Ein Bericht von Stephan Breuer
Milano – San Remo
2009
Oder drei Rennradfreunde müßt ihr sein
von links:
Frank Hürtgen, Achim Michels, und Stephan Breuer
Es war einmal, das
der Vorsitzende von Komet – Delia kundtat „In drei Jahren werte Mitglieder
ist es an der Zeit das wir unsere hundertjähriges Feiern dürfen, da wäre es
doch schön in dem Jahr beim hundertjährigen Mailand – San Remo mitzufahren“.
Begeisterung machte sich in der Runde auf „jawohl dat is jut!“
Als damaliges neues Mitglied war auch ich davon begeistert, leider wusste
ich noch nicht was es heißt 300km an einem Stück/Tag zu fahren.
Die
nächsten zwei Jahre zogen ins Land, man verbesserte seine Leistung, putze an
seinem Vehikel und nahm an der einen oder anderen RTF oder Jedermannrennen
teil. So schraubte man (ich) seine Jahresleistung von ca. 1500km auf 11000km
hoch.
Letztes Jahr stand dann zum Erstenmal ein Klassiker an Lüttich
– Bastogne – Lüttich.(170km Variante)
Mit mehreren Vereinsmitglieder
stand man am Start und wollte am Liebsten.nach 60km zurück bzw. nach Hause.
Leider standen da noch mehrere 20% Steigungen im Weg, die man Schlußendlich
auch bewältigte.
Jetzt hätten man am besten noch Bäume ausreißen können.
Ende des Jahres die Nachfrage, was denn nächstes Jahr Mailand – San Remo
machen würde. Wie, was, wo, davon wüsste man aber nix. Aber wenn gewünscht
dann setzten wir mal einen Kümmerer ein.
Blöd, dass man das dann selbst
wurde. In zwei Vereinen ein bisschen Werbung gemacht und es fanden sich doch
sieben Mitstreiter, die auch brav ihre Anzahlung machten. Leider bekamen
dann welche von ihrem Arbeitgeber nicht frei, einer vergaß doch glatt den
94. Geburtstag seiner Mutter und so weiter. Zum Schluß blieben drei übrig.
Und es wurde beschlossen jetzt aber eifrig zu trainieren. Rund um Köln wurde
mitgenommen und die eine oder andere längere RTF. Einer der Runde schaffte
es doch auch mal 205km an einem Stück zu fahren, sah aber danach, nach
eigener Aussage, ziemlich besch…. eiden aus. Ein anderer hatte doch drei
Woche vorher zwei Wochen lang Zeit sich mit Montezumas Rache auseinander
zusetzen.
Also alles super Vorraussetzung um Mailand – San Remo
anzusteuern.
06.06.2009 2:00 Uhr morgens der Wecker klingelt.
Was
macht man bloß? Nochmals umdrehen, die anderen versetzen, ist doch eine
blöde Idee gewesen.
Ab unter die Dusche, angezogen, Kleinigkeit gegessen,
Sachen nochmals kontrolliert, die man am Vortag gepackt hat (bloß jetzt nix
vergessen) und schon bellen Nachbarshunde und kündigen die Fahrradkollegen
Achim und Frank an.
Fahrradträger mit drei Rennrädern angehangen,
Wagen voll gepackt und um 2.45 Uhr war man wie im Traume auf der Autobahn
gen Süden. Wettervorhersage war nicht die Dollste und so regnete es auch ab
Karlsruhe immer wieder. Schön wie beim Rennradfahren wurde sich abgewechselt
und man kam dem Ziel über Basel, Luzern, Gotthart Tunnel immer näher. Kurz
vor Mailand riss auch endlich der Wolken/Regenvorhang auf und es wurde
merklich wärmer.
Ca. 12.30 war der Campingplatz in Mailand erreicht.
Endlich, Sachen ausgepackt, Zimmer verteilt, was an Zimmern da war und
Pasta, von Gaby vorher selbst zubereitet, mit Elefantenmümese gefuttert.
Auf dem Weg dann zur Anmeldung wehte schon ein guter Wind und erste
Verdachtsmomente keimten beim Achim auf, dass das der falsche Wind aus der
falschen Richtung wäre. Umgeknickte Bäume und diverse weitere wild umher
fliegende Teile bestätigten ihn immer mehr.
Startpunkt machten auf Achim
und Frank auch keinen guten Eindruck, insbesondere wie sie lasen, dass nur
ca. 700-800 Teilnehmer gemeldete waren. Sind wir hier richtig?
Das rosa
Trikot, das man zu seinem Startpaket bekam, verfolgtständigte das ganze
Szenario. Franks probierte sein L-Trikot mal an und der ist schon schmal,
aber mit dem wurde er noch schmaler.
Unbeeindruckt von dem ganzen, ich
habe davon keine Ahnung, machte ich den Vorschlag Mailands Innenstadt noch
unsicher zu machen, wir hatten gerade mal 16.00Uhr. Ab ins Centrum,
Parkplatz aufgesucht und welche Überraschung, der Mann an der Kasse fuhr es
selbst in Tiefgarage, dafür bekamen wir einen kleinen Zettel.
Groß
stand der Mailänder Dom vor uns oder besser gesagt wir klein vor ihm. Ab
rein, Kultur ist immer gut. Einmal im Rund alles beluhrt, wie der Kölner
sagt. Kerzen aufgestellt und ein kurze Stoßgebet, dass morgen bloß alle gut
geht.
Scala noch mitgenommen und dann gönnten sich Frank und Achim einen
Cafe. Da mir aber der Hunger in den Kniekehlen stand, in der Bäckerei
gegenüber eine kalte halbe Pizza erstanden und die in den kleinen Gassen
aufgemümmelt. Hier dann auch diverse schnuckelige Restaurationen vorgefunden
inkl. promenierender Mailänderinnen, jetzt weiß ich auch warum Mailand eine
Modestadt ist.
Schnell berichtete ich und schon saßen wir gemeinsam
draußen an einer Eckkneipe und genossen nun gemeinsam den Mailänder Flair.
Unser kleiner Italiener Achim bestellte dann das Bier und irgendwie sollte
das Buffet inkl. sein. Also schickten wir Achim vor dies zu testen und es
klappte. Allein viermal ging ich und lud mir den Plastikteller voll. Nachdem
wir nun gestärkt und nur um 18,00€ für alle ärmer waren, schlugen wir den
Rückweg ein. Zettel gezückt und schon wurde unser Auto gegen 13,00€
vorgefahren. Frank meinte nur, hier muß er noch mal hin.
Campingplatz in
einer rasanten Fahrt schnell erreicht, also man kann sich also Fahrer an den
italienischen Fahrstil gewöhnen, die Beifahrer hatte ich das Gefühl, nicht
so sehr. Und Achim sagt doch immer beim Rennradfahrern „Mut zur Lücke“.
Beim Gute Nacht Bier schlug aber der Pessimismus meiner beiden Mitstreiter
wieder voll durch. Zwar war es jetzt Windstill, aber morgen und die wenigen
Leute und und und….
07.06.09 4:30Uhr, irgendwas poltert
Ich drehe
mich noch mal und werde um 5:15 Uhr mit fertigem Frühstück vor unserer
Behausung begrüßt. Geduscht, gegessen, Flaschen zurecht gemacht, alles fürs
Rennen ins Auto gepackt und ab zum Start.
Nervös war man ja schon und
leider erst um 6:50 da. Hinten angestellt, noch kurz parliert mit
Holländern, Belgiern, Italienern und Deutschen etc. um sich Mut zu machen.
Noch ein Foto, ja so sieht man vorher aus, nochmals viel Glück und gutes
Ankommen gewünscht und da ging es auch schon völlig unspektakulär los. Das
Start-Tor war natürlich viel zu klein und zog alles auseinander. Wir hatten
uns aber gut hinter einer großen belgischen Mannschaft positioniert.
Das
Anfangstempo, wie kann es anders sein, war schon über 40. Die Gruppe fuhr
relativ gut und man arbeitete sich immer weiter nach vorne. Wir drei hielten
uns zusammen. Aber man merkte schon, dass der Wind von rechts vorne kam. Das
Tempo zog unmerklich an und ich wunderte mich über mich selbst, das es kein
Problem war bei 45-46km doch so locker mitzufahren, bloß dass das gut geht.
So richtig abgesperrt waren die Strassen ja nicht und offiziell war es ja
auch nuuuur eine RTF, aber die Begleitfahrzeuge und Motorräder verschafften
uns doch ganz schön Platz. Rote Ampeln wurden rigoros ignoriert und wenn
doch Autos davor standen im vollen Tempo vorbeigezogen. So im Rausch bekommt
man das ja gar nicht richtig mit und ungefährlich ist das ganze auch nicht.
Leider lagen die ersten dann auch schon auf der Strasse.
Wir in der
Gruppe weiter, die erste Stunde verging wie im Flug und 40 km waren
geschafft. Puh und das noch 9-10 Stunden?
