftretenden Gefahrensituationen waren sie jedoch sehr dienlich. Wenn ein
Gegenstand auf der Straße lag, man plötzlich abbremsen musste oder eine
andere Gefahrenquelle auftauchte, konnte man sicher sein, dass ein lautes
Spektakel aufmerksam machte.
Am Straßenrad wurden den Italienern
freundlich Getränke angeboten. Die Stände wurden mit der italienischen
Nationalflagge angezeigt und damit deutlich gemacht, dass es Getränke nur
für Italiener gab.
Die edelsten Rennmaschinen waren im Einsatz. Die
Italiener fuhren überwiegend mit Carbon-Laufrädern. Bekanntlich haben diese
einen dreimal so langen Bremsweg, insbesondere bei Regen. Auf der gesamten
Strecke haben wir weit über 100 Radfahrer gesehen, die den Schlauch wechseln
mussten. Außerdem habe ich noch nie so viele weggeworfene Trinkflaschen auf
der Straße gesehen, eine ständige Gefahrenstelle.
Die Straßen selbst
waren nicht gut, aber auch nicht erwähnenswert schlecht. Man musste halt
ständig aufpassen. Das gesamte Rennen war eine einzige Konzentrationsübung.
Außer den vermissten Wertgegenständen machte mir meine Blase besondere
Probleme. Nach ausgiebigem Trinken konnte und wollte ich nicht vom Rad aus –
trotz des Regens – mein Geschäft erledigen, sondern habe anhalten müssen. Es
hat mich 5 -10 km enorme Schinderei gekostet, um an das Feld wieder heran zu
kommen. Weil ich sah, wie das Peleton enteilte, habe ich die Blase nicht
vollständig entleert. Dies hatte zur Folge, dass der Druck fast eine Stunde
später wieder enorm einsetzte. Bei der zweiten Pinkel-Pause habe ich mir
dann wertvolle Zeit genommen und mich danach im wahrsten Sinne des Wortes
enorm erleichtert gefühlt. Ich hatte den höchsten Berg, den Passo del
Turchino mit 532 m sehr gut überstanden. Ich fühlte mich richtig gut. Als
wir dann nach der Hälfte der Strecke bei Genua ans Ligurische Meer kamen, da
schien die Sonne und die Welt war in Ordnung, wenn die vielen Rollerfaher
nicht gewesen wären. Nach ca. 200 km habe ich dann – wie empfohlen – die 2.
Verpflegungsstelle, für mich die Erste, angefahren, die Trinkflaschen
auffüllen lassen und einige Bananen an mich genommen. Ich habe während
dieses Rennens bei jeder sich bietender Gelegenheit getrunken und gegessen.
Es ergaben sich während des Rennens immer wieder neue Gruppen, die gemeinsam
das Tempo hochhielten.
Mein Ziel unter 10 Stunden anzukommen, konnte
ich nur erreichen, wenn ich einen Schnitt von 30 km/h halten konnte. Die
setzt wegen der vielen Anstiege natürlich voraus, dass man ständig zwischen
35 und 40 km/h fährt. An der Ligurischen Küste wurden wir auch häufig vom
Straßenverkehr abgebremst. Einmal war die Straße sogar wegen einer Baustelle
für 5 Minuten gesperrt, so dass wieder alle aufschließen konnten. Reichlich
Sorgen bereitete mir im Vorfeld der Anstieg zum Cipressa auf 240 m. Der
steile Anstieg hatte mir fast alles abverlangt. Bei diesem Anstieg setzte
das Gewitter ein. Der Regen war wegen der bis dahin hohen Temperaturen sogar
angenehm. Bei der Abfahrt brauchte man in beiden Händen alle Kräfte, um das
Rad in den steilen Serpentinen einigermaßen abbremsen zu können. Es hat
immer so gerade noch geklappt. Dieser Anstieg war von der Rennleitung vor
einigen Jahren eingebaut worden, um einen Massensprint zu vermeiden und das
Feld auseinander zu ziehen. Ein weiteres Hindernis gab es ca. 10 km vor dem
Ziel. Diesen Anstieg hatte ich nicht mehr in meiner Planung. Ich sah kurz
vorher ein Schild: 5,5 km nach San Remo. Plötzlich wurden wir in die Berge
umgeleitet und mussten den Poggio hochfahren: einmal Lattenberg und zurück,
allerdings deutlich steiler. Bei diesem Anstieg erinnerte ich mich an das
legendäre Rennen Race Across America. Dort gibt ca. jeder 2. Fahrer auf.
Einige Fahrer sogar kurz vor dem Ziel. Ich habe mir allerdings geschworen,
so kurz vor San Remo nicht aufzugeben. Glücklicherweise wurde ich während
des gesamten Rennens von Krämpfen verschont.
Wenig romantisch und
ohne den entsprechenden Empfang war die Ankunft San Remo an einem
öffentlichen Gebäude, wo wir den Transponder abgeben mussten. Schön war
jedoch, etliche bekannte Gesichter aus unserer Gruppe dort zu sehen, um die
Tachowerte zu vergleichen. Wir waren alle glücklich, es unbeschadet
überstanden zu haben. Irgendwie meinte Dagmar: „Hauptsache wir sind heile
angekommen“!