Bloß das Essen und trinken
nicht vergessen. Die Strassen waren jetzt doch in einem Zustand wo man mal
kurz die Hände vom Lenker nehmen konnte, um zu trinken bzw. zu essen. In
Mailand war daran nicht zu denken. Superasphalt wechselte sich mit fast
schon Panzerstrassen ab.
So nach 80km und zwei Stunden waren wir in der
ersten Gruppe der „Normalfahrer“, Achim meinte das es auch eine Profigruppe
gibt. Jetzt spürte man auch doch merklicher den Gegen wind und das Tempo
brach leider auf 35/36 ein. Keiner wollte so richtig führen, auch nachdem
Achim da vorne versucht hatte Bescheid zu sagen. Das wurde ihm dann zu bunt
und er schnappte sich einen VW-Bus der da mit 50 vortrudelte. Jetzt wollten
die anderen auch dahin, auch Frank. Das wäre aber beinahe für einige
vollkommen schiefgegangen und sie reihten sich dann schnell wieder ein.
Kurze Zeit später kam hupend ein Motorrad links an uns vorbeigeschossen im
Schlepptau 40-50 Rennfahrer, was denn nun fragte ich mich, da mir hören und
sehen verging. Tja das war dann die falsch geführte „Profitruppe“ die jetzt
das weitere Feld auseinandernahm. Da durch weitere Motorradfahren uns jetzt
beide Strassenhälften zur Verfügung stand, sich aber alles links, wegen des
Windes, tummelte, musste man haarscharf darauf achten jetzt nicht aus der
Reihe zu fallen. Frank passierte das aber und Achim versuchte ihn wieder
reinzubekommen was dann auch klappte. Die Profis nehmen keinerlei Rücksicht
auf Verluste und Achim meinte nur, dass einer mich beinahe abgeschossen
hätte.
Nachdem die Profis endlich durch waren beruhigte sich das Feld
wieder und man fuhr doch wieder kontinuierlich 42-45km/h. Das war dann doch
ziemlich aufregend. Langsam wurde es dann auch welliger, aber bedingt durch
das Feld fuhr man das Tempo weiter. Bloß das trinken nicht vergessen. Bis
hier hatten wir einen Durchschnitt von 39.
Vor uns kam der Gebirgszug
in Sicht, stetig ging es aufwärts, das Tempo nur noch 31/32km.
Die Gruppe
zog sich auseinander, manche mußten schon in den Wiegetritt. Ca. 8km vor dem
Pass endlich die Verpflegungsstation. 100 Leute stürzten sich gleichzeitig
auf die Verpflegung.
1oo fuhren weiter die sich von ihren eigenen Leuten
Verpflegen ließen. Wasser hier Banane da. Wollte Frank meine 1Liter-Flasche
mitgeben um Wasser zu holen und er im Tran schmeißt sie in den Müll. Klasse.
Wir wieder aufs Rad, ein paar andere mit uns. Erst wieder mal das Tempo bzw.
den Tritt finden. Der Gegenwind fuhr immer heftiger in die Schlucht. Ließ
einer Gruppe großzügig den Vortritt und wir schlossen uns an. Leider war das
Tempo für Frank zu hoch, Achim blieb bei ihm. Da ich ein absolut schlechter
Abfahrer bin fuhr ich der Gruppe hinterher.
Passo Del Turchino
Trotz
roter Ampel fuhren wieder alle Radfahrer durch den Tunnel, einige machten
wieder Rast. Andere fuhren weiter denen ich folgte. Die Strassen waren gut
und übersichtlich, sodass ich endlich mal eine Abfahrt fast geniesen konnte.
50-65km waren drin. Einige Autos konnte ich doch glatt überholen. Dann der
erste Ausblick aufs Meer einfach gigantisch.
12km Abfahrt gingen fiel zu
schnell vorbei und mein Schnitt stieg wieder auf 37km/h. In dem Ort
Genua-Voltri fanden sich einige Abfahrer zusammen und es ging auf die
Küstenstrasse. Was Achim vorhergesagt hatte, traf dann auch ein Gegenwind
(habe nachher mal nachgeschaut Windstärke 4-5). Wo aber blieben meine
Mitstreiter?
Ich entschloss mich bei der Gruppe zu bleiben und bei der
nächsten Verpflegung zu warten.
Ca. 45 km ging es jetzt an der Küste
lang, 1-2m hohe Wellen, dicke Schaumkronen obenauf, kein Mensch, trotz
28-30C Außentemperatur, im Wasser. Aber die Strände waren voll.
Man
musste jetzt höllisch aufpassen auf Fußgänger, die die Strasse querten.
Unsere Gruppe war jetzt ca. 30 Mann groß und die Polizei, muß man ihr
lassen, versuchte Kreuzungen etc. für uns freizuhalten und winkten uns so
gut es ging überall durch. Das Tempo wurde bei 38, trotz Gegenwind,
gehalten. Leichte Anhöhen wurden mit Volldampf durchgezogen. Für mich war
das ganze nicht einfach, in Kurven pfiff der Wind manchmal ganz schön rein
und versetzte nicht nur mich.
Tja und dann kam eigentlich das was nicht
kommen sollte. Durch einen Felsabsturz an der Küstenstrasse, musste man
einen kleinen Umweg über den LeManie fahren, von fast 0 auf 318m. Eigentlich
kein Problem, aber rechts rum von 38km/h auf 10-12km/h und erste Kettenblatt
war schon eine Umstellung. Hier wurde es auch etwas Windstiller und die
Sonne konnte so richtig auf einen losgelassen werden. Der Schweiss floss nur
an einem so runter. Die ersten standen dann auch schon links und rechts am
Wegesrand und suchten Schatten unter den spärlichen Bäumen.
Endlich oben,
Verpflegung und erst einmal drei/vier Cola viel zu schnell getrunken.
Bananen, Orangen, Croissants mit Marmelade, Honigbrot und Kuchen
eingeschmissen.
Wo sind die Kollegen? Nach 10min endlich, Achim. Erstmal
vom Rad und was trinken. Frank hat ihn einfach weggeschickt. Manchmal ist
das so. Da geht einem einfach alles auf den Keks und man will nur noch stur
seinen Tritt fahren.
Aber dann nach unendlich langen weiteren 10min kam
auch Frank. Noch auf dem Rad zwei Colas. Hammerhart das alles und wir waren
erst bei km 205.
Langsam konnten wir weiter. Die Abfahrt war hier schon
viel enger und mit einigen Spitzkehren. Unten angekommen konnten wir uns
dann einer größeren Gruppe von 30 Fahrern anschließen. Mit Tempo 31/32 ging
es über die Küstenstrasse dem Ziel entgegen. Leider musste Frank nach ca.
5km doch wieder reißen lassen und schickte uns der anderen Gruppe hinterher.
Rauf und runter ging es, immer munter. Man zählte schon gar nicht mehr die
Anhöhen, leider waren die kleine Abfahrten auch nix, da dort bestimmt immer
der Gegenwind noch einen Zacken mehr drauf stand.
Zack, urplötzlich
erwischte es mich dann doch, km256 waren die Salze und Mineralien trotz
trinken und essen ausgespült und Krämpfe machten sich breit. Ein Glück riet
mir Achim nur noch kleine Gänge und nach kurzer Pause konnte es auch weiter
gehen. Leider war da die schöne Gruppe schon weg. Auf ging es, einige zurück
gefallenen fuhren wiederum mit uns oder wurden gnadenlos überholt. Achim
habe ich aber trotzdem, wegen des Windes, noch nie so Fluchen hören, zum
Schluß schickte er mich auch noch in den Wind.
Die letzten Hügel standen
an. Eine schnelle Gruppe fuhr auf uns auf und Achim verspürte den letzten
Wind um sich dieser anzuschließen. Mir war das kurz vor dem Ziel dann doch
ziemlich sch.. egal und fuhr meinen Tritt zu Ende. In San Remo war der
Verkehr am bescheidensten, hier mussten man doch kurz vor Schluß fast mehr
aufpassen, um nicht noch unter oder in einem Auto zu landen.
Die
letzte Gummimatte das Ziel.
Leider waren so gut wie keine Zuschauer
oder irgendwas ähnliches dort, wo man meinen könnte hier ist das Ziel. Nach
300km und über 2000 Höhenmeter und reiner Fahrzeit von 9:42 (10:46
offizielle) durchschnitt laut Tacho 30.7 (27.4) war das kein schöner
Abschluß.
Ein Achim lukte um eine Säule herum, er war zwei Minuten
vorher angekommen, sodass wir uns jetzt in die Arme fallen konnten und uns
gegenseitig beglückwünschten. Auch Frank konnten wir zwanzig Minuten später
in die Arme nehmen. Was für ein Tag.
Nach Dusche, kleiner Pasta, ab
zum Bus und einladen. Wir pünktlich wie die Mauerer 19.00 da und die
Fahrräder verstaut. Meine Wenigkeit machte sich dann auf wenigstens noch ein
paar Bier zu besorgen. Rund um den Busbahnhof alles zu, nur MC Doof war auf,
Doch da eine kleine Lotterie und was hatte die Gothar Bier, schnell 6 Bier
und zurück. Schnell hätte ich mir sparen können. Abfahrtszeit offiziell
19:30, wer später kommt der hat Pech gehabt. Stand so in der Ausschreibung.
Irgendwie hatten wir das ganze aber ohne die Italiener gemacht, die erst um
20:15 erschienen und ihr Zeugs dann in aller Seelenruhe verpackten. Achim
explodierte in der Zeit verschiedenste male.
20:30 Uhr Abfahrt, keine
50m weiter, wir haben Grün kommt von rechts ein Bus angedonnert nimmt
unserem Bus die Vorfahrt und fährt einfach weiter, da war kein halber Meter
mehr. Da fährt man 300 km ungezügelt Rad und wird beinahe von einem Bus im
Bus umgenietet. Einfach schön war die Korrespondenz an der nächsten Ampel
zwischen zwei italienischen Busfahrern. Ich hab nix verstanden, aber einfach
schön.
Um 01:30 waren wir mit unserem Auto und Fahrrädern am
Campingplatz, Gute Nacht.
08.06.09 9:00 Uhr
Guten Morgen, keine
schweren Beinen, keine Krämpfe, hallo wir sind doch gestern ein bisschen
Fahrrad gefahren. Nix, Kurios. Geduscht, gefrühstückt (bitte keine Bananen
mehr) und eingepackt. Los ging es um 11:00 Uhr heimwärts.
Leider wollte
das Navi noch nicht zurück und schickte uns erstmal kreuz und quer über die
Autobahnen von Mailand. Kurzerhand überstimmten wir es und legten die
Fahrtroute fest. Nach kurzen Grummel und Schmollen zeigte es sich mit der
nun angezeigten Route zufrieden. Um 20:00 Uhr zeigten sich die Gefilde von
Köln am Horizont ab Ziel erreicht.
Fazit:
Langsam kann ich die
Leute verstehen die uns für bekloppt erklären, insbesondere unsere Frauen.
Aber einmal im Leben muß man so was gemacht haben, ansonsten wüsste man
nicht was man (oder Frau, ja da fuhren ein paar bekloppte mit) verpasst hat.
Das sind so Storys, die man noch seinen Enkelkindern erzählt. „Opa du musst
bekloppt gewesen sein“, hört man sie schon sagen.
Stephan Breuer
/ 16. Juni 2009
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Ein Bericht von Martin Mayer
Milano – San Remo
2009
Das war wirklich ne harte Nummer! Das Rennen geht erst so
richtig nach 200 km los.
Der erste Anstieg kommt nach 130 km und bis
dahin ist absolute Hektik und Chaos im Feld.
Einige Stürze habe ich
gesehen und bin froh, dass ich nicht involviert gewesen bin.
Nach
etwa 40 km hatte sich das Hauptfeld geteilt und ich war Okay damit, nicht in
der ersten Gruppe zu sein.
Ständig über 45 Sachen zu fahren, ist um 7 Uhr
morgens eben nicht Jedermanns Ding...
Durch die Teilung wurde es auch
etwas ruhiger im Feld, so dass die nächsten 60 km dann mit einem flotten 40
iger Schnitt gelaufen sind.
Das war immer noch schnell genug und mein
Puls hat sich dann auch wieder erholt.
Doof war, dass ich so ziemlich
genau bei 100 km einen Platten hatte.
Leider war ich durch ein fettes
Schlagloch gerauscht und dabei ist es passiert: Durchschlag am Hinterrad.
Meinen (einen) Ersatzschlauch zu montieren, hat mich ziemlich viel Zeit (20
Minuten) gekostet, weil ich echt feuchte Finger hatte.
Dadurch habe
ich auch den Anschluss an meine schöne Gruppe verloren und musste hart
kämpfen, um wieder den Anschluss in eine neue Gruppe zu erreichen.
Die ist dann relativ ruhig mit etwa 34 Sachen im Schnitt gelaufen bis zum
ersten langen Anstieg, also bis etwa 130 km.
Der nominell höchste
Anstieg war ein eher entspannter Roller. Bin völlig ruhig mit dem kleinen
Blatt die 10 Km Steigung hochgekurbelt, um dann sofort nach Genua herunter
zu fahren.
In Genua hatte ich 170 km auf dem Tacho mit genau 5
Stunden (inkl. Defekt). Das waren also 34 Schnitt und fast perfekt.
Mit
der Abzweigung in Genua in Richtung Nizza hatten wir Radfahrer dann mit
konstant heftigen Gegenwind zu kämpfen.
Leider bin ich dann noch in einem
Tunnel in ein weiteres Mega-Schlagloch gefahren. Der Schlag war so heftig,
dass es meinen Lenker nach unten verstellt hatte.
Um das wieder
gerade zu biegen, musste ich anhalten und habe in diesem Moment eine
weitere, gute Gruppe verpasst. Der gewünschte 30 iger Schnitt war damit
gelaufen.
Durch einen Erdrutsch mussten wir den Anstieg "le Manie"
hochfahren.
Ich wollte ja mal wissen, was die Profis fahren müssen: jetzt
weis ich es! Das Ding geht mit 16 % los, ist 4,7 km lang und tat
fürchterlich weh.
Ach ja: an diesem Miststück hatte ich auch mal
Rückenwind… bei 37 Grad in der Sonne... Quälerei!!!
Danach noch 3
mittlere bis leichte Anstiege (nur die "Berta" (Küstenanstieg) war noch mal
böse zu mir) und dann war das Ding durch!
Man kann sagen, dass das
Rennen erst bei 200 km richtig los geht. Ab 220 km bis ins Ziel hatte ich
mit Krämpfen zu tun…
So verteilt über den Tag hat mir fast alles mal weh
getan… Beine, Waden, Nacken, Kopf, Arsch, Hände, Arme, Fußsohlen und dann
wieder in einer anderen Reihenfolge…
Ich werde wohl noch eine Zeit
lang brauchen, um die Eindrücke zu verarbeiten, erst mal bin ich sehr sehr
müde.
Viele Grüße
Martin Mayer / 18. Juni 2009
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Ein Bericht von Ulrich Zimmermann
Mailand - San Remo vom
07.06.09
Höhenmeter: 2233 hm
Technische
Schwierigkeit: mittel
Die vergangenen drei Jahre bin ich die
Radtouristik-Fernfahrt mit Zeitmessung Mailand – San Remo mit dem Rennrad
Scott CR1 gefahren. Das erste Mal 2006 nach dem Eröffnungsspiel der
Fußball-Weltmeisterschaft (München 09.06. Deutschland – Costa Rica 4:2) und
dann zweimal mit Günther Kulessa ab Frankfurt / Main. Im Vorjahr hatte ich
die Strecke erstmals unter 10 Stunden (9:03:40 h brutto, 32,5 km/h)
zurückgelegt. Da ich keine realistische Möglichkeit der Verbesserung der
Zeit sah, habe ich mir überlegt, nicht mit dem Scott zu fahren. Das Gazelle
Stahlrad kam aufgrund seines Gewichts (Beleuchtung mit Nabendynamo, feste
Schutzbleche und Gepäckträger – deutlich über 18 kg mit zwei Trinkflaschen)
nicht in Frage. Das Scott Plasma Zeitfahrrad wollte ich wegen der schmalen
Bereifung (19 mm) und da ich mit dem Rad noch keine sehr langen Strecken
gefahren bin, nicht nehmen. Gegen beide Räder sprach auch die große
Übersetzung (jeweils 2 x 10, kein kompakt). Damit stand mein Entschluss
fest: Ich fahre mit dem Crossrad Simplon Booster (Rohloff
14-Gang-Nabenschaltung, 42 mm breite Marathon-Plus-Bereifung). Das Rad ist
etwa doppelt so schwer wie das Scott CR 1. Als ich meine Entscheidung meinen
Radsportfreunden und meinem Radhändler mitteilte, hielten diese mich für
„bekloppt“ und meinten, ich sollte doch besser mit dem Rennrad fahren. Das
Rennrad stand noch in Einzelteilen im Keller, da mir bis dahin die Zeit
fehlte, es nach dem Urlaub im Vormonat zusammenzubauen.
Anfang Mai
bin ich mit dem Simplon den Gladbacher Marathon (mit Anfahrt >260 km, 1800
hm in etwas über 10 Std.) gefahren, um die Tauglichkeit des Rades auf sehr
langen Strecken zu testen. Dass das Rad die Strecke problemlos meisterte,
hatte ich erwartet. Mir ging es hauptsächlich darum, auszuprobieren, ob ich
bei einer so langen Tour Probleme mit dem Sattel bekomme. Erfreulicherweise
war das nicht der Fall.