Es stellte sich jedoch dann bei der Ankunft im Hotel
heraus, dass Uwe bei dem Rennen schwer gestürzt war. Nach der 2.
Verpflegungsstation bei ca. 200 km hatte ein anderes Vorderrad sich hinten
in sein Hinterrad verharkt, so dass er schwer gestürzt war und die rechte
Schulter gebrochen hat. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und
notärztlich versorgt, so auch von seinem Kollegen Axel.
Am Abend
wurde berichtet, dass ein anderer Rennteilnehmer mit dem Kopf durch die
Windschutzscheibe eines Pkws geflogen ist.
Als man in das Gebäude
kam, um den Transponder abzugeben, genoss man die angenehme Raumtemperatur.
Als wir jedoch wieder herauskamen, haben die Zähne geklappert und die Hände
vor Kälte gezittert. Wir mussten noch einige Kilometer steil bergauf in die
Berge von San Remo fahren, um so zu unserem Hotel zu gelangen. Und als wir
mit ca. 8 Teilnehmern an der Rezeption stehend für eine Wasserlache sorgten,
wurden uns schnell die Zimmerschlüssel ausgehändigt und es wurde uns genauso
wie in Mailand erlaubt, die Rennräder mit ins Zimmer zu nehmen.
Die
Renndaten: 298 km, 1800 hm (mein Tacho zeigte 2071 hm),
Durchschnittsgeschwindigkeit 32 km/h, Ankunft nach rund 9 Stunden und 25
Minuten, effektive Fahrzeit laut Tacho: 9 Stunden 12 Minuten. Damit hatte
ich mein Ziel in jeder Hinsicht erreicht.
Überrascht war ich, einen
einbeinigen Rennradfahrer zu erleben mit hohem Tempo im Hauptfeld. Nur an
den Anstiegen fiel er etwas zurück. Ich musste unwillkürlich an unsere
Spinningkurse denken, wo wir einige Sekunden das einbeinige Fahren geübt
haben und froh waren, dann wieder beide Beine benutzen zu dürfen. Welche
Leistung für diesen Mann!
An besonderen Gefahrenpunkten waren
Polizisten oder Helfer postiert, die alle anderen Verkehrsteilnehmer
stoppen, um unsere Durchfahrt zu gewähren. Ein Mehr an Akzeptanz war nicht
vorstellbar.
San Remo
Diese Stadt hat ihren Höhepunkt längst
überschritten. Bei den im Zentrum stehenden Gebäuden handelt es sich um alte
Pracht, die dringend saniert werden müsste. Lage und Baumbestand sind jedoch
einmalig. Unser Hotel lag sehr hoch über der Bucht mit herrlicher Aussicht.
Noch während des Abendessens trudelten die letzten Teilnehmer aus unserer
Gruppe ein, sie waren ebenfalls völlig entkräftet, aber glücklich, es
geschafft zu haben. Diese Teilnehmer haben allein auf der Strecke vermutlich
mehr Energie aufgebracht als die Tagessieger, Gratulation!
Am
nächsten Morgen bin ich zu Fuß ca. 8 km durch San Remo gelaufen um den Ort
anzuschauen und Lesestoff für die Rückfahrt zu besorgen. Dies ist mir am
Hauptbahnhof gelungen. Ich würde San Remo gern noch einmal besuchen, nicht
aber unbedingt mit dem Rennrad, jedenfalls nicht unter Zeitdruck. Wegen
meiner Stadtbesichtigung hatte ich das Frühstück verpasst, im Bus gab es
aber von der Hinfahrt noch ausreichend Getränke und Kuchen. Wir haben San
Remo um 10.30 Uhr verlassen und sind um 0.30 Uhr in Frankfurt angekommen.
Ich war um 4.00 Uhr im Bett.
Resümee
Eine historische Strecke
für Radsportler und ein sporthistorisches Ereignis für mich: Froh es
versucht und geschafft zu haben. Die Gefahren insbesondere wegen des
schlechten Wetters, halte ich jedoch für unvertretbar. Es wäre für die
Italiener zu teuer, die gesamte Strecke zu sperren. Aus diesem Grunde wird
das Rennen schlichtweg als RTF deklariert und auf die Straßenverkehrsordnung
verwiesen. Es ist sehr erstaunlich, dass nicht viel mehr schwere Unfälle
passiert sind. Eine größere Gefahr, als mit dem Rennrad und hoher
Geschwindigkeit durch Innenstädte zu rasen, sämtliche Ampeln zu überfahren
und Vorfahrten zu missachten, ist kaum vorstellbar.
Froh bin ich
insbesondere, nicht auf eigene Faust nach Mailand gekommen zu sein, sondern
mich der Kulessa-Gruppe angeschlossen zu haben. Ein großes Kompliment an
Günther, der es mit sehr viel Übersicht und Geduld versteht, ein solches
Vorhaben zu organisieren. Für Staus und Wetterlage ist er leider noch nicht
verantwortlich. Glück hatten wir auch mit unserem Busfahrer Andreas, bei dem
sich jeder absolut sicher fühlen konnte.
Einmal im Leben sollte man
es sich gönnen: Mailand-San Remo!
Sportliche Grüße aus dem Sauerland
Bernhard Kraas
Arnsberg-Oeventrop