Vorsichtshalber habe ich das Simplon noch
meinem Händler zum Check übergeben. Eine Speiche im Hinterrad hat er ersetzt
und alle Verschraubungen überprüft. Die vordere Bereifung, die schon viele
tausend Kilometer problemlos ihren Dienst verrichtete, habe ich erneuert, da
sie schon zahlreiche Schnitte aufwies. Nach etwa 5.000 Kilometern
Laufleistung der Originalbereifung des Simplon (Schwalbe Marathon) habe ich
diese wegen häufigen Reifendefekten getauscht (jetzt Schwalbe Marathon Plus
MTB). Seitdem hatte ich nur eine Reifenpanne. Der Nachteil an dieser
Bereifung ist das deutlich höhere Gewicht von fast einem Kilogramm pro
Reifen.
Am Freitag Abend hatte ich das Simplon bereits ins Auto
eingeladen. Da das Crossrad deutlich größer als das Rennrad ist, musste ich
Hinter- und Vorderrad ausbauen, wobei zu beachten war, das Hinterrad stehend
einzuladen, da sonst das Getriebeöl ausläuft.
Samstag früh um 2:00
Uhr ging der Wecker und ich bin mit einer kleinen Tasche und einem kleinen
Rucksack (den ich eventuell auf der Tour mitnehmen wollte) eine dreiviertel
Stunde später nach Frankfurt aufgebrochen. Um 5:45 Uhr sollte ich in der
Mainmetropole beim Hessischen Rundfunk sein, was mir fast auf die Minute
genau gelang. Die letzten Kilometer wollte ich nach dem Navigationssystem
fahren. Leider war die Schrift auf dem Gerät so klein, dass ich diese nicht
lesen konnte und bin deshalb einen kleinen Umweg gefahren (insgesamt 270
km).
Nach dem Vorderrad wollte ich das Hinterrad einbauen, was mir
nicht gelang, da der Schnellspanner sich an der falschen Seite öffnete. Auch
mit Hilfe einer Kombizange vom Busfahrer bekam ich das Problem nicht in den
Griff. Da die Zeit drängte, um 6:15 Uhr sollte der Bus abfahren, haben wir
das Gepäck und das defekte Rad eingeladen.
In diesem Jahr fuhr „nur“
ein Bus ab Frankfurt, da viele Teilnehmer mit Begleitperson nach Mailand
gereist sind, die das Auto am Sonntag nach San Remo steuerten. Der erste
Halt des Busses war in Karlsruhe auf einem Parkplatz in der Nähe der
Autobahn, wo weitere Mitreisende zustiegen, danach folgte ein weiterer Stopp
auf einer Raststätte in der Schweiz, wo wir den letzte Mitfahrer
einsammelten. Danach waren 29 Räder im Hänger. Ein Teilnehmer hatte wegen
Krankheit absagen müssen. Die Kontrollen an den Grenzübergängen sowohl auf
der Hin- als auch auf der Rückfahrt erfolgten sehr schnell. Nicht einmal die
Ausweise wurden an der Schweizer Grenze kontrolliert. Auf der Hinfahrt
mussten wir kurz vor dem Gotthard-Straßentunnel warten, da die Durchfahrt
nur einspurig möglich ist.
Um 17:00 Uhr erreichten wir wie geplant
das Hotel in Mailand. Da der Bus mit Hänger als LKW gilt, darf er nur 80
km/h fahren, so dass mit Pausen keine frühere Ankunftszeit möglich ist. Auf
dem Parkplatz vor dem Hotel erwartete uns das Team (Reporter und Fotograf)
von der „Tour“, das einen Bericht über das Rennen, allerdings erst im
nächsten Jahr, veröffentlichen wird. Das Team war mit dem Auto aus München
angereist und so nett, Günther und mich zum Motodrom zu fahren, dort
erhielten wir die Startunterlagen und Trikots, die diesmal sehr klein
ausfielen. Trikotgröße XL ist diesmal hauteng, beim letzten Mal war mir
diese Größe etwas zu weit. Günthers deutschsprachiger Ansprechpartner (alle
anderen sprachen nur italienisch) „vermittelte“ uns einen Kollegen, der uns
zu einem Radhändler fuhr. Wo wir hin mussten, wusste er auch nicht so genau.
Um nach dem Weg zu fragen, hielt er mehrmals (mitten auf der Straße) an und
hupte ein paar mal. Nach einem kurzem Gespräch ging es dann weiter. Auf
einigen Umwegen erreichten wir dann unser Ziel.
Ein anderer
Mitreisender hatte beim Auspacken des Rades eine gebrochene Speiche im
Hinterrad festgestellt. Die Reparatur des Laufrades wurde umgehend erledigt
und ich erhielt für fünf Euro einen Schnellspanner für das Hinterrad. Der
kaputte Schnellspanner wurde auch noch repariert. Ich hatte leichte Zweifel,
dass der Schnellspanner wegen eines größeren Durchmessers nicht passt. Der
Radhändler meinte, das sei kein Problem, und so war es dann auch.
Zurück im Hotel war mein Rad und Gepäck, das ich in der Nähe der Rezeption
abgestellt hatte, verschwunden. Meine Vermutung, dass mein Zimmergenosse
Andreas, der mit dem Auto aus der Schweiz angereist war, es aufs Zimmer
mitgenommen hatte, bestätigte sich nicht. (Da ein Doppelzimmer wesentlich
preiswerter ist, hatte ich mich dafür entschieden, ohne zu wissen, mit wem
ich das Zimmer teile.) Da ich etwa zwei Stunden unterwegs war, war mein Rad
und Gepäck sichergestellt worden und ich konnte es an der Rezeption abholen.
Die Zeit war wie im Flug vergangen. So kam ich erst nach der
Pastaparty inklusive Wein zum Duschen. Nachdem ich die Vorbereitungen für
den morgigen Tag abgeschlossen hatte, war es schon kurz nach 22:00 Uhr und
Zeit ins Bett zu gehen. Frühstück gab es am Sonntag ab 4:00 Uhr. Das war mir
etwas zu früh um aufzustehen. Den Wecker habe ich auf 4:30 Uhr gestellt, so
blieb mir noch 2,5 Stunden bis zum Start. Andreas wollte etwa 30 Minuten
später aufstehen.
Die meisten Mitreisenden dachten scheinbar, wenn
sie nicht als Erste zum Frühstück kommen, dass sie leer ausgehen. Anders
kann ich es mir nicht erklären, dass als ich zum Essen kam fast alle Plätze
belegt waren. Das Essen reichte auch für diejenigen, die etwas länger
geschlafen hatten. Kurz vor 6:00 Uhr war ich wieder auf dem Zimmer, um zu
packen und mich mit dem Sonnenschutz einzucremen. Das Zimmer lag wie auch in
San Remo am Ende des Gangs im 11. (und obersten) Stock. In San Remo musste
ich nur in den 1. Etage.
Andreas war direkt in Radbekleidung zum
Essen gegangen und konnte deshalb vor mir das Zimmer verlassen. Im Vorjahr
bin ich über die Treppe mit Rad und Gepäck nach unten gegangen, da der
Aufzug in den dritten Stock nicht kam. Glücklicherweise gab es so ein
Problem diesmal nicht. Der Aufzug kam umgehend. Das Gepäck und der Rucksack
waren schnell verladen. Die Tasche habe ich im Kofferraum und den Rucksack
wie gewohnt auf dem Sitz im Bus verstaut. Um 6:30 Uhr ging es mit Günther
per Rad zum fünf Kilometer entfernten Start. Andreas war schon vorher
gefahren, um einen besseren Startplatz zu bekommen.
Am Samstag
Nachmittag und Abend hatte es noch gestürmt, so dass an den Straßenrändern
abgebrochene Äste lagen. Am frühen Sonntagmorgen zeigte das Wetter sich von
seiner besten Seite: 18°, Sonne, wenig Wolken und kein Wind. Während des
Rennens kam stärkerer Wind aus südlicher Richtung, also leider von vorne
auf.
Kurz nach 7:00 Uhr fiel der Startschuss und es dauerte einige
Zeit bis auch die Letzten auf der Strecke waren. Diesmal ging es nach dem
Start der RTF nicht so schnell los wie im Vorjahr (40 – 50 km/h auf den
ersten 50 km). Ich fand eine größere Gruppe, wo ich am Ende gut mithalten
konnte. Auf eine vierte Trinkflasche hatte ich verzichtet, da ich die
Kamera, eine Weste, ½ Dutzend Gels und das Mobiltelefon dabei hatte, nur die
Geldbörse hatte ich nicht mitgenommen.
Nach etwa ½ Strecke vor der
ersten Verpflegung fuhr ich als Letzter einer Gruppe. An einem Kreisverkehr
fuhren alle vor mir eine Ausfahrt zu früh raus. Die Ausschilderung war
richtig. Sie ist allerdings etwas anders als bei RTFs in Deutschland und
klebt häufig an der Leitplanke mal auf der rechten, mal auf der linken
Seite. Die Vorausfahrenden hatten ihren Irrtum lautstark bemerkt, so dass
ich die richtig Straße nehmen konnte. Die andere Spur führte in die gleiche
Richtung direkt zu einem Einkaufszentrum. Anstatt zu wenden, fuhren alle
parallel weiter in der Hoffnung, dass es eine Verbindung zwischen den beiden
Straßen gäbe. Das war allerdings nicht der Fall, so dass ein breiter
unbefestigter Streifen zu Fuß überquert werden musste.
Mir gelang es
zu dem letzten Fahrer, der richtig abgebogen war und jetzt alleine fuhr,
aufzuschließen. Im Windschatten ging es mit 38 km/h längere Zeit hinter ihm
her. Das Tempo, meinte ich, könnte ich auch im Wind fahren (Eine
Fehleinschätzung wie sich bald herausstellen sollte). Einem weiteren gelang
es, zu uns aufzuschließen. Das Tempo war mir jetzt zu hoch, da ich noch
nicht einmal ¼ der Strecke bewältigt hatte. So fuhr ich einige Zeit alleine
weiter. An einem Kreisverkehr fehlte die Ausschilderung. Da zwei Straßen
geradeaus weitergingen, hielt ich es für besser, kurz zu warten bis die
nächste Gruppe kam, die den Weg kannte.
An der ersten Verpflegung
gab es Isogetränke, Wasser, Cola, Bananen, geschnittene Orangen und
Müsliriegel wie auch an den anderen Kontrollen. Als ich den
Verpflegungspunkt erreicht hatte, sah ich Günther, der gerade los fuhr.
Nachdem ich mich gestärkt hatte, ging es die Steigung (nicht sehr steil:
max. 5 – 6%) zum Turchino. Der Pass ist mit 530 m der höchste Punkt der Tour
und liegt etwa auf ½ Strecke. Vor dem Pass wird dreimal die Eisenbahn mit
beschranktem Bahnübergang gequert. Einen Zug hatte ich bei meinen bisherigen
Teilnahmen nie gesehen. Kurz vor Erreichen des ersten Bahnübergangs
schlossen sich die Schranken. Ein Radfahrer vor mir fuhr dennoch und musste
sein Rad auf der anderen Seite über die Schranken heben. In einer Einmündung
hinter dem Bahnübergang stand ein Rettungswagen, falls jemand beim
Überqueren der Gleise stürzen sollte. Bei meiner breiten Bereifung ist ein
Sturz dort ausgeschlossen. Da es einige Zeit dauerte bis der Zug kam, habe
ich das einzige Foto auf der Tour von den wartenden Mitfahrern gemacht. Vor
dem Bahnübergang habe ich auch einen Mitfahrer auf dem MTB getroffen. Auf
meine Frage, warum er nicht mit dem Rennrad unterwegs sei, antwortete er
mir, dass er kein Rennrad habe. Die beiden anderen Bahnübergänge konnte ich
ohne Stopp überqueren. Der Aufstieg zum Turchino war nicht sehr steil und
ich war schon nach fünf Stunden oben am Tunnel.
Nach der
Tunneldurchfahrt begrüßte mich eine freundliche Frauenstimme. Es war Rinna
aus dem Rennrad-Forum. Mit ihr bin ich schon einige Male Mailand – San Remo
und die Tour Transalp gefahren. Rinna hatte Probleme mit dem Magen und hatte
deshalb die RTF vorzeitig beenden müssen. Da ich diesmal ohne Zeitdruck
fuhr, beschloss ich anzuhalten. Wir haben uns dann ein paar Minuten nett
unterhalten. Rinna ist mein Rad direkt aufgefallen, und sie hat dann einige
„Beweisfotos“ gemacht.
Bevor es in die lange Abfahrt nach Genua auf
Meeresniveau ging, habe ich mir noch die Weste angezogen. Über dem Turchino
hingen Wolken und es war recht kühl. Die Abfahrt wollte ich langsam angehen.
Sie wurde noch langsamer als ich vorhatte, da der Rettungswagen vor mir auf
der Serpentinenstrecke noch langsamer war als ich, so dass ich sogar
unplanmäßig bremsen musste. Den Wagen wollte ich nicht überholen. Das war
mir zu gefährlich. Als wir uns langsam Genua näherten, hielt ein Radfahrer
den Rettungswagen auf. Auf der Abfahrt hat uns einziger Radfahrer überholt,
den ich später wieder eingeholt habe.
Ab Genua verläuft die Strecke
größtenteils am Mittelmeer. Ein paar kleinere Steigungen mit wenigen
Höhenmetern sind nicht erwähnenswert. Bei Finale Ligure (nach ca. 200 km)
war die Strecke wegen eines Erdrutsches gesperrt. Die Umleitung ging durch
den Ligurischen Apennin mit über 300 Höhenmetern und etwa 4 Kilometern
Umweg. Hier war auch steilste Anstieg mit über 10% Steigung. Am Beginn des
Anstieg habe ich Günther eingeholt. Mit der sehr kurzen Übersetzung des
Crossrads konnte ich die Steigung trotz Mittagshitze einigermaßen entspannt
hochfahren. Die kleinste Übersetzung, die ich normalerweise nicht fahre,
habe ich hier erstmalig länger gefahren. Am Ende des Anstiegs war die zweite
Verpflegung, die letzte kam etwa 40 km vor dem Ziel.
Ab Genua hatte
ich keine Gruppen mehr, den ich länger folgen konnte. Vielfach machten die
Mitfahrer eine Pause, oder was selten vorkam, waren sie mir zu schnell. Die
vorletzte Steigung „Cipressa“ kam mir nach der Umleitung gar nicht so steil
vor. Damit der Anstieg nicht ausgelassen wird, erfolgt oben eine
Zeitmessung. In San Remo geht es dann letztmalig bergauf zum „Poggio“. Hier
bin ich dann erstmalig so schnell wie möglich gefahren und habe noch fünf
Rennradler stehen gelassen. Als ich dann zu einem Schweden (sein Trikot
deutete darauf hin) aufgeschlossen hatte, bin ich erstmal hinter ihm
geblieben. Als er dann langsamer wurde, dachte ich er will in meinem
Windschatten folgen. Als ich mich etwas später umdrehte, war von ihm nichts
mehr zu sehen. Mich würde schon interessieren, was die Rennradler am letzten
Anstieg gedacht haben, als ein Mountainbike (Crossrad) nach etwa 300
Kilometern an ihnen vorbei gefahren ist. Kurze Zeit später war ich oben.
Jetzt ging es in Serpentinen nicht sehr schnell runter nach San Remo. Auf
der Abfahrt traf ich einen Italiener, der mir per Handschlag gratulierte und
wir fuhren dann gemeinsam ins Ziel. Mein Zimmergenosse war schon lange im
Ziel, etwa 10 Minuten nach dem Sieger. Diesmal war die Polizei nicht so
präsent wie im Vorjahr, wo sie an vielen Kreuzungen und Kreisverkehren
stand. An weniger als 10 Stellen wurde der Verkehr von der Polizei geregelt.
Eventuell lag das daran, dass ich diesmal wesentlich später unterwegs war.
Nach der Rückgabe des Transponders habe ich die Pastaparty
„mitgenommen“. Das Hotel war das gleiche wie die letzten Jahre und schnell
gefunden. Der Busfahrer hatte das Gepäck bereits ausgeladen und es stand im
Keller des Hotels. Dort waren auch zwei Räume, wo die Räder abgestellt
wurden. Mein Rucksack fehlte, da ich ihn im Bus, statt im Gepäckraum
deponiert hatte. Der Busfahrer hatte wohl damit gerechnet und war in der
Nähe seines Fahrzeugs. So konnte ich mich gerade noch rechtzeitig vor dem
Abendessen duschen und umziehen. Die Eile wäre nicht nötig gewesen, da sich
das Essen (Pasta und Schnitzel) um ½ Stunde verschob. Nach ein paar Bierchen
ging ich zu Bett. Einige Mitreisende haben sich noch in das Nachtleben von
San Remo gestürzt, dazu war ich zu müde.
Am Morgen ab 8:00 Uhr gab
es Frühstück. Danach wurden die Räder und das Gepäck verladen. Der Bus
konnte mit dem Hänger nicht vor das Hotel fahren, so dass das Einladen an
der Hauptstraße geschehen musste. Gegen 10:00 Uhr ging es dann Richtung
Heimat. Da die Auffahrt San Remo West gesperrt war, musste der Busfahrer
eine geeignete Stelle zum Wenden finden und dann komplett nochmal durch die
Stadt zurück fahren. Andreas haben wir mit seinem Rad bis zu einer
Raststätte in der Nähe von Mailand mitgenommen. Bis zum Hotel
zurückzufahren, hätte zu lange gedauert. Durch den Gotthardtunnel ging es
ohne Stau, nur einige Kilometer vor der Deutschen Grenze stockte der Verkehr
in der Schweiz. Auf einer Raststätte bei Freiburg wurde der Fahrer
getauscht, um die Lenkzeiten einzuhalten. Vor einem Jahr war das nicht
nötig, da ein Mitreisender einen Busführerschein hatte. Wie vorgesehen
erreichten wir um kurz vor Mitternacht Frankfurt. Schnell haben wir unsere
Räder verladen und es ging nach Hause, wo ich um 2:30 Uhr ankam.
Fazit: Auch mit dem Crossrad ist es möglich, die Tour zu fahren. Es dauert
nur „etwas“ länger. Eine gelungene Veranstaltung, an der ich eventuell
nächstes Jahr wieder teilnehme. Dass ich nicht mit dem Rennrad gefahren bin,
war sogar eventuell von Vorteil, da das Rad bei seinem ersten Einsatz danach
nach weniger als 100 km einen Totalschaden (abgerissenes Schaltwerk, Rahmen-
und Speichenbruch) hatte.
Laut meinem Tacho:
304,09 km (+
Fahrt zum Start: 6,4 km)
11:03 Stunden Nettofahrzeit
27,40
km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
60,00 km/h Maximalgeschwindigkeit
2.233 Höhenmeter (laut GPS 2.400 hm)
12 % maximale Steigung
510 m maximale Höhe
Ulrich Zimmermann / 22. Juni 2009
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Hallo,
vielen Dank für die nette Mail. Ich denke aber,
dass ich mich bedanken muss für die vorzügliche Organisation der gesamten
Fahrt. Dieser Tag wird insgesamt in meine persönlichen Highlights eingehen,
da alles Wesentliche aus meiner Sicht perfekt geklappt hat (sturzfreies
Ankommen, Zeit war absolut nachrangig). Also ausdrücklich und nochmals "Lob
in verschärfter Form" . Verbesserungswürdig sind aus meiner Sicht lediglich
die folgenden kleineren Punkte (die aber am absolut positiven Gesamteindruck
nichts ändern können):
- Verbot der Tria-Flaschenhalter (da doch
viele Flaschen vor allem am Start flogen und gefährliche Situationen
heraufbeschworen)
- Absperrung der gesamten Strecke (ich weiss, dass
das an der Küstenstrasse nahezu utopisch ist; es wäre aber dennoch klasse)
- Verbesserung des Bustransfers (zu spät losgefahren, 30 min Pitstop
gegen den Wunsch der Passagiere, die unter die Dusche und ins Bett wollten)
- Fotoservice an der Strecke (an steilen Abschnitten - von denen es ja
einige gab :-)))
Beste Grüsse
Holger Hackländer
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Hallo Günther,
Danke erst einmal für dein Interesse
zu meiner ,,Nichtplatzierung''.
Fing ja eigentlich alles ganz gut an,
pünktlich aufgestanden, gut gefrühstückt, zeitig genug am Startplatz gewesen
mit meine Kumpel F. Ammann.
Dann der Start, mächtig hektisch und eine
noch sehr nervöse Fahrerei, zügig und dann immer dieses plötzliches
runterbremsen, ohne Grund oftmals.
Wahrscheinlich ein typisch-
italienischer Fahrstil, dachte ich, da muss man sich erst noch dran
gewöhnen.
Wir waren ungefähr 10 bis 15 Meter hinter dem Führungsfahrzeug,
bis es bei dem 7. Kilometer, 5 Meter vor mir einen Reifenplatzer gab, dies
habe ich später dann erst erfahren. Die ersten stürzten schon, Vollbremsung
half auch nicht mehr, also bin ich auch gestürzt, da lag ich nun und konnte
es kaum glauben. Hinter mir jede Menge zu Boden, nur diese hatten alle ein
bisschen mehr Glück!
Bei mir eine schöne Pflasterflechten und eine dicke
Acht im Vorderrad, und das wars mit dem Rennen.
Zurück zum Hotel, da
stand unser Auto. Mein Kumpel kommt erst Nacht gegen 1:30 Uhr zurück.
Im
Nachbarzimmer war noch jemand aus Stuttgart, der sollte Abends seine Leute
von Sanremo abholen, also hab ich ihn aus dem Schlaf geklingelt und die
Situation geschildert, eingestiegen nach Sanremo und um 16:30 Uhr wieder in
Sanremo ausgestiegen.
Pünklich mit F. Ammann ( 9:38) angekommen, nur
anders. Fahrrad noch umladen in den Bus nach Milano und um 20 Uhr gings dann
zurück.
Sonst hat alles gut geklappt, außer mein Missgeschick, aber
nächstes Jahr ist ja auch noch mal.
P.S. Danke für deine
Organisation, vielleicht trifft man sich nächstes Jahr mal Persönlich.
P.S. Danke auch noch mal an Dominik aus Stuttgart und seinen Leute von
der SG-Stern fürs mitnehmen nach Sanremo.
Mit freundlichen Gruß
Mike Kühls!
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Hallo Günther,
ich habe auf meine älteren Kameraden gewartet und
denen durch den Wind geholfen, nachdem mir am Anfang der RTF die Flaschen
aus dem Halter gefallen waren und alle starken Gruppen weg waren...
So
nun kann ich mit diesem Ergebnis leben oder im nächsten Jahr das Ganze noch
einmal in Angriff nehmen. Ich denke es wird auf Plan B hinaus laufen (-;
Alles in allem war es ein tolles Erlebnis an das ich jetzt und in 20 Jahren
noch denke. Und die Organisation - war sensationell! Die Hotels und das
Essen, super.
Zu den Verbesserungen im nächsten Jahr:
- Bitte eine
Bemerkung, dass die Trikots ziemlich klein ausfallen.
- Für den Verband:
Man könnte in verschiedenen Leistungsklassen starten.
- Abbau der
Zeitmesser könnte eine Stunde nach hinten verlegt werden.
- Eine Kamera
könnte am Ziel mitlaufen, sodass man später im Internet sich ein Zielfoto
ausdrucken kann
Also das war es erst mal von meiner Seite.
Also, bis
dann Gruß Ralf
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Hi Günther,
ich glaube wir haben euch (den Veranstaltern) zu
Danken für die großartige Orga!!!!
Aus meiner Sicht war es ja das erste
mal das es über 300km (mit Mania gesamt 307km) ging, so dass ich froh war
nur anzukommen.
Jedoch war ich sehr beiendruckt von der Strecke die mich
noch weit nach dem Ziel aller Impressionen (Höhen und Tiefen mit
eingeschlossen) beschäftigt hat.
Kurzer Abriss aus meiner Sicht:
- die
ersten 60km das typische einordnen in die Gruppen (natürlich mit vielen
Stürzen), habe mich natürlich mit der Hektik um einen guten Platz mitreissen
lassen und schon ein paar Körner liegen lassen.
- nach 135km in nur ca.
3,5h (38 iger Schnitt) war dann die erste Verpflegungsstelle erreicht, kurz
Getränke und Essen aufgenommen und dann ging es auch schon weiter.
- dann
über den Torchino (Traumhaft und sehr gut zu fahren!) und dann die Abfahrt
ab an die Küste (man bekommt Quasi einen Rausch) .
- An der Küste kam
dann aber der böige und sehr zunehmende Westwind der meine Gruppe
auseinander Bliss und der Schnitt ging auf 33 runter.
- dann kam der
folgen schwere (Junior) Fehler bei km 260! Hatte noch ca. 1,5 Flassche
Getränke und 3 Gels und laut Tacho zu 297km noch 37km und entschied mich die
letzte Verplegungsstelle auszulassen.
- Jedoch kamen da noch ein paar
Höhenmeter und die Mittagshitze und so sollte es sein das die Flaschen sehr
schnell lehr wurden und die Gels verschlungen wurden.
- Dann noch 2 mal
eine Gruppe an die vordere gefahren, da die hinter mir auch keine Körner
mehr hatten, und so mußte ich dann doch abreißen lassen und die restlichen
20km mit einem 20 Schnitt fahren .
Aber das Ziel in Sanremo war dann die
Erleichterung und die Belohnung sowie mal wieder eine Erfahrung reicher
!!!!!
Verbesserungsvorschläge/Anregungen: -Genaue Beschreibung wo der
Buss nach Milano abfährt , Bus ist dann auch erst um 20:30h gestartet!!
-
Pasta party am Vorabend schon um 18 Uhr anfangen da sonst der Magen so voll
ist.
- Morgens am Start (am Velodrom) vieleicht ein Gruppenfoto mit allen
Kulessa Startern
- Ansonsten natürlich so weiternmachen wie gewohnt....:)
Grüsse aus Bad Homburg
Matthias
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Mailand- Sanremo 2009
Am
Sonntag 07.06.2009 um 07:00 Uhr wird unser Abenteuer starten. Italo und ich
werden auf das Rad steigen und am Abend vermutlich mit einem roten Po
hinuntersteigen.
Zum guten Glück haben wir unseren Sklaven Tinu dabei.
Ich habe gehört, dass er uns nach dem Rennen den Po massiert :-) Unser Team
besteht aus drei Mann.
Tinu unser Sklave
Aufgaben:
Po
massieren, Auto ohne Radarbusse durch Italien fahren, Überbringer des Essen
und des Trinken, muss immer gut gelaunt sein, darf keine faulen Sprüche
bringen.
Einfach ausgedrückt, Herr gib, Herr mach endlich :-)
Italo unsere Maschine
Aufgaben:
Übersetzer der komischen Sprache
und Tretmaschine, wird als Zugmaschine von Patrick missbraucht, damit er
nicht viel im Gegenwind fahren muss.
Patrick der die Schmerzen
liebt
Aufgaben:
Ist für eine Höhle zum schlafen verantwortlich,
darf Tinu schlagen, wenn er nicht pariert, muss vor Italo den Zielstrich
überqueren.
Einen solchen Event kann nicht ohne Training
absolviert werden, denn ohne Training, wird unser Po 3 Wochen lang rot sein
:-)
Unsere Trainingskilometer:
Italo 2200 Kilometer Velo
Patrick 1667 Kilometer
Tinu 17000 Kilometer mit dem Auto :-)
Da
waren wir, in Mailand in einer Grossstadt mit viel Lärm, Verkehr und
Koordinationsschwierigkeiten.
Unsere Tagesrettung war die erhaltene Karte
von Valeria und Mario, mit der wir uns in diesem Wirrwarr durchkämpften.
Bereits standen uns Testräder für ein Testtraining bereit, die wir natürlich sofort ausprobieren mussten.
Tinu hat schnell neue Freunde in Mailand gefunden.
und Italo konnte zum ersten Mal im Mittelpunkt der Stadt stehen.
Es gab dort einen Ferrarishop, bei dem alte Teile
eines Original F1 Fahrzeug verkauft wurden.
Das teuerste Teil war dieser Motor von Michael Schuhmacher für 50000 Euro, natürlich nicht betriebsbereit.
Karten waren unsere Rettung, ohne diese wären wir
einmal am Dom gewesen und würden nie mehr nach Hause finden.
Sogar eine Station gab es, die nach einem Käse benannt wurde.
wie schon erwähnt, ohne Karte wären wir vermutlich in Rom gelandet.
Mailand hat auch eine schöne Seite, ca 30 Minuten zu Fuss landet
man in einem Künstlerviertel.
Diese Strasse war für
mich der schönste Platz in einer sehr hektischen Grossstadt.
Am Abend wurde es noch hektischer. Mateo kam mit seiner Mutter
Sandra auf Besuch. Wenn ich zwischen der Hektik von Mailand und von Mateo
wählen würde, würde ich vermutlich Mailand vorziehen....:-)
Mario und Valeria waren nicht aus dem Hauschen zu bringen.
Für Sie war die Welt um viele Leute die schönste Welt.
Sandra die Mutter von Mateo tat mir richtig leid, dieser Mateo ist in
Ordnung, hat aber ein Temperament eines 20 Jährigen.
und vor dem Rennen noch eine Flasche Wein, denn wir wollen doch nicht den
ersten Platz erreichen, oder? :-)
Tagwach um 04:45
Uhr. Dann Essen und trinken und um 05:20 Uhr Abfahrt mit dem Auto zum
Startplatz ausserhalb Mailands.
Wir hatten riesiges Glück mit dem Wetter.
Um 06:15 Uhr hatten wir bereits 19 Grad.
Ich war
froh, waren wir so früh am Startplatz angekommen, so konnten wir uns in Ruhe
auf den Start vorbereiten.
Ich sage Euch, da waren Velos und Beine vor
Ort, die machten uns grosse Angst. Velos um die 5000- 15000 Euro waren vor
Ort, teilweise sogar Entwicklungsräder verschiedenen Velofirmen und da kamen
wir mit unseren Velos daher.....
Was soll's, mein
altes Velo war vor 10 Jahren das Aktuellste und Beste was man haben konnte.
Mein altes Velo fuhr vor 10 Jahren eine Bergetape an der Tour de Romandie
und ein Bergzeitfahren und eine Bergankunft an der Tour de Suisse.
Am
Velo sollte es heute nicht liegen, denn dieses hatte genug Rennerfahrung.
Das Rennen wurde um 07:05 Uhr gestartet. 1000 Fahrer
fuhren los und die ersten 100 Kilometer waren sehr hektisch.
Daher habe
ich mich einer Gruppe Holländer angeschlossen, die ich bis zum ersten Pass
folgte.
Es war ein guter Entscheid, wir fuhren zwar ein sehr langsames
Rennen, doch sah ich bei den ersten 50 Kilometer viele Fahrer bereits am
Strassenrand blutend liegen.
Meine Entscheidung war richtig. Italo war
bei Kilometer 20 mit einer schnelleren Gruppe weggefahren, dieses Wegfahren
hat sich vermutlich bei den vielen Aufstiegen bemerkbar gemacht.
Italo war bis zum zweiten Pass ca. 40 Minuten vor mir. Ich hatte
immer gemeint, dass er hinter mir wäre, doch der zweite Pass hatte es in
sich. Frage einfach bei Italo nach.....
Mein einziges Problem war die Flüssigkeit. Bis Kilometer 150 gab es keine Verpflegung,
durch die grosse Hitze bekam ich langsam eine Not, doch hatte ich Glück und
bekam beim Aufstieg zum ersten Pass Aqua für meine Flasche, dies war die
Rettung.
Ich habe schon vieles erlebt, doch dieses
Rennen, wird in grosser Erinnerung bleiben. Ich fuhr fast die ganze
Küstenstrasse im extremen Gegenwind alleine und verlor somit sehr viel Kraft
und Zeit.
Ich war froh, wenn wieder ein Berg vor mir war, denn da hatte
ich wieder Windstill. Bei fast allen Abfahrten musste ich treten, da ich
sonst stehen geblieben wäre......
Doch wir waren am Ziel. Unfallfrei und
mit einer super Unterstützung von Tinu kamen wir in San Remo an.
Wir
waren müde, glücklich und sehr dreckig.
<
Am Abend wurde dann der Strassenstaub hinunter gespült.
Leider gehen auch schöne Tage zu Ende. Am Montag gaben wir den Wohnungsschlüssel ab
und verabschiedeten uns Richtung Schweiz.
Vom Meer bei 30 Grad, in die
Schweiz bei 5 Grad....
Merci an Tinu für seine
Helferdienste. Ohne Dich hätten wir es nicht geschafft.
Mit
freundlichen Grüssen
Monn Patrick
Mailand – San Remo
2009:
Trotz suboptimaler Vorbereitung im Frühjahr 2009 mit
vergleichsweise wenigen Kilometern in den Beinen (ca. 1000 km) hatte ich
schon immer den Traum gehabt, einmal die „classicissima“ auf „heiliger Erde“
mitzufahren. Als dann auch noch die Gelegenheit hinzukam, an dem auf den
Gran Fondo folgenden Montagmorgen (8. Juni 2009) in Mailand einen
geschäftlichen Termin zu haben, war es schon fast eine „göttliche Fügung“.
Die Website mit Bildern der vergangenen Jahre und die ausgezeichnete
Vorbereitung über Günther Kulessa (E-Mails über Organisationsfragen bis hin
zum Wetterbericht) haben dann die Anmeldung schnell wahr werden lassen. Mein
Ziel als Novize bei diesem Gran Fondo war einfach: Durchhalten und in San
Remo ankommen – die Zeit war absolut nachrangig. Man war ja hier schließlich
nicht bei einer Weltmeisterschaft (O-Ton Kulessa).
Ich bin dann am
Freitagabend bereits mit dem Auto in Mailand angekommen. Am Samstagmorgen
konnte man bereits ab 10 Uhr die Startunterlagen und den Transponder Chip im
Kartodrome abholen. Hier konnten auch noch Einzelfragen mit den perfekt
deutsch sprechenden Vertretern der Organisatoren sofort geklärt werden. Den
Rest des Samstags verbrachte ich dann im heißen Mailand beim Stadtbummel.
Abends wurden dann Rad, Bekleidung und Verpflegung vorbereitet. Etwas mulmig
über das, was der bevorstehende Tag bringen würde, war mir dann aber doch,
da ich noch nie längere Strecken als 200 km gefahren war. Ich nahm mir aber
fest vor, unbedingt mein eigenes Tempo zu fahren und nicht zu früh die
vorhandenen Körner zu verschießen.
Um 4.30 Uhr war dann die Nacht
vorbei. Um 5 Uhr wurde bereits die erste Schlacht am Frühstücksbüfett im
Hotel geschlagen. Es ist alles vorhanden, was das Radfahrerherz zu dieser
Stunde begehrt (Spaghetti, Brötchen, Kuchen etc.). Müde aussehende und ihren
Gedanken nachhängende Italiener, Deutsche und Schweizer versuchen, noch
soviel Energie für den großen Tag wie möglich zu tanken. Um 6.30 Uhr
erfolgte die Abfahrt am Bus nach viel Geflachse – u.a über das vorhandene
Crossrad des Kollegen Zimmermann, das später noch Erwähnung finden sollte -
und den üblichen Fotos vom Hotel im Gruppetto zum Start am Kartodrom in
Rozzano (ca. 5 km entfernt).
Nach Registrierung des Transponderchips
fuhr man eine Ehrenrunde auf der Kartbahn und stellte sich erst einmal
hinten an. Vorne scharrten die Favoriten wie nervöse Rennpferde schon mit
den Füßen. Größere – in der Regel italienische - Gruppen mit teilweise
unglaublich teuer aussehenden Rädern schlossen hinten zu uns auf. Um 7.00
Uhr senkte sich die Startflagge für etwa 700 Teilnehmer: Es war für meine
Begriffe ein eher unruhiger Start mit vielen fliegenden Flaschen: Einige
Teilnehmer hatten Triathlon-Flaschenhalter hinter die Fahrradsättel
montiert, um nicht - wie ich – insgesamt vier Flaschen bis zur ersten
Verpflegung mitschleppen zu müssen. Aber entweder waren die Halter selbst
oder die Flaschen in den Haltern nicht fest genug montiert, so dass
reihenweise bei den ersten Streckenabschnitten auf den italienischen Straßen
mit Unebenheiten oder Schlaglöchern die Flaschen flogen. Ständig warnten
sich die Italiener vor diesen Hindernissen mit „Occhio, occhio“-Rufen.
Ich konnte nach der allgemeinen Sortiererei und einem kurzem, scharfem
Zwischensprint eine gute große Gruppe etwa ab Casarile erwischen (mit vielen
Vertretern des italienischen Parolin-Teams - grazie ragazzi per tutti). Die
Gruppe hielt einen guten 33/34er Schnitt, so dass man ausgezeichnet
mitrollen konnte. Die Italiener plapperten allerdings miteinander ohne
Unterlass …. Man hätte sicherlich noch zu einer schnelleren Gruppe am Anfang
aufschließen können, aber es warteten noch über 250 km auf uns, also hielt
ich mich hübsch zurück und fuhr mein Tempo innerhalb der Gruppe.
So
vergingen die ersten Stunden auf beinahe schnurgeraden Strassen Richtung
Süden. Wichtig war hier angesichts der bereits brennenden Sonne stets
ausreichend zu essen und zu trinken (dank des guten Tipps von Günter Kulessa
hatte ich vier Trinkflaschen dabei). Also musste man etwa alle 30 Minuten
einen halben Powerbar-Riegel essen und genügend trinken.
Am Horizont
baute sich bereits der Apennin auf, dem man aber dann durch den Schwenk der
Strasse gen Westen zunächst entging. Insgesamt waren die Strassen in einem
für Italien guten Zustand: Dennoch kam es dann und wann zu kollektivem
Aufatmen des Peloton, wenn eine Passage mit ganz frischem Asphalt erreicht
wurde.
In Castellania konnte ich kurz am Ortseingang einen Blick auf
das Schild mit dem italienischen Champion Fausto Coppi erhaschen. Nach Pavia
in Castareggio erfolgte dann der Schwenk nach Westen mit einem weiterhin
sehr angenehmen 33er Schnitt. Die Landschaft wurde jetzt abwechslungsreicher
und auch hügeliger. Es stellte sich allerdings bei mir, wie aber auch in der
Gruppe bei einigen Teilnehmern ein gewisser Blasendruck ein, den ich aber
erfolgreich ignorieren konnte, um die gute Gruppe nicht verlieren zu müssen.
Kurz vor dem Anstieg zum Passo di Turchino dann plötzlich und unerwartet ein
Stillstand des Peloton: Die italienische Staatsbahn verschaffte der gesamten
Gruppe die allseits ersehnte Pause, da eine Bahnschranke geschlossen war und
ein Zug durchfuhr. Blitzschnell waren alle Fahrer links und rechts
beschäftigt …
Im Anstieg zum Passo del Turchino musste ich an Erik
Zabel Worte denken, dass der Turchino ja kein richtiger Pass sei, da nur 532
m hoch. Für meine Begriffe war das angesichts der bereits in den Beinen
befindlichen Kilometer schon ein richtiger Pass, der am Schluss auch nicht
so richtig enden wollte. Aber auf einmal war der Tunnel ausgeschildert, nur
noch 100 Meter und man hatte es geschafft: Aus dem Tunnel heraus geschossen
und das Meer sehen! Das war ein unglaublicher Anblick und gleichzeitig eine
tolle Belohnung für die bisherigen Mühen. Die Abfahrt war einfach nur noch
super und ein reiner Genuss (auch wenn ich hinter einem langsameren Auto
fahren musste). Ich wusste bereits jetzt, dass ich in San Remo ankommen
würde, da ich mich nach wie vor gut gefühlt habe.
Genua mit seinen
Vororten (Voltri) war erschreckend hässlich; die bis dato bestehenden
Gruppen lösten sich dann infolge der Abfahrt und der Verpflegungsstationen
(die erste kam bei km 134) bedauerlicherweise auf, so dass man auf sich
allein gestellt war oder sein Glück in der Neubildung von Grüppchen
versuchte. Viele der Teams hatten eigene Begleitfahrzeuge dabei und
veranstalteten ihre eignen Verpflegungspausen. Die drei
Verpflegungsstationen waren vorbildlich ausgestattet (es gab überall Wasser,
Cola, Elektrolyt sowie Honigkuchen, Orangen, Zwieback, salzige Focaccia samt
moralischer Unterstützung).
Arenzano als kurzer Anstieg war ein
weiterer, fordernder Prüfungsabschnitt, der bewältigt werden musste. Der
dann folgende Anstieg nach La Magnie war dagegen für mich schon schlimmer,
so dass sich die ersten fühlbaren und dauerhaften Qualen einstellten.
Die Fahrt an der Küstenstrasse war einerseits traumhaft, da direkt an
der Sonne und am Meer zu fahren, andererseits habe ich gefühlte tausend Male
an Fußgänger-Überquerungen an der Küstenstrasse abbremsen müssen: Hunde,
Katzen, Kinder, Autos, Mopeds und gelangweilt dreinschauende
Strandschönheiten kreuzten den Verkehr ohne Rücksicht auf uns. Manchmal
wurde der Verkehr hektischer, der dann mehrere brenzliche Situationen
heraufbeschwor. Direkt links neben der Strasse lagen die Urlauber am Strand,
rechts lockten – erfolglos - die Restaurants mit ihren Plätzen in der Sonne.
Es roch und duftete mittags nach köstlichen Menüs mit frischem Fisch.
Ein leichter moralischer Durchhänger stellte sich bei 185 km ein, der
aber nach kurzer Zeit überwunden war („Pain is temporarily, quitting lasts
forever“). Die letzten 60 km bin ich dann alleine im harten Gegenwind mit
Stärke 4-5 gefahren; das Thermometer zeigte 30 Grad an.
Die Anstiege
an den drei berühmten Capos (Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta) gingen so
gerade noch, waren aber auch echte Willensprüfungen. Der Anstieg zum
berühmtem Ort Cipressa bei km 295 war für mein Gefühl superhart, steil und
lang, so dass ich gezwungen war, diesen Anstieg auf dem kleinsten
Kettenblatt (Dreier) zu bewältigen. Erste Anzeichen von Krämpfen in beiden
Oberschenkeln stellten sich ein, so dass ich die Belastung zurücknahm. Ich
habe jetzt noch mehr Respekt vor den Profis, die hier noch einmal
attackieren. Die Abfahrt von der Cipressa mit den aus dem Fernsehen
bekannten engen Kurven entschädigt dann aber wieder für die erlittenen
Anstrengungen.
Der Anstieg zum ebenso berühmten Poggio bei km 303
kurz vor San Remo war dann schon wieder auch wesentlich besser als
befürchtet zu überwinden. Wegen der Krämpfe musste ich diesen Anstieg
allerdings langsam angehen. An dieser Steigung überholten mich dann ein
Radler im blau-gelben Dress sowie Ulrich Zimmermann mit seinem Crossbike –
am Start noch geflachst und jetzt kurbelte er an einem vorbei. Da Ulrich in
seinem Bericht unbedingt wissen wollte, was man in dieser Situation so
denkt: Grenzenlose Begeisterung stellt sich sicherlich da nicht ein. Erster
Gedanke ist: „Das kann ja wohl nicht sein.“ Ich versuchte auch,
dranzubleiben und zu beißen, aber Ulrich war schlicht zu schnell - und ich
zu platt (daher Chapeau für Ulrichs Leistung!).
Schließlich hat es
ein Ende: Man rollt nach San Remo hinein – und hat es nach 11:43 Stunden
geschafft. Ein unglaubliches Gefühl stellt sich ein, da man im ersten Moment
gar nicht realisiert, dass man heute tatsächlich über 300 km mit dem Rad von
Mailand bis ans Meer gefahren ist.
Fazit:
Ich denke, dass ich
mich in erster Linie bei Günter Kulessa bedanken muss für die vorzügliche
Organisation der gesamten Fahrt. Dieser Tag wird insgesamt in meine
persönlichen Highlights eingehen, da alles Wesentliche aus meiner Sicht
perfekt geklappt hat (sturzfreies Ankommen, Zeit war absolut nachrangig).
Also ausdrücklich und nochmals "Lob in verschärfter Form".
Holger
„Banesto